Meine Klausurzusammenfassung für das Seminar Ältere Deutsche Literatur (Mittelhochdeutsche Grammatik)
Mittelhochdeutsch
Über die Sprache:
Der Begriff „mittelhochdeutsch“ ist ein Kompositum, das sich aus drei Bestandteilen zusammensetzt:
- „deutsch“ bezeichnet eine Sprache germanischer und indogermanischer Herkunft
- „hoch“ bezeichnet die Zugehörigkeit zum Bereich der hochdeutschen Mundarten/ Dialekte (in räumlicher Abgrenzung zum Niederdeutschen)
- „mittel“ ist eine Zeitangabe, die deutlich macht, dass das Mhd. eine Periode innerhalb der Geschichte der deutschen Sprache darstellt; zeitlich geht das Althochdeutsche voran, das Frühneuhochdeutsche und Neuhochdeutsche folgen nach (1050 bis 1350)
Aussprache/ Reflexe gesprochener Sprache
- Vokale, die in normalisierten Textausgaben einen Zirkumflex (ˆ) tragen, sind lang zu sprechen, alle übrigen kurz.
- kurze Vokale: <a, e, i, o, u> (z.B. in tac, vogel)
- lange Vokale: <â, ê, î, ô, û>,
- Diphthonge sind zweiphasig zu artikulieren; der Hauptton liegt dabei auf der ersten Komponente (z. B. in liebe [li-?-b?] – nicht [li:b?], bu-o-ch ) <ei/ ai, ou, ie, uo>
- Umlaute: <ä, ö, ü bzw. æ, oe, iu> Ihnen kommt die sprachliche Funktion eines einfachen Vokals zu, sie sind einsilbig.
- Im Gegensatz zum Nhd. sind mhd. <e> und <h> keine Dehnungszeichen. /h/ ist im Anlaut vor Vokal ein Hauchlaut. Bsp.: hûs. Im Auslaut und in den Verbindungen /lh/, /rh/, /ht/ wird das oft auch <ch> geschriebene /h/ als Reibelaut [X] gesprochen. Bsp.: sah, durh, naht, iht.
- In den Konsonantenverbindungen /st/, /sp/, /sl/, /sm/, /sn/, /sw/ behält das /s/ als erster Bestandteil seinen Lautwert. Bsp.: s-tein. Dagegen wird die Verbindung /sk/, geschrieben auch <sc>, <sh>, <sch> als [S] ausgesprochen. Bsp.: scoene
- Lenisierung: das t kann nach nasalen Lauten (n und m) zu einem d aufgeweicht werden z.B. dienen -> ich diente oder ich diende
- Kontraktion: stimmhafte Verschlusslaute wie g,b, und t können zwischen zwei Vokalen verschwinden. Die Vokale werden also zusammengezogen z.B. lieget wird zu lit und gibet wird zu git
- Die Verhärtung der stimmhaften Verschlusslaute (b, d, g) im Wortauslaut (›Auslautverhärtung‹) wird im mhd. Schriftbild wiedergegeben
Geben -> gap
Tag -> tac
- Auch Wortverschmelzungen werden verschriftlicht; man unterscheidet eine Anlehnung an das folgende Wort (Proklise, z. B. daz ich > deich) und eine Anlehnung an das vorhergehende Wort (Enklise, z. B. bistu < bist du).
- <z> wird vor allem im Wortanlaut und nach Konsonanten als dentale Affrikate /ts/ wie nhd. /z/ gesprochen. Beispiele: zuo, zît, herze. In den übrigen Fällen wird <z> meist als stimmlose Spirans /s/ artikuliert. Bsp.: ûz, daz, wazzer.
- Apokope: Wegfall von unbetontem /e/ am Wortende z.B. „“ wird zu „ich var“
- Synkope: Wegfall von unbetontem /e/ im Wortinneren zwischen Konsonanten z.B. „er sieht“ wird zu „er siht“
Vokalismus: Entstehung und Entwicklung von Vokalen
- Diphthongierung: ein mittelhochdeutsch gesprochener Laut wird zu zwei gesprochenen Lauten im Niederhochdeutsch -> î wird zu ei oder ai, û wird zu au, iu wird zu eu oder äu -> mhd. mîn niuwez hûs wird zu ‚mein neues Haus’
- Monophthongierung: zwei mittelhochdeutsch gesprochene Laute werden zu einem niederhochdeutsch gesprochenen Laut -> ie wird zu langem i (ie), uo wird zu langem u, üe wird zu langem ü -> lieber müeder bruoder wird z ‚lieber müder Bruder’
- Diphthongwandel (nur in der Lautung) -> ei wird zu ai, ou wird zu au, öu wird zu äu -> bein wird zu Bein, böume wird zu Bäume, boum wird zu Baum
- Dehnung: z.B. vil wird zu viel
- Kürzung z.B. hât wird zu hat, dâhte wird zu dachte
- Teilweise auch Apokope und Synkope (angest wird zu Angst)
Syntax
- Bei der Übersetzung immer zuerst das Verb in den Blick nehmen: Normalerweise Zweitstellung (V2) im Hauptsatz und Endstellung (VEnd) im Nebensatz. Allerdings kann es manchmal auch reimbedingte Umstellungen geben
- Das Versende ist nicht gleich mit dem Satzende
- Adjektive und Possessivpronomen können auch nach ihrem Bezugswort stehen (z.B. ein künic rîche)
- Genitivkonstruktionen: Im Mittelhochdeutschen ist der Genitiv derjenige Kasus mit den meisten Funktionen. Er tritt auf in der Funktion eines Objekts, Adverbials oder Attributs oder neben Verben, Substantiven, substantivischen Pronomina und Numeralia, Adjektiven und Interjektionen.
a) Genitivus subiectivus: der Genitiv wird subjektivisch übersetzt, das heißt, das Genitiv-Attribut ist die Quelle der Handlung z.B. durch ir sunes liebe
b) Genitivus obiectivus: der Genitiv wird objektiisch übersetht, das heißt, das Genitiv- Attribut ist Ziel der Handlung
c) Genitivus-partitivus (Teil von etwas) Der partitive Genitiv bringt zum Ausdruck, dass nur ein Teil des Genannten gemeint ist. Er erscheint als Objekt und als Subjekt z.B. er was der zwelve einer
d) Genitivus qualitatis (Beschaffenheit) z.B. mit manegem ritter ellens rîch
- Verneinungen/ Negation: Im Mhd. besteht die Neigung, die negative Stimmung über das ganze Satzgefüge zu verbreiten. Mehrfache Verneinung hebt sich nicht auf. Achtung, es ist eine doppelte Verneinung möglich!
a) Durch einen Partikel: en/ne/n Die Verneinungspartikel ne (en, in, -n, n-) tritt unmittelbar vor das Verbum. Wegen ihrer Tonschwäche kann sie sich proklitisch mit dem Verbum verbinden oder enklitisch mit dem vorhergehenden Wort z.B. du ne hâst nîht wâr
b) Durch Adverbien wi nie, niemer, niht z.B. „dune hâst nîht wâr“
c) Durch Indefinitpronomen wie dehein/kein „der ritter enwære dehein vrum man“
Starke Verben
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- Arbeit zitieren
- Ann-Kathrin Latter (Autor:in), 2018, Klausurzusammenfassung für das Seminar Ältere Deutsche Literatur (Mittelhochdeutsche Grammatik), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388733
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