Eine psychische Erkrankung hat nicht nur Auswirkungen auf das eigene Leben, sondern betrifft immer auch die Familie. Vor allem die Kinder psychisch Kranker nehmen eine besondere Rolle ein. Obwohl sie eigentlich abhängig von ihren Schutzbefohlenen sind, schlüpfen sie nicht selten in die Rolle des Fürsorgenden. Die Kinder versuchen so, das Familiensystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren.
Dieses Paradoxon der Rollenumkehr nennt sich Parentifizierung. Lisanne Hilker untersucht in dieser Publikation den Einfluss der Parentifizierung auf die Entwicklung von Kindern. Wie wirkt sich eine psychische Erkrankung der Eltern auf das Verhalten der Kinder aus?
Die Autorin stellt in ihrem Buch ein lange nur stiefmütterlich behandeltes Forschungsthema in den Mittelpunkt. Mit Blick auf die Bindungstheorie untersucht sie die Wechselbeziehung zwischen psychisch kranken Eltern und deren Kindern. Hilker kommt so zu wichtigen Erkenntnissen über das Eltern-Kind-Verhältnis und liefert Ansätze für den Umgang mit psychisch kranken Familienangehörigen.
Aus dem Inhalt:
- Parentifizierung;
- Bindung;
- psychisch kranke Eltern;
- Rollenumkehr;
- Coping
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kinder psychisch kranker Eltern
- Geschichtliche Entwicklung
- Gedanken und Gefühle Kinder und Jugendlicher mit psychisch erkrankten Eltern
- Kinder als Kraftquelle für ihre Eltern
- Parentifizierung
- Formen der Parentifizierung
- Rollenzuweisungen parentifizierter Kinder
- Der Einfluss der psychischen Erkrankung der Eltern auf die Entwicklung des Kindes - Risiko und Schutz
- Resilienz bei Risiko-Kindern
- Risikofaktoren für die Parentifizierung
- Parentifizierung und Bindung
- Die Fremde Situation und die Bindungstypen
- Effekte mütterlicher Depression auf die frühkindlichen Bindungserfahrungen
- Coping
- Parentifizierung als Bindungsstörung
- Die Besonderheiten des desorganisierten Bindungsmusters und elterlicher Kompetenz
- Definition des DMM
- Die Entwicklung eines Bindungssystems als Anpassungsleistung
- Verhaltensindikatoren der A+-Bindungsstrategie
- D-Bindung: Um- statt Desorganisation?
- Phasen der frühkindlichen Parentifizierung bis ins Vorschulalter
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Phasen der Parentifizierung bei Kindern psychisch kranker Eltern. Ziel ist es, die Auswirkungen dieser Rollenübernahme auf die kindliche Entwicklung zu beleuchten und die Zusammenhänge mit Bindungsmustern zu analysieren.
- Auswirkungen psychischer Erkrankungen der Eltern auf Kinder
- Formen und Rollen der Parentifizierung
- Beziehung zwischen Parentifizierung und Bindungssicherheit
- Entwicklungsphasen der Parentifizierung
- Resilienzfaktoren und Risikofaktoren
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Parentifizierung bei Kindern psychisch kranker Eltern ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Sie benennt die Relevanz des Themas und die Forschungslücken, die die Arbeit zu schließen versucht.
Kinder psychisch kranker Eltern: Dieses Kapitel beleuchtet die geschichtliche Entwicklung des Verständnisses von psychischen Erkrankungen und deren Auswirkungen auf Kinder. Es beschreibt die Gedanken und Gefühle von Kindern, die mit psychisch erkrankten Eltern aufwachsen, und analysiert die Rolle der Kinder als "Kraftquelle" für ihre Eltern, wobei die Belastung für die Kinder im Fokus steht.
Parentifizierung: Der Schwerpunkt liegt auf der Definition und den verschiedenen Formen der Parentifizierung. Es werden verschiedene Rollenzuweisungen analysiert, die parentifizierte Kinder in ihren Familien einnehmen müssen. Die Kapitel beschreibt die vielfältigen Auswirkungen dieser Rollenübernahme auf die Entwicklung des Kindes.
Der Einfluss der psychischen Erkrankung der Eltern auf die Entwicklung des Kindes - Risiko und Schutz: Dieses Kapitel untersucht die Risiken und Schutzfaktoren für die Entwicklung von Kindern mit psychisch kranken Eltern. Es befasst sich eingehend mit dem Konzept der Resilienz und den Faktoren, die die Widerstandsfähigkeit dieser Kinder beeinflussen. Die Risikofaktoren für die Parentifizierung werden detailliert analysiert und in Beziehung zu den Schutzfaktoren gesetzt.
Parentifizierung und Bindung: Hier wird der Zusammenhang zwischen Parentifizierung und Bindung untersucht. Die "Fremde Situation" als Methode zur Bindungsdiagnostik wird erläutert und die Effekte mütterlicher Depression auf frühkindliche Bindungserfahrungen werden analysiert. Coping-Mechanismen der Kinder werden im Kontext der Parentifizierung und der Bindungsqualität beleuchtet.
Parentifizierung als Bindungsstörung: Dieses Kapitel vertieft den Zusammenhang zwischen Parentifizierung und Bindungsstörungen, insbesondere dem desorganisierten Bindungsmuster. Es wird der Einfluss der elterlichen Kompetenz auf die Entstehung und den Verlauf des desorganisierten Bindungsmusters diskutiert und differenziert dargestellt.
Definition des DMM: Dieses Kapitel definiert das Disorganized/Disoriented Attachment (DMM) und erörtert die Entwicklung eines Bindungssystems als Anpassungsleistung. Es beschreibt die Verhaltensindikatoren der A+-Bindungsstrategie und diskutiert die Frage, ob eine D-Bindung als Um- oder Desorganisation interpretiert werden sollte.
Phasen der frühkindlichen Parentifizierung bis ins Vorschulalter: Dieses Kapitel beschreibt die verschiedenen Phasen der Parentifizierung vom Säuglingsalter bis ins Vorschulalter. Es wird die Entwicklung der Rollenübernahme und deren Auswirkungen auf das Kind in den verschiedenen Entwicklungsstufen analysiert.
Schlüsselwörter
Parentifizierung, psychisch kranke Eltern, Kinder, Bindung, Entwicklung, Resilienz, Risikofaktoren, Schutzfaktoren, Bindungsstörung, desorganisiertes Bindungsmuster, frühkindliche Entwicklung, Rollenübernahme.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Parentifizierung bei Kindern psychisch kranker Eltern
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Parentifizierung bei Kindern psychisch kranker Eltern. Sie analysiert die Auswirkungen dieser Rollenübernahme auf die kindliche Entwicklung und den Zusammenhang mit Bindungsmustern. Die Arbeit umfasst eine Einleitung, Kapitel zu Kindern psychisch kranker Eltern, Parentifizierung, dem Einfluss psychischer Erkrankungen auf die kindliche Entwicklung, Parentifizierung und Bindung, Parentifizierung als Bindungsstörung, eine Definition des desorganisierten Bindungsmusters (DMM), die Phasen der frühkindlichen Parentifizierung und ein Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter sind ebenfalls enthalten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Auswirkungen psychischer Erkrankungen der Eltern auf Kinder, die verschiedenen Formen und Rollen der Parentifizierung, die Beziehung zwischen Parentifizierung und Bindungssicherheit, die Entwicklungsphasen der Parentifizierung, sowie Resilienz- und Risikofaktoren.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert, die sich schrittweise mit dem Thema Parentifizierung auseinandersetzen. Sie beginnt mit einer Einleitung und einem Überblick über die Thematik. Es folgen Kapitel zu den Auswirkungen psychischer Erkrankungen auf Kinder, verschiedenen Formen der Parentifizierung, dem Einfluss auf die kindliche Entwicklung (inklusive Resilienz und Risikofaktoren), dem Zusammenhang zwischen Parentifizierung und Bindung, Parentifizierung als Bindungsstörung, einer Definition des desorganisierten Bindungsmusters (DMM), den Phasen der frühkindlichen Parentifizierung bis ins Vorschulalter und schließlich ein Fazit.
Was ist Parentifizierung?
Parentifizierung beschreibt die Rollenumkehr in der Familie, bei der Kinder Aufgaben und Verantwortlichkeiten übernehmen, die eigentlich den Eltern obliegen. Die Arbeit analysiert verschiedene Formen und Rollenzuweisungen parentifizierter Kinder und deren Auswirkungen auf deren Entwicklung.
Welchen Einfluss hat die psychische Erkrankung der Eltern auf Kinder?
Die Arbeit untersucht den Einfluss psychischer Erkrankungen der Eltern auf die Entwicklung ihrer Kinder. Dabei werden sowohl Risikofaktoren als auch Schutzfaktoren und das Konzept der Resilienz beleuchtet. Die Arbeit analysiert, wie die Erkrankung der Eltern die kindliche Entwicklung beeinflusst und wie Kinder auf diese Situation reagieren.
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Parentifizierung und Bindung?
Die Arbeit untersucht den engen Zusammenhang zwischen Parentifizierung und Bindungsmustern. Sie analysiert, wie die frühkindlichen Bindungserfahrungen durch die Parentifizierung beeinflusst werden und welche Rolle mütterliche Depression spielt. Die "Fremde Situation" als Methode der Bindungsdiagnostik wird ebenfalls erläutert.
Was ist das desorganisierte Bindungsmuster (DMM)?
Die Arbeit definiert das Disorganized/Disoriented Attachment (DMM) und diskutiert dessen Entwicklung als Anpassungsleistung. Sie beschreibt Verhaltensindikatoren der A+-Bindungsstrategie und beleuchtet die Frage der Interpretation von D-Bindung als Um- oder Desorganisation.
Welche Phasen der Parentifizierung werden betrachtet?
Die Arbeit beschreibt die Phasen der frühkindlichen Parentifizierung vom Säuglingsalter bis ins Vorschulalter und analysiert die Entwicklung der Rollenübernahme und deren Auswirkungen auf das Kind in den verschiedenen Entwicklungsstufen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Parentifizierung, psychisch kranke Eltern, Kinder, Bindung, Entwicklung, Resilienz, Risikofaktoren, Schutzfaktoren, Bindungsstörung, desorganisiertes Bindungsmuster, frühkindliche Entwicklung, Rollenübernahme.
- Quote paper
- Lisanne Hilker (Author), 2017, Wenn Kinder die Rolle der Eltern übernehmen. Phasen der Parentifizierung von Kindern psychisch kranker Eltern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/414032