Prinzipiell ist es die Aufgabe der Umfrageforschung, Aussagen über eine Gruppe (von Elementen) zu machen. Da diese Gruppen, über die Aussagen gemacht werden sollen, u.a. sehr groß sein können, „begnügt“ sich die Umfrageforschung damit, nur einen Teil der Gruppe zu befragen; dieser Teil der Gruppe wird nach verschiedenen Verfahren ausgewählt und soll strikt repräsentativ sein für die ganze Gruppe. Thema dieser Hausarbeit ist es, die verschiedenen Auswahlverfahren vorzustellen, um dann jeweils auf mögliche, generell bekannte Probleme hinzuweisen. Anschließend soll gezeigt werden, dass gerade bei der internetbasierten Umfrageforschung die vorgestellten Auswahlverfahren zu deutlichen Problemen führen, und wir werden sehen, dass aufgrund dieser Probleme die internetbasierte Nutzungsforschung größtenteils keine akkuraten bzw. brauchbaren Ergebnisse erzielen kann. Ferner wird gezeigt, dass die Auswahlverfahren in der internetbasierten Nutzungsforschung meist zur Selbstselektion der Probanden führen. Auf umfangreiche Quellenangabe und Zitierung wurde verzichtet, da die Inhalte größtenteils eine Art „Informations-Stichprobe“ der in der Bibliografie angegeben Quellen sind, d.h. eine zusammengefasste, obgleich reflektierte Wiedergabe dieser ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeine Erläuterungen der Auswahlverfahren (Stichproben) und die damit verbundenen Probleme
2.1 Teil- oder Vollerhebung aus der Grundgesamtheit?
2.2 Teilerhebungen / Stichproben
2.3 Formen der Zufallsauswahl
2.3.1 Einfache, reine Zufallsstichprobe
2.3.2 Geschichtete Zufallsstichprobe
2.3.3 Klumpenstichprobe
2.4 Der Begriff „Repräsentativität“
2.5 Formen der bewussten Auswahl
2.5.1 Quota-Verfahren
2.5.2 Auswahl nach dem Konzentrationsverfahren
2.5.3 Typische Auswahl
2.6 Zu mehrstufigen und kombinierten Auswahlverfahren
3. Die Problematik von Stichproben und Selbstselektion in der internetbasierten Umfrageforschung
3.1 Grundgesamtheit?
3.2 Auswahlwahrscheinlichkeit
3.3 Teilnehmerselektion / Selbstselektion
3.4 Technische Besonderheiten
3.5 Exkurs: „n-Viz“, ein softwaregestütztes Auswahlverfahren
4. Fazit zur Internet-Problematik
5. Bibliografie
1. Einleitung
Prinzipiell ist es die Aufgabe der Umfrageforschung, Aussagen über eine Gruppe (von Elementen) zu machen. Da diese Gruppen, über die Aussagen gemacht werden sollen, u.a. sehr groß sein können, „begnügt“ sich die Umfrageforschung damit, nur einen Teil der Gruppe zu befragen; dieser Teil der Gruppe wird nach verschiedenen Verfahren ausgewählt und soll strikt repräsentativ sein für die ganze Gruppe. Thema dieser Hausarbeit ist es, die verschiedenen Auswahlverfahren vorzustellen, um dann jeweils auf mögliche, generell bekannte Probleme hinzuweisen.
Anschließend soll gezeigt werden, dass gerade bei der internetbasierten Umfrageforschung die vorgestellten Auswahlverfahren zu deutlichen Problemen führen, und wir werden sehen, dass aufgrund dieser Probleme die internetbasierte Nutzungsforschung größtenteils keine akkuraten bzw. brauchbaren Ergebnisse erzielen kann. Ferner wird gezeigt, dass die Auswahlverfahren in der internetbasierten Nutzungsforschung meist zur Selbstselektion der Probanden führen.
Auf umfangreiche Quellenangabe und Zitierung wurde verzichtet, da die Inhalte größtenteils eine Art „Informations-Stichprobe“ der in der Bibliografie angegeben Quellen sind, d.h. eine zusammengefasste, obgleich reflektierte Wiedergabe dieser ist.
2. Allgemeine Erläuterungen der Auswahlverfahren (Stichproben) und die damit verbundenen Probleme
2.1 Teil- oder Vollerhebung aus der Grundgesamtheit ?
Bevor eine Umfrageforschung beginnen kann, muss erstmal festgelegt werden, was man über wen wissen möchte, d.h. über wen welche Aussage getroffen werden soll. Die Menge, über die etwas gesagt werden soll, wird Grundgesamtheit genannt und besteht aus einer abgegrenzten Menge von Elementen. Einzelne Elemente sind sozusagen einzelne Personen, die Grundgesamtheit ist eine festgelegte Gruppe von Personen. Eine Grundgesamtheit könnte z.B. so aussehen: Alle Studenten der Universität Mannheim; oder alle linkshändigen Personen in Deutschland, die einen PKW-Führerschein besitzen.
Die Definition einer Grundgesamtheit ist aus statistischen, ökonomischen und befragungstechnischen Gründen unumgehbar, birgt aber auch einige Probleme. Oft ist z.B. die genaue Identifizierung der Grundgesamtheit erst gar nicht möglich, weil die dazu benötigte Information fehlt. „Alle Studenten der Universität Mannheim“ dürften leicht identifizierbar sein, weil eine vollständige Liste vorliegen sollte – vorausgesetzt, man bekommt Einsicht in diese Liste. Die Grundgesamtheit aller linkshändigen Personen in Deutschland mit PKW-Führerschein dürfte jedoch sehr schwierig zu erstellen sein.
Will man nun etwas über die Grundgesamtheit herausfinden, bieten sich theoretisch zwei Möglichkeiten an. Entweder kann man alle Elemente der Grundgesamtheit befragen, oder man befragt nur einen Teil der Grundgesamtheit. Ersteres nennt man Vollerhebung, Letzteres Teilerhebung bzw. eine Stichprobe. Diese Stichprobe soll repräsentativ sein für die gesamte Grundgesamtheit, d.h. all das, was über die Stichprobe gesagt werden kann, gilt auch für die Grundgesamtheit. Die Ergebnisse der Stichprobe werden auf die Grundgesamtheit hochgerechnet. Die Wahl zwischen den beiden Möglichkeiten, und – sollte man sich für eine Teilerhebung entschieden haben – die Größe der Stichprobe, wird prinzipiell von der Größe und Zusammensetzung der Grundgesamtheit geleitet. Je kleiner die Grundgesamtheit, desto kleiner die benötige Stichprobe, wobei sich bei einer kleinen Grundgesamtheit auch eine Vollerhebung anbietet; und je heterogener die Zusammensetzung der Grundgesamtheit, desto größer die benötigte Stichprobe, und vice versa.
Oft wird intuitiv angenommen, dass eine größere Stichprobe zu besseren Daten führt, was jedoch nicht immer der Fall ist. Eine relativ kleine Stichprobe kann bessere Daten liefern als eine relativ größere. Das hat mehrere Gründe: Z.B. ist bei der Befragung die Qualifizierung des Erhebungspersonals von großer Bedeutung. Bei größeren Erhebungen kann es dazu kommen, dass nicht genügend gut geschultes Personal vorhanden ist und ungeschultes Personal leicht zu Datenfehlern in der Erhebung führen kann. Außerdem ist eine relativ kleine Gruppe von Erhebungspersonal besser zu kontrollieren. Auch die Bereinigung von Datenfehlern ist bei kleineren Stichproben einfacher durchzuführen.
Darüber hinaus tritt das Problem der Stabilität der Grundgesamtheit auf: Eine Gruppe von Elementen mit bestimmten Merkmalen (linkshändig mit Führerschein) ist keine feste Größe – sie kann sich z.B. während des Zeitraums der Umfrage ändern.
2.2 Teilerhebungen / Stichproben
Hat man sich einmal für eine Teilerhebung entschieden, bieten sich mehrere Verfahren bzw. theoretisch drei Kategorien an, um eine Stichprobe zu ziehen: die Zufallsauswahl, die bewusste Auswahl und die willkürliche Auswahl. Da die willkürliche Auswahl auf keinen Fall irgendwelche induktiven Rückschlüsse auf irgendeine Grundgesamtheit erlaubt, weil sie nach willkürlicher Methode zu ihrer Stichprobe gelangt, wird sie hier bewusst ausgelassen. (Dennoch bietet sie in der Praxis einige sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten, wird jedoch auch oft missbraucht.)
Im Gegensatz zu der willkürlichen Auswahl erlauben die Befunde einer Zufallsauswahl und – je nach Denkschule – einer bewussten Auswahl einen Anspruch auf Repräsentation einer Grundgesamtheit. Statistisch gesehen, d.h. auf den Methoden der Statistik beruhend, sind aber nur Stichproben einer reinen Zufallsauswahl repräsentativ. Die wichtigsten Formen der Zufallsauswahl und der bewussten Auswahl werden im Folgenden besprochen.
2.3 Formen der Zufallsauswahl
2.3.1 Einfache, reine Zufallsstichprobe
Die ideale Voraussetzung einer reinen Zufallsstichprobe ist, dass jedes Element der Grundgesamtheit bekannt und in einer Liste vorhanden ist. Will man nun eine Stichprobe ziehen, folgt man dem Prinzip des Lotterieverfahren: Jedes Element ist z.B. in irgendeiner Form in einer Trommel vorhanden, und aus dieser Trommel wird eine Stichprobe gezogen. Jedes Element muss die gleiche Chance haben, gezogen zu werden, und die Auswahlwahrscheinlichkeit eines Elementes muss größer als Faktor null sein. Das klingt logisch, – und schließlich lässt sich dieser Faktor auch berechnen.
Wie wir jedoch bereits gesehen haben, sind alle Elemente einer Grundgesamtheit nicht immer bekannt („undercoverage“); auch kann es passieren, dass Elemente doppelt aufgeführt sind und dies nicht bemerkt wird („overcoverage“). Es besteht also meist ein Unterschied zwischen der angestrebten und der faktischen Grundgesamtheit, der Auswahlgesamtheit.
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- Arbeit zitieren
- Roman Gerdes (Autor:in), 2002, Die Problematik von Stichprobenziehungen und Selbstselektion in der 'traditionellen' und in der internetbasierten Umfrageforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39077
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