Den Begriff „Weltkrieg“ bringen wir nach den Erfahrungen unserer heutigen Zeit fast ausschließlich mit dem 20. Jahrhundert, weniger mit der Antike in Verbindung. Jedoch gab es auch in dieser Zeit einen Krieg, der weite Teile der damals bekannten Welt in seinen Bann zog und diese nachhaltig veränderte - neben der gesamten griechischen Welt auch die mächtigen Reiche der Perser und Karthager. Aufgrund jener bis dahin unbekannten Dimensionen hätte sich der fast dreißig Jahre währende Peloponnesische Krieg von 431 v. Chr. bis 404 v.Chr. zwischen dem Attisch-Delischen Seebund unter der Führung Athens und dem Peloponnesischen Bund unter der Führung Spartas dieses markante Prädikat auch durchaus verdient.
Diese Arbeit soll sich im wesentlichen auf den Ausbruch dieses Krieges aus der Sicht der Spartaner beschränken, das heißt vor allem auf seine Ursachen, Anlässe, den ersten Kriegsabschnitt und den Abschluss eines zwischenzeitlichen Friedensvertrages, ohne zu stark auf die Belange Athens einzugehen.
INHALTSVERZEICHNIS
I. Einleitung
II. Der Ausbruch des Peloponnesischen Krieges
1. Die Konflikte im Vorfeld –Anlässe des Krieges
2. Diskussionen in Sparta und Kriegsbeschluss
3. Tiefere Ursache mit zwanghafter Auswirkung? – Agressor Sparta
4. Der Archidamische Krieg
5. Der Friede des Nikias
III. Schlussbetrachtung
Quellen- und Literaturverzeichnis
I. Einleitung
Den Begriff „Weltkrieg“ bringen wir nach den Erfahrungen unserer heutigen Zeit fast ausschließlich mit dem 20. Jahrhundert, weniger mit der Antike in Verbindung. Jedoch gab es auch in dieser Zeit einen Krieg, der weite Teile der damals bekannten Welt in seinen Bann zog und diese nachhaltig veränderte, neben der gesamten griechischen Welt waren dies unter anderem auch die mächtigen Reiche der Perser und Karthager. Aufgrund jener bis dahin unbekannten Dimensionen hätte sich der fast dreißig Jahre währende Peloponnesische Krieg von 431 v. Chr. bis 404 v.Chr. zwischen dem Attisch-Delischen Seebund unter der Führung Athens und dem Peloponnesischen Bund unter der Führung Spartas dieses markante Prädikat auch durchaus verdient.
Diese Arbeit soll sich im wesentlichen auf den Ausbruch dieses Krieges aus der Sicht der Spartaner beschränken, das heißt vor allem auf seine Ursachen, Anlässe, den ersten Kriegsabschnitt und den Abschluss eines zwischenzeitlichen Friedensvertrages, ohne zu stark auf die Belange Athens einzugehen. Der Informationsstand diesbetreffend ist zwar im Vergleich zu anderen Abschnitten dieser Zeit relativ gut, da wir über eine unschätzbar wertvolle und ausführliche Quelle verfügen: Das Hauptwerk „Geschichte des Peloponnesischen Krieges“ des Historikers und Zeitzeugen Thukydides[1]. Sämtliche späteren Forschungen zu dieser Thematik basieren darauf, da es als einziges dem Anspruch ausführlicher und vollständiger Darstellung der Geschehnisse genügt und somit die Grundlage jeder historischen Interpretationsmöglichkeit bildet.[2] Diese Monographie reicht allerdings nur bis zum Jahre 411, wird aber gut durch Xenophons „Hellenika“[3] ergänzt. Ungeachtet dessen gestaltet sich eine Darstellung rein aus spartanischer Sicht aber teilweise sehr schwierig. Das liegt vor allem daran, dass sich die Überlieferung der Ereignisse dieser Epoche zum größten Teil auf athenische Quellen stützt, wie auch Thukydides Werk eine solche ist, und damit die Geschehnisse in Sparta zum Teil weit weniger betrachtet wurden als dieselbigen in Athen. Des Weiteren zwingt der ständige Zusammenhang mit der Vorgehensweise der Athener, den dieses Thema mit sich bringt, auch zu einem Mindestmaß an Betrachtung dessen. Dennoch habe ich versucht, mich weitgehend auf spartanische Aspekte der Auseinandersetzung zu beschränken.
Ich möchte meine Ausführungen nun folgendermaßen gliedern: Nach einer Erläuterung der Konflikte zwischen den beiden späteren Kriegsparteien und ihrer Verbündeter unmittelbar im Vorfeld der Kampfhandlungen, also der Anlässe des Krieges, soll eine kurze Darlegung der anschließenden Diskussionen in Sparta und des Kriegsbeschlusses gegeben werden. Schon Thukydides selber hat unterschieden zwischen den Anlässen und den tieferen Ursachen für den Zwist der beiden griechischen Hegemonialmächte, die in den Jahrzehnten davor zu suchen sind. Hier sei allerdings festzuhalten, dass sich, auch im Laufe jahrhundertelanger Forschung, ein sehr komplexes Ursachengeflecht ergeben hat, das es nur schwer möglich macht, unter dem Anspruch angemessener Ausführlichkeit alle diese Ursachen zu erörtern, ohne den begrenzten Rahmen der Arbeit zu sprengen. Infolgedessen will ich mich in diesem Punkt bei relativ kurzgefassten Ausführungen anderer Art hauptsächlich auf die Frage beschränken, ob Sparta von Athen wirklich zwanghaft genötigt war, diesen Krieg vom Zaun zu brechen. Die Ereignisse, die damit in Zusammenhang stehen und in den Jahrzehnten vor der direkten Auseinandersetzung stattfanden, wie beispielsweise der Friedensvertrag zwischen Athen und Sparta 446/45, bedürfen eigentlich einer ausführlichen Erläuterung, können aber meinerseits ebenfalls nur angesprochen oder angeschnitten werden. Zuletzt folgt die Schilderung der Ereignisse des ersten Kampfabschnittes, also des Archidamischen Krieges, mit der Benennung vor allem der spartanischen Kriegsziele und –strategien, bevor schließlich kurz die Inhalte des Friedens von Nikias erläutert werden.
Neben der Hauptquelle des Thukydides standen mir verschiedene Werke als Sekundärliteratur zur Verfügung. Besonders hervorzuheben aufgrund ihrer Ausführlichkeit, Aktualität und Präzision, nicht nur auf den Abschnitt des Peloponnesischen Krieges bezogen, sind hier „Athen und Sparta“ von Raimund Schulz[4] und „Athen und Sparta in klassischer Zeit“ von Charlotte Schubert[5]. Als problematisch erwiesen sich, wie so oft im Gebiet der Althistorie, die unzähligen kleinen Widersprüche und unterschiedlichen Interpretationsansätze in den Werken. Aufgrund des bereits betonten, begrenzten Rahmens dieser Arbeit war es mir auch nicht möglich, beispielsweise gesellschaftliche oder kulturelle Aspekte in die Erforschung der Ursachen des spartanischen Handelns mit einzubeziehen und möchte es somit bei dem Verweis auf die jeweiligen Werke von Michael Stahl[6] und Karl Christ[7] belassen, in denen diese Anhaltspunkte näher beleuchtet werden.
Formal ist noch zu betonen, dass sämtliche im Folgenden zu besprechende Ereignisse vor unserer Zeitrechnung stattfanden und ich mir dennoch erlaubt habe, das Kürzel „v.Chr.“ hinter der Jahreszahl wegzulassen.
II. Der Ausbruch des Peloponnesischen Krieges
1. Die Konflikte im Vorfeld – Anlässe des Krieges
An dieser Stelle sei zunächst festzuhalten, dass Thukydides´ Werk als wichtigste Quelle zu diesem Thema sämtliche aufzuführenden Faktoren als untrennbare Gründe für den Ausbruch des Krieges ansieht, sowohl die aktuellen Geschehnisse, als auch die tiefere Ursache des langjährigen Dualismus´ zwischen Sparta und Athen. Nur so seien die historischen Gegebenheiten in ihrer Komplexität richtig zu erfassen.[8] Infolgedessen erscheint es sinnvoll, vor dieser „tieferen Ursache“ zuerst die drei Ereignisse aufzuzeigen, die unmittelbar zum Kriegsausbruch führten und somit als Anlässe bezeichnet werden können.
Zu Beginn steht der Konflikt zwischen Korinth, ebenso wie Sparta Mitglied des Peloponnesischen Bundes, und Kerkyra, einstige Kolonie Korinths, das sich seit längerem von diesem lösen und zur „Schutzmacht“ des Seehandels in der Adria aufschwingen konnte,[9] um die Vorherrschaft in Epidamnos. Dort kam es um 435 zu einem inneren Konflikt in der Oberschicht, bei dem sich eine Partei an Korinth, die andere an Kerkyra wandte. Aus einer darauffolgenden Seeschlacht bei Leukimme konnte letzteres als Sieger hervorgehen. Aufgrund der Aussicht auf weitere Auseinandersetzungen mit Korinth bat Kerkyra nun Athen um Unterstützung, die es dann auch in Form eines Defensivbündnisses für den Fall eines Angriffs auf einen der Partner bekam. Als Motivation Athens dafür gelten auch die in der Folge günstige Seeverbindung nach Italien und Sizilien.[10] Bei einer weiteren Seeschlacht nahe der Sybota-Inseln entsandte Athen Schiffe, die sich allerdings den Kampfhandlungen enthielten.[11] Das 433 geschlossene Defensivbündnis gilt als erste Gefahr zur Ausweitung des Krieges zwischen Kerkyra und Korinth zu einem Krieg des Peloponnesischen Bundes mit Athen. Ein anders geartetes Bündnis und eine offensivere Kriegsführung Athens hätten wohl den Bruch des 446/45 geschlossenen Dreißigjährigen Friedens bedeutet und somit bereits in diesem Moment zu weitreichenderen Konsequenzen geführt.[12]
[...]
[1] Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges. Übersetzt und mit einer Einführung und Erläuterungen versehen von Georg Peter Landmann, München 1991.
[2] Vgl. Davies, John K.: Das klassische Griechenland und die Demokratie, München 1996, S. 142f.
[3] Xenophon: Hellenika, griechisch-deutsch ed. Gisela Strasburger, München 1970.
[4] Schulz, Raimund: Athen und Sparta, Darmstadt 2003.
[5] Schubert, Charlotte: Athen und Sparta in klassischer Zeit. Ein Studienbuch, Stuttgart/Weimar 2003.
[6] Stahl, Michael: Gesellschaft und Staat bei bei den Griechen: Klassische Zeit, München/Paderborn/Wien 2003.
[7] Christ, Karl (Hrsg.): Sparta, Darmstadt 1986.
[8] Vgl. Dreher, Martin: Athen und Sparta, S. 125.
[9] Vgl. Schulz, Raimund: Athen und Sparta, Darmstadt 2003, S. 73.
[10] Vgl. Thukydides: Geschichte des Peloponnesischen Krieges, Buch I,44, S. 50.
[11] Vgl. Schubert, Charlotte: Athen und Sparta in klassischer Zeit, S. 139.
[12] Vgl. Wickert, Konrad: Der peloponnesische Bund von seiner Entstehung bis zum Ende des archidamischen Krieges, Erlangen 1961, S. 70f.
- Citar trabajo
- Jens Wittig (Autor), 2004, Der Ausbruch des Peloponnesischen Krieges aus der Sicht Spartas, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41111
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