Um den Zuschauer an den Sender zu binden, scheinen inzwischen aufwendige und kostenintensive Eigenproduktionen nicht mehr ausreichend. Und so werden zwar weiterhin Kandidaten auf abgelegene Inseln geschickt oder in dorfähnliche Kulissen gesteckt und beobachtet, um den voyeuristischen Anwandlungen der Zuschauer gerecht zu werden, jedoch wird dies immer stärker mit Telefongewinnspielen verknüpft, die so zum einen stärkere Zuschauerbindung über Gewinnspiele und Interaktivität generieren. Zum anderen dient diese inzwischen gängige Praxis aber der Refinanzierung eben jener Produktionen. Auch lässt sich so mit relativ geringem Kostenaufwand die Nachtschiene bedienen, die im Hinblick auf die werberelevante Zielgruppe eher stiefmütterlich behandelt wird.
Da wird per SMS – To – Screen gechattet und der Traumpartner gesucht oder wenigstens die eigene mit geringem Informationsgehalt versehene Nachricht auf den Schirm geschickt, was so für einen kurzen Moment mit einer gewissen Prominenz, bzw. Öffentlichkeit verbunden ist. Beim Betreiber aber klingelt mit jeder dieser vergleichsweise teuren Nachricht die Kasse.
Wie nun die diversen TV – Sender die Telefonmehrwertdienste und SMS Premiumservices zur Finanzierung nutzen und in welcher Form sie auftreten, soll im Folgenden näher dargestellt werden. Auch werde ich einen Blick auf gesetzliche Regelungen und Kontrollinstitutionen, sowie besondere Regelungen für die öffentlich – rechtlichen Anstalten werfen.
Ebenso erläutert werden die genauen Vorgehensweise und der Aufbau solcher Telefonmehrdienstleistungen, wie sie beispielsweise von Anbietern wie Talkline angeboten werden.
Am Ende werde ich einen Ausblick auf neue Regelungen im 8. Rundfunkänderungs- Staatsvertrag geben, der mit Wirkung zum 01.04.2005 in Kraft getreten ist und eine Prognose für die weitere Entwicklung dieser Finanzierungs- und Unterhaltungsform geben.
Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort
3 Abbildungsverzeichnis
4 Technische Grundlagen
4.1 Intelligent Network
4.2 Dienstleister
4.3 Telefongewinnspiele
5 Finanzierung
5.1 Beispiel 1: „Einsatz in 4 Wänden“, RTL
5.2 Beispiel 2: „9live“
5.3 Beispiel 3: „S.O.S.“, ProSieben
6 Rechtliche Grundlagen
6.1 Regulierungsbehörde (RegTP), Mehrwertdienste - Gesetz
6.2 Rundfunkänderungsstaatsvertrag
7 Erscheinungsformen
8 Ausblick
9 Literaturverzeichnis
1. Vorwort
Um den Zuschauer an den Sender zu binden, scheinen inzwischen aufwendige und kostenintensive Eigenproduktionen nicht mehr ausreichend. Und so werden zwar weiterhin Kandidaten auf abgelegene Inseln geschickt oder in dorfähnliche Kulissen gesteckt und beobachtet, um den voyeuristischen Anwandlungen der Zuschauer gerecht zu werden, jedoch wird dies immer stärker mit Telefongewinnspielen verknüpft, die so zum einen stärkere Zuschauerbindung über Gewinnspiele und Interaktivität generieren. Zum anderen dient diese inzwischen gängige Praxis aber der Refinanzierung eben jener Produktionen. Auch lässt sich so mit relativ geringem Kostenaufwand die Nachtschiene bedienen, die im Hinblick auf die werberelevante Zielgruppe eher stiefmütterlich behandelt wird.
Da wird per SMS – To – Screen gechattet und der Traumpartner gesucht oder wenigstens die eigene mit geringem Informationsgehalt versehene Nachricht auf den Schirm geschickt, was so für einen kurzen Moment mit einer gewissen Prominenz, bzw. Öffentlichkeit verbunden ist. Beim Betreiber aber klingelt mit jeder dieser vergleichsweise teuren Nachricht die Kasse.
Wie nun die diversen TV – Sender die Telefonmehrwertdienste und SMS Premiumservices zur Finanzierung nutzen und in welcher Form sie auftreten, soll im Folgenden näher dargestellt werden. Auch werde ich einen Blick auf gesetzliche Regelungen und Kontrollinstitutionen, sowie besondere Regelungen für die öffentlich – rechtlichen Anstalten werfen.
Ebenso erläutert werden die genauen Vorgehensweise und der Aufbau solcher Telefonmehrdienstleistungen, wie sie beispielsweise von Anbietern wie Talkline angeboten werden.
Am Ende werde ich einen Ausblick auf neue Regelungen im 8. Rundfunkänderungs- Staatsvertrag geben, der mit Wirkung zum 01.04.2005 in Kraft getreten ist und eine Prognose für die weitere Entwicklung dieser Finanzierungs- und Unterhaltungsform geben.
3 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Aufbau eines Intelligent Network
Abbildung 2 Aufbau von Telefongewinnspielen
Abbildung 3 Verteilung der Mehrwertdienste auf die einzelnen Nummernräume
Abbildung 4 Mehrwertdienste im Tagesverlauf (alle Sender)
4 Technische Grundlagen
Im folgenden Abschnitt möchte ich auf die technischen und wirtschaftlichen Grundlagen zu sprechen kommen, die allen Telefonmehrwert - oder SMS – Premiumdiensten zu Grunde liegen: die Intelligent Networks, wie unter 4.1 näher beschrieben. Aber auch der Aufbau, bzw. Ablauf eines Telefongewinnspiels soll unter dem Punkt 4.3 näher beleuchtet werden.
4.1 Intelligent Network
Die hier besprochenen Telefonmehrwerte und SMS Premiumdienste basieren allesamt auf der gleichen Technologie, so genannten Intelligent Networks. Diese sind durch Anbindung an Voice – Server, also Hochleistungsrechner mit entsprechender Sprachsoftware in der Lage, eine große Anzahl von Anrufen zeitgleich zu bearbeiten, weiterzuleiten oder in Warteschlangen zu halten.
Der Anrufer wählt also eine entsprechende Nummer, die vom Dienstleister zur Verfügung gestellt wird und wird so über die letzte Meile seines Netzbetreibers mit dem Intelligent Network des Dienstleisters verbunden, wo sein Anruf gezählt und dann gemäß im Vorfeld festgelegter Vorgaben entweder zu einem Anrufbeantworter, einer Warteschleife oder einem Callcenter innerhalb dieses Netzwerkes weiterverbunden wird.
Dieses Prinzip kennt vermutlich inzwischen jeder, der schon einmal eine telefonische Anfrage bei seinem Mobilfunkanbieter hatte und sich erst durch ein akustisches Menu navigieren musste, bevor er dann an einen Mitarbeiter weiterverbunden wurde.
Durch ein Webinterface, wie in Abbildung 1 zu erkennen, kann der Betreiber dieser Nummer immer genau sehen, wie viele Kunden aktuell in der Warteschleife sind und kann somit den "Verkäufer", also beispielsweise den Moderator eines Telefongewinnspiels anhalten, die Zuschauer weiter anzuheizen und zu locken, die entsprechenden Nummern zu wählen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 Aufbau eines Intelligent Network
4.2 Dienstleister
Wie schon im vorangegangenen Abschnitt erklärt, macht also eine Telefonmehrwertdienstleistung einen recht großen technischen Aufwand nötig, wie ihn sich kleinere Sendeanstalten wie zum Beispiel der Gamesender K1010 nicht leisten könnten. Das größte Problem stellt dabei wohl das Bereitstellen einer großen Anzahl von Leitungen dar, was besonders bei kurzfristigen Aktionen oder Spielen eher unmöglich sein dürfte. Zu diesem Zweck haben einige Telefondienstleister wie talkline oder TeleGate, die ja bereits Erfahrungen im Bereich Auskunftsdienstleistungen haben und somit auch über die nötigen Kapazitäten verfügen, ihr Geschäftsfeld um das Bereitstellen von Telefonmehrwertdiensten jeder Art erweitert.
Diese Dienstleister bieten so ohne technischen Aufwand für den durchführenden Sender die nötigen Kapazitäten wie beispielsweise die Bereitstellung von 2000 Leitungen gleichzeitig, um die Peak – Points bei Tele – Votings zu versorgen und jede Stimme zählen zu können. Peak – Points meint hier den Moment, wenn der Moderator einer Sendung wie "Big Brother" seine Zuschauer dazu aufruft, per Anruf oder SMS zu bestimmen, wer das Haus verlassen soll, was diese dann auch bereitwillig tun und somit zu einem schnellen Anstieg der Anruferzahlen führt. Letztlich dient das aber nicht der Verlässlichkeit des Votings, sondern vielmehr der Finanzierung, da Anrufer, die auf eine besetzte Leitung treffen nicht nur ihre Stimme nicht abgeben, sondern auch keinen Umsatz bringen können.
Weiterhin stellen die Telefondienstleister für den Sender praktische Dienste wie das Online Billing zur Verfügung, womit völlig unkompliziert die Telefonrechnung des Anrufers belastet wird, statt umständlichere Zahlsysteme wie die Kreditkartennummer zu benutzen.
Dies ist aber nicht ganz ohne Einschränkungen möglich, wie ich im Kapitel Rechtliche Grundlagen noch erläutern werde.
Letztlich kann somit jeder einfache Bürger einen solchen Telefonmehrwertdienst wie beispielsweise ein Callcenter für Telefonerotik betreiben, solange er nur die Mindestanruferzahlen seines Dienstleisters generieren kann.
4.3 Telefongewinnspiele
Da also ohne großen technischen und finanziellen Aufwand ein solcher Telefonmehrwertdienst eingerichtet werden kann, liegt es auf der Hand, dass immer mehr Sendeanstalten, egal ob öffentlich – rechtlich oder privat – rechtlich, diese auch nutzen und in ihr Programm integrieren. Die wohl häufigste Form, die dem geneigten Zuschauer bei seinem Fernsehkonsum begegnet, stellen die Telefongewinnspiele dar, deren Funktionsweise im Folgenden kurz erläutert werden soll.
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