Die öffentliche Präsenz von Gender und Trans*, also von Personen, die nicht den Normen von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität entsprechen, hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und ist heutzutage ein gegenwärtiges Thema in den Medien. Dennoch scheint es ein Thema zu sein, welches immer wieder für Gesprächsstoff führt, mit Unverständnis zu tun hat und viele Fragen aufkommen lässt.
Gerade durch seine Alltags- und Medienpräsenz heutzutage hat das Thema Gender und auch Trans* für Schüler*innen einen starken Lebensweltbezug bekommen und ist eine Lebenswirklichkeit geworden. Das Thema sollte also auch seinen festen Bestandteil in der Schule bekommen, damit Vielfalt als selbstverständlich und als Bereicherung wahrgenommen wird.
Ein erster Schritt ist in Berlin mit dem neuen Rahmenlehrplan geschehen. Der neue Rahmenlehrplan von 2017 beinhaltet einen Teil B, der eine fachübergreifende Kompetenzentwicklung vorsieht. In diesem Teil B werden diverse übergreifende Themen aufgelistet und deren Wichtigkeit in Bezug zum Kompetenzerwerb genannt. Unter anderem werden auch die Themen Sexualerziehung, Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter und Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt (Diversity) aufgelistet, und sollen somit einen höheren Stellenwert in der Schule bekommen und in jedem Unterrichtsfach eine Bedeutung haben.
Dementsprechend muss Gender und Trans* als Thema auch seinen Bestandteil im Fremdsprachenunterricht bekommen. Welche Möglichkeiten es gibt, im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts mit der Thematik von Gender und Trans* umzugehen, soll im Rahmen dieser Arbeit kurz erläutert werden.
Die öffentliche Präsenz von Gender und Trans*, also von Personen, die nicht den Normen von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität entsprechen, hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und ist heutzutage ein gegenwärtiges Thema in den Medien. Der alljährlich stattfindende Christopher Street Day in Berlin, Conchita Wursts Sieg bei dem Eurovision Songcontest, Bruce Jenner, der Vater# der berühmten Jenners, der sich öffentlich dazu bekannte, jetzt eine Frau zu sein, und als Frau wahrgenommen werden möchte, sind alles Beispiele wie sehr das Thema Gender und Trans* in der heutigen Welt und in den Medien bereits Einzug genommen hat. Dennoch scheint es ein Thema zu sein, welches immer wieder für Gesprächsstoff führt, mit Unverständnis zu tun hat und viele Fragen aufkommen lässt.
Durch meinen Job als Flugbegleiterin, habe ich dieses Thema und Fragen hierzu schon an eigenem Leibe miterleben dürfen, hier eine kurze Szene aus dem Tag.
Es war der erste Arbeitstag meiner neuen Kollegin, der Name auf dem Dienstplan lautet Kalid. Auch wenn es sich hierbei nicht um einen Namen handelt der mir unbedingt geläufig war, meinte ich es sei ein arabischer Männername. Ich kam an diesem Tag in den Crewraum und an meinem Tisch stand eine große, hübsche arabischaussehende Frau. Da ich als Senior (Kabinenchef) tätig war, stellte sie sich mir sofort vor. Ihr Name sei „Kali“, das D sollte man nicht aussprechen. Da sie als extra Kabinenpersonal an Bord war, fragte ich die Piloten, ob es für sie in Ordnung sei, dass Kalid für einen Start und eine Landung im Cockpit dabei ist. Für neue Kabinenbesatzungsmitglieder, da sie als Extra in der Kabine sind, ist es eine einmalige Möglichkeit einen Start und eine Landung im Cockpit miterleben zu dürfen, vorausgesetzt die Piloten erlauben es. Der Kapitän und der erste Offizier stimmten dem ohne Probleme zu. Dementsprechend war Kalid direkt für den ersten Start und auch die erste Landung (von insgesamt vier) im Cockpit. Auf dem zweiten Flug ging ich in das Cockpit um nach den Piloten zu schauen. Nach einem kurzen Plausch sagte der erste Offizier zu mir:
„What’s the deal with her? “
Ich wußte in dem Moment ganz genau worauf er andeutete und fragte trotzdem nach:
„What do you mean?“und der Copilot antwortete etwas beschämend
„Well….You know, her voice is very deep, and she is very tall and has quite manly features…just look at her hands and her name is a male name. Is she really a woman?”
Ich fand die Frage von ihm sehr persönlich und gleichzeitig beschämend und dachte mir, warum sollte ich das beantworten, und woher soll ich es wissen, und antowortete:
„Well, she is wearing a female uniform, and looks female to me, so I think she is a woman!”
„ Yeah … but you know what I mean.“
„In my eyes she is a woman and she says she is a woman, so I don’t actually care what she was before. And it is none of my business. If you are so curious you can ask her yourself.”
Jetzt sehr beschämt entschuldigte er sich bei mir und sagte er hätte das nicht so gemeint. Ich verließ das Cockpit ohne ein Wort.
Diese Situation fand ich äußerst unangenehm, und denke mir, es soll doch jeder das Geschlecht sein, mit dem er oder sie sich identifiziert. Solche Fragen, gerade von jemanden, der Mitte 20 ist, in einer Branche arbeitet, in der viele Homosexuelle Menschen arbeiten, finde ich dennoch erstaunlich. Man merkt, dass das Thema Gender und Trans*, auch wenn es in den Medien präsent ist, immer noch ein Thema ist, welches mit nicht-verstehen zu tun hat und dass Transsexualität ein anderes ist als Homosexualität. Auch wenn Menschen heutzutage bereits sensibilisiert sind für andere Gesellschaftsmodelle, so ist oftmals das Toleranz- und Akzeptanzverhalten sehr oberflächlich und nur mäßig reflektiert. Gerade in Bezug auf den Umgang mit Minderheiten, wie das selbst-erlebte Beispiel mit dem Piloten zeigt.
Gerade durch seine Alltags- und Medienpräsenz heutzutage hat das Thema Gender und auch Trans* für Schüler*innen einen starken Lebensweltbezug bekommen und ist eine Lebenswirklichkeit geworden. Um Situationen, wie die meine mit dem Piloten, zu vermeiden, sollte das Thema auch seinen festen Bestandteil in der Schule bekommen, damit Vielfalt als selbstverständlich und als Bereicherung wahrgenommen wird. Die Schüler*innen sollten in der Schule dazu bestärkt werden, eine „auf der Grundlage der Achtung der Menschenwürde fundierte Haltung in Bezug auf den Umgang mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten“ (RLP Teil B 2017: 25) zu entwickeln.
Ein erster Schritt ist in Berlin mit dem neuen Rahmenlehrplan geschehen. Der neue Rahmenlehrplan von 2017 beinhaltet einen Teil B, der eine fachübergreifende Kompetenzentwicklung vorsieht. In diesem Teil B werden diverse übergreifende Themen aufgelistet und deren Wichtigkeit in Bezug zum Kompetenzerwerb genannt. Unter anderem werden auch die Themen Sexualerziehung, Gleichstellung und Gleichberechtigung der Geschlechter und Bildung zur Akzeptanz von Vielfalt (Diversity) aufgelistet, und sollen somit einen höheren Stellenwert in der Schule bekommen und in jedem Unterrichtsfach eine Bedeutung haben. (vgl. RLP Teil B 2017: 27f.)
Dementsprechend muss Gender und Trans* als Thema auch seinen Bestandteil im Fremdsprachenunterricht bekommen und welche Möglichkeiten es gibt im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts mit der Thematik von Gender und Trans* umzugehen, sollen im Rahmen dieser Arbeit kurz erläutert werden.
Das Thema Gender und Trans* im Fremdsprachenunterricht
Das Thema Gender hatte in Vergangenheit der fremdsprachendidaktischen Forschung nur einen geringen Teil in den Diskussionen eingenommen, doch mittlerweile ist Gender als Thema auch in den unterrichtspraktischen Publikationen angekommen. (vgl. König 2018: 24f.) Dieses hängt wohl damit zusammen, dass die Vorstellungen von den Themen Gender und Trans* im Kontext des Fremdsprachenunterrichts durchaus viel Potenzial bieten, denn der Fremdsprachenunterricht ermöglicht genau diese Vorstellungen explizit zu thematisieren, und dadurch allgemeine Reflexionsprozesse bei den Schüler*innen anzuregen. Die Reflexionsfähigkeit mit der eigenen Toleranz und Akzeptanz wird gestärkt und auch neue, andere Perspektiven werden eröffnet.
Das Thema Gender und Trans* ist, bei Schüler*innen in der Sekundarstufe I und II, durch die Medien ein äußerst aktuelles aber auch für manche eine persönlich relevantes Thema, und bietet daher diverse Möglichkeiten es im Fremdsprachenunterricht aufzugreifen. Aushandlungen über Geschlechternormen, Hetero- und Homosexualität und auch Transsexualität bieten vor allen Dingen authentische Gesprächsanlässe. Denn diese Themen behandeln alle Identitätsfindung, ein Thema mit dem Schüler*innen während ihrer Pubertät generell konfrontiert aber auch vertraut sind. Um mit authentischem Material zu arbeiten, bieten sich kurze Erfahrungsberichte von LGBTQ Teenagern aus den USA an[1] um in die Thematik von Gender und Trans* einzusteigen. Die persönlichen Geschichten der Jugendlichen können als Grundlage genutzt werden um mit Schüler*innen Themen wie: Was ist typisch männlich und was ist typisch weiblich? oder Was ist der Unterschied zwischen sozialem und biologischem Geschlecht? zu thematisieren. (vgl. Merse 2015: 32f.) Durch die Nutzung von authentischen Unterrichtsmaterialien, gilt es, die Barriere, wenn es eine gibt, bei den Schüler*innen aufzulösen, und das Thema Gender und Trans* als Normalität anzusehen. Denn ein Anderssein wird sozial konstruiert und die soziale Ordnung erzeugt Probleme, die ohne sie keine wären. (vgl. König 2015: 4) Hierbei bieten die persönlichen Geschichten und Fotografien von der Website Analyse- und Reflektionsmöglichkeiten und tragen so zur Bildung von Akzeptanz bei.
Der nahe Lebensweltbezug und auch die persönliche Relevanz des Themas Gender und Trans* birgt allerdings auch Gefahren. Denn bei Schüler*innen kann es zu Hemmungen und Berührungsängsten führen. Sie können dabei sogar eine Abwehrhaltung gegenüber der Auseinandersetzung mit dem Thema in der Klassengemeinschaft einnehmen. Eine Klassengemeinschaft ist nicht freiwillig ausgewählt, und hat daher nicht den Schutzraum für das freie Sprechen wie innerhalb des Freundes- oder Familienkreises. Auch wenn das Thema Gender und Trans* im Allgemeinen vielleicht Berührungsängste oder eine Abwehrhaltung erzeugen kann, kann der Zugang über die Fremdsprache vom Vorteil sein, denn „[…] durch die Fremdsprache werden Aushandlungen über Geschlecht häufig verlangsamt und in ihrer Komplexität reduziert, aber ihre Fremdheit kann auch eine Distanzierung von der Unmittelbarkeit der eigenen Sprachumgebung und damit ein freieres Sprechen als in der Erstsprache begünstigen.“ (König 2015: 4)
Da zumeist in der Fremdsprache die Ausdrucksbedeutung nicht so eng mit kultureller Bedeutung verknüpft ist, lassen sich bestimmte Begriffe die in der Muttersprache emotional besetzt oder tabuisiert sind, leichter verhandeln, denn die Kommunikation in der Fremdsprache ermöglicht eine Distanz zu der eigenen Sprache. „Das besondere Potenzial des Fremdsprachenunterrichts liegt in der Fremdsprachlichkeit. Geschlecht ist ein sensibles Thema, dass die Schüler*innen während der Schulzeit in der Pubertät persönlich betrifft. Die Bearbeitung des Themas in einer anderen als der Muttersprache begünstigt, die Selbst- und Normdistanzierung und eine Haltung der Öffnung für Fremdes“ (Lewin 2015: 289). Dieses kann bedeuten, dass Schüler*innen ihre Haltungen und Muster, mit denen sie der Familien-, Freundeskreis oder die Medien beeinflusst haben, nicht direkt in die Fremdsprache übernehmen. Obwohl sie diese in der Erstsprache als „wahrhaftig“ annehmen, da in der Erstsprache oftmals das weitererzählt wird, was einem selber mitgeteilt wurde, und die Reflexionsebene des Gesagtem bleibt aus. Die Fremdsprache hingegen ermöglicht eine Öffnung gegenüber dem Fremden. Die neue Haltung, die im Fremdsprachenunterricht übernommen wird, kann sich dementsprechend auch auf die eigene Lebenswelt zurückübertragen. Denn das vorher Fremde wird vorstellbar und vertraut und hierdurch einfacher in der eigenen Lebenswelt tolerier- und auch akzeptierbar. Zudem, wenn das Thema Gender und Trans* als eine kulturelle Kategorie zu verstehen ist, kann man sogar sagen, dass reden „über Kultur bereits als Teilhabe an der Kultur zu verstehen ist. Im Blick auf das Lernen fremder Sprachen hat dieser Aspekt eine besondere Relevanz. Denn indem die fremde Sprache dem Einzelnen die Teilnahme an ursprünglich fremden Diskursgemeinschaften ermöglicht, erscheinen diese nunmehr subjektiv als Teil der eigenen Lebenswelt.“ (Decke-Cornill 2015: 232f.) Dieses bedeutet, dass das Aufnehmen von Gender und Trans* Themen in den Unterricht somit zu einem subjektiven Teil der Lebenswelt der Schüler*innen führen kann.
Das Thema Gender und Trans* eignet sich daher zur kritischen Reflexion und Auseinandersetzung mit der „fremden“ bzw. „anderen“ Kultur, diversen anderen Identitäten und Perspektiven und hierdurch können sich neue Sichtweisen auf die eigene Lebenswelt der Schüler*innen eröffnen. (vgl. König 2018:57)
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# da es sich beispielhaft um die Vaterfigur der Jenners handelt, wir das Personalpronomen er bzw. der benutzt obwohl Bruce Jenner mittlerweile Caitlyn Jenner ist.
[1] http://wearetheyouth.org/profiles/ – eine Website mit persönlichen Geschichten von LGBTQ Jugendlichen aus den USA
- Citar trabajo
- Hilkka Alaviuhkola (Autor), 2017, Möglichkeiten des Fremdsprachenunterrichts zum Thema Gender und Trans*, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413964
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