Als Albanien sich nach 45 Jahren Herrschaft vom kommunistischen Regime und seiner Isolation befreite und mit den ersten freien Wahlen von 1992 der Weg zur Demokratie und Marktwirtschaft frei war, dachten fast alle nur an die Verwirklichung ihrer Träume von einem Leben in Wohlstand und Freiheit und waren voller Optimismus. Woran man nicht gedacht hat, war der ausgesprochen schwierige Weg der Transition mit großen Hindernissen und Rückschlägen, ein schwacher von Korruption durchdrungener Staat, das Fortbestehen der Armut in nach wie vor besorgniserregendem Maß und all die damit zusammenhängenden sozialen Probleme, denen sich die albanische Gesellschaft bei weitem nicht gewachsen war, wie z.B. die wachsende Kriminalität und das rasche Etablieren von kriminellen Netzwerken, die soziale Ausgrenzung und die immer tiefer werdende Kluft zwischen Armen und Reichen. Viel undenkbarer war es, wie viele Gefahren und wie viel Leiden die Transition den Kindern bringen würde. Viele davon werden noch vernachlässigt, missbraucht, und ins Ausland für Prostitution und Zwangsarbeit verkauft. Nach Angaben der Hilfsorganisation Terre de Hommes werden aktuell 12% der Kinder zwischen 5 und 14 Jahren ausgebeutet und ca. 2530 Kinder leben auf der Straße. Die EU-Kommission stellt in ihren Berichten immer wieder fest, dass Albanien ein Ursprungsland für die schlimmsten Formen der Kinderarbeit - definiert nach der ILO-Konvention 182 - und Kinderhandel bleibt.
Der Schutz der Kinder als die Zukunft der Nation wird in Albanien stets als wichtige Aufgabe des Staates und der Gesellschaft erklärt. Auch im kommunistischen Regime war Kinderschutz ein wichtiger Teil der staatlichen Propaganda und Rhetorik. So wurde die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (UNKRK) auch noch vor der Wende unterzeichnet und dann 1991 ratifiziert. Dennoch haben sowohl der albanische Staat als auch die Gesellschaft in den ersten Jahren der Transition es versäumt, Kinder vor Ausbeutung, Missbrauch und anderen Formen der Gewalt zu schützen und haben bei den sich rasant verbreitenden Verschleppungen von kleinen Mädchen und Jungs für Prostitution, Organhandel oder Zwangsarbeit in Italien, Griechenland und anderen westlichen Ländern anfangs weg geschaut. Die Ersten, die Kindern zu Hilfe kamen und sich um die Opfer kümmerten, waren die internationalen Kinderhilfsorganisationen UNICEF, Terre des Hommes, Save the Children, IOM und die zu jener Zeit wenigen albanischen NGOs.
Inhalt
1 Einleitung
2 Analyserahmen
2.1 Konzeptionelle Einbettung: Das Konzept der „enlargement-led “ Europäisierung und die Analyse des Fallbeispiels
2.2 Die Entwicklung der EU-Kinderrechtepolitik in der internen und externen Dimension
2.3 Kinderschutz als Policy-Mix: Das Konzept des integrierten Kinderschutzsystems
3 Entwicklung der Kinderschutzpolitik in Albanien von 1992 bis heute
3.1 Die Bedeutung des Kinderschutzes in Albanien
3.2 Der Kinderschutz im Rahmen einer neu entstehenden Sozialpolitik in den 1990er Jahren
3.3 Von reaktiven Maßnahmen zur aktiven Kinderschutzpolitik – Kinderschutz auf der politischen Agenda
3.4 Auf dem Weg zu einem integrierten Kinderschutzsystem (2010-heute)
4 Gibt es eine Europäisierung der Kinderschutzpolitik in Albanien? - Analyse und Fazit
5 Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Selma Belshaku-Honstein (Author), 2016, Die Europäisierung der Sozialpolitik in Albanien. Der Einfluss der Europäischen Union auf die Maßnahmen zum Aufbau eines integrierten Kinderschutzsystems, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412308
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