Das Rotwelsch nimmt unter den Sondersprachen einen besonderen Platz ein. Als Geheimsprache, deren Anfänge im 13. Jahrhundert, also in der Vor-Luther-Sprache, liegen, einer Gruppe der gesellschaftlich Geächteten, ist sie ein Symbol für die Solidarität und zeichnet sich besonders durch ihren speziellen Wortschatz aus, der hauptsächlich Substantive betrifft, die nach bestimmten Wortbildungsmustern entstanden sind. In dieser Sprache der Gauner und Diebe finden sich Einflüsse aus dem Deutschen, Jiddischen (besonders zahlreich nach Ende des Dreißigjährigen Krieges vertreten), Tschechischen und Zigeunerischen (Einflüsse aus dem Zigeunerischen sind ca. ab 1417 nachweisbar). Einige Wörter sind Hybride, das heißt, sie sind aus Wortteilen verschiedener Sprachen zusammengesetzt. Das Rotwelsch unterscheidet sich hauptsächlich lexikalisch vom Deutschen und ist deshalb als Sonderwortschatz und nicht als eigenständige Sprache angesehen.
Selbst die lexikalischen Fremdstämme werden nach deutschen Wortbildungsmustern eingebaut und nach deutschem Vorbild flektiert. Durch das Fehlen einer landschaftlichen Gebundenheit ist das Rotwelsch nicht als Dialekt anzusehen, ebenso wegen seiner ausschließlichen Verwendung im intimen Gruppenleben. Es stellt statt einer Fachsprache vielmehr eine Standessprache dar und durch ihre soziale Funktionsbestimmung zugleich eine Geheimsprache, die, nach Spangenberg, ursprünglich als mündliches Kommunikationsmittel gedacht war.
Die folgende Arbeit soll einen Einblick in das Vokabular des Rotwelschen und seine Herleitung und Bildung geben und anhand eines Textbeispiels und dessen Übersetzung ins Neuhochdeutsche eine Einführung in diese Sprache ermöglichen. Da einige Bereiche des täglichen Lebens besonders stark als Wortfelder im Rotwelschen vorkommen, werde ich die Vokabeln einiger dieser Gebiete herausstellen und erklären, wie es zur Bildung des rotwelschen Vokabulars gekommen ist.
Die Wichtigkeit des Rotwelschen zeigt sich besonders darin, dass bis heute rotwelsche Begriffe in unserem aktiven Sprachgebrauch vorkommen, deren Herkunft und ursprüngliche Bedeutung wir uns größtenteils gar nicht bewusst sind.
Inhalt
1. Einleitung
1.1 Zur Definition des 'Gauners'
2. Das Vokabular des Gauners
2.1 Geographisches Vokabular
2.2 Berufliches Vokabular
2.3 Das Wortfeld 'Tiere' im Rotwelschen
2.4 Volksetymologisches
3. Probe aus dem Rotwelschen
3.1 Textauszug
3.2 Nhd. Übersetzung
3.3. Wortregister (in alphabetischer Reihenfolge)
4. Fazit
Literaturverzeichnis
- Citation du texte
- Anonyme,, 2007, Das Rotwelsch. Ein Überblick über die deutsche Gaunersprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414055
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