Referat über die Ethik Jean-Paul Sartres mit biblisch-theologischer Beurteilung
Ethik-Referat: Der Existenzialismus des J.P. Sartre
Wichtig für mich ist, dass ich getan habe, was zu tun war. Gut oder schlecht, darauf kommt es nicht so sehr an, Hauptsache ich habe es versucht.1
1. EINLEITUNG
1.1. Vorbemerkungen zum Referat
Diesen Satz sagt Sartre 70 jährig. Wie wir gleich sehen werden ist dieses Zitat programmatisch für Sartres gesamte moralische Haltung. Doch dazu später mehr.
Zunächst möchte ich eine Kurzbiographie Sartres sowie einen kleinen Einblick in seine Zeit geben. In einem zweiten Punkt werde ich die Lehre Sartres in Grundzügen darstellen. Den Abschluß meines Referats wird eine Auseinandersetzung mit Sartres Philosophie bilden.
1.2. Kurzbiographie
- 1905 Geburt Jean-Paul Sartres in Paris
- 1924-1928 Studium der Psychologie, Philosophie und Soziologie
- 1933/34 lernt er die zeitgenöss. dt. Phil. E. Husserl, M. Heideggers Nietzsches kennen
- diese erste Zeit bis ca. 1939 nennt man: von der Phänomenologie beeinflusste Frühphase
- bis 1943 folgt eine existential-ontologisch bestimmte Phase, die im Hauptwerk Das Sein und das Nichts 1943 ihren Höhepunkt findet und in der Freiheitstheorie gipfelt
- danach Phase des politischen Engagements, zu Beginn der 60er Jahre Bekenntnis zum Marxismus
- 1965 Nobelpreis für Literatur, den er aber aus obj. und pers. Gründen ablehnt
- ca. um das Revolutionsjahr 1968 gruppiert Phase der politischen Neuorientierung: Bruch mit dem orthodoxen Marxismus und Begeisterung für die 68er-Bewegung
- 1973-74 Leitung der linken Tageszeitung Libération
- 1980 stirbt er in seiner Heimatstadt Paris.
1.3. Sartres Zeit und Umfeld
Sartres philosophisches Hauptwerk „das Sein und das Nichts“ erschien 1943. Dies ist für das Verständnis Sartres nicht ohne Bedeutung.
1943 ist nämlich das Jahr der deutschen Besetzung Frankreichs. Der äußere Zusammenbruch Frankreichs von 1940 war zugleich auch ein Zusammenbruch von Idealen und Ideologien.
Misstrauen, Bitterkeit, Zweifel gegen eine Ordnung, die so schnell dem Ansturm eines Feindes unterlegen war, waren die vorherrschende Stimmung.
Dieser allgemeine Pessimismus der Zeit kommt in Sartres Philosophie stark zum tragen. Er ist wie letztlich jeder Denker Kind seiner Zeit.
2. GRUNDZÜGE DER LEHRE SARTRES
2.1. Existenzphilosophie: Allgemeine Begriffsbestimmung
Was ist überhaupt Existenzphilosophie? Ich möchte einen kurzen Überblick darüber geben, was die Philosophie unter diesem Begriff versteht.
1). Existenz ist immer Existenz des Menschen, insofern ist alle E. humanistisch.
2.) E. ist immer individuelle Existenz, also die dem einzelnen Menschen eigentümliche Seinsweise.
3.) E.phil. misst den Menschen nicht am Ding. Das Ding, oder Substanz mit Eigenschaften hat ein festgelegtes Wesen, der Mensch hingegen nicht, er muß sich erst zudem machen, was er ist. Der Mensch kann deswegen nicht mit dinglichen Kategorien verstanden werden.
4.) Der Methode nach sind Existenzphilosophen Phänomenologen, d.h. es geht ihnen um ein unmittelbares Erfassen des Seienden.
5.) E.phil. ist dynamisch, d.h. Existenz ist kein unveränderliches Sein, sondern an Zeit und Zeitlichkeit gebunden. Dafür wurde der Begriff des In-der-Zeit-Seins geprägt.
6.) E.phil. sieht den Einzelnen immer auch im Bezug auf seine Umwelt und auf seinen Mitmenschen. Menschliches Dasein ist daher immer ein In-der-Welt-Sein und ein Mit- anderen-Sein.
7.) Meist gab es bei den einzelnen E.phil. ein existentielles Erlebnis, welches den Anstoß zu ihrem Philosophieren gegeben hat. Bei Sartre war dies ein allgemeines Angewidertsein.
8.) E.phil fragt sehr tiefsinnig. Es kann bis zum letzten In-Frage-Stellen von existentiellen Themen kommen.
2.2. Menschliches Sein
Vor diesem Hintergrund ist nun auch der Hauptvertreter des französischen E. Jean-Paul Sartre zu verstehen.
Er unterscheidet zwischen dem Sein der Dinge und dem Sein des Menschen.
Unter Dingen versteht er materielle Körper, unbelebte Natur, wie z.B. einen Felsen.
Die Dinge sind durch die völlige Identität mit sich charakterisiert. Sie können keine Distanz zu sich selber einnehmen.
Dieses Sein der Dinge bezeichnet Sartre als „An-sich-Sein“ und fasst es als positiven Begriff auf.
Im Gegensatz dazu steht das Sein des Menschen, das „Für-sich-Sein.“ Das Für-sich-Sein ist durch Bewusstsein bestimmt.
Das Bewusstsein des Menschen unterscheidet sich sowohl von den Dingen, von denen es sich unterscheidet als auch von sich selbst.
Wenn ich z.B. eine Rose sehe unterscheidet mein Bewusstsein diese Rose als Gegenstand im Raum. Ich bin nicht diese Rose.
Von sich selbst unterscheidet sich das Bewusstsein insofern, als ich sagen kann „ich bin nicht das Sehen der Rose.“
Ich bin mein Bewusstsein aber mein bewusstes Sein hat gerade die Strukur zu sein, was ich nicht bin und nicht zu sein, was ich bin.
Dieses Bewusstsein definiert Sartre demnach negativ:
„das Für-sich-Sein ist, was es nicht ist, und ist nicht, was es ist.“ Es lässt sich also zusammenfassen:
1.) Der Mensch ist nach Sartre sein Bewusstsein.
2.) Dieses Bewußtsein wird durch seine Negation charakterisiert, d.h. es werden keine Aussagen darüber gemacht, was der Mensch ist, sondern nur dass er nicht in Ü bereinstimmung mit sich selbst steht.
Entgegen der philosophischen Tradition sieht er den Menschen nicht als ein Wesen dessen Seinsmöglichkeiten im vorhinein determiniert sind.
Nein der Mensch ist nach Sartre zur „Freiheit verurteilt“, d.h. er muß sich erst in beständiger Schöpfung zu dem machen was er ist. Dieser Satz zur „Freiheit verurteilt zu sein“ hat ihm nicht zu Unrecht den Vorwurf des Nihilismus eingebracht.
Völlig auf sich gestellt ist es Aufgabe des Menschen sich zu sich selbst zu machen. Dies geschieht im ständigen Entwurf auf die Zukunft hin.
Er ist, was er noch nicht ist.
Dabei lässt sich der Mensch nicht auf das faktisch Gegebene reduzieren, sondern er ist wozu er sich macht. Es lässt sich also festhalten:
Der Mensch mußsich selbst auf die Zukunft hin entwerfen. Er ist das, wozu er sich macht.
Sartres Lehre vom menschlichen Sein weist jedoch noch eine zweite Quelle auf. Er versteht den Menschen wie schon in der Einleitung erwähnt von seinem Mitmenschen her.
2.3. Menschliche Sein im Bezug auf den Mitmenschen
So ist menschliches Sein nach Sartre nicht nur Bewusstsein, sondern auch „Für-andere- Sein“.
Die Struktur des Für-andere-Seins enthüllt Sartre an einer Analyse des Blicks.
Erblickt-Sein meint, dass das Sein des Einzelnen immer schon durch die Gegenwart des Anderen konstituiert ist.
Sartre machte diesen Gedanken am Bsp. des Lauscher verständlich:
Hingegeben an seine Neugierde geht der Lauscher ohne Ich-Bewußtsein in seinen Akten auf. Nun erblickt ihn ein anderer. In diesem Moment ist er festgelegt, als der er ist: ein eifersüchtiger Lauscher.
Dabei ist jedoch noch anzumerken, dass für Sartre vom Mitmensch, vom Anderen immer Konflikte ausgehen. In Huis Clos zeigt er, dass die Hölle immer die anderen sind, da der eine Mensch durch den anderen bestimmt wird und im so mit seiner Meinung über ihn das Leben zur Hölle macht.
Es lässt sich also festhalten, dass das Sein des Menschen nach Sartre durch den Mitmenschen mitbestimmt wird. Der Mitmensch wird als Hölle empfunden.
2.4. Der Atheismus Sartres als Basis seines Denksystems
Sartres System ist nicht zu verstehen, wenn man sich nicht mit seinen Denkvorrausetzungen beschäftigt.
Seine wichtigste Prämisse ist hier der Atheismus.
Sartre macht den Versuch das menschliche Wesen ohne eine metaphysische Größe zu definieren. Er versteht den Menschen von seiner Vernunft her und blendet Gott bei seiner Suche nach dem wahren menschlichen Sein vollständig aus.
Sartre bestimmt das Wesen des Menschen ohne Gott mit einzubeziehen.
2.5. Ethische Konsequenzen des Existentialismus
2.5.1 Die Freiheit des Menschen
Da das Wesen des Menschen von ihm selber erst auf die Zukunft hin ist konstituiert werden muß ist es für die Ethik Sartres logische Konsequenz, dass der Mensch sich verwirklichen muß.
Da der Mensch nicht von vorneherein festgelegt ist in seinem Sein, bleibt ihm gar nichts anderes übrig als sich in ständigem Prozess zu dem zu machen, was er ist.
Der Mensch steht in dem Zwang sich zu dem zu machen was er ist. Diese Freiheit ist das Urphänomen der Ethik Sartres.
2.5.2 Moralische Haltungen bei Sartre
Der Mensch ist demnach in die volle Verantwortung für sich geworfen. Er ist keiner übergeordneten Größe verantwortlich.
Der Mensch kann im Handeln Werte setzen. „Das bedeutet, dass wir die Werte, wenn wir in die Welt kommen, nicht fix und fertig vorfinden, sondern, dass sie als eine Bedingung unseres In-die-Welt-Kommens erzeugt werden.“
Oder: „In dieser Welt, in der ich mich engagiere, scheuchen meine Handlungen Werte wie Rebhühner auf.“
Damit ist klar, dass Sartre bestehende absolute Werte ablehnt.
Es gibt bei Sartre letztlich keine Begründung der Werte, außer der Freiheit, die man hat, dass der moralische Wert eine Sache der Wahl ist.
Letzlich rechtfertigt für ihn nichts die Entscheidung für den einen gegen den anderen Wert. Sartres Konzept bleibt demnach ohne Ethik im klassischen Sinne. Er erkennt keinen Maßstab als verbindlich an, außer dem eigenen.
Seine ethischen Äußerungen bleiben ohne übergeordnete Absoluta.
Dies sieht man auch seht auch sehr gut an seinen moralischen Aussagen über den Mitmenschen.
Der Mensch ist nach Sartre zwar seinem Mitmenschen gegenüber verpflichtet, da er unlösbar mit allen anderen verbunden ist.
Wie aber diesem Mitmenschen ethisch konkret zu begegnen ist diese Auskunft bleibt Sartre schuldig.
Seine Ethik lässt letztlich jeden verbindlichen ethischen Maßstab vermissen.
So kommt er auch zu dem eingangs zitierten Ausspruch, „dass es nicht so sehr auf gut oder schlecht“ ankäme. Das Wesen des Menschen und seine Ethik sind frei.
Der Mensch setzt ethische Werte im Handeln.
Einen absolut für alle Menschen verbindlichen Maßstab gibt es nicht, sondern jeder Mensch mußsich frei entscheiden, wie er handelt.
3. KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG
3.2 Fragwürdige Ansätze
3.1.1. Freiheitsbegriff
Die Kritik an Sartre soll einsetzen bei seinem Hauptgedanken Sartres, beim Urphänomen seiner Lehre. Seinem Freiheitsbegriff.
Diese von Sartre propagierte Freiheit für Wesen und Ethik des Menschen darf allein schon in praktischer Hinsicht als fragwürdig angesehen werden.
Der Mensch ist in seinem Wesen nach praktisch nicht frei, sondern an eine Vielzahl von Bedingungen, wie Geburt, soziale Herkunft und dergleichen gebunden. Diese determinieren stark sein Wesen.
[...]
1 J.-P. Sartre, Selbstportrait mit 70 Jahren in: Sartre über Sartre, Reinbeck 1977
- Citar trabajo
- Daniel Steffen Schwarz (Autor), 2004, Der Existentialismus des Jean-Paul Sarte. Referat mit Handout, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/413422
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