Für Bruno Bettelheim sind Märchen eines der wichtigsten Instrumente der Persönlichkeitsbildung, die über eine reine Wissensvermittlung hinausgehen. Gerade in der Stimulierung der Fantasie, die durch Märchen bewirkt wird, sieht er für Heranwachsende ein enormes Entwicklungspotenzial. Das Kind kann durch das kulturelle Angebot, in Form von Märchen, seine Wahrnehmungsfähigkeit für die Sinnhaftigkeit oder Sinngebung ausbilden. Unter Einsatz seiner Fantasie kann es dazu befähigt werden, sich flexibel in der Welt zu orientieren und wird oder bleibt visionsfähig. Für Bettelheim bildet das Märchen den Ort, an dem sich Menschen entwickeln können.
In seinem Buch "Kinder brauchen Märchen" beschäftigt er sich mit den persönlichkeitsbildenden Aufgaben von Märchen. Zur Bekräftigung seiner Theorien, bezieht sich Bettelheim überwiegend auf Märchen der Brüder Grimm und auf die arabischen Märchen aus "Tausend und einer Nacht". Bettelheim erklärt aus seiner psychoanalytischen Perspektive heraus, warum Märchen für Kinder so wichtig und fesselnd sind.
Der Bestseller (im Original: "The Uses of Enchantment" von 1976) erscheint 1977 erstmals in deutscher Übersetzung. Die Veröffentlichung fällt in eine Zeit, in der Märchen als Instrumente bürgerlicher Repression betrachtet werden. Die Gewaltdarstellungen, vor allem in den Erzählungen der Brüder Grimm, spielen in diesen märchenkritischen Debatten eine zentrale Rolle. Im Verlauf soll die Wirkung verschiedener Elemente in Märchen, auf das Unterbewusstsein des Kindes, im Zusammenhang mit Freuds psychoanalytischen Thesen, beleuchtet werden. In der Schlussbetrachtung soll der Frage nachgegangen werden, welche Relevanz Märchen heute noch, auch in der Theaterlandschaft, haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung „Kinder brauchen Märchen“
- Biografien
- Biografie Bruno Bettelheim
- Biografie Sigmund Freud
- Biografie Brüder Grimm
- Definition von Märchen
- Freuds Psychoanalyse in Bezug zu Bettelheim
- „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“
- Bewusstseinsebenen
- Phasen der psychosexuellen Entwicklung
- Aufgaben des Märchens nach Bettelheim
- Übertragung von Psychoanalytischen Thesen auf Märchen
- Symbole in Märchen und die Bedeutungen für das Kind
- Fazit
- Aktuelle Relevanz von Bettelheims „Märchentheorie“
- Eignung von Märchen als Theaterstoff mit politischer Relevanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung von Märchen für die Entwicklung von Kindern aus der psychoanalytischen Perspektive Bruno Bettelheims. Der Autor argumentiert, dass Märchen ein wichtiges Instrument der Persönlichkeitsbildung sind, welches über die reine Wissensvermittlung hinausgeht. Bettelheim betrachtet Märchen als Mittel zur Förderung der Fantasie, der Wahrnehmungsfähigkeit und der Orientierungsfähigkeit von Kindern. Die Arbeit beleuchtet die psychoanalytischen Thesen Freuds im Kontext von Bettelheims Märcheninterpretation und analysiert die Rolle von Symbolen in Märchen und ihre Bedeutung für die kindliche Entwicklung.
- Die Bedeutung von Märchen für die Persönlichkeitsbildung
- Die psychoanalytische Perspektive Bruno Bettelheims auf Märchen
- Die Rolle von Symbolen und Archetypen in Märchen
- Die Relevanz von Märchen im Kontext der Theaterlandschaft
- Die aktuelle Relevanz der „Märchentheorie“ von Bettelheim
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These von Bettelheim vor, dass Märchen eine zentrale Rolle in der Entwicklung von Kindern spielen. Sie beleuchtet die Bedeutung der Fantasie und der Wahrnehmungsfähigkeit, die durch Märchen gefördert werden. Die Arbeit bezieht sich dabei auf Bettelheims Buch „Kinder brauchen Märchen“ und stellt den Kontext der Veröffentlichung in den 1970er Jahren dar.
Das Kapitel über Biografien stellt die Lebensläufe von Bruno Bettelheim, Sigmund Freud und den Brüdern Grimm vor. Es bietet einen Überblick über die wichtigsten Stationen ihrer Lebenswege und die Werke, die sie prägten.
Das Kapitel „Definition von Märchen“ erläutert die Merkmale von Märchen als Prosaerzählungen mit übernatürlichen Elementen. Es beschreibt den Ursprung der Märchen in mündlichen Traditionen und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Märchen und phantastischer Literatur.
Das Kapitel „Freuds Psychoanalyse in Bezug zu Bettelheim“ beleuchtet die psychoanalytischen Thesen Freuds, insbesondere die Begriffe „Es“, „Ich“ und „Über-Ich“. Es analysiert die verschiedenen Bewusstseinsebenen und Phasen der psychosexuellen Entwicklung.
Das Kapitel „Aufgaben des Märchens nach Bettelheim“ behandelt die von Bettelheim identifizierten Aufgaben von Märchen in der kindlichen Entwicklung. Bettelheim betont, dass Märchen die emotionale und kognitive Entwicklung unterstützen, Ängste verarbeiten und soziale Fähigkeiten fördern.
Das Kapitel „Übertragung von Psychoanalytischen Thesen auf Märchen“ untersucht die Anwendung von Freuds Psychoanalyse auf die Interpretation von Märchen. Bettelheim erklärt, dass Märchen durch ihre Symbolsprache den Kindern helfen, ihre eigenen inneren Konflikte und Ängste zu verstehen und zu verarbeiten.
Das Kapitel „Symbole in Märchen und die Bedeutungen für das Kind“ befasst sich mit der Rolle von Symbolen in Märchen und ihrer Bedeutung für die kindliche Entwicklung. Bettelheim argumentiert, dass Märchen die Sprache des Unbewussten sprechen und den Kindern so helfen, ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle besser zu verstehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Märchen, Psychoanalyse, Kinderentwicklung, Fantasie, Wahrnehmungsfähigkeit, Symbolsprache, Bettelheim, Freud, Brüder Grimm, "Kinder brauchen Märchen", "The Uses of Enchantment". Sie untersucht die Bedeutung von Märchen als Mittel der Persönlichkeitsbildung und als Instrument der Verarbeitung von Ängsten und Konflikten im kindlichen Unterbewusstsein. Der Fokus liegt auf der psychoanalytischen Interpretation von Märchen nach Bettelheim und der Relevanz der "Märchentheorie" für die heutige Gesellschaft.
- Citation du texte
- Latifa Lalee (Auteur), 2018, Inwiefern werden Kinder von Märchen beeinflusst? "Kinder brauchen Märchen" von Bruno Bettelheim, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/412256