„Phibbah, one of Thistlewood´s favourite slaves, was so astute in her business transactions that she accumulated a great deal of cash. She bought and sold animals and goods, and occasionally lent sizeable sums to her master and owner.”
Diese Aussage, die ich in Vorbereitung auf ein Referat in James Walvins Buch „Black Ivory“ fand, weckte mein Interesse. Es war mir neu, dass Sklaven Handel treiben konnten, ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass damit scheinbar ein kleines Vermögen zu verdienen war. Teilweise schienen die Sklavenhalter in die Geschäfte ihrer Sklaven eingeweiht oder sogar daran beteiligt zu sein. Ziel meiner Arbeit ist es, herauszufinden, in wie weit Handel tatsächlich ein Bestandteil des Sklavenlebens war, womit gehandelt wurde, wer handelte u.s.w. Hier tat sich für mich eine völlig neue Welt auf, die mein bisheriges Bild des Plantagenlebens veränderte.
Von Phibbah inspiriert habe ich mich entschieden, mich bei der Recherche auf die karibische Region zu beschränken, und zwar zur Zeit des British Empire, also von der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bis zur Mitte des neunzehnten.
Inhalt
I. Einleitung
II. Die allgemeine Lebenssituation der Sklaven und ihre wirtschaftliche Lage
1. Die Bedeutung von Sklavenarbeit für das Empire
2. Das Leben der Sklaven auf der Zuckerrohrplantage
2.1. Allgemeine Lebenssituation
2.2. Sklavendorf und Küchengarten als zentrale Basis der internen Sklavenwirtschaft
III. Möglichkeiten der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage
1. Verdienstmöglichkeiten
1.1. Belohnungen, Entschädigungen und Geschenke
1.2. Diebstahl
2. Auf dem Markt
IV. Was konnte die Wirtschaft im Leben der Sklaven wirklich verändern?
V. Literaturverzeichnis
I. Einleitung
„Phibbah, one of Thistlewood´s favourite slaves, was so astute in her business transactions that she accumulated a great deal of cash. She bought and sold animals and goods, and occasionally lent sizeable sums to her master and owner.” [1]
Diese Aussage, die ich in Vorbereitung auf ein Referat in James Walvins Buch „Black Ivory“ fand, weckte mein Interesse. Es war mir neu, dass Sklaven Handel treiben konnten, ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass damit scheinbar ein kleines Vermögen zu verdienen war. Denn wie sonst hätte es Phibbah möglich sein können, Geld an ihren Herrn zu verleihen? Stellte Phibbah eine Ausnahme dar, oder konnte es sein, dass es Sklaven generell erlaubt war, Handel zu treiben? Geht man einmal davon aus, dass die Möglichkeit des Handels nicht nur in Ausnahmefällen gegeben war, so führt dies zu einer Reihe weiterer interessanter Fragen: Wer durfte handeln? Phibbah war, wie ich im weiteren Verlauf herausfand, eine weibliche Sklavin auf der Worthy Park Plantage auf Jamaica. War Handel begrenzt auf ein bestimmtes Geschlecht oder eine bestimmte Region?
Wo wurde gehandelt und womit? Das Zitat erwähnt Tiere und „Güter“, ohne dies jedoch weiter zu spezifizieren. Und woher erhielten die Sklaven ihre die Handelswaren?
Ein weiterer Aspekt dieses Themas ist die Frage, in wie weit die Sklavenhalter in die Geschäfte ihrer Sklaven eingeweiht oder sogar daran beteiligt waren. Da Phibbah Geld an ihren Herrn verliehen hat, muss dieser von ihren Aktivitäten gewusst haben und damit einverstanden gewesen sein. War das in jedem Fall so? Und welches Motiv hatten die Plantagenbesitzer, ihren Sklaven so viel Freiheit und Unabhängigkeit zu erlauben? Mussten sie nicht befürchten, dass der Handel letztendlich zu Flucht oder Widerstand führen könnte? Wem erlaubten sie diese Freiheit? Und zu welchen Veränderungen führte die verbesserte wirtschaftliche Lage in Bezug auf die Lebensumstände der schwarzen Sklaven?
Von Phibbah inspiriert habe ich mich entschieden, mich bei der Antwortsuche auf meine Fragen auf die karibische Region zu beschränken, und zwar zur Zeit des British Empire, also ca. von Mitte des siebzehnten Jahrhunderts bis Mitte des neunzehnten.
Zwei Bücher schienen mir als Grundlage für meine Arbeit am geeignetsten zu sein: Zum einen das Buch „Black Ivory – Slavery in the British Empire“ von James Walvin. Der Autor beschreibt darin ausführlich alle Stationen, die das Leben schwarzafrikanischer Sklaven üblicherweise charakterisierten. Wichtig waren für mich vor allem die Kapitel über das Arbeitsleben, in denen Walvin einen Überblick über den Tagesablauf der Sklaven vermittelt, sowie ihre Lebenssituation genauer beleuchtet.
Für den zweiten Teil meiner Arbeit lieferte mir besonders Roderick McDonald´s Buch „The economy and material culture of slaves: goods and chattels on the sugar plantations of Jamaica and Louisiana“ die wichtigsten Informationen und Antworten auf die meisten meiner Fragen.
Entsprechend der von mir ausgewählten Lektüre entschied ich mich, zunächst auf das Alltagsleben der schwarzen Sklaven einzugehen, ihre Arbeits- und Freizeiten zu untersuchen und dabei vor allem den wirtschaftlichen Hintergrund im Auge zu behalten. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, welche Besitzverhältnisse vorhanden waren und auf welcher Basis sie entstanden. Im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit werde ich genauer darauf eingehen, welche Möglichkeiten es für die Sklaven gab, zu Besitz zu kommen und welche Rolle dabei ihre Herren spielten. Zentral ist der Handel auf dem Markt, der die wichtigste Bühne der internen Sklavenwirtschaft war.
Ich habe zu Beginn viele Fragen gestellt und werde sie alle im Folgenden beantworten. Im Mittelpunkt steht jedoch stets eine einzige Vermutung, die ich habe, und für deren Wahrheitsgehalt ich Belege anführen werde: In den meisten landläufigen Werken, die das Leben der schwarzen Sklaven behandeln, steht deren Leid und die unerträgliche Härte ihres Lebens im Vordergrund, sodass, wie ich glaube, nicht nur bei mir der Eindruck entstand, das Sklavenleben bestünde ausschließlich aus harter Arbeit, grausamer Bestrafung, Vergewaltigung und dem beständigen Wunsch des Sklaven nach Freiheit.
Erst durch oben angeführtes Zitat stellte sich mir die Frage, ob es neben den genannten Grausamkeiten auch noch ein anderes Leben geben konnte, ein Leben, in dem es dem Sklaven in gewissen Grenzen möglich war, seine Situation aktiv selbst zu gestalten und zu verbessern, in dem er die Freiheit hatte, auf Märkte zu gehen und Gewinne zu machen, um wiederum damit seine Familie besser zu ernähren, ein Leben, in dem der Sklavenhalter das Eigentum seines „Eigentums“ akzeptierte, Besitzverhältnisse sogar unterstützte und in dem der Sklave weit mehr Möglichkeiten zur Selbstbestimmung hatte, als uns entsprechende Werke Glauben machen wollen. .
II. Die allgemeine Lebenssituation der Sklaven und ihre wirtschaftliche Lage
1. Die Bedeutung von Sklavenarbeit für das Empire
„The Gang of Negroes is the Planter´s riches: the attention and care of them was one means that enabled our ancestors to settle and cultivate their Estates with such succsess.”[2] (Ezekiel Dickinson)
Die karibischen Inseln gehörten von ca.16.30 bis in die 60er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts[3] zum British Empire. Nachdem zunächst der Tabakanbau das Hauptaugenmerk der Briten auf sich zog, wurde bald klar, das Zucker das bei weitem profitablere Gut darstellte. Dabei hatten die Zuckerplantagen einen Größenunterschied, der zwischen 80 und 2000 acres lag, was ca. 300 bzw. 8000 km² entspricht[4]. Um diese Fläche zu bearbeiten, wurden zwischen 40 und 500 oder mehr Arbeitskräfte benötigt.
Anbau und Verarbeitung von Zuckerrohr gehört zu den schwierigsten Arbeiten auf einer Plantage, die Zuckerrohrplantage ist zum Teil Farm und zum Teil Fabrik. Nachdem das Zuckerrohr auf dem Feld gepflanzt und geerntet wurde, wird daraus in der Zuckerfabrik in einem komplizierten Verfahren der Zucker extrahiert. Die Umstellung der Plantagen von Tabak oder Baumwolle auf das profitablere Zuckerrohr, die in den 1660er Jahren stattfand, veränderte somit die gesamte Gesellschaftsstruktur. Aufgrund der vielen Arbeitskräfte, die für die Zuckerverarbeitung benötigt wurden, gewann der Anbau dieses Produkts erst mit dem vermehrten Import von afrikanischen Sklaven an Bedeutung. So brachte die Royal African Company zwischen 1674 und 1686 bis zu 8.000 Sklaven auf die Leeward- Inseln[5]. Auch die Anzahl der Plantagen hatte sich enorm verändert:. Während beispielsweise auf Barbados im Jahre 1650 etwa 300 Plantagen existierten, waren es nur zwanzig Jahre später bereits 900 Stück. Einen ähnlich sprunghaften Anstieg erlebte Jamaica, das zwischen 1671 und 1684, also während nur 13 Jahren, die Anzahl der Plantagen von 146 auf 690 vervielfachte. Dabei hatte eine mittelgroße Plantage etwa 600 acres[6].
Bald überstieg der schwarze Bevölkerungsanteil den weißen um ein Vielfaches auf allen westindischen Inseln. Viele Afrikaner überlebten die ersten drei Jahre nach der Verschiffung aus ihrer Heimat in die Kolonien nicht. Die gerade überstandenen Strapazen und die harte Feldarbeit waren für eine hohe Sterberate verantwortlich. Hinzu kam, dass es aufgrund des Mangels an schwarzen Frauen und der widrigen Lebensumstände nur wenige Geburten gab[7]. Der Verlust musste also beständig durch den Import von neuen Sklaven ausgeglichen werden. Und je mehr Sklaven es gab, desto mehr steigerte sich auch die Zuckerproduktion. Dies lässt sich am Beispiel von Jamaica verdeutlichen: Während es auf der Insel um 1700 etwa 42.000 schwarze Sklaven gab und 4.874 Tonnen Zucker produziert wurden, waren es 48 Jahre später 17.399 Tonnen Zucker bei einer schwarzen Bevölkerung von 118.100 Menschen. Sklaven waren für die britische Bevölkerung auf den westindischen Inseln von existentieller Bedeutung. Nur mit ihrer Hilfe war die arbeitsintensive Zuckergewinnung überhaupt möglich, die den persönlichen Wohlstand ebenso wie die britische Wirtschaft insgesamt so erheblich förderte. Von britischem Standpunkt aus konnte das gesamte, sorgfältig ausbalancierte System vom Export der auf den Plantagen angebauten Produkte, dem wirtschaftlichen Wohlstand und der damit verbundenen Vorherrschaft auf den westindischen Inseln, der Tür zum amerikanischen Festland, ohne den Besitz afrikanischer Sklaven nicht aufrecht gehalten werden. Die Sklaven waren die Basis, auf der die Briten in den Kolonien standen, und deshalb von essentieller Bedeutung für sie alle. Und viele Pflanzer waren sich dessen bewusst.
2. Das Leben der Sklaven auf der Zuckerrohrplantage
2.1. Allgemeine Lebenssituation
„ All who can be of any service in the plantation are put to some occupation or other. All have something to do, except diseased people and cripples.”[8]
(Newton Papers 523/288)
Das Leben auf einer Zuckerrohrplantage unterschied sich in Bezug auf den Tagesablauf erheblich von dem auf anderen Plantagen. Zuckerrohr hat einen Wachstumszyklus von 14-18 Monaten. Dieser Zyklus bestimmte den Tagesablauf der Sklaven. Die Zeit gliederte sich nicht in Jahre oder Jahreszeiten, sondern in eine Zeit des Pflanzens und Betreuens des Zuckerrohrs, und in eine Zeit der Ernte und Herstellung von Zucker und Rum, auf die wiederum eine Zeit des Pflanzens folgte und so weiter. Während der Pflanzzeit wurde vor allem tagsüber auf dem Feld gearbeitet, die Erntezeit war durch die zusätzliche Arbeit in der Zuckermühle, die nachts, nach der regulären Feldarbeit stattfand, ungleich arbeitsintensiver[9]. Der übliche Tagesablauf während der Pflanzzeit sah folgendermaßen aus[10]: Morgens gegen vier Uhr gab der Aufseher das Signal zum Aufstehen. Diesem Aufruf mussten die Sklaven jeden Tag, außer sonntags, folge leisten. Bei Dämmerung hatten sie arbeitsfertig auf dem Feld zu stehen. Das war in der Regel gegen fünf oder sechs Uhr morgens. Gewisse Aufgaben, sogenannte „before-day-jobs“, mussten vor der Feldarbeit getan werden, sie dauerten zwischen einer und zwei Stunden. Dazu gehörte beispielsweise das Füttern von Vieh.
Die Feldarbeit dauerte von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Es gab eine halbe Stunde Frühstückspause gegen neun Uhr. Das mitgebrachte Frühstück wurde am Arbeitsplatz eingenommen. Die Mittagspause nahm etwa zwei Stunden ein und wurde zum Essen, Ruhen oder für die Arbeit im eigenen Garten des Sklaven verwendet. Nach dem Mittag musste die Arbeit ohne weitere Unterbrechungen bis Sonnenuntergang fortgesetzt werden. Bevor der Tag jedoch vorüber war, gab es noch diverse andere Arbeiten auf der Plantage zu erledigen, die den „before-day-jobs“ ganz ähnlich waren, wie beispielsweise Ställe ausmisten und Gras für das Vieh sammeln. Erst danach war der Arbeitstag des Feldsklaven vorüber. Er hatte von morgens um fünf bis abends um sieben auf dem Feld gearbeitet und zusätzlich noch andere Arbeiten erledigt. Zieht man die etwa zweieinhalb Stunden Pause davon ab, so ergibt sich eine Arbeitszeit von dreizehneinhalb Stunden am Tag, sechs Tage die Woche - während der Pflanzzeit[11].
[...]
[1] WALVIN, James: Black Ivory. Slavery in the British Empire. Oxford, 2001. S. 72.
[2] Roderick McDonald: The economy and material culture of slaves. Goods and chattels on the sugar plantations of Jamaica and Louisiana. Louisiana, 1993. S. 16.
[3] Hilary Beckles: A history of Barbados. From Amerindian Settlement to nation-state. Camebridge, 1990. S. 202.
[4] Richard Sheridan: The Formation of Caribbean Plantation Society 1689-1748, In: The eighteenth century, Oxford, 2001. S. 395
[5] Ebd., S. 395
[6] James Walvin: Black Ivory. S. 61.
[7] Sheridan: Caribbean Plantation Society, S. 405.
[8] Jerome S. Handler/Frederick W. Lange: Plantation Slavery in Barbados. An archaeological and historical investigation. London, 1978. S. 75.
[9] Roderick McDonald: Material Culture. S. 8.
[10] James Walvin: Black Ivory. S.84.
[11] Roderick McDonald: Material Culture. S. 9.
- Citar trabajo
- Davina Nweze (Autor), 2005, Die Sklaven und der Markt - Handel unter Sklaven, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41664
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