Erziehungsmethoden unterliegen einem ständigen Wandel der Zeit. Eines ist aber ziemlich sicher: jene Grundsätze, die Bon Bosco, wenn auch in einer ganz anderen Zeit lebend, aufgestellt hat, behalten auch heute noch ihre Gültigkeit.
Die Grundgüte der Liebe und das Vertrauen in ein Kind bzw. in einen Schüler ist das Wichtigste.
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung in die Problemdarstellung
2. Erziehung
2.1. Bilder der Erziehung
2.2. Merkmale der Erziehung
2.3. Autorität in der Erziehung
2.4. Erziehung und Bildung
3. Situation im Italien des 19. Jahrhunderts
3.1. Wirtschaftliche Situation
3.2. Politische Situation
3.3. Soziale Situation
4. Zur Person Giovanni Melchior Bosco
4.1. Kindheit
4.2. Der Berufungstraum
4.3. Jugend und Studium
4.4. Das Tätigkeitsfeld Don Boscos nach der Priesterweihe
4.5. Selig-und Heiligsprechung Don Boscos
5. Das Wirken Don Boscos
5.1. Die Gründung des Jugendwerkes
5.2. Das Wanderoratorium (1845/46)
5.2.1. Beispiel für einen Lehrvertrag
5.3. Gründung der Salesianischen Kongregation
5.3.1. Die Laienmitarbeiter (Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter)
5.3.2. Die Gründung der Don Bosco Schwestern
5.4. Der Missionsgedanke
6. Die Pädagogik Don Boscos
6.1. Geschichtliches zum Präventivgedanken
6.2. Prävention bei Don Bosco
6.3. Das „Präventivsystem“ als Pädagogik der Vorsorge
6.4. Der Rombrief
6.5. Die Persönlichkeit des Erziehers
6.6. Familiarität
6.6.1. Strafen
6.7. Bewertung der Arbeit Don Boscos zu seiner Zeit
6.8. Adolph Kolping
6.8.1. Solidarität im Leben Adolph Kolpings
6.8.2. Sein Programm
6.9. Vergleich der Arbeit Don Boscos und Kolpings
7. Konzeptentwicklung zur Betreuung einer Jugendgruppe nach dem Vorbild Don Boscos
7.1. Ausgangssituation/Rahmenbedingungen
7.2. Vorgehensweise
7.3. Pädagogische Prinzipien und Ziele
7.3.1. Hilfe zur Selbsthilfe (Subsidiaritätsprinzip)
7.3.2. Ganzheitliche Förderung
7.3.3. Salesianischer Stil der Jugendhilfe
7.3.4. Gemeinschaft
7.4. Zielgruppe
7.5. Arbeitsstruktur
7.5.1. Arbeit mit Kindern
7.5.2. Freizeitarbeit und Kinderbegegnung
7.5.3. Kulturarbeit
7.5.4. Arbeit mit Migranten
7.5.5. Suchtprophylaxe
7.5.6. Jugendarbeit
7.5.7. Freizeitarbeit und Jugendbegegnung
8. Aktualität Don Boscos
1. Einführung in die Problemdarstellung
Da Don Bosco ohne den Hintergrund der damaligen Zeit, in der er gelebt hat, kaum denkbar wäre, habe ich mir die Frage gestellt, ob seine Erziehung, das von ihm gegründete Präventivsystem denn heute überhaupt noch aktuell sein kann.
Ungefähr 150 Jahre liegen zwischen Begründung des Präventivsystems und der heutigen Zeit, die sich deutlich von der damaligen Situation (aufbrechende Revolutionen in ganz Europa, …), in der er sich befand, unterscheidet.
Das Präventivsystem ist nicht nur schwer von der Person Don Bosco losgelöst vorstellbar, ich finde es interessant, ob der Wandel der Zeit, der sich vollzogen hat, aber auch die Jugendlichen selbst, die sich verändert haben, auch einen Wandel des Erziehungssystems bedingen (müssen).
Wie wirkt es sich aus, wenn Don Bosco, der als Vertreter der katholischen Pädagogik gilt, in der Zeit zunehmender „Konfessionslosigkeit“ und im Gegensatz dazu aber gleichzeitig ein vermehrtes Bedürfnis nach Orientierung im Glauben vorhanden ist?
Ändert das etwas an der Bewertung seines Erziehungskonzeptes, an der Annahme des Erziehungssystems?
2. Erziehung
Unter Erziehung wird im allgemeinen Sprachgebrauch alles Mögliche verstanden: Erziehen in der Bedeutung von sich entwickeln lassen, wachsen lassen, nichts tun als behüten; erziehen als machen, formen, bilden, verändern, führen, disziplinieren, dressieren oder gar züchten.
2.1. Bilder der Erziehung
In Anlehnung an: Kron F., 1991, 195ff
Die, in der pädagogischen Literatur, gängigsten Bilder der Erziehung wurden von Friedrich W. Kron in seinem Buch Grundwissen Pädagogik zusammengefasst.
In diesen Bildern findet man Ähnlichkeiten zur Pflanzen- und Tierwelt, aber auch zum adeligen Stand (Herrscher und Fürsten).
1. Erziehen als Ziehen:
Hier wird das Kind mit einem Bäumchen verglichen, das gezogen wird. Wie bei einem Bäumchen auch, genügt nicht das bloße Wachsen lassen; um gute Früchte zu tragen, es muss gestutzt, geschnitten und gepfropft werden. Eine weitere Deutungsmöglichkeit, die sich aufgrund ihrer viel differenzierteren Sichtweise des Ziehens auch in der pädagogischen Literatur durchgesetzt hat, ist das Höhlengleichnis Platons. Erziehung führt im Gegensatz zur ersten Deutung nicht zum Beschneidung der Vernunft sondern zum Gebrauch dieser. Erziehung soll laut Platon zu Erkenntnis und Wahrheit führen.
2. Erziehen als Führung:
Im Mittelpunkt dieses zweiten Bildes steht die Erziehung als Führen, als Verhältnis von Führer und Geführtem. Das Verhältnis zwischen ihnen beschreibt das Nachfolgen des zu Erziehenden und verleiht dem Führer eine gewisse Autorität. Traditionell bekamen früher meistens ältere, männliche Familienmitglieder die Führungsrolle zugesprochen, der sich alle anderen Familienmitglieder unterzuordnen hatten. Ein weiteres Bild, das mir sehr gut gefällt, ist das An-der-Hand-führen eines Kindes durch seine Mutter. Es beschreibt meiner Meinung nach am besten das Bild der Erziehung als Führung.
3. Erziehung als Regierung und Zucht:
Erziehung im Sinne von Regieren hat ihre Wurzeln im 17./18 Jahrhundert. Johann Friedrich Herbart (1776- 1841) sah die „Regierung“ der Kinder als Vorstufe zur „Zucht“ der Kinder und beide Erziehungsformen zusammen als Grundlage des „Unterrichts“. Glaubt man heute dieses Bild der Erziehung nicht mehr zu verwenden, täuscht man sich gewaltig. Die Unterwerfung der Kinder wird vor allem dann sichtbar, wenn Eltern ihren drei- bis vierjährigen Kindern im so genannten Trotzalter den eigenen Willen brechen, sie zur Bestrafung zu Mitteln greifen, die an physische und psychische Gewalt denken lassen, wie z. B. Liebesentzug, die „gesunde Watschn“, das Ausschließen aus gewissen Bereichen, … .
4. Erziehung als Wachsenlassen:
Jean Jacques Rousseau (1712-1778) prägte durch sein pädagogisches Konzept der „negativen Erziehung“ die Zeit der Aufklärung. Am Beispiel des Waisenkindes Émile zeigt Rousseau auf, wie Heranwachsende dazu befähigt werden können, ihre Stellung in der Gesellschaft selbst zu suchen. (vgl. Benner D., Kemper H., 2001, 59)
Da der Mensch von Geburt an eigentlich gut sei, aber durch die Gesellschaft zum Schlechten erzogen wird, erfährt hier das Bild des Erziehers bei Rousseau einen gewaltigen Rollenwandel. Erzieher und Lehrer werden nicht mehr wie in den vorigen Bildern als Führer, Ziehende und Regierende angesehen, sondern sind diejenigen, die die Kräfte und Motive sowie den Willen in den Kindern wecken, sich der eigenen Vernunft zu bedienen und die Welt zu entdecken.
5. Erziehung als Anpassung:
Zur Anpassung an die gegebenen Wertvorstellungen und Normen kann, in der von Skinner (1973) beschriebenen behavioristisch begründeten Verhaltensbeeinflussung, das Verhalten durch positive oder negative Sanktionen verändert werden.
6. Erziehung als Lebenshelfen:
In diesem Bild geht man von der Hilflosigkeit des Menschen aus. Kinder, Kranke und hilflose Menschen bedürfen keiner Sonderbehandlung sondern sollen durch Erziehung zu Hilfe zur Selbsthilfe angeleitet werden.
Erziehung geht hier von den negativen Problemfeldern der Kinder aus, sie nimmt diese Situation zum Anlass zur Bewältigung und Überwindung dieser Probleme. Der Erzieher steht hier nicht über den Kindern sondern stellt sich neben die Kinder.
2.2. Merkmale der Erziehung
Wesentliche Merkmale von Erziehung:
- Erziehung ist ein soziales Handeln, in welchem Erzieher und Zu-Erziehender wechselseitig aufeinander reagieren, sich gegenseitig beeinflussen und steuern sowie Informationen austauschen.
- Im erzieherischen Handeln will der Erzieher bewusst und absichtlich beim zu Erziehenden bestimmte Lernprozesse herbeiführen und unterstützen. Diese Lernprozesse muss der zu Erziehende vollbringen.
- Erziehung ist immer zielgerichtet: Der Erzieher strebt mit zielgerichteten Handlungen dauerhafte Veränderungen des Verhaltens beim Zu-Erziehenden an, die bestimmten Erziehungszielen entsprechen.
- Die wechselseitige Beziehung zwischen Erzieher und Zu-Erziehendem ist durch eine besondere zwischenmenschliche und persönliche Beziehung gestaltet, hängt in einem erheblichen Maße der Erfolg der Erziehung ab.
2.3. Autorität in der Erziehung
Die Gestaltung einer erfolgreichen Erziehung wirft vor allem das Problem der Autorität auf[1].
Autorität bedeutet das Innehaben von sozialer Macht und sozialem Einfluss über eine oder mehrere Personen.
Autorität ist oder hat also derjenige, der soziale Macht über jemanden hat und daher auch sozialen Einfluss ausüben kann. Auch der Erzieher hat über den Zu-Erziehenden Macht und übt Einfluss aus. Erziehung bedeutet in einfachen Worten ausgedrückt Einflussnahme.
Erziehung ohne jegliche Form von Autorität ist daher nicht denkbar.
2.4. Erziehung und Bildung
Der Begriff Bildung ist zwar sehr eng an den Begriff Erziehung gekoppelt, jedoch wird dieser Begriff in so vielen verschiedenen Möglichkeiten verwendet (Ausbildung, Schulbildung, Allgemeinbildung, ...) und es ist daher schwierig eine genaue Begriffsklärung vorzunehmen.
Das wesentliche, gleich in welch kultureller Epoche er verwendet wurde, ist die aktive Auseinandersetzung mit der Welt. In der Auseinandersetzung mit den Inhalten der Kultur sowie mit der sozialen und politischen Wirklichkeit erschließt sich die Welt für den Menschen.
Bildung meint jedoch nicht nur den Prozess der Erschließung der Welt für den Menschen und des einzelnen für die Welt, sondern auch dessen Ergebnis. Das, was sich der Mensch in dieser Beschäftigung mit sich und seiner Umgebung zu Eigen macht, lässt ihn sein Leben ohne Fremdbestimmung verantwortlich gestalten. In diesem Sinn ist Bildung das Ziel sowohl des selbstständigen als auch durch Erziehung unterstützten Lernens.
Bildung stellt demnach kein Privileg für bestimmte Klassen, Schichten oder für eine bestimmte Gruppierung von Menschen dar. Sie „passiert“ in jedem einzelnen Menschen. Bildung bedeutet nicht das bloße Anhäufen von Wissen oder das Belesensein in bestimmten Dingen. Gebildet ist der, der Zusammenhänge erkennen, sich sein Leben selbst gestalten und sich selbst verwirklichen kann. Dieser Prozess kennt kein Ablaufdatum, lebenslängliches Lernen ermöglicht die Bewältigung dieser Aufgabe.
Aufgabe der Erziehung ist es, Hilfe und Unterstützung zu bieten
- Beim Erlernen der jeweiligen kulturellen Lebensweise (=Erziehung als beabsichtigte Enkulturationshilfe)
- Beim Erlernen des sozialen Verhaltens , bei der Übernahme von sozialen Wert-und Normvorstellungen und von sozialen Rollen, bei der Ausbildung von Einstellungen und Haltungen sowie Gewissens (= Erziehung als beabsichtigte Sozialisationshilfe)
- Beim Aufbau des Personseins und bei der Ausbildung des individuellen Selbst (= Erziehung als beabsichtigte Personalisationshilfe)
- Bei der aktiven Auseinandersetzung des Zu-Erziehenden mit der kulturellen, sozialen, politischen und sachhaften Welt (Erziehung als beabsichtigte Bildungshilfe). (Hobmair H., 1994, 93ff)
3. Situation im Italien des 19. Jahrhunderts
3.1. Wirtschaftliche Situation
Giovanni Bosco war sein gesamtes Leben lang (1815-1888, geb. in der Nähe von Turin) mit den verschiedensten wirtschaftlichen Strömungen konfrontiert, die sowohl sein Handeln als auch sein Betätigungsfeld mitbestimmt haben.
Seine Wirkungszeit fällt mit der industriellen Revolution zusammen, die von unvorhersehbaren Auswirkungen auf alle Bereiche des menschlichen Lebens, wie Gesellschaft, Kultur, Politik, Technik, Wirtschaft und Wissenschaft gekennzeichnet war.
Auf der Grundlage des Kapitalismus hatte die industrielle Revolution ihre Heimat im England der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam sie in unterschiedlicher Ausprägung auch in Belgien, Deutschland, Frankreich, der Schweiz und in den Vereinigten Staaten von Amerika zur Geltung.
Die gewerbliche Massenproduktion, getragen von privaten Unternehmern (Kapitalbesitzer) und Lohnarbeitern, löste weitgehend traditionelle Produktionsmethoden wie Handwerk, Manufaktur und Verlagssystem ab. Die Veränderungen in der Wirtschaftsweise bewirkten einen grundlegenden Strukturwandel der Gesellschaft, der sich durch eine beschleunigte Modernisierung dieser zeigte.
Für Italien muss man den Beginn der Industrialisierung erst mit den letzen 20 Jahren des 19. Jahrhunderts ansetzen, weil das Land größtenteils agrarisch strukturiert war. Für die vorhergehenden Jahrzehnte kann man bestenfalls, zum Beispiel von Turin (Wirkungskreis von Giovanni Bosco), von Anzeichen einer Vorindustrialisierung mit lokaler Bedeutung sprechen. Immer problematischer wurde der Unterschied zwischen dem bereits industrialisierten Norden und dem agrarischen Süden. Nach der nationalen Einigung Italiens 1861 änderte sich an der alten Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung wenig, denn die von der Landbevölkerung erhoffte Reform der Landwirtschaft wurde nicht verwirklicht. Kleine Bauern und Landarbeiter litten weiterhin an der Ausbeutung ihres Bodens und ihrer Arbeitskraft, weil sie sich noch immer in Abhängigkeitsverhältnissen befanden. Zusätzlich wurden sie mit neuen Steuern belastet, die zur Erhaltung von Verwaltung und Militär verwendet wurden. Einen Weg aus dieser eher aussichtslosen Situation schien es nicht zu geben, denn fähige junge Männer wurden zum Militärdienst eingezogen und konnten somit keinen wirtschaftlichen Beitrag im Süden des noch unvereinten Italiens leisten.
Die eingeführte Handels- und Gewerbefreiheit zerstörte bald die Gewerbestruktur des Südens, der zu einem reinen Absatzmarkt für Produkte aus dem schon teilweise industrialisierten Norden wurde. Manche Kritiker sprachen daher von einer Art „Kolonie im eigenen Lande“. (vgl. Scheucher, Wald, Lain, Staudinger; 1999, 38)
Mit dem Aufstieg der stärkeren Nationen (England, Frankreich, Deutschland, Österreich und Russland) baute Europa in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seine politische Vormachtstellung aus. In den letzten 30 Jahren des 19. Jahrhunderts machten die Verfestigung des Kapitalismus und die Fortschreitung der industriellen Revolution den wirtschaftlichen Wettkampf härter und den Rüstungswettlauf immer schneller. Gleichzeitig wuchs das Bedürfnis nach wirtschaftlicher, politischer und kultureller Expansion auf Weltebene. Sie fand ihren deutlichsten Ausdruck im Kolonialismus und in weiterer Folge in den totalen Umwälzungen in den außereuropäischen Gebieten. Es darf hier das Phänomen der massenhaften Auswanderung nicht vergessen werden, das von 1840 bis 1914 etwa 30 – 35 Millionen Europäer dazu brachte, den eigenen Kontinent zu verlassen und sich über die ganze Welt zu zerstreuen.
Durch die wachsende Verflechtung des wirtschaftlichen, sozialen und politischen Lebens und mit der, wenn auch langsamen, Verbreitung der Grundfreiheiten, die bereits in der Französischen Revolution gefordert wurden (Freiheit, Gleichheit, …), entwickelte sich ein deutlicher Pluralismus der Weltanschauungen, der politischen Ideologien und der ethischen und religiösen Vorstellungen. Es entstanden große theoretische und praktische Orientierungsrichtlinien, die sich in der Konzeption und Organisation des privaten, wie auch in den Formen des gesellschaftlichen Lebens unterscheiden. Neben den fortbestehenden, manchmal auch rückschrittlichen konservativen Kräften schreiten neue Weltanschauungen voran:
- liberale, in Fortsetzung der bürgerlichen Ideen der französischen Revolution;
- demokratische und radikale, die dem jakobinischen Gedankengut nahe stehen;
- nationale und auch nationalistische - romantischer Prägung
- sozialistische
- christlich-soziale
(vgl. Scheucher, Wald, Lain, Staudinger; 1999, 37)
Um die spezielle Situation Italiens, die pastoralen Ansätze und den Charakter der katechetischen Bemühungen zu verstehen, kann ein historischer Blick auf Piemont, die führende Region Italiens, sehr nützlich sein.
Mein Augenmerk richtete sich hierbei auf einschneidende Ereignisse und tief greifende Veränderungen in verschiedenen Bereichen, wie Politik, Religion, Gesellschaft, Wirtschaft, Erziehung und Schule.
3.2. Politische Situation
Die Geburt Giovanni Boscos fand im Spannungsfeld der Beendigung der Herrschaft Napoleons und der Neuordnung Europas beim Wiener Kongress 1815 statt. Sein Leben fiel in ein sehr bewegtes und kontrastreiches Jahrhundert über das ich kurz einen Abriss geben möchte.
Die umwälzenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Geschehnisse, die sich in der Zeitspanne vom Sturz Napoleons bis zur Thronbesteigung Willhelms II in Europa vollzogen haben, konnten in ihrer Bedeutung erst im Nachhinein einigermaßen abgeschätzt werden. So formierte sich das heutige Europa nach unzähligen Wirren zu einer Pentarchie[2]. Die Wende konnte durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses (1814/15), welche der politischen Geografie Europas eine vorläufige Neuordnung gaben sowie durch die heilige Allianz[3] verlangsamt werden.
Mit der Zeit gewannen diese tiefgreifenden geschichtlichen Prozesse die Oberhand, sodass sich zum Ende des Jahrhunderts das Gesicht Europas, und in vielerlei Hinsicht auch das der ganzen Welt, verändert hatte.
Die Zeit von 1815 – 1848 war in Italien beherrscht von einem Klima der „Restauration“, das teilweise auch ein Klima der „Reaktion“ war. Zugleich aber nahmen liberale Ideen zu und es verbreiteten sich oft geheime Bewegungen und Gesellschaften, die auf radikalere Umwälzungen politischer und sozialer Art ausgerichtet waren. Immer wieder kamen revolutionäre Bewegungen zum Ausbruch (1820/21, 1830/31, 1834, 1843, 1844, 1845). Es war dies das Vorspiel zum großen politischen, sozialen und nationalen Aufstand, der sich von Paris ausgehend von Februar bis Juni 1848 über die wichtigsten Städte und Hauptstädte Europas, wie Wien, Budapest, Prag, Berlin, Mailand, Venedig und Palermo ausbreitet hat. (Vgl. Braido P., 1999, 19)
In den regionalen italienischen Aufständen des Jahres 1848, die zwar scheiterten, wurde die Idee zur Einigung Italiens weiter aufrechterhalten.
Im Vergleich zur vorhergehenden Ordnung sah sich ein großer Teil der Katholiken, ausgehend vom Königreich Piemont- Sardinien, plötzlich geradezu traumatischen Situationen gegenübergestellt:
- Pressefreiheit und gleichzeitig damit auch die religiöse Propaganda
- Auseinandersetzung mit den laikalen und manchmal auch antiklerikalen Kräften
- Aufhebung der Privilegien
- Vertreibung der Jesuiten, der Sacré-Coeur-Schwestern und des Erzbischofs von Turin Luigi Fransoni, aus dem Königreich
- Unterdrückung der Ordensgemeinschaften und Einzug ihres Besitzes
Das Königreich Piemont wurde zum Zentrum der Einigungsbewegung, an deren Spitze sich König Viktor Emmanuel II. von Piemont – Sardinien und sein Ministerpräsident Camillo Benso di Cavour stellten. Dieser konnte sich die Unterstützung Frankreichs unter Napoleon III. gegen die Abgabe von Nizza und Savoyen sichern und somit gestärkt gegen Österreich, das Ober- und Mittelitalien beherrschte, vorgehen.
Im Italienischen Einigungskrieg (1859) musste Österreich zwei schwere Niederlagen hinnehmen aus denen der Verlust der Lombardei an Piemont – Sardinien resultierte. Der Druck der nationalen Bewegung gewann an Stärke und führte dazu, dass sich Mittelitalien mit Piemont – Sardinien vereinigte. Mit unzähligen Freiwilligen landete Giuseppe Garibaldi in Sizilien. Sein „Zug der Tausend“ (Scheucher, Wald, Lein, Staudinger, 1999, 38) durch Sizilien und Unteritalien führte zum Sturz der bourbonischen Monarchie. Bereits ein Jahr später wurden der Norden und der Süden zum Königreich Italien vereinigt und schrittweise folgte die Eingliederung noch fehlender Territorien.
Die endgültige nationale Einigung Italiens unter König Viktor Emanuelle wurde erst erreicht als Napoleon III. seine zum Schutz des Papstes stationierten Truppen aus Rom abzog. Am Ende dieses Entwicklungsprozesses waren die neun Staaten, in die die Halbinsel zersplittert war, ein einheitlicher Organismus. Das Ziel, die Einigung Italiens und seine „Geburt“ als Nation, war durch die starken Bestrebungen der Regierung von Piemont – Sardinien, den adeligen Großgrundbesitzern und dem Großbürgertum erreicht worden, die zusätzlich durch eine breite Nationalbewegung „von unten“ gefördert wurde.
3.3. Soziale Situation
Der Eintritt in das Industriezeitalter verursachte einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel: In der vorindustriellen Agrargesellschaft dominierte der grundbesitzende Adel, in der Industriegesellschaft übernahm jedoch das kapitalbesitzende, städtische Bürgertum die Führungsposition. Die Basis dieser Gesellschaft bildete der neue, zahlenmäßig starke „vierte Stand“[4].
Die entwürdigende soziale und wirtschaftliche Lage dieses Standes wurde zum heiß umkämpften gesellschaftspolitischen Problem des 19. Jahrhunderts, zur „Sozialen Frage“.
Das zahlenmäßig kleine Bürgertum (ca. zehn Prozent der Gesamtbevölkerung) war auch nach der Einigung Italiens kein in sich kein geschlossener Stand, sondern unterschied sich nach Herkunft, Einkommen und Bildung:
- die Besitzbürger: Fabrikanten, Bankiers, Großhändler, Kapitalbesitzer- die Bourgeoisie im engeren Sinne;
- die Bildungsbürger: Vertreter der freien Berufe (Ärzte, Rechtsanwälte etc.) sowie Ingenieure, Lehrer, Beamte;
- die Kleinbürger: kleine Selbständige in Handel, Handwerk und Dienstleistung, niedere Beamte.
(vgl. Scheucher, Wald, Lein, Staudinger; 1999, 17)
Die Besitz- und Bildungsbürger stellten die persönliche Leistung in den Vordergrund (Leistungsprinzip) und schätzten regelmäßige Arbeit als positiven Grundwert. Sie strebten nach materieller Besserstellung, sozialem Ansehen und politischer Mitbestimmung. Bildung und Genuss von Hochkultur (z.B. Musik, Literatur) kennzeichneten den idealen Bürger ebenso wie die Forderungen nach individueller und wirtschaftlicher Freiheit, nach Freiheit von Wissenschaft, Kunst und Religion sowie dem Ruf nach einem Rechts- und Verfassungsstaat. Charakteristisch für das Bürgertum war die Gründung von Vereinen und Berufsverbänden. (vgl. Scheucher, Wald, Lain, Staudinger; 1999, 17)
Bis zur Industrialisierung hatte der Großgrundbesitz auch die wirtschaftliche Vorrangstellung des Adels garantiert, nun wurde Kapitalbesitz, d. h. (Mit-) Eigentum an Fabriken, Banken, Eisenbahnen etc., entscheidend für die Führung in der Wirtschaft. Diese Positionen nahm aber fast überall nur das Großbürgertum ein. Die geringe Zahl der erfolgreichen Aufsteiger (ca. 2% der Bevölkerung) ahmte sehr häufig den luxuriösen Lebensstil des Adels nach, indem sie Landschlösser bauten und als Kunstmäzene in Erscheinung traten. Gegenüber dem vierten Stand (= Industrieproletariat) grenzten sich die Großbürger, auch Bourgeoisie genannt, deutlich ab und vermieden so gut als möglich den Kontakt mit sozial und wirtschaftlich schlechter gestellten Personen. (Vgl. Scheucher, Wald, Lein, Staudinger, 1999, 17)
Aufgrund der Aufhebung der Zünfte, der freien Berufswahl und der Gewerbefreiheit und dem dadurch entstandenen Konkurrenzkampf mussten viele Unternehmer und Handwerker schweren Zeiten ins Auge blicken und waren mit der erzwungenen Beendigung ihrer Tätigkeit konfrontiert. Daraus wiederum resultierte eine große Anzahl an arbeitslosen Menschen, die das Bild der Städte durch Bettelei und Herumlungerei prägten.
Auch Kinderarbeit und die Ausnutzung von Frauen in den Fabriken standen an der Tagesordnung. Diesen Fabriksarbeiterkindern war es nicht möglich, die aufkommenden Volksschulen und Bildungseinrichtungen zu besuchen, da sie wesentlich zum gesamten Familieneinkommen beitrugen. Aus diesem Grund litt Italien an einem sehr hohen Analphabetentum, das vor allem dem Bauernstand und dem Industrieproletariat schwer zu schaffen machte und Aufstiegschancen, wenn überhaupt vorhanden, weitgehend zunichte machte.
Das Großbürgertum, das sich nun zusehends für Kunst und Literatur begeistern ließ, war der Bildung gegenüber aufgeschlossener und ermöglichte das Aufblühen der romantischen Bewegung im Bildungswesen. „Vertreter waren Friedrich Fröbel, Johann Pestalozzi, P. Girard, die realistische Schule Johann Friedrich Herbarts, die spiritualistische Richtung und etwas später die positivistische Pädagogik und Didaktik.“ (Braido P., 1999, 25)
Alles in allem blieb die Entwicklung der öffentlichen Schulen in Italien während des gesamten Jahrhunderts langsam und beschwerlich, besonders was die Elementarerziehung und die Volksbildung betraf.
Erst um das Jahr 1850 herum zeigten sich im Norden des Landes erste Anzeichen eines Aufschwungs. Eines der davon am meisten berührten Zentren war die Region Piemont und hier im Besonderen Turin. Der wirtschaftliche Strukturwandel ging einher mit einer außergewöhnlichen Expansion der Bevölkerung und bedingt dadurch einer regen Bautätigkeit. Die Bevölkerung stieg um das Fünffache, ausgehend von 65 000 Einwohnern im Jahr 1808 auf 320 000 im Jahr 1891. (Vgl. Braido P., 1999, 24)
Das Anwachsen der Stadt Turin hatte nicht nur gesellschaftliche Gründe, sondern ging mit der gesamten Entwicklung einher:
- die Notsituation der Bevölkerung im Gebirge und auch auf dem flachen Land (Landflucht!)
- die Vermehrung der Werkstätten und Betriebe in der Stadt (Webereien, Mühlen, Lebensmittelfabriken, Rüstungsbetriebe, Wagnereien, Tabakfabriken, Lagerhäuser, ... entstehen)
- die Ausweitung der Bürokratie mit den entsprechenden Anstellungen, die neue Arbeitsplätze sicherstellten
- das Anwachsen des Baugewerbes aufgrund des vermehrten Bauaufkommens und der nötigen Kapitalmittel
- die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse und die damit einhergehende Schaffung einer Infrastruktur
Mit dieser Tabelle möchte ich einen kurzen Einblick bzw. grobe Gegenüberstellung der geschichtlichen Entwicklung Europas, insbesondere Italiens, den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritten des 19. Jahrhunderts und deren Einflüsse auf das Leben und Wirken Giovanni Boscos geben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Vgl.: www.gowebnet.de, www.kreisbildstelle-altoetting.de, Scheucher, Wald, Lein, Staudinger, 1999, 16)
4. Zur Person Giovanni Melchior Bosco
4.1. Kindheit
„Geboren bin ich im Jahre 1815 an dem Tag, der der Aufnahme Mariens in den Himmel geweiht ist, in einem Dorf bei Castelnuovo d’Asti.“ (Bosco G., 1988, 2)
Obwohl urkundlich belegt ist, dass Giovanni Melchior Bosco am 16. August 1815 geboren wurde, machte uns Don Ceria, der die Erinnerungen Giovanni Boscos bearbeitet und herausgegeben hat, glaubhaft, dass Giovanni Bosco immer der Meinung gewesen sei, am 15. August 1815 geboren worden zu sein.
„Don Ceria bemerkt zu diesem seltsamen Widerspruch: ´Man muss daran erinnern, dass man in Piemont von allem, was kurz vor oder nach dem 15. August geschieht, ganz allgemein sagt, es sei ’ alla Madonna d’Agosto’ (zur Gottesmutter im August) geschehen.´“ (Bosco J., 1988, 2)
Don Boscos Vater, der Bauer Franz Bosco, hatte eine kleine Landwirtschaft in Pacht. Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau heiratete er Margherita Occhiena und brachte einen dreijährigen Sohn namens Antonio in diese zweite Ehe mit. Seine Frau Margherita schenkt ihm zwei weitere Söhne, Giuseppe und Giovanni.
Seinen Vater verlor Giovanni Bosco bereits im Alter von zwei Jahren, da dieser an einer unheilbaren Lungenentzündung verstarb. Die Mutter erzählte dem zweijährigen Giovanni: „Als dein Vater im Sterben lag, sagte er zu mir: Du musst Vertrauen auf Gott haben.“ (Bosco J., 1988, 4)
Wie es für die damalige Zeit üblich war, nahmen die Arbeit und der Glaube an Gott eine wesentliche Rolle im Leben der Bevölkerung ein. Margherita Bosco war es ein großes Anliegen, ihren Kindern Religion verständlich zu machen und besonders durch kleine Hinweise im Alltag auf Gott zu verweisen. Genau wie sie Vertrauen in Gott hatte, wollte sie auch ihre Kinder anleiten, Gott in ihr Leben „hineinzulassen“, besonders durch das tägliche Gebet.
„Denn nicht große Reden oder Predigten vertiefen in den Herzen der Kinder den Glauben, sondern kurze Hinweise, wie sie sich aus dem Alltag ergeben.“ (Birklbauer A., 1998, 14)
4.2. Der Berufungstraum
„In diesem Alter hatte ich einen Traum, der mir das ganze Leben tief eingeprägt bleiben sollte. Es schien mir im Schlaf, als sei ich nahe bei meinem Elternhaus auf einem sehr weiten Spielhof. Es war eine große Menge an Buben beisammen und vergnügte sich. Einige lachten, andere spielten, nicht wenige aber fluchten. Als ich sie fluchen hörte, stürzte ich mich unter sie und wollte sie durch Schreie und Hiebe zum Schweigen bringen.
Da erschien ein vornehm gekleideter Mann im besten Alter, der etwas Erhabenes an sich hatte. Er war in einen weißen Mantel gehüllt und sein Gesicht leuchtete so strahlend, dass ich es nicht anschauen konnte. Er rief mich beim Namen und befahl mir, mich an die Spitze der Kinder zu stellen. Er fügte hinzu: „Nicht mit Schlägen, sondern mit Freundlichkeit und Liebe wirst du diese zu Freunden gewinnen. Gehe also sofort daran und sage ihnen, wie hässlich die Sünde und wie schön die Tugend ist.“
Erschrocken und ganz verwirrt erwiderte ich, dass ich ein armes und unwissendes Kind sei und mit den Jungen nicht von Religion sprechen könnte. Jene hörten nun auf zu raufen, zu lärmen und zu fluchen und scharten sich um den Sprecher. Ohne recht zu wissen, was ich sagte, fragte ich: „Wer seid ihr denn, dass ihr solch unmögliche Dinge von mir verlangt?“
„Gerade weil sie dir unmöglich vorkommen, musst du sie möglich machen. Du musst gehorsam werden und dir Wissen aneignen.“
„Und wie kann ich mir Wissen aneignen?“
„Ich gebe dir eine Lehrmeisterin. In ihrer Schule wirst du weise; ohne sie wird der Weise zum Toren.“
„Aber wer seid ihr denn, dass ihr so mit mir redet?“
„Ich bin der Sohn jener Frau, die du täglich dreimal grüßt, wie deine Mutter dich gelehrt hat.“
„Meine Mutter sagt mir immer, dass ich nicht ohne ihre Erlaubnis mit Leuten zusammen sein soll, die ich nicht kenne. Darum sagt mir euren Namen!“
„Meinen Namen erfrag von meiner Mutter!“
In diesem Augenblick sah ich an seiner Seite eine Frau von majestätischem Aussehen mit einem Mantel bekleidet, der nach allen Seiten hin leuchtete als wäre an jedem Punkt ein glänzender Stern. Sie sah, dass ich bei meinen Fragen immer verlegener wurde, und gab mir ein Zeichen, näher zu kommen. Liebevoll nahm sie mich bei der Hand und sagte: „Schau!“
Ich schaute und sah, dass alle Jungen verschwunden waren. An ihrer Stelle war eine bunte Menge von Ziegen, Hunden und Katzen, Bären und anderen Tieren. Die Frau sagte: „Das ist dein Wirkungskreis; da musst du arbeiten. Werde demütig, tapfer und stark. Und was du jetzt an diesen Tieren geschehen siehst, sollst du an meinen Kindern tun!“
Ich schaute wieder hin: Da waren statt der wilden Tiere lauter brave Lämmer zu sehen, die alle blökend um den Mann und die Frau herumsprangen als wollten sie ihnen huldigen.
Immer noch träumend fing ich zu weinen an. Ich bat, doch verständlich mit mir zu reden; ich wusste nämlich nicht, was man mir zu verstehen geben wollte. Sie aber legte mir nur die Hand auf den Kopf und sagte: „Zu seiner Zeit wirst du alles verstehen.“
Kaum hatte sie den Satz beendet, weckte mich ein Geräusch auf und alles war verschwunden. Ich lag wie betäubt da. Die Hände schienen mir noch weh zu tun von den Faustschlägen, die ich ausgeteilt, und die Wangen von den Ohrfeigen, die ich eingesteckt hatte. Der geheimnisvolle Mann, die Frau, das Gesagte und Gehörte nahmen mein Denken derart gefangen, dass ich keinen Schlaf mehr fand.“ (Bosco G., 1988, 6f.)
Christus und Maria sind im Traum zwar nie ausdrücklich mit Namen genannt, aber Don Bosco hat in seinen Erzählungen und Auslegungen desselben beide Gestalten stets dahingehend gedeutet. Lange Zeit konnte er den Sinn dieses Traumes nicht deuten, und er beschreibt in seinen Memoiren, dass er erst viel später begriff, wie wichtig dieses Ereignis für seine spätere Berufung als Priester sein sollte.
Die Jugendlichen nicht mit Gewalt sondern mit Freundlichkeit und Liebe zu gewinnen und die anschließende Verwandlung der Jungenschar in eine friedliche Lammherde, mag vielleicht ein Hinweis auf Giovannis „feuriges Temperament“ sein, das ihm zwar half sich schnell an die Spitze einer Gruppe zu stellen, aber ihn noch öfter bei verschiedensten Dingen behinderte. Nur durch lebenslanges Bemühen wurde aus dem „extravaganten Dickkopf und seiner Neigung zum Zorn“ (Birklbauer A., 1998, 15), der Priester Giovanni Bosco, wie er heute in vielen Büchern beschrieben wird.
[...]
[1] Autorität= lat., augere: fordere, mehren; wer den anderen fördert, hat Ansehen -> auctoritas: das Ansehen
[2] Gleichgewicht der fünf Großmächte Großbritannien, Frankreich, Russland, Österreich, Preußen
[3] Zusammenschluss der Monarchien des griechisch – orthodoxen Russlands, des katholischen Österreichs und des protestantischen Preußen, die sich zu einer christlich- patriachalen Regierung verpflichten und ihr Recht zur Intervention gegen alle nationalen und liberalen Bestrebungen durch ihre Verantwortung vor Gott rechtfertigen
[4] Als 4. Stand bezeichnet man durch die industrielle Revolution entstandene neue Schicht der Arbeiterschaft.
- Citation du texte
- Berta Wieländer (Auteur), 2005, Das Erziehungsanliegen Don Boscos vor dem Hintergrund seiner Zeit und die Möglichkeit einer praktischen Verwirklichung heute, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39407
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