Mit dieser Arbeit beabsichtige ich, die häufigsten Meinungen der Historiker über Alexanders Intentionen zu thematisieren und zu untersuchen. Viele dieser Meinungen zeigen aufgrund einiger Unstimmigkeiten und fehlender Quellenbelege, dass folgende Thesen zu Alexander der Große und die Gedrosische Wüste die Wahrscheinlichsten sein müssten: Alexander wählte diesen Rückweg nicht nur um seinen „Plan des kombinierten Land– und Flottenunternehmen“ zu verwirklichen,6 sondern er traf seine Entscheidung in erster Linie wegen seines eigenen Ehrgeizes, diese Strecke als erster mit einem Heer heil durchqueren zu wollen. Weder ist es mein Ziel mit dieser Arbeit die Authenzität des Marsches durch die Gedrosische Wüste, noch den genauen Verlauf dieses Zuges, so wie es Arrian oder ein anderer
antiker Autor beschreibt, zu beweisen, da das anhand der Quellenlage unmöglich ist. Alle folgenden Jahresangaben sind verständlicher Weise vor Christus.
6 Lauffer, Siegfried: Alexander der Große, 4. Auflage München 2004, S. 159
Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
1.1 Allgemeine Einleitung
1.2 Die Quellenlage zum Marsch durch die Gedrosische Wüste
II Hauptteil
2.1 Das Scheitern Alexanders Plans
2.1.1 Der Marsch Alexanders durch die Gedrosische Wüste
2.1.2 Die Küstenfahrt Nearchs
2.2 Die möglichen Beweggründe für den Wüstenmarsch
2.2.1 Der Plan des kombinierten Land – und Flottenunternehmens
2.2.2 Die Strafexpedition
2.2.3 Die Unterwerfung des Gebietes
2.2.4 Die geographische Neugier
2.2.5 Der Ehrgeiz Alexanders
2.3 Ergebnis
III Anhang
3.1Quellenverzeichnis
3.2Literaturverzeichnis
I Einleitung
1.1 Allgemeine Einleitung
Als Alexander der Große 324 v. Chr. in der Stadt Pattala den Entschluss gefasst hatte, den Rückweg nach Karmanien durch die Satrapie Gedrosien und so durch deren Wüste zu nehmen, wusste er vermutlich nicht, wie folgenschwer seine Entscheidung sein würde; sie besiegelte den Tod vieler seiner Soldaten. Aufgrund der geographischen Unkenntnis dieser Region, des Wasser- und Proviantmangels und den ungeheuren klimatischen Belastungen wurde der Rückweg zum Disaster. Für viele Historiker ist dieser tragisch berühmte und sehr umstrittene Marsch durch die Wüste Gedrosiens, den laut Plutarch nur ¼ der Truppen überlebten,1 das Ergebnis Alexanders Tollkühnheit2 und wird zu einer seiner irrationalsten Handlungen gezählt.3 Angesichts eines Rückweges nach Karmanien erscheint die Wahl dieser Marschroute wirklich mysteriös. Denn während der General Krateros mit dem größten Teil der Truppen durch die Satrapien Arachosien und Drangiane zog, ohne nennenswerte Verluste erleiden zu müssen,4 stellt sich unweigerlich die Frage nach Alexanders Intentionen, diesen Zug nicht nur zu planen, sondern auch persönlich daran teilzunehmen. Zwar hatte Alexander der Große in Pattala den Plan gefasst, die Versorgung der nachrückenden Flotte mit seinen Truppen zu sichern und den einheimischen Widerstand der Küstenbevölkerung Gedrosiens zu brechen, doch scheint dieser Plan Alexanders nicht der wahre oder einzige Beweggrund gewesen zu sein, entlang der Südküste des heutigen Irans entlangzuziehen. Die Meinungen der Historiker über die Beweggründe Alexanders, die „Tour de Force“ durchzuführen,5 könnten kaum verschiedener sein. Ein erhaltener Ausspruch des
griechischen Arztes und Lustspielautor Epicharmos, der von 550 - 460 v. Chr. in Griechenland lebte, beschreibt das Problem, die richtigen Entscheidungen zu treffen, mit den folgenden Worten: „Überlasse die Entscheidung nicht der Leidenschaft, sondern dem Verstand!“ Da Alexander der Große ein unumstritten leidenschaftlicher Mensch war, der aber ebenso oft rational handelte, fällt die Beantwortung der damit verbundenen Frage, was wohl bei seiner Entscheidung überwog, mehr als schwer. Mit dieser Arbeit beabsichtige ich, die häufigsten Meinungen der Historiker über Alexanders Intentionen zu thematisieren und zu untersuchen. Viele dieser Meinungen zeigen aufgrund einiger Unstimmigkeiten und fehlender Quellenbelege, dass folgende Thesen zu Alexander der Große und die Gedrosische Wüste die Wahrscheinlichsten sein müssten: Alexander wählte diesen Rückweg nicht nur um seinen „Plan des kombinierten Land– und Flottenunternehmen“ zu verwirklichen,6 sondern er traf seine Entscheidung in erster Linie wegen seines eigenen Ehrgeizes, diese Strecke als erster mit einem Heer heil durchqueren zu wollen. Weder ist es mein Ziel mit dieser Arbeit die Authenzität des Marsches durch die Gedrosische Wüste, noch den genauen Verlauf dieses Zuges, so wie es Arrian oder ein anderer antiker Autor beschreibt, zu beweisen, da das anhand der Quellenlage unmöglich ist. Alle folgenden Jahresangaben sind verständlicher Weise vor Christus.
1.2 Die Quellenlage zur Gedrosischen Wüste
Die Quellen rund um den Zug durch die Gedrosische Wüste findet man bei den antiken Autoren Arrian, Plutarch und Curtius Rufus.7 Diodor, der gerne für die moderne Alexanderforschung hinzugezogen wird, erwähnt diesen Marsch nicht. Obwohl die Quellenlage zu Alexander dem Großen selbst schon eher bescheiden ist, stellen die Quellen, die für das Thema nutzbar sind, den Historiker vor ein weitaus
größeres Problem. Nicht nur, dass Arrian, Plutarch und Curtius Rufus nur drei brauchbare Quellen sind, sie unterscheiden sich zusätzlich sehr stark in der Länge ihrer Ausführungen. Denn während Plutarch wohl mit wenigen Zeilen die kürzeste Quelle von allen darstellt, kann Arrian mit mehreren Seiten zu diesem Thema den
Historiker beeindrucken. Dies und die damit verbundene Fülle ihrer angegebenen
Informationen ist der Hauptunterschied der drei antiken Autoren. Hauptsächlich
beschreiben sie das Scheitern und die Leiden der Expedition. Allerdings beinhaltet
Arrian eine Besonderheit: er gibt mehrere mögliche Beweggründe Alexanders an, diesen Rückweg durch die Gedrosische Wüste zu nehmen. Zum einem erwähnt er nicht nur den schon in Einleitung erwähnten Plan des kombinierten Land- und Flottenunternehmens, sondern er gibt zusätzlich die Unterwerfung des Gebietes und Alexanders eigener Ehrgeiz als mögliche Beweggründe an, wobei die zuletzt genannte Intention wohl auf Nearchs Aufzeichnungen beruhen, zu denen er, im Gegensatz zu den anderen beiden antiken Autoren, anscheinend Zugang hatte. Die Aufzeichnungen des Flottenführers erklären wohl auch, woher Arrian so viele Informationen besitzt und warum nur er Nearchs Küstenfahrt so detailliert wiedergeben zu vermag.
Peter Bamms Meinung, dass die antiken Autoren als Hauptbeweggrund für den Zug durch die Wüste Gedrosiens Alexanders Ehrgeiz, Herakles zu übertreffen, angeben,8 halte ich für falsch, da weder Plutarch, noch Curtius Rufus irgendeinen einen möglichen Beweggrund Alexanders nennen bzw. umschreiben. Arrian hingegen gibt zwar diesen Beweggrund als einen von drei Möglichen an, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass einzig Nearch dieses behauptete. Diese Meinung, dass Nearch „[...] als einzige von Arrians Quellen eine etwas differenzierte Version [...]“ über die Intentionen Alexanders bietet,9 vertritt auch Sabine Müller; sie betrachtet den antiken Autor Arrian als wichtigste Quelle zu diesen Thema. Doch ist meiner Meinung nach ebenso Vorsicht geboten; einzig bei Arrian blieben Fragmente aus Nearchs Aufzeichnungen erhalten. Da Plutarch und Curtius Rufus diese Aufzeichnungen nicht erwähnen, besteht hier eine große Gefahr der Verfälschung Alexanders wahren Intentionen. Mit diesen Worten will ich Arrian in keinster Weise als Lügner oder ähnliches deklarieren, vielmehr möchte ich die Historiker davor warnen, Arrians Worte für bedenkenlos wahr und den Tatsachen entsprechend anzuerkennen. Da Nearchs Aufzeichnungen, wie auch die von Ptolemaios, heutzutage nicht mehr erhalten sind, ist es wohl unmöglich, Arrians Informationen zu bestätigen oder zu entkräften.
Wenn man dennoch Arrian als wichtigsten antiken Autor zu diesem Thema ansieht,
nimmt Curtius Rufus, der mit seinen Informationen zu Alexander dem Großen und der Gedrosischen Wüste mehrere Seiten füllt, wohl den zweiten Rang ein und hat eine tückische Besonderheit. Denn während er zuerst den ganzen Zug bis nach Gedrosien in wenigen Zeilen zusammenfasst, erzählt er dann denselben Zug mit den Worten „Quinto hinc die [...]“ noch ausführlicher.10 Dies verwirrt zum 39. Kapitelbeginn ungemein.
Aufgrund dieser Tatsachen ist es schwer, die möglichen Beweggründe nicht nur zu erkennen, sondern sie auch anhand der uns vorliegenden Quellen zu belegen. Dies ist wohl auch der Grund, warum es unter Historikern keine Einigkeit über Alexanders Intentionen gibt. Nur der Beweggrund, dass Alexander wegen seines Plans, die Flotteversorgung sicherzustellen, diese Route nehmen musste, ist unter den Historikern unumstritten.
II Hauptteil
2.1 Das Scheitern Alexanders Plans
Um die einzelnen möglichen Beweggründe für den Zug durch die Gedrosische Wüste in Punkt 2.2 nachvollziehen zu können, ist es zwar nicht nötig alle Einzelheiten des Marsches zu kennen, wohl aber den Verlauf und das Scheitern der Expedition. Daher stelle ich kurz den Wüstenzug von Alexander dem Großen und die Küstenfahrt des Flottenführers Nearchs zum besseren Verständnis dar. Hierbei dienten Arrian und Curtius Rufus als Grundlage, da sie wohl von allen antiken Autoren den ausführlichsten Verlauf des Wüstenzuges liefern. Ebenfalls muss an dieser Stelle noch einmal erwähnt werden, dass es unmöglich ist die Küstenfahrt, so wie sie Arrian darstellt, mit Curtius Rufus oder einen anderen antiken Autor zu vergleichen bzw. einzelne Punkte zu bestätigen oder zu widerlegen, da ja nur Arrian über Nearchs Aufzeichnungen verfügte.
2.1.1 Der Marsch Alexanders durch die Gedrosische Wüste
Alexander marschierte etwa im Herbst 325 mit seinen Truppen aus der Stadt Pattala in Richtung Gedrosien ab. Zuvor hatte er den Plan gefasst, mit seinen Truppen an der Küste voranzuziehen, um nicht nur die Versorgung der nachrückenden Flotte Nearchs sicherzustellen, sondern auch den Widerstand der dort ansässigen Einheimischen, die sich Nearch gegenüber hätten feindlich verhalten können, zu brechen. Die genaue Truppenstärke, die Alexander mit auf diesen Zug nahm, ist völlig unbekannt. Denn obwohl sich gerne einige Historiker zu Schätzung verleiten lassen, geben selbst die antiken Autoren Arrian, Curtius Rufus und Plutarch keine exakten Zahlenangaben zu dieser an. Allerdings muss man wohl aufgrund Arrian, der von dem gesamten Heer spricht,11 davon ausgehen, dass die Zahl der Truppen „recht groß“ gewesen sein muss.
Diese Truppen führte Alexander in das Gebiet der Oreiten und Arabiten und
unterwarf diese Stämme, wobei die vereinte Hauptarmee der Stämme sich jedoch
völlig kampflos ergab, als man die Kunde vernahm, dass Alexander der Große persönlich die Armee anführte. Ebenso wie Arrian erwähnt auch Curtius Rufus keine Kämpfe mit diesen Stämmen; er berichtet nur, dass sich die Oreiten nach einer Versammlung Alexander ergaben.
Das Gebiet wurde dem Satrapen Apollophanes unterstellt und Alexander ließ den Leibwächter Leonnates mit einigen Truppen zurück, damit die nachrückende Flotte für die Weiterfahrt versorgt werden konnte. Dass Alexander Leonnates bei Kokala zurückließ, bestätigt Curtius Rufus indirekt; da er von einem Kampf mit den Oreiten in diesem Gebiet berichtet, den nicht Alexander, sondern Leonnates siegreich geführt hatte, lässt diese Erzählung Arrians Zeilen sehr glaubhaft erscheinen.12 Alexander selber marschierte an der Küste Gedrosiens weiter. Die Küstenstrecke war eine Einöde und hart zu durchqueren, da Hitze, Nahrungs- und Wasserknappheit der Armee schwer zusetzten. Doch es kam noch schlimmer! Das Küstengebirge Taloi westlich von Kokala versperrte Alexander den Weg und so wich er ins Landesinnere aus.13 Nun bekam das Heer die wahre Gedrosische Wüste zu spüren. Die Hitze wurde so unerträglich, dass man nur noch nachts marschieren konnte. Es mangelte an Proviant und Wasser. Die Zugtiere starben aufgrund der enormen Hitze. Während man durch die Schlachtung der Tiere wenigstens etwas Nahrung erhalten konnte,verloren die Verletzten ihre einzige Möglichkeit dem sich schnell bewegendem Heer folgen zu können. Sie und viele Erschöpfte blieben zwangsläufig auf dem Weg zurück und verendeten im Sandmeer der Wüste. Dass dies nicht übertrieben ist, beweisen auch Curtius Rufus und Plutarch; sie erwähnen Gleiches in ihren Aufzeichnungen.
[...]
1 Plut. Alex. 66
2 Bamm, Peter: Alexander oder die Verwandlung der Welt, Berlin/Darmstadt 1967, S.259
3 Müller, Sabine: Maßnahmen der Herrschaftssicherung gegenüber der makedonischen
Opposition bei Alexander dem Großen, Frankfurt am Main 2003, S.183
4 Bamm, S.259
5 Müller, S.183
6 Lauffer, Siegfried: Alexander der Große, 4. Auflage München 2004, S. 159
7 Arr.Anab.6.22-27, Curt.9.14.39-41, Plut.Alex.66
8 Bamm, S. 259
9 Müller, S. 181
10 Curt.9.14.39
11 Arr.Anab.6.21.3
12 Curt.9.14.41
13 Lauffer, S. 161
- Citar trabajo
- André Miething (Autor), 2005, Alexander der Große und seine Beweggründe für den Marsch durch die Gedrosische Wüste, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39651
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