In der Zeit nach Muhammads Tod im Jahr 632, sah sich die islamische Welt mit dem Problem beauftragt, die Nachfolge des Propheten zu regeln, da dieser selbst keine Regelung festgelegt hatte.
Viele Anhänger Muhammads, vor allem in Medina, konnten zunächst nicht glauben, dass der Prophet gestorben war. Alte Gegensätze drohten wieder aufzubrechen. In den verschiedenen Vorstellungen, wie der Nachfolger des Propheten zu wählen ist, spiegelten sich auch verschiedene politische und religiöse Interessen wieder.
Dass die islamische Welt nicht gleich nach dem Tod Muhammads zerbrach, war zunächst einer kleinen Gruppe der engsten Vertrauten und Wegbegleiter Muhammads zu verdanken, die Abu Bakr an die Spitze der islamischen Gemeinde brachten. Er und sein Nachfolger Omar schafften es die Theokratie zu stärken und das islamische Reich weiter auszudehnen. Allerdings lagen schon in der Wahl Abu Bakr als Chalif, und dem Übergehen Alis, die Wurzeln für das spätere Schisma der Umma in den schiitischen und sunnitischen Islam im Jahre 680.
Abu Bakr (632 – 634) und Omar (634 – 644) stärkten das islamische Reich durch geschickte Reformen im Verwaltungs- und Finanzbereich und konnten so die unterschiedlichen Interessengruppen bündeln. Auch hatten sie die dazu gehörige starke Persönlichkeit, die ein solches Amt fordert. Diese Fähigkeiten hatte deren Nachfolger Uthman allerdings nicht mehr. Er wusste sich nur dadurch zu helfen, indem er die wichtigsten Stellen mit Mitgliedern seines Klans besetzte, was Unmut in der islamischen Gemeinde hervorrief und erneut die Frage aufbrachte, inwieweit Uthman als Chalif legitimiert war, bzw. unter welchen Kriterien der Chalif zu wählen sei.
Als es nach der Ermordung Uthmans endlich Ali schaffte als Chalif gehuldigt zu werden, brachen die Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Interessengruppen wieder in vollem Umfang auf. Viele verweigerten die Huldigung Alis und rebellierten z.T. offen gegen ihn. In dieser Zeit kam es zu Ausbildung verschiedenster Ansichten über die Wahl des Chalifen und somit auch zur Bildung verschiedenster islamischer Gruppen. Eine dieser Gruppen waren die Charigiten, welche die Ansicht vertraten, dass nur derjenige Chalif werden kann, welcher der Frömmste aus der Gemeinde war und wenn es ein schwarzer Sklave wäre.1 Fester Bestandteil der Argumentation der Charigiten war auch die Überzeugung, dass nur Gott allein diese Wahl treffen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herkunft der Charigiten
- Die politische Situation unter Uthman und Ali
- Die Abspaltung der Charigiten
- Theologie und Moral
- Allgemeine Ansichten
- Fundamentalismus und religiöser Mord
- Die Ibaditen
- Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung und Entwicklung der Charigiten, einer frühen islamischen Gruppe, die sich im 7. Jahrhundert von der sunnitischen Mehrheit abspaltete. Die Arbeit beleuchtet die politischen und religiösen Gründe für die Abspaltung der Charigiten, analysiert ihre theologischen und moralischen Dogmen und untersucht die Auswirkungen ihrer radikalen Ansichten auf die islamische Welt.
- Die politische Situation im frühen Islam nach dem Tod Muhammads
- Die theologischen und moralischen Ansichten der Charigiten
- Der Einfluss der Charigiten auf die islamische Gesellschaft und Politik
- Die Rolle der Ibaditen als gemäßigte Abspaltung der Charigiten
- Die Bedeutung der Charigiten für die Entwicklung der islamischen Theologie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der Nachfolge Muhammads nach seinem Tod im Jahr 632 dar und erläutert die verschiedenen politischen und religiösen Interessen, die in den verschiedenen Vorstellungen von der Nachfolge des Propheten zum Ausdruck kamen. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen, die die islamische Welt in dieser Zeit zu bewältigen hatte, und die Rolle von Abu Bakr, Omar und Ali in der Festigung des islamischen Reiches.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Herkunft der Charigiten. Es analysiert die politische Situation unter Uthman und Ali und die Gründe für die Abspaltung der Charigiten von der sunnitischen Mehrheit. Die Arbeit beleuchtet die politischen und religiösen Motive der Charigiten und ihre Rolle in den frühen islamischen Bürgerkriegen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Theologie und Moral der Charigiten. Es beschreibt ihre allgemeinen Ansichten, die Betonung des Korans und der Tradition Muhammads als Grundlage für Staat und Gesellschaft sowie ihre radikale Ablehnung von Kompromissen in religiösen Fragen. Das Kapitel beleuchtet auch den fundamentalistischen Charakter ihrer Ansichten und die Rolle des religiösen Mordes in einigen charigitischen Gruppen.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Ibaditen, einer gemäßigten Abspaltung der Charigiten. Es beschreibt die Unterschiede zwischen den Ibaditen und den radikaleren charigitischen Gruppen, die Betonung des Friedens und der Vernunft sowie die politische und religiöse Bedeutung der Ibaditen in Oman und Nordafrika.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Charigiten, den frühen Islam, die Nachfolge Muhammads, die islamische Theologie, die politische und gesellschaftliche Bedeutung der Charigiten, Fundamentalismus, religiöser Mord, die Ibaditen und die Entwicklung der islamischen Theologie.
- Quote paper
- Marko Tomasini (Author), 2004, Die Frage nach der rechtmäßigen Nachfolge des Propheten - Theologie und Bedeutung der Charigiten im 7. und 8. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41557
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