Das Kerngebiet des Königreichs Pontus ist eine an der Nordküste Kleinasiens gelegene Landschaft, die manchmal auch „Kappadokien am Pontus“ genannt wird. Es handelt sich dabei um einen schmalen Streifen Flachland an der Küste von zum Teil nur wenigen Kilometern Breite, ansonsten gibt es überwiegend Bergland. Die Flüsse sind nur in ihren Mündungsbereichen schiffbar, so daß sie nicht zu den wichtigsten Transportwegen im Landesinneren gehörten. Die unmittelbaren Nachbargebiete sind Paphlagonien und Galatien im Westen, Kappadokien im Süden, sowie Armenien im Osten.
An größeren Siedlungen gab es vor allem griechische Städte an der Schwarzmeerküste, die ehemals autonome Stadtstaaten bildeten. Zur Zeit der maximalen Ausdehnung des pontischen Herrschaftsbereiches zählten hierzu als Wichtigste die Hauptstadt Sinope, Amastris, Amisus, Cotyora, Pharnakeia und Trapezus. Einige weitere Städte lagen im Binnenland, so z. B. Amaseia, das die erste Hauptstadt von Pontus war, Zela, Mazaca und Cabeira.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
a) Geographische Gegebenheiten
b) Ethnische Zusammensetzung und kulturelle Interaktion
II. Pontische „Frühgeschichte“
a) Ursprung des Mithradatischen Herrscherhauses
b) Historischer Abriß von der Gründung bis zum ersten Zusammentreffen mit Rom
III. Pontische Politik im Verhältnis mit Rom bis zu Mithridates VI.
a) Erste Kontakte mit Rom unter Pharnaces I.
b) Pontische Könige als Freunde und Verbündete Roms
IV. Literatur
I. Einleitung
a) Geographische Gegebenheiten
Das Kerngebiet des Königreichs Pontus ist eine an der Nordküste Kleinasiens gelegene Landschaft, die manchmal auch „Kappadokien am Pontus“ genannt wird. Es handelt sich dabei um einen schmalen Streifen Flachland an der Küste von zum Teil nur wenigen Kilometern Breite, ansonsten gibt es überwiegend Bergland. Die Flüsse sind nur in ihren Mündungsbereichen schiffbar, so daß sie nicht zu den wichtigsten Transportwegen im Landesinneren gehörten. Die unmittelbaren Nachbargebiete sind Paphlagonien und Galatien im Westen, Kappadokien im Süden, sowie Armenien im Osten.
An größeren Siedlungen gab es vor allem griechische Städte an der Schwarzmeerküste, die ehemals autonome Stadtstaaten bildeten. Zur Zeit der maximalen Ausdehnung des pontischen Herrschaftsbereiches zählten hierzu als Wichtigste die Hauptstadt Sinope, Amastris, Amisus, Cotyora, Pharnakeia und Trapezus. Einige weitere Städte lagen im Binnenland, so z. B. Amaseia, das die erste Hauptstadt von Pontus war, Zela, Mazaca und Cabeira.
b) Ethnische Zusammensetzung und kulturelle Interaktion
Die pontische Bevölkerung ist als heterogen anzusehen, wobei sich grundsätzlich zwei Elemente von einander abgrenzen lassen: eine griechische Stadtbevölkerung an der Küste und eine dagegen meist orientalisch geprägte Landbevölkerung. Diese bestand aus den anatolischen Stämmen, die dort ansässig waren einerseits, andererseits ist auch eine persische Kolonisation während der Perserherrschaft belegt.
Die griechischen Kolonien an der Küste waren in den ersten Jahrhunderten nach ihrer Gründung eher isolationistisch orientiert, wobei es dennoch vereinzelt Belege für eine Interaktion mit der Bevölkerung des Hinterlandes, wie z. B. die Versklavung einzelner einheimischer Stämme. Sonst aber unterhielt man nur wenige Kontakte zum Hinterland, sondern konzentrierte sich mehr darauf, über den Seeweg Handel mit anderen griechischen Poleis zu treiben. Demgemäß gibt es auch kaum Vermischung der Bevölkerungsgruppen bis ins 1. Jahrhundert v. Chr.; trotzdem sind im Binnenland durchaus griechische Einflüsse faßbar, wie z. B. in der Architektur vorpontischer Felsgräber von anatolischen Stammesfürsten. Andererseits sind persische und anatolische Einflüsse durchaus greifbar. Sie äußern sich in der Verehrung nichtgriechischer Gottheiten, wie z. B. Men Pharnacou in Cabeira oder drei pers. Götter (Anaitis, Omanus und Anadatus) in Zela, bzw. deren Umdeutung (Zeus Stratios wird als Erscheinungsform des Ahuramazda gedeutet). Als nichtgriechischer Einfluß ist auch das Auftreten anatolischer Personennamen in den Städten mit überwiegend griechischer Einwohnerschaft zu werten.
II. Pontische „Frühgeschichte“
a) Ursprung des Mithradatischen Herrscherhauses
Die pontische Propaganda kennt zwei Abstammungslinien. Zunächst gibt es eine imaginäre persische Linie, deren Ahnherr einer der sieben Perser, die den Usurpator Gaumata töteten, ist. Die Herrschaft über das pontische Gebiet wurde demnach als Belohnung vom Großkönig verliehen. Manchmal werden sogar Kyros oder Dareius I. als Vorfahren genannt. Die Überlieferung kennt aber auch eine makedonische Linie, deren Ahnherren Seleukos I. oder Alexander d. Gr. selbst sind. Nach Ed. Meyer ist dies alles jedoch nur als Propaganda anzusehen, denn Pontus war unter der persischen Herrschaft kein eigenständiges Reich. Zudem werden solche Stammbäume erst recht spät herausgestellt.
Wahrscheinlicher ist nun folgende Abstammung: Die in den Quellen nachweisbaren Vorfahren des pontischen Herrscherhauses sind persische Satrapen in Kleinasien. Auf Mithradates I., der bis 362 v. Chr. Satrap von Kios und Arrhina war, gibt es nur wenige Hinweise. Er ist vielleicht als Freund Kyros des Jüngeren bei Xenophon erwähnt. Ariobarzanes, ein weiterer kleinasiatischer Satrap des Großkönigs, beherrschte ebenfalls bis 362 v. Chr. Phrygien. Er rebellierte gegen den persischen Großkönig, wurde jedoch nach dem Verrat eines nicht näher bestimmbaren Mithradates gefangengesetzt und gekreuzigt. Ein weiterer Ariobarzanes ist als Satrap von Phrygien zwischen 362 und 337 v. Chr. bekannt und war möglicherweise ein Sohn des ersteren. Mithradates II. von Kios und Arrhina (geboren 386 v. Chr.) herrschte von 337-302 v. Chr. über dies Gebiet. Er war vielleicht ein Sohn Mithradates I. und der Verräter des ersten Ariobarzanes. Mithradates II. geriet 302 v. Chr. unter Verdacht, sich mit Kassandros gegen Antigonos verschworen zu haben und wurde nahe Kios getötet.
b) Historischer Abriß von der Gründung bis zum ersten Zusammentreffen mit Rom
Mithradates III. wurde als Satrap Nachfolger Mithradates II. von Kios, war aber ebenfalls unter Verdacht der Verschwörung gegen Antigonos und floh nach Warnung nach Paphlagonien. Dort regierte er von 302-266 v. Chr. und gründete nach der Flucht zunächst die Festung Cimiata in den Bergen der Landschaft Olgassys. Er konnte relativ ungehindert nach Osten expandieren, da die Diadochen zu jener Zeit anderweitig beschäftigt waren. Die genaue Abgrenzung seines Herrschaftsgebietes muß aber einstweilen unklar bleiben. 281 v. Chr. fand die offizielle Gründung des Königreiches von Pontus und die Annahme der Königswürde durch Mithradates III. statt. Er nahm damit auch den Beinamen Ktistes (der Gründer) trug und war seitdem Mithradates I. Ktistes von Pontus.
Um 281 v. Chr. datiert auch die Gründung der sogenannten „Northern League“ durch die Poleis Byzantium, Chalcedon, Heracleia, Tieium und Cierus, die sich hauptsächlich gegen die wachsende seleukidische Intervention im Nordosten Kleinasiens wandten. Später (nach 278/277 v. Chr.) schlossen sich diesem Bündnis auch die Galater (keltische Stämme, die bis nach Kleinasien gelangten; die keltischen Wanderungen sind vor allem archäologisch nachweisbar) an. Mithradates I. ist als Verbündeter belegt, ob er dies aber schon von Anfang an war, ist ungewiß. Im Jahr 281 v. Chr. jedenfalls ist ein Sieg über den seleukidischen General Diodorus überliefert, wobei Mithradates wahrscheinlich der Sieger war und die Annahme der Königswürde möglicherweise ein Resultat dieses Sieges. Dies aber ist nicht unbedingt als Beleg für ein Bündnis der „Northern League“ mit Pontus zu dieser Zeit zu werten. Dagegen spricht auch die Konkurrenz der Polis Heracleia mit Pontus um den Besitz der Stadt Amastris an der Küste, die vom seleukidischen Statthalter Eumenes 280 v. Chr. an Ariobarzanes, den Sohn Mithradates I. Ktistes übergeben wurde und damit die erste pontische Besitzung an der Küste bildete. Ebenfalls ein Argument gegen ein Bündnis zu einem solch frühen Zeitpunkt ist, daß im 1. Syrischem Krieg Pontus sowie die Galater mit dem seleukidischen König Antiochos gegen Ptolemaios Philadelphos, den Unterstützer der„Northern League“ kämpften. Die mit Mithradates verbündeten Galater siegten über die ägyptischen Truppen und trieben sie ins Meer. Es sind somit zwei Tendenzen der pontischen Außenpolitik unter Mithradates I. Ktistes erkennbar: einerseits gibt es klare Bestrebungen, keine äußere Einmischung in Pontus zuzulassen, andererseits fand eine Anlehnung die an Seleukiden seit Mitte der 270er Jahre statt.
[...]
- Quote paper
- Magister Artium Christian E. Schulz (Author), 2004, Das Königreich Pontus bis zum Herrschaftsantritt Mithridates VI. Eupator, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41430
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.