Im Vorwort zu The House of the Seven Gables1 skizziert Nathaniel Hawthorne
seinen Begriff von „Romance“, indem er einige Forderungen formuliert, die
diese erfüllen sollte, um sich von einem „Novel“ zu unterscheiden. Im
Folgenden werde ich untersuchen, ob bzw. inwieweit Hawthorne seinen
Ansprüchen selbst gerecht wird. Zur besseren Unterscheidung der im
Deutschen so ähnlichen Bezeichnungen „Romanze“ und „Roman“, werde ich
in dieser Arbeit das englische „Romance“ bzw. „Novel“ beibehalten. Die Anwendung von Hawthornes „Romantheorie“ - eigentlich handelt es sich
eher um sein Verständnis eines bestimmten Terminus, als um eine „Theorie“ -
auf sein 1850 erschienenes Werk The Scarlett Letter2 soll Gegenstand meiner
Betrachtung sein. Auf The Custom House3 , das Vorwort dieses Buches, wird
nicht Bezug genommen, da es für die Untersuchung nicht von Relevanz ist.
Das „Preface“ des ein Jahr später erschienenen The House of Seven Gables
muss zur Untersuchung der Aspekte einer „Romance“ in The Scarlet Letter
aber ebenso zulässig sein, da Hawthorne selbst eben dieses Buch als solche
bezeichnete - schon die erste Ausgabe trägt den Untertitel „A Romance“. 1 Nathaniel Hawthorne: The House of the Seven Gables. A Romance. Boston: Ticknor, Reed and Fields 1851(Erstausgabe) Anm.: In Anbetracht der Kürze des Vorwortes und der Einfachheit des Zitierens halber beziehe ich mich in dieser Arbeit auf die Version des „Preface“ wie es auf www.eldritchpress.org/nh/pfsg.hmtl zu finden ist. 2 Nathaniel Hawthorne: The Scarlet Letter. In: N. Hawthorne: The Scarlet Letter and selected Tales. Hrsg. v. Thomas E. Connolly. London: Penguin Books 1986 (Penguin Classics 27) 3 Eb. d. S 35-76 Anm.: Auch in The Custom House schreibt Hawthorne von seinem Begriff der „Romance“. Das zitierte Vorwort zu The House of the Seven Gables ist ob seiner Prägnanz und Ausführlichkeit jedoch besser zur Untersuchung geeignet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. „Romance“ vs. „Novel“
Das Vorwort von The House of the Seven Gables
3. The Scarlet Letter - A „Romance“?
3.1. „To mingle the Marvellous“ - Das Wunderbare
3.1.1. Personen
3.1.1.1. Pearl
3.1.1.2. Roger Chillingworth
3.1.1.3. Wunderbar passende Namen
3.1.2. Ein himmlisches Zeichen
3.2. „Historical Connection“ und Moral
3.2.1. Moral und Perspektiven zwischen Vergangenheit und Gegenwart
3.2.2. Historische Bezüge
4. Zusammenfassung
5. Bibliographie
1. Einleitung
Im Vorwort zu The House of the Seven Gables[1] skizziert Nathaniel Hawthorne seinen Begriff von „Romance“, indem er einige Forderungen formuliert, die diese erfüllen sollte, um sich von einem „Novel“ zu unterscheiden. Im Folgenden werde ich untersuchen, ob bzw. inwieweit Hawthorne seinen Ansprüchen selbst gerecht wird. Zur besseren Unterscheidung der im Deutschen so ähnlichen Bezeichnungen „Romanze“ und „Roman“, werde ich in dieser Arbeit das englische „Romance“ bzw. „Novel“ beibehalten.
Die Anwendung von Hawthornes „Romantheorie“ - eigentlich handelt es sich eher um sein Verständnis eines bestimmten Terminus, als um eine „Theorie“ - auf sein 1850 erschienenes Werk The Scarlett Letter[2] soll Gegenstand meiner Betrachtung sein. Auf The Custom House[3], das Vorwort dieses Buches, wird nicht Bezug genommen, da es für die Untersuchung nicht von Relevanz ist. Das „Preface“ des ein Jahr später erschienenen The House of Seven Gables muss zur Untersuchung der Aspekte einer „Romance“ in The Scarlet Letter aber ebenso zulässig sein, da Hawthorne selbst eben dieses Buch als solche bezeichnete - schon die erste Ausgabe trägt den Untertitel „ A Romance “.
2. „Romance“ vs. „Novel“
Das Vorwort von The House of the Seven Gables
In der Einleitung zu The House of the Seven Gables geht Nathaniel Hawthorne detailliert auf seine Unterscheidungen zwischen „Romance“ und „Novel“ ein:
„When a writer calls his work a romance, it need hardly be observed that he wishes to claim a certain latitude, both as to its fashion and material, which he would not have felt himself entitled to assume, had he professed to be writing a novel.“[4]
Hawthorne bedient sich des geografischen Vergleichs, der Autor einer „Romance“ nähme für sich einen anderen Breitengrad - „latitude“ - auf der poetischen Weltkugel in Anspruch, als jener, der einen „Novel“ zu schreiben gedenkt: Denn sowohl in ihrer Ausgestaltung, als auch in ihrem Stoff unterschieden sie sich voneinander. Denn der „Novel“ ist bemüht um „a
very minute fidelity, not merely to the possible, but to the probable and ordinary course of man's experience.“[5]
Im Gegensatz dazu muss die „Romance“, nicht nur das „Wahrscheinliche“ und „Gewöhnliche“ repräsentieren, sondern kann „the truth of the human heart“[6] , der auch diese literarische Form, laut Hawthorne, immer verpflichtet bleiben muss, ebenso unter „circumstances [...] of the writer‘s own choosing or creation“[7] darstellen.
Hier zeigt sich, wie gut gewählt Hawthornes Metapher des „latitude“ ist, bildet doch eine andere Bedeutung des Wortes, nämlich „Spielraum“, eine Analogie zur Gestalltungsfreiheit, die er dem Autor einer „Romance“ zubilligt.
Eine Möglichkeit, die gewünschte Atmosphäre zu schaffen und die Figuren präziser zu charakterisieren, ist „to bring out or mellow the lights, and deepen and enrich the shadows, of the picture.“[8]
Hawthorne definiert die „Romance“ als „Novel“ mit Elementen des Ungewöhnlichen und überzeichneten Begebenheiten und Charakteren. In einer kulinarischen Metapher suggeriert er jedoch „especially, to mingle the marvellous rather as a slight, delicate, and evanescent flavor, than as any portion of the actual substance of the dish offered to the public.“[9]
Nach der Erklärung des Begriffes „Romance“ ironisiert Hawthorne diese, indem er seine Ratschläge abschwächt und zugibt, dass dem Schriftsteller, der sich nicht an sie hält, kein „literary crime“[10] vorgeworfen werden könne.
Er selbst versuche aber seine Forderungen zu erfüllen.
Neben dem Aspekt des „Wunderbaren“, soll in der „Romance“ auch versucht werden „to connect a by-gone time with the very present that is flitting away from us“[11].
Was Hawthorne zum nächsten Punkt führt: Wie er schreibt, legen viele Schriftsteller „very great stress upon some definite moral purpose“[12], den ihr Werk verfolgen soll.
„Not to be deficient in this particular, the author has provided himself with a moral;--the truth, namely, that the wrong-doing of one generation lives into the successive ones, and, divesting itself of every temporary advantage, becomes a pure and uncontrollable mischief;[...] “[13]
Indem er also über Vergangenes schreibt, das in irgendeiner Form noch bis in die Gegenwart weiterlebt, wird er seiner Defintion der „Romance“ gerecht und kann seinem Werk einen „definite moral purpose“ geben - eben jenen, dass die Taten einer Generation nicht ohne Folgen für die nächsten bleiben.
Hawthorne führt weiter aus, dass es nicht seine Absicht sei, gewaltsam - „as with an iron rod“[14] - moralische Erkenntnisse in die Geschichte zu zwängen.
Außerdem weist Hawthorne darauf hin, dass eventuelle Ähnlichkeiten seiner Figuren mit historischen bzw. zeitgenössischen Personen nicht von ihm beabsichtigt seien. Der Ort der Handlung existiert zwar als solcher[15], aber:
„It has been no part of his [des Autors d.h. Hawthornes; Anm.] object, however, to describe local manners, nor in any way to meddle with the characteristics of a community for whom he cherishes a proper respect and a natural regard.“[16]
So möchte sich Hawthorne schon im Vorhinein vor Kritik von Personen, die sich wiedererkennen könnten, schützen. Die „historical connection“[17] sei für die „Romance“ unerlässlich, aber er wisse, „it exposes the romance to an inflexible and exceedingly dangerous species of criticism“[18]. Und er schließt mit der Bitte das „Preface“ ab:
„[...]the book may be read strictly as a romance, having a great deal more to do with the clouds overhead than with any portion of the actual soil of the County of Essex.“[19]
[...]
[1] Nathaniel Hawthorne: The House of the Seven Gables. A Romance. Boston: Ticknor, Reed and Fields 1851(Erstausgabe) Anm.: In Anbetracht der Kürze des Vorwortes und der Einfachheit des Zitierens halber beziehe ich mich in dieser Arbeit auf die Version des „Preface“ wie es auf www.eldritchpress.org/nh/pfsg.hmtl zu finden ist.
[2] Nathaniel Hawthorne: The Scarlet Letter. In: N. Hawthorne: The Scarlet Letter and selected Tales. Hrsg. v. Thomas E. Connolly. London: Penguin Books 1986 (Penguin Classics 27)
[3] Eb. d. S 35-76
Anm.: Auch in The Custom House schreibt Hawthorne von seinem Begriff der „Romance“. Das zitierte Vorwort zu The House of the Seven Gables ist ob seiner Prägnanz und Ausführlichkeit jedoch besser zur Untersuchung geeignet.
[4] Nathaniel Hawthorne: „Preface“ zu The House of the Seven Gables: www.eldritchpress.org/nh/pfsg.html
[5] Eb. d.
[6] Eb. d.
[7] Eb. d.
[8] Eb. d.
[9] Eb. d.
[10] Eb. d.
[11] Eb. d.
[12] Eb. d.
[13] Eb. d.
[14] Eb. d.
[15] The House of the Seven Gables spielt in Salem, Hawthornes Heimatstadt; The Scarlett Letter in Boston
[16] „Preface“ zu The House of the Seven Gables
[17] Eb. d.
[18] Eb. d.
[19] Eb. d.
- Citar trabajo
- Anna Lindner (Autor), 2004, Nathaniel Hawthornes Definition der "Romance" und ihre Umsetzung in "The Scarlet Letter", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38969
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