1. Problemstellung und Bestandteile der Untersuchung
Aufgrund fortschreitender Globalisierung haben die Finanzmärkte in
Schwellenländern in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ökonomisches Wachstum konstituiert steigende Kapitalströme internationaler Investoren, positiv bedingt durch eine liberalere Finanzmarktpolitik in diesen Wirtschaftsgebieten 1 . Die Wirtschaftskrise in Argentinien und Venezuela, der Krieg im nahen Osten oder die Finanzkrise im August 1997 in Südost Asien haben jedoch gezeigt, dass international agierende Investoren besondere Risiken beachten müssen. In ihrem Sinne ist eine umfassende Risikoanalyse der Anlage- bzw. Investitionsmöglichkeiten in Schwellenländern unverzichtbar. Die nachfolgende Untersuchung betrachtet Besonderheiten bei Investitionen in Schwellenländern und analysiert kritisch Konzepte der Risikobewertung.
Ausgehend von einem allgemeinen Risikobegriff werden in Kapitel 2.3 besondere Risiken der Finanzmärkte in Schwellenländern betrachtet. Im Hauptkapitel 3 werden im Anschluss drei Konzepte der Risikoevaluierung analysiert. Ausgegangen wird von Finanzwirtschaftlichen Modellen, deren Funktionsweise und Anwendbarkeit für die Schwellenländer unter 3.1 dargestellt werden. Im Anschluss wird der Cash-Flow-Szenario-Ansatz diskutiert und zum Schluss ausgewählte Indikatorenmodelle als Länderrisikobeurteilungssysteme erörtert, bevor in Kapitel 4 eine Zusammenfassung und eine abschließende Bewertung erfolgt. [...]
I. Inhaltsverzeichnis
1. Problemstellung und Bestandteile der Untersuchung
2. Risiken bei internationalen Investitionen
2.1 allgemeiner Risikobegriff
2.2 Abgrenzung von Länderrisiken
2.3 Charakterisierung von Risikotypologien in Schwellenländern
3. Instrumente der Risikoevaluierung
3.1 Finanzwirtschaftliche Modelle
3.1.1 Funktionsweise von internationalen Kapitalmarktmodellen
3.1.2 Anwendbarkeit für die Finanzmärkte in Schwellenländern
3.2 Der Cash-Flow-Szenario-Ansatz
3.2.1 Bedeutung im Risikomanagement
3.2.2 Methodisches Konzept
3.3 Indikatorenmodelle
3.3.1 Der Institutional Investor-Index
3.3.2 Das BERI-Geschäftsrisiko-Beurteilungssystem
3.3.3 Kritische Beurteilung der Indikatorenmodelle
4. Zusammenfassung und abschließende Bewertung
Literaturverzeichnis
II. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Länderrisiken
Abbildung 2: Macrooeconomic assumptions, 1999
Abbildung 3: Pao Acucar´s assumptions, 1999
Abbildung 4: Probability-weighted scenarios approximate market value
Tabelle 1 : Kriterienkatalog und Berechnung des ORI-Subindex am Beispiel der Türkei 1990
III. Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Problemstellung und Bestandteile der Untersuchung
Aufgrund fortschreitender Globalisierung haben die Finanzmärkte in Schwellenländern in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ökonomisches Wachstum konstituiert steigende Kapitalströme internationaler Investoren, positiv bedingt durch eine liberalere Finanzmarktpolitik in diesen Wirtschaftsgebieten[1]. Die Wirtschaftskrise in Argentinien und Venezuela, der Krieg im nahen Osten oder die Finanzkrise im August 1997 in Südost Asien haben jedoch gezeigt, dass international agierende Investoren besondere Risiken beachten müssen. In ihrem Sinne ist eine umfassende Risikoanalyse der Anlage- bzw. Investitionsmöglichkeiten in Schwellenländern unverzichtbar. Die nachfolgende Untersuchung betrachtet Besonderheiten bei Investitionen in Schwellenländern und analysiert kritisch Konzepte der Risikobewertung.
Ausgehend von einem allgemeinen Risikobegriff werden in Kapitel 2.3 besondere Risiken der Finanzmärkte in Schwellenländern betrachtet. Im Hauptkapitel 3 werden im Anschluss drei Konzepte der Risikoevaluierung analysiert. Ausgegangen wird von Finanzwirtschaftlichen Modellen, deren Funktionsweise und Anwendbarkeit für die Schwellenländer unter 3.1 dargestellt werden. Im Anschluss wird der Cash-Flow- Szenario-Ansatz diskutiert und zum Schluss ausgewählte Indikatorenmodelle als Länderrisikobeurteilungssysteme erörtert, bevor in Kapitel 4 eine Zusammenfassung und eine abschließende Bewertung erfolgt.
2. Risiken bei internationalen Investitionen
2.1 allgemeiner Risikobegriff
Risiken sind immer dann relevant, wenn Entscheidungen bezüglich alternativer wirtschaftlicher Handlungen getroffen werden sollen. Risiko kann definiert werden als „Unsicherheit über zukünftige Erträge“[2]. Eine Risikosituation ist immer dadurch gekennzeichnet, dass dem Entscheidungsträger subjektive und objektive Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten möglicher Umweltzustände bekannt sind. Investitionen oder Anlagemöglichkeiten als zielgerichtete Bindung von Kapital implizieren immer Risiken über zukünftige Einnahmen. Welche Risikoarten bei Anlageentscheidungen im Ausland und insbesondere in Schwellenländern bestehen, wird im Folgenden erläutert.
2.2 Abgrenzung von Länderrisiken
Dem Begriff Länderrisiken werden sehr unterschiedliche Sachverhalte subsumiert. Von der angelsächsischen Definition eines Renditerisikos bis hin zu einer Vielzahl von makroökonomischen und politischen Risiken sind in der Literatur unterschiedlichste Auffassungen zu finden[3]. Im Zusammenhang mit Länderrisiken wird oft eine Perspektive der Kreditgewährung eingenommen, was eine begrenzte Sichtweise in Hinblick auf diese Untersuchung darstellt. Länderrisiko wird im Zuge dieser Arbeit definiert als Unsicherheitsfaktor bei Entscheidungen über Anlagemöglichkeiten internationaler Geschäftstätigkeit.
Eine Unterscheidung der einzelnen Komponenten des Länderrisikos bietet folgende Abbildung:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Länderrisiken
Quelle: eigene Darstellung
Die vorangestellte Abbildung ist nur ein kleiner Ausschnitt von Risiken, die Beachtung bei internationalen Investitionsvorhaben finden müssen.
2.3 Charakterisierung von Risikotypologien in Schwellenländern
Die Kriterien, nach denen Staaten zu den Schwellenländern gezählt werden sind uneinheitlich und schwanken je nach klassifizierender Organisation beträchtlich. Eine detaillierte Abgrenzung von Schwellenländern nach diversen Kriterien liefert Bergmann [4][5].
In der vorliegenden Analyse wird ebenfalls der Begriff der „Emerging Markets“ verwendet, da sich zum einen die englischsprachige Literatur an diesen Begriff anlehnt, und zum anderen eine scharfe Abgrenzung der Ländergruppen untereinander bis heute umstritten ist.
In Schwellenländern gelten besondere Risiken, von denen einige im Folgenden erläutert werden.
Einen Hauptschwerpunkt bei Anlageentscheidungen bilden wirtschaftliche Risiken.
Dem Marktrisiko kommt in Schwellenländern eine große Bedeutung zu. Signifikante und wenig voraussehbare Schwankungen der Zinssätze und Wechselkurse führen zu Unsicherheiten bei potentiellen Anlegern. Es bestehen Möglichkeiten der Existenz zweier Wechselkurse auf dem offiziellen Markt und dem Schwarzmarkt. Höhere Inflationen sind die Folge makroökonomischer Instabilitäten.
Ein wesentliches Risiko, das in Industrieländern weniger beachtet werden muss, in Schwellenländern jedoch zum Tragen kommt, ist das Liquiditätsrisiko.
In wenig liquiden Aktienmärkten haben schon kleine Orders eine starke Schwankung des Aktienpreises zur Folge. Geringe Liquidität impliziert also hohe Volatilität, ein Aspekt, der typischerweise von risikoaversen Anlegern als negativ angesehen wird[6]. Dies hat höhere Renditeforderungen der Investoren zur Folge, was zu steigenden Preisabschlägen bei Aktien und damit zu höheren Aktienkapitalkosten bei den Unternehmen führt. Das Liquiditätsrisiko wird durch falsche finanzpolitische Maßnahmen verstärkt, weil der Vertrauensgrad auf die jeweiligen Zentralbanken sehr hoch ist.
Kreditrisiken in den Emerging Countries beruhen auf einer geringen Transparenz und Informationsbreitstellung der Kreditmärkte. Vom Staat garantierte Kredite sind außerdem mehr abhängig von externen Faktoren wie Exporten, Investitionszuflüssen oder falscher Einnahmen-Ausgabenpolitik.
Operationale Risiken beruhen auf Unsicherheiten, die den Ablauf wirtschaftlicher Prozesse stören. Typische Operationale Hindernisse sind allgemeine Personalrisiken, schlechte technologische Standards, Transportschwierigkeiten oder unterschiedliche Rechnungslegungsstandards.
Neben wirtschaftlichen Risiken kommen ebenso politische Risiken bei Investitionsvorhaben in Schwellenländern zum Tragen.
Die politischen Unsicherheiten hängen unmittelbar mit den wirtschaftlichen Risiken zusammen. In Schwellenländern besteht eher die Gefahr der Machtzentralisierung und des Machtmissbrauchs. Daraus resultierend ergeben sich unter Umständen negative Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Politisches Risiko schürt wirtschaftliche Unsicherheit, Instabilitäten der Märkte sind die Folge. Der Terror im nahen Osten hat Auswirkungen auf das politische Umfeld einer ganzen Region, wenn nicht auf die Weltwirtschaft, zieht man die Ölpreise in Betracht. Dieses Beispiel deutet die Wichtigkeit eines politisch stabilen Wirtschaftssystems an.
Umweltrisiken beeinflussen sowohl die Direktinvestitionen der Unternehmen, als auch indirekt die Finanzmärkte der Schwellenländer. Oftmals erschüttern Umweltkatastrophen wie z.B. Überschwemmungen bestimmte Wirtschaftsgebiete und werfen diese in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück.
Im Folgenden werden nun Instrumente vorgestellt, mit denen Risiken in den Emerging Markets bewertet werden können.
[...]
[1] Vgl. Wilshire Associates (Permissible Country Equity Investment Analysis and Recommendations, 1994), S. 2.
[2] Vgl. Ollson (Risk Management in Emerging Markets, 2002), S. 5.
[3] Zum finanzwirtschaftlichen Risikobegriff siehe Kapitel 3.1
[4] Vgl. Ollson (Risk Management in Emerging Markets, 2002), S. 32 ff.
[5] Vgl. Bergmann (Schwellenländer – Kriterien und Konzepte, 1983), S. 7 ff.
[6] Vgl. Speidel-Walz (Unternehmensfinanzierung in Emerging markets, 2001), S. 168.
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