Seit es die Pornographie im Film und im Fernsehen gibt, gibt es auch eine Gegenströmung in der bildenden Kunst. Da die Pornographie stereotype Bilder von der Frau und ihrem Körper gestaltet, sind die Künstler und vor allem die Künstlerinnen bemüht, das weibliche Geschlecht wieder von diesen Klischees zu befreien. In dieser Arbeit werden zwei verschiedene Künstlerinnen vorgestellt, die sich auf verschiedene Art und Weise mit der Pornographie beschäftigen. Beide versuchen, das Bild der Frau, wie es in der Pornographie geschaffen wurde, zu vernichten und den Frauen somit ihre Identität wiederzugeben. Ihr Weg zu diesem Ziel ist allerdings komplett verschieden. Während die eine die Revolution gegen die Frau als identitätslose Hülle unter Einsatz ihres eigenen Körpers begeht, versucht die andere durch schockierende Photographien von Puppenkörpern auf die Deformation des Blickes auf den Frauenkörper in der Pornographie aufmerksam zu machen.
Bei den beiden Künstlerinnen handelt es sich um Valie Export und um Cindy Sherman, die zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Ländern die Gefahren der Pornographie für das weibliche Bewusstsein aufdecken und bekämpfen. Die vorgestellten Arbeiten von Valie Export und Cindy Sherman beschäftigen sich vor allem mit den Bildern, welche die Pornographie auf den weiblichen Körper projiziert. Sie sind entwickelt worden, um diese Bilder zu vernichten und so den Körper der Frau von bestehenden Klischees wieder reinzuwaschen. Mit welchen Mitteln sie dieses Vorhaben angehen und inwiefern der Kreuzzug gegen die Stereotypisierung der Frau ihnen glückt, wird in dem folgenden Text ansatzweise geklärt.
Inhaltsverzeichnis :
I. Einleitung
II. Valie Export
II.1. Lebenslauf
II.2. Valie Export: eine feministische Künstlerin 3
II.3. Das Tapp- und Tastkino
II.4. Die Aktionshose Genitalpanik
III. Cindy Sherman
III.1. Lebenslauf
III.2. Cindy Sherman als Kritikerin des Frauenbildes in den Medien 10
III.3. Untitled # 255
III.4. Untitled #258
IV. Vergleich der beiden Künstlerinnen
V. Valie Export und Cindy Sherman als feministische Künstlerinnen
VI. Konklusion
Literaturverzeichnis
I. Einleitung :
Seit es die Pornographie im Film und im Fernsehen gibt, gibt es auch eine Gegenströmung in der bildenden Kunst. Da die Pornographie stereotype Bilder von der Frau und ihrem Körper gestaltet, sind die Künstler und vor allem die Künstlerinnen bemüht, das weibliche Geschlecht wieder von diesen Klischees zu befreien.
In dieser Arbeit werden zwei verschiedene Künstlerinnen vorgestellt, die sich auf verschiedene Art und Weise mit der Pornographie beschäftigen. Beide versuchen, das Bild der Frau, wie es in der Pornographie geschaffen wurde, zu vernichten und den Frauen somit ihre Identität wiederzugeben. Ihr Weg zu diesem Ziel ist allerdings komplett verschieden. Während die eine die Revolution gegen die Frau als identitätslose Hülle unter Einsatz ihres eigenen Körpers begeht, versucht die andere durch schockierende Photographien von Puppenkörpern auf die Deformation des Blickes auf den Frauenkörper in der Pornographie aufmerksam zu machen.
Bei den beiden Künstlerinnen handelt es sich um Valie Export und um Cindy Sherman, die zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlichen Ländern die Gefahren der Pornographie für das weibliche Bewusstsein aufdecken und bekämpfen. Valie Export schreibt 1985:
wir [müssen] davon ausgehen, daß es den natürlichen Körper der Frau nicht gibt [weil]
die Frau [bedeckt ist] von Bildern, von Projektionen, von Codes.[1]
Dieses Zitat verdeutlicht die Notwendigkeit, die beide Künstlerinnen verspüren, den weiblichen Körper von denn genannten “Codes“ wieder zu befreien und ihm seine Natürlichkeit zurückzugeben. Die im folgenden Text vorgestellten Arbeiten von Valie Export und Cindy Sherman beschäftigen sich vor allem mit den Bildern, welche die Pornographie auf den weiblichen Körper projiziert. Sie sind entwickelt worden, um diese Bilder zu vernichten und so den Körper der Frau von bestehenden Klischees wieder reinzuwaschen.
Mit welchen Mitteln sie dieses Vorhaben angehen und inwiefern der Kreuzzug gegen die Stereotypisierung der Frau ihnen glückt, wird in dem folgenden Text ansatzweise geklärt.
II. Valie Export:
II.1. Lebenslauf
Valie Export wurde 1940 im österreichischen Linz geboren. Von 1956-1959 studierte sie erst an der Kunstgewerbeschule in Linz bevor sie von 1960-1964 ihr Studium an der höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für Textilienindustrie in der Abteilung Design fortsetzte.
Ihre künstlerische Arbeit setzt sich unter anderem aus Videos, Installationen, Body Performances, Expanded Cinema, Computerarbeiten, Photographien, Skulpturen und Publikationen zur zeitgenössischen Kunstgeschichte zusammen. Seit 1995 ist sie Professorin für Multimedia-Performance an der Kunsthochschule für Medien in Köln[2].
Seit den sechziger Jahren benutzt Valie Export ihren Körper als Material um private und öffentliche Identitätsbilder darzustellen. Dabei analysiert und kritisiert sie vor allem die Rolle, die dem weiblichen Körper in den Medien auferlegt wird.[3]
Die zwei Body-Performances, welche auf das Thema Pornographie besonders zugeschnitten und somit für diese Arbeit ausschlaggebend scheinen, sind das Tapp- und Tastkino und die Aktionshose Genitalpanik.
II.2. Valie Export: eine feministische Künstlerin
Als Valie Export in den sechziger Jahren mit der Wiener Avantgarde und dem Aktionismus in Berührung kommt, erkennt sie, dass diese Domänen fast ausschließlich von Männern repräsentiert werden. Sie erkennt die Notwendigkeit, die weibliche Ehrfahrung in die Kunst einzubringen und die patriarchalische Ordnung dort zu durchbrechen. Aus ihren Versuchen die Frau aus ihrer Rolle der, von den Männern geschaffenen und dominierten Ware, zu befreien, entwickelt sie ein großes politisch-feministisches Engagement.[4]
Aus diesem politischen Engagement resultieren sowohl das Tapp- und Tastkino als auch die Aktionshose Genitalpanik. Beide Aktionen sollen über das Verdinglichen des weiblichen Körpers aufklären und gleichzeitig Kritik an diesem Zustand üben. Die Existenz der Frau als Projektionsfläche der männlichen Wünsche soll durch derartige Body-Performances zerstört werden.
Dadurch, dass Valie Export ihren eigenen Körper als Material benutzt, versucht sie einen neuen Blickwinkel auf den weiblichen Körper herzustellen und somit die von der Pornographie und von den Medien geschaffenen Bilder der stereotypen Frau zu vernichten und zu ersetzen.
Zudem stellt die Inszenierung mit dem eigenen, weiblichen Körper eine Revolte gegen diesen als Objekt männlicher Künstler dar, denn diese verwendeten den Frauenkörper oftmals als Material ihrer eigenen Performanes oder aber als Modell für ihre Bilder[5]. Valie Export setzt sich also auch in diesem Sinne gegen das Verdinglichen des weiblichen Körpers zur Wehr.
Die Performances der Künstler, die sich nach der Tradition der Wiener Aktionisten mit ihrem Körper auseinandersetzen, gewinnen in den sechziger und siebziger Jahren zunehmend an Popularität. Sie gelten als ein Medium, welches keinen Vermittler braucht, sondern die Anwesenden unmittelbar anspricht. Sie finden an einem bestimmten Zeitpunkt, an einem festgelegten Ort statt und tragen ihre Auswirkungen in den Köpfen der Anwesenden. Allerdings erreichen sie erst durch Film, Photographie, Video und Presse ein breites Publikum. Da es Valie Export mit ihren feministischen Performances darum geht, möglichst viele Leute auf das verzerrte Bild des weiblichen Körpers in den Massenmedien aufmerksam zu machen, ist sie auf solche Vermittler angewiesen.[6]
II.3. Das Tapp- und Tastkino
Das Tapp- und Tastkino ist eine Body-Performance von 1968. Das benutzte Material dieser Aktion war der Körper der Künstlerin selbst. Es handelt sich um eine Body Aktion, die gefilmt wurde.
Vor ihren nackten Oberkörper schnallte sich Valie Export für diese Performance einen Pappkarton, an dem ein Vorhang befestigt war[7].
In diesem Vorhang gab es zwei Öffnungen, die für die Hände gedacht waren und den Eingang zum sogenannten “Kinosaal“ darstellten. Die “Leinwand“ bestand aus dem nackten Oberkörper der Künstlerin.[8]
Der “Film“ wurde also nicht, wie normalerweise durch Sehen, sondern durch Ertasten wahrgenommen. Die Leute durften Valie Exports nackte Brust hinter dem Vorhang während weniger Sekunden ertasten. Der Vorhang erinnert nicht nur an ein Kino, sondern auch durch die zeitliche Begrenzung des “Besuchs“ an eine Peep-Show und ist somit eindeutig eine Parodie auf die pornographische Industrie.
Valie Export entwickelte mit ihrem Tapp- und Tastkino eine Möglichkeit, den weiblichen Körper auf eine ganz neue Art und Weise zu erfahren. Es wurde als einen genauen Gegensatz zum konventionellen Kino, aber auch zur Peep-Show entwickelt, wo in beiden Fällen die Wahrnehmung des Frauenkörpers ausschließlich durch das Sehen erfolgt.
Das Tapp- und Tastkino sollte erstmals während der 2. Maraisiade 1968 in Wien vorgeführt werden. Anlässlich dieses Festivals des Jungen Films sollte eigentlich Exports preisgekrönter politischer Film Ping Pong gezeigt werden. Als Valie Export mit ihrer Konstruktion die Bühne betrat, herrschte erst betretenes Schweigen unter den Zuschauern, dann versuchte ein junger Regisseur ihr den Kasten vom Körper zu reißen. Die Aktion war missglückt und die Künstlerin flüchtete von der Bühne.[9]
Die Reaktion des Publikums und des jungen Regisseurs auf ihre Performance zeigt, dass die Zuschauer mit dieser Art von Kunst nicht wirklich viel anfangen konnten. Andrerseits ist das Ziel der aggressiven Provokation erreicht worden, die Menge hat sich gegen die Darstellung der Künstlerin aufgelehnt und sich somit unbewusst gegen die parodierten Medien gewehrt. Allerdings wurde die Aktion missverstanden, da das Publikum sich nicht auf die Performance eingelassen hat und somit den Standpunkt der Künstlerin nicht verstehen konnte.
Da es Valie Export in Wien von vornherein verboten wurde, die Aktion in aller Öffentlichkeit zu zeigen, fand die nächste Vorführung ein paar Tage später in München auf der Straße statt. In Zusammenarbeit mit Peter Weibel, der als Ausrufer fungierte, versuchten sie die Passanten zu ermutigen, das Tapp- und Tastkino während zwölf Sekunden zu besuchen.[10]
Bei einer weiteren Vorführung der Aktion in Amsterdam übernahm Valie Export selbst die Rolle des Ausrufers, während Erika Mies den Karton vor den Oberkörper geschnallt hatte. Dieser Austausch sollte darauf hinweisen, dass das Tapp- und Tastkino auf jede beliebige Person übertragbar ist.[11]
Die ganze Aktion thematisierte den sexuell konnotierten Blick auf den weiblichen Körper in Kino und Medien. Durch die öffentliche Tabuhandlung versuchte die Künstlerin den erotikfreien Blick auf den Frauenkörper wieder herzustellen und so die durch die Medien geformten Ideologien zu durchbrechen. Sie wollte durch das Tapp- und Tastkino gegen “den Filmapparat als materialisierte bürgerliche Ideologie“[12] demonstrieren. Ob ihr dies wirklich gelungen ist, bleibt allerdings fraglich.
Die Künstlerin stellt sich selbst zwar nicht als ein erotisches Wesen dar, sie ist bemüht den Frauenkörper als etwas Natürliches darzustellen, aber die Reaktion des Publikums und vor allem der Männer läßt sich nicht genau voraussehen. Wahrscheinlich haben verschiedene Leute, die am Schauspiel teilnahmen die Provokation dieser Aktion verstanden, aber es bedarf doch einer gewissen Erklärung um die Parodie auf die Medien und auf die Pornographie zu verstehen. Vermutlich ist das Publikum schon auf die, von der Künstlerin erwünschten, Provokation aufmerksam geworden, aber der genaue Sinn dieser Provokation war verschlüsselt und konnte nicht unbedingt unmittelbar verstanden werden.
Außerdem werden bei einer solchen Veranstaltung indirekt voyeuristische Bedürfnisse der Zuschauer, oder eher der “Taster“, befriedigt, so dass man darauf schließen kann, dass selbst diese extreme Aufführung Valie Exports erotisch konnotiert ist. Die männliche Phantasie wird im ersten Stadium dieser Performance nicht unbedingt bloßgestellt und vernichtet, sondern gefördert. Man muss allerdings bedenken, dass Valie Export mit der Performance ein Tabu bricht. Obwohl die Gesellschaft durch die Medien daran gewöhnt war, nackte Frauenkörper zu sehen, war es doch eine Innovation einen fremden weiblichen Körper zu ertasten. Vermutlich waren die “Taster“ zu geschockt, um das taktile Erlebnis wirklich genießen zu können. Man kann also annehmen, dass ihr Voyeurismus nicht wirklich befriedigt wurde. Es bleibt allerdings ungeklärt, ob das Publikum den Zweck des Tapp- und Tastkinos unmittelbar verstehen konnte.
[...]
[1] Anja Zimmermann : Skandalöse Bilder Skandalöse Körper ; Abject Art vom Surrealismus bis zu den Culture Wars. Reimer Verlag GmbH, Berlin 2001. S. 123
[2] www.khm.de/personen/staff/expor_d.htm
[3] www.kunstmuseum.ch/andereorte/portraits/vexport/verkorper.htm
[4] Margarete Lamb-Faffelberger, Valie Export und Elfriede Jelinek im Spiegel der Presse : Zur Rezeption der feministischen Avantgarde Österreichs (Austrain culture ; vol. 7) Peter Lang Publishing, New York 1992. S. 119
[5] Anja Zimmermann, S. 101
[6] Ruhrberg, Schneckenburger, Fricke, Honnef : Kunst des 20. Jahrhunderts. Hrsg. : Ingo F. Walther. Benedikt Taschen Verlag GmbH, Köln 2000. S. 601 f.
[7] ebd. S. 123
[8] Anita Prammer, Valie Export : Eine multimediale Künstlerin, Wiener Frauenverlag, Himberg 1988. S. 103 f.
[9] ebda. S. 104
[10] Prammer. S. 104 f.
[11] ebd. S. 105
[12] www.gfound.or.at/gf/sammlg/export
- Citar trabajo
- Christina di Bartolomeo (Autor), 2002, Antipornographie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39370
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