Blickt man auf die vergangenen zehn Jahre zurück, stellen wir fest, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise, sowie die europäische Schuldenkrise die öffentliche, politische und auch die ökonomische Debatte dominierten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) wurde zu einem der am kontroversesten diskutierten Elemente dieser Debatte. Von Anfang an war der IWF an den finanziellen Rettungspaketen und wirtschaftlichen Anpassungsprogrammen in einigen südeuropäischen Staaten beteiligt und ist es bis zum aktuellen Zeitpunkt geblieben. Im Blickfeld der zahlreichen Kritiker steht seither die Annahme, die vom IWF und seinen europäischen Partnern getroffenen Maßnahmen folgten einer Austeritätspolitik, die eine vom IWF und internationalen Organisationen vertretenen neoliberalen Weltanschauung umsetzen soll.
Aktuelle neogramscianisch orientierte Krisenanalysen formulieren die These, dass die Wirtschafts - und Finanzkrise auch eine Krise des Neoliberalismus sei. Diese Arbeit geht davon aus, dass Ideologien und Paradigmen in Internationalen Organisationen und Institutionen eine zentrale Rolle spielen d.h. Handlungsmuster, Macht und Hegemoniekonstellationen beeinflussen. Mithilfe des Neogramscianismus können innerstaatliche, aber auch internationale institutionelle Macht- und Hegemonieverhältnisse untersucht werden. Darüber hinaus lassen sich unter Einnahme der neogramscianischen Perspektive das Zustandekommen von gesellschaftlichem und internationalem Konsens und der Prozess der Aneignung, Verbreitung und Durchsetzung von Ideologien analysieren, sowie die Bedeutung und den Einfluss gesellschaftlich dominierender Klassen in diesem Prozess verstehen. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel die Rolle des IWF in Wirtschafts- und Finanzkrisen, und vor allem die Entwicklung der Interpretation seiner Rolle anhand der Asienkrise und der europäischen Wirtschafts- und Finanzkrise, unter Einbezug der neogramscianischen Theorie kritisch zu analysieren. Die Asienkrise und die europäische Wirtschafts- und Finanzkrise bieten die Möglichkeit, das Wirken des IWF und seiner Politik, sowie eine mögliche Paradigmentreue im Sinne der neoliberalen Wirtschaftstheorie anhand zweier für die Weltwirtschaft und die Weltöffentlichkeit, elementarer Krisen zu beurteilen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung und Fragestellung
2. Die Gramscianische Theorie
2.1 Gramscis Werk und Ideen im aktuellen Kontext
2.2 Der Gramscianische Hegemoniebegriff
2.3 Staat, Ideologie und Zivilgesellschaft
2.4. Historischer Block
3. Der IWF in neogramscianischer Perspektive
3.1 Der IWF: Aufgaben, Struktur und historische Entwicklung
3.2.Der Washington Consensus
4. Neogramscianische Theorien und Konzepte empirisch erfassbar: Die Rolle des IWF in Wirtschafts־ und Finanzkrisen
4.1 Die Rolle des IWF in der Ostasienkrise
4.2 Die Rolle des IWF in der europäischen Schuldenkrise am Beispiel Griechenlands
5. Fazit und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
- Arbeit zitieren
- Karla Ks (Autor:in), 2015, Der Internationale Währungsfonds aus neogramscianischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/416186
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