„Die beratene Gesellschaft“ – schaut man sich die breitgefächerte Beratungslandschaft an, bemerkt man schnell die Richtigkeit dieser These: Die Beratungsbranche ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, damit einhergehend eine Dichotomie von professionellen und semiprofessionellen Beratungsangeboten. Das Paradoxon der expandierenden Beratungsangebote und -typen: Sie wollen Orientierung und Hilfestellung geben und fördern doch durch ihre Omnipräsenz eine gewisse Orientierungslosigkeit. Wie kann man sich nun dem Phänomen Beratung nähern?
Die Vielfältigkeit der Erscheinungsformen von Beratung erschwert das Generieren einer soziologischen Theorie zur Beratung. Die Literatur zum Thema beschränkt sich oftmals auf die Berater-Perspektive, gepaart mit einem betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt mit Fokus auf Wettbewerb und Marketing. Eine soziologisch sinnvolle Betrachtungsweise ist eine Analyse des Beratungshandelns. Die Analyse der Handlungen und Interaktionen von Klient und Berater ermöglicht ein Verständnis des Phänomens, qua Entschleierung typischer Verhaltensmuster. Die zu offenlegenden Abläufe im Beratungsprozess geben Hinweise über Macht und Funktion in modernen Gesellschaften.
Der Fokus dieser Arbeit stellt die Berater-Klienten-Beziehung dar sowie das damit verbundene soziale Handeln und die Interaktion. Dabei wird versucht, das Verhalten der beiden Parteien interdependent zueinander zu betrachten. Wichtige Fragestellungen hierbei sind: Wie handeln Akteure? Warum handeln Akteure in bestimmter Art und Weise? Und welche Faktoren beeinflussen den Beratungsprozess entscheidend? Die folgenden zwei Beratungsansätze ermöglichen eine Analyse von organisationalem Handeln: Der organisationssoziologische Ansatz von Michel Crozier und Erhard Friedberg nimmt die Machtbeziehungen und ihre Funktionsweise in den Blickwinkel, während Argyis und Schön sich auf die den Handeln zugrunde liegenden Annahmen der Akteure, sowie deren Auswirkungen auf organisationalen Wandel beschränken. Für den interaktionsorientierten Schwerpunkt dieser Arbeit erschien der Ansatz von Crozier und Friedberg als geeigneter.
Inhalt
1 Einleitung
2 Was ist Beratung? – Zur Struktur und gesellschaftlichen Funktion
3 Im Feld der Personalberatung
3.1 Problematik des Begriffsverständnisses: Personalberatung als Teil der Organisationsberatung?
3.2 Professionalisierungsfrage und Skizzierung des Aufgaben- und Dienstleistungsspektrums
4 Der organisationssoziologische Ansatz von Crozier und Friedberg
4.1 Überblick
4.2 Der Machtbegriff aus Sicht des Akteurs
4.3 Macht und Organisation
4.4 Der Spiel- und Strategiebegriff
4.5 Die vier Machtquellen
4.6 Macht- und Tauschbeziehungen
5 Wie ist das Beratungshandeln zwischen Berater und Klienten in der Personalberatung zu erklären? Eine Analyse anhand einer zu besetzenden Vakanz als „Software-Entwickler Mobile (w/m)“
5.1 Akteure/Akteurinnen
5.2 Machtbeziehungen
5.3 Funktionsweise der Machtbeziehungen
6 Kritik und Fazit
7 Literaturverzeichnis
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