Täglich begegnen wir Situationen, ob nun von großer Bedeutung oder nebensächlich, die die Fähigkeit zu denken voraussetzen. Doch wie kann es sein, dass ein so elementarer Ablauf all unser Handeln, unsere Entscheidungen und letztlich unser Leben koordiniert, ohne dass man das geringste davon mitbekommt?
Die Entstehung von Denkprozessen beziehungsweise des Denkens ist laut Forschern in der frühesten Kindheit zu suchen, da sich bereits im Säuglingsalter Denkprozesse abspielen und Zusehens neue Formen des Denkens erlernt werden.
In dieser Arbeit soll die kognitive Entwicklung bei Säuglingen und Kindern thematisiert und erläutert werden und anhand verschiedener Modelle und Ansätze verständlich gemacht werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Piaget und seine Theorie der Denkentwicklung
2.1 Verschiedene Stadien der Denkentwicklung nach Piaget
2.2 Das sensomotorische Stadium
2.3 Das präoperationale Stadium
2.4 Das konkret-operationale Stadium
2.5 Das formal-operationale Stadium
3. Kritik an Piaget
4. Die Habituationsmethode
5. Theorien der Entwicklung domänenspezifischen begrifflichen Wissens
5.1 Die Kemwissensthese
5.2 Beispiel zur Addition bei Säuglingen
6. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Täglich begegnen wir Situationen - ob nun von großer Bedeutung oder nebensächlich -, die die Fähigkeit zu denken voraussetzen. Doch wie kann es sein, dass ein so elementarer Ablauf all unser Handeln, unsere Entscheidungen und letztlich unser Leben koordiniert, ohne, dass man das geringste davon mitbekommt? Die Entstehung von Denkprozessen beziehungsweise des Denkens ist laut Forschem in der frühesten Kindheit zu suchen, da sich bereits im Säuglingsalter Denkprozesse abspielen und Zusehens neue Formen des Denkens erlernt werden.
In dieser Arbeit soll die kognitive Entwicklung bei Säuglingen und Kindern thematisiert und erläutert werden und anhand verschiedener Modelle und Ansätze verständlich gemacht werden.
2. Piaget und seine Theorie der Denkentwicklung
Jean Piaget (1896-1980), Schweizer Biologe und Erkenntnistheoretiker, war einer der ersten Wissenschaftler, der anhand von ausführlichen Studien in Form von Beobachtung seiner eigenen Kinder zu umfassenden Theorien zur Denkentwicklung bei Kindern und Jugendlichen gelangte. Im Folgenden werden Piagets Erkenntnisse genauer dargelegt und erläutert.
2.1 Verschiedene Stadien der Denkentwicklung nach Piaget
Piaget entdeckte anhand von Beobachtungen verschiedene Stadien der Denkentwicklung, die seiner Meinung nach jedes Kind in etwa der gleichen Form durchlebt, um zu einer voll funktionsfähigen Kognitionsfähigkeit zu gelangen. Zunächst ist zu erwähnen, dass Piaget die geistige Entwicklung eines Kindes als Konstruktivismus, also als „einen Prozess der aktiven Konstruktion von Wissen in der Interaktion des Individuums mit der Umwelt“ (Schneider, Lindenberger, Entwicklungspsychologie, 2012, S. 386) und den heranwachsenden Menschen als Wissenschaftler verstand, der, von Neugier getrieben, die Welt erkunde und erkenne. Der Prozess des Konstruktivismus werde laut Piaget durch Assimilation und Akkomodation, also durch Integration von Neuem und Anpassung von bereits Vorhandenem, vorangetrieben.
2.2 Das sensomotorische Stadium
Das sensomotorische Stadium ist laut Piaget ab der Geburt bis etwa zu einem Alter von zwei Jahren angesiedelt und besagt, dass Erkenntnismöglichkeiten nur und ausschließlich an das momentane Geschehen in unmittelbarer Nähe des Säuglings gebunden sind. Laut Piagets Beobachtung sei also „die Intelligenz des Säuglings handlungsgebunden, nicht symbolisch-repräsentational“ (Schneider, Lindenberger, Entwicklungspsychologie, 2012, S. 387). Das sensomotorische Stadium teilt sich in insgesamt sechs Stufen, welche sich am Alter des Säuglings orientieren und deren Komplexität mit steigendem Alter wächst.
Die Stufen eins und zwei, die im Alter von null bis vier Monaten angesiedelt sind, beinhalten beispielsweise die Modifikation von Reflexen und eine erste Koordination von Schemata. Die weitere Entwicklung innerhalb der sechs Stufen erstreckt sich über insgesamt 24 Monate und beinhaltet unter Anderem die Entwicklung der Suche nach vollständig verdeckten Objekten (Stufe vier, im Alter von acht bis 12 Monaten), des Versuch-und-Irrtum-Problemlösens (Stufe 5, im Alter von 12 bis 18 Monaten) bis hin zur Entwicklung des schlussfolgernden Denkens (Stufe sechs, 18 bis 24 Monate).
2.3 Das präoperationale Stadium
Im präoperationalen Stadium, welches sich ab einem Alter von etwa zwei Jahren manifestiert und sich laut Piaget bis zum siebten Lebensjahr erstreckt, erwerben Kinder zügig das Kommunikationsmittel Sprache. Während dieses Stadiums wird es Kindern möglich, stabile mentale Repräsentationen zu bilden; logische Operationen, also die Fähigkeit, Repräsentationen mental zu verändern, sind jedoch noch nicht vorhanden.
Auch kommt es im präoperationalen Stadium zu einigen Denkfehlern, da Kinder im Vorschulalter zu einseitiger Fokussierung neigen - dies zeigen beispielsweise Tests, in denen eine gleich große Anzahl von Dingen unterschiedlich angeordnet werden, um die Menge so augenscheinlich größer erscheinen zu lassen. Man ordne beispielsweise eine gleich große Anzahl von Süßigkeiten der Reihe nach an, halte jedoch in einer Reihe einen größeren Abstand zu den einzelnen Teilen. Ein Kind im präoperationalen Stadium wird äußern, dass die längere der beiden Reihen auch mehr Süßigkeiten enthalten muss.
Ein weiterer Aspekt ist der sogenannte Egozentrismus. Dieser besagt, dass es Vorschulkindern nicht möglich ist, eine Perspektive einzunehmen, die von ihrer eigenen abweicht. Dies zeigen beispielsweise Versuche mit dreidimensionalen Modellen, die dem Kind zuvor aus jeder Perspektive gezeigt werden. Soll das Kind nun aber zeigen, welche Perspektive der Versuchsleiter gegenüber von ihm gegenwärtig betrachtet, so ist das dem Vorschulkind nicht möglich - es geht von seiner eigenen Perspektive aus.
2.4 Das konkret-operationale Stadium
Im Alter von sieben bis 12 Jahren erwerben Kinder die Fähigkeit einfache logische Operationen anzuwenden; die Abstraktionsfähigkeit ist jedoch beschränkt. Auch überwinden Kinder im konkret-operationalen Stadium den zuvor beschriebenen Egozentrismus, können sich also nun auch andere Perspektiven vorstellen. Laut Piaget erwerben Kinder ab einem Alter von etwa sieben Jahren erstmals Begriffe wie den der Zeit, der Erhaltung, der Zahl oder der Kausalität. Jedoch fällt es Kindern in diesem Stadium noch sehr schwer „systematisch über hypothetische Situationen nachzudenken. “ (Schneider, Lindenberger, Entwicklungspsychologie, 2012, S. 389)
2.5 Das formal-operationale Stadium
Laut Piaget spiegelt das formal-operationale Stadium, welches sich ab einem Alter von 12 Jahren einstellt, den Idealtyp menschlicher Rationalität wieder, jedoch wird dieses Stadium nicht von allen Erwachsenen erreicht.
Heranwachsende oder Erwachsene in diesem Stadium sind in der Lage, theorethisch beziehungsweise hypothetisch zu denken. Sie lösen systematisch Probleme und zeigen ein Verständnis für die wissenschaftliche Methode, also das kontrollierte Durchführen von Versuchen, das Prüfen von Hypothesen und das Ziehen von gültigen Schlussfolgerungen. Es kommt nicht mehr zu Manipulationen der Versuche, wie es etwa bei einem Kind im Vorschulalter geschehen könnte.
[...]
- Citation du texte
- Helen Kohm (Auteur), 2015, Denken. Piagets Theorien der Denkentwicklung und weitere Theorien domänenspezifischen begrifflichen Wissens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412352
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.