Die noch junge deutsche Republik hatte seit dem Zeitpunkt ihrer Ausrufung 1918 mit scheinbar unlösbaren Problemen zu kämpfen: Militärisch besiegt, wirtschaftlich am Boden, innerlich zutiefst gespalten, lag sie in ständiger Gefahr eines Bürgerkrieges. Auch außenpolitisch stand die Republik von Weimar auf schwankendem Boden. Als Verlierer des Weltkrieges wurde Deutschland unter den Nationen isoliert. Zudem erwiesen sich die harten Bestimmungen, die dem Deutschen Reich im Versailler Vertrag auferlegt wurden als fast unlösbar: Schmerzhafte Gebietsabtretungen, der Verlust aller Kolonien und der gesamten Handelsflotte, sowie die horrenden Reparationszahlungen schwächten das vom Krieg gezeichnete Deutschland weiter und stärkten das in der Bevölkerung verbreitete Bild des „Diktats von Versailles“. Es wurde somit zum Hauptziel der deutschen Außenpolitik, die Bestimmungen des Versailler Vertrages soweit wie möglich zu revidieren und das Deutsche Reich aus seiner Isolation zu befreien. Die neuen Westgrenzen ließen mit Blick auf Frankreich keine Möglichkeit der Revision zu. Im Osten hingegen konnte zumindest das Planspiel einer Grenzkorrektur in Erwägung gezogen werden. Das Deutsche Reich hatte nach den Bestimmungen von Versailles weitreichende Gebiete im Osten an das wiedergegründete Polen verloren. Der Verlust dieser Gebiete wurde von breiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit als Schmach wahrgenommen. Man sah sich durch das von Frankreich unterstützte Polen bedroht, wenn nicht gar ausgeliefert. Eine Überwindung dieser Schmach und ein Ende der gefühlten Bedrohung durch Polen herbeizuführen, wurden somit zur Triebfeder der deutschen Ostpolitik. Welche Maßnahmen die deutsche Politik bezüglich einer solchen Revision der Ostgrenzen traf und welche Auswirkungen diese Politik auch auf die Polen hatte, soll in der vorliegenden Arbeit erläutert werden. Um diese Fragen zu beleuchten, muss als Erstes die Grundlage für die deutsch-polnischen Beziehungen zur Zeit der Weimarer Republik erörtert werden, also die Zeit vor der Etablierung der Zweiten Polnischen Republik im Jahr 1918 und dem Abschluss des Versailler Vertrages. Die Konsequenzen dieses Vertrages und die sich daraus ergebenden Folgen das für das deutsch-polnische Verhältnis, sowie die direkten Reaktionen der deutschen und polnischen Politik, sollen im Anschluss daran erörtert werden.
Inhalt
1. Einleitung
2. Konflikte zwischen Deutschland und Polen
2.1. Deutsch-polnische Beziehungen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
2.2. Polen und Deutschland vor der Unterzeichnung des Versailler Vertrags
2.3. Bestimmungen und Folgen des Versailler Vertrages
2.4. Sonderfall Oberschlesien
3. Forderung nach Revision
4. Leichte deutsch-polnische Annährung auf wirtschaftlicher Basis
5. Deutsch-polnischer Wirtschaftskrieg
6. Deutsch-sowjetische Zusammenarbeit gegen Polen
6.1. Erste Annäherungen zweier Geächteter
6.2. Geheime militärische Zusammenarbeit
6.3. Erste Verhandlungen
6.4. Der Vertrag von Rapallo
6.4.1. Der Vertragsabschluss
6.4.2. Internationale Reaktionen auf Rapallo
6.5. Berliner Vertrag
7. Vermeidung eines Ost-Locarno
8. Ausblick
9. Literatur
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- Christian-Wilhelm Wehebrink (Author), 2014, Eine Untersuchung der deutschen Ostpolitik zwischen 1918 und 1926, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414257
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