Mit dem 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Einheit, waren vierzig Jahre deutscher Zweistaatlichkeit beendet. Dieser Tag war das herausragende Ereignis der deutschen Geschichte seit dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Die offiziell bis zum 3. Oktober 1990 existierende Deutsche Demokratische Republik wurde Teil der Bundesrepublik Deutschland und trat dieser gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes bei.1 Vom Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 bis zur Herstellung der deutschen Einheit vergingen somit nicht einmal zwölf Monate. Die staatliche Vereinigung beider deutscher Staaten war somit relativ schnell vollzogen, die Herstellung der ,,inneren Einheit" erwies sich jedoch als ein langer und schwieriger Weg.
Die deutsche Wiedervereinigung erfolgte nach den Vorgaben des Gesellschafts- und Staatssystems der Bundesrepublik Deutschland, basierend auf der parlamentarischen Demokratie und geprägt von der sozialen Marktwirtschaft.2
Die Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR erlebten in ihrem Alltag nach dem Fall der Berliner Mauer einen regelrechten Umbruch, der unter anderem durch das Inkrafttreten der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion vom 1. Juli 1990 und auch später am 3. Oktober 1990 durch den Einigungsvertrag erheblich beeinflusst wurde.
Durch die Neuanpassung an das Gesellschafts- und Staatssystem der Bundesrepublik Deutschland und dem damit verbundenen staatlichen als auch gesellschaftlichen Strukturwandel standen die neuen Bundesbürger nun vor einem radikalen Neuanfang. Sämtliche Institutionen des sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens der Deutschen Demokratischen Republik wurden ab dem 3. Oktober 1990 durch solche der Bundesrepublik Deutschland ersetzt. Das Gewohnte verschwand gänzlich und der Alltag brachte so tiefgreifende Einschnitte mit sich. Die ostdeutschen Bundesbürger waren gewissermaßen gezwungen, sich schnell an dem Gesellschafts- und Staatssystem der Bundesrepublik Deutschland und westdeutschen Standards neu zu orientieren, was nach vierzig Jahren Gewohnheit und Gegensätzen nicht leicht war.
Hinzu kamen Ängste bei diesen Menschen, ihren Arbeitsplatz und die soziale Sicherung zu verlieren und ferner auch im vereinten Deutschland als ,,Bürger zweiter Klasse"3 dazustehen, nachdem sich das erhebliche Strukturgefälle zwischen West- und Ostdeutschland darstellte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Situation der DDR-Bürger vor der Wiedervereinigung
2.1. Das Wohlstandsgefälle zwischen der BRD und der DDR als eine der Ursachen der Unzufriedenheit
2.2. Massenflucht und Montagsdemonstrationen als Ausdruck der Unzufriedenheit - Der Fall der Berliner Mauer
2.3 Der Fortgang der Demonstrationen Der Wunsch nach der Wiedervereinigung
3. Die Situation der Ostdeutschen nach der Wiedervereinigung Der Verlauf der Herstellung der inneren Einheit
3.1 Die Angleichung der Lebensverhältnisse an das westdeutsche Niveau Das Wohlstandsgefälle zwischen West- und Ostdeutschland
3.2 Die eigene Einschätzung der Lebenssituation aus Sicht der Ostdeutschen in den neuen Bundesländern
3.3 Ein schwieriger Weg des Zusammenwachsens - Trotz Wiedervereinigung einander noch fremd
4. Schlussbetrachtung
5. Literatur- und Quellenverzeichnis
6. Anhang
1. Einleitung
Mit dem 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Einheit, waren vierzig Jahre deutscher Zweistaatlichkeit beendet. Dieser Tag war das herausragende Ereignis der deutschen Geschichte seit dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Die offiziell bis zum 3. Oktober 1990 existierende Deutsche Demokratische Republik wurde Teil der Bundesrepublik Deutschland und trat dieser gemäß Artikel 23 des Grundgesetzes bei.[1] Vom Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 bis zur Herstellung der deutschen Einheit vergingen somit nicht einmal zwölf Monate. Die staatliche Vereinigung beider deutscher Staaten war somit relativ schnell vollzogen, die Herstellung der „inneren Einheit“ erwies sich jedoch als ein langer und schwieriger Weg.
Die deutsche Wiedervereinigung erfolgte nach den Vorgaben des Gesellschafts- und Staatssystems der Bundesrepublik Deutschland, basierend auf der parlamentarischen Demokratie und geprägt von der sozialen Marktwirtschaft.[2]
Die Bürgerinnen und Bürger der ehemaligen DDR erlebten in ihrem Alltag nach dem Fall der Berliner Mauer einen regelrechten Umbruch, der unter anderem durch das Inkrafttreten der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion vom 1. Juli 1990 und auch später am 3. Oktober 1990 durch den Einigungsvertrag erheblich beeinflusst wurde.
Durch die Neuanpassung an das Gesellschafts- und Staatssystem der Bundesrepublik Deutschland und dem damit verbundenen staatlichen als auch gesellschaftlichen Strukturwandel standen die neuen Bundesbürger nun vor einem radikalen Neuanfang. Sämtliche Institutionen des sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens der Deutschen Demokratischen Republik wurden ab dem 3. Oktober 1990 durch solche der Bundesrepublik Deutschland ersetzt. Das Gewohnte verschwand gänzlich und der Alltag brachte so tiefgreifende Einschnitte mit sich. Die ostdeutschen Bundesbürger waren gewissermaßen gezwungen, sich schnell an dem Gesellschafts- und Staatssystem der Bundesrepublik Deutschland und westdeutschen Standards neu zu orientieren, was nach vierzig Jahren Gewohnheit und Gegensätzen nicht leicht war.
Hinzu kamen Ängste bei diesen Menschen, ihren Arbeitsplatz und die soziale Sicherung zu verlieren und ferner auch im vereinten Deutschland als „Bürger zweiter Klasse“[3] dazustehen, nachdem sich das erhebliche Strukturgefälle zwischen West- und Ostdeutschland darstellte.
In meiner Hausarbeit möchte ich zunächst auf die Situation der DDR-Bürger bis zur Wiedervereinigung eingehen. Hier soll unter anderem das Wohlstandsgefälle zwischen der BRD und der DDR, als eine der Ursachen erläutert werden, die neben fehlender Freiheitsrechte maßgeblich zur Unzufriedenheit der Bürger in der DDR beitrug.
Weiterhin befasst sich die Hausarbeit mit der Situation der Ostdeutschen nach der Wiedervereinigung. Neben der Frage, ob es noch ein Wohlstandsgefälle zwischen West- und Ostdeutschland gibt, soll verdeutlicht werden, wie die Ostdeutschen selbst ihre eigene Lebenssituation in den neuen Bundesländern einschätzen. Ferner versuche ich zu erklären, warum sich nach der Wiedervereinigung der Weg des Zusammenwachsens aus Sicht der Ost- und Westdeutschen als schwierig gestaltete.
2. Die Situation der DDR-Bürger vor der Wiedervereinigung
2.1 Das Wohlstandsgefälle zwischen der BRD und der DDR als eine der Ursachen der Unzufriedenheit
Schon nach dem zweiten Weltkrieg entwickelten sich die materiellen Lebensbedingungen in West- und Ostdeutschland unterschiedlich. Die Wirtschaftsleistung, das Einkommen und folglich auch der Lebensstandard entwickelte sich in Westdeutschland schon in der Nachkriegszeit wesentlich besser und schneller als in Ostdeutschland. Das hatte zur Folge, dass sich der Wohlstand in der Bevölkerung rasch ausbreitete. Man sprach von einer „Wohlstandsexplosion“ in Westdeutschland. Das Volkseinkommen und das Vermögen pro Kopf der Bevölkerung stieg zwischen 1950 und 1980 um jeweils das Fünffache an. Betrug das Volkseinkommen pro Kopf im Jahre 1950 noch ca. 4000 DM, so steigerte es sich bis 1980 auf ca. 21.000 DM (gerechnet in Preisen von 1983).[4]
Die Steigerung der Einkommen hat auch zu einer raschen Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen geführt. Diesen Verlauf werde ich anhand der Wohnverhältnisse als auch an der Ausstattung der Haushalte mit hochwertigen und langlebigen Konsumgütern verdeutlichen. Gerade die Größe als auch die Qualität der Wohnverhältnisse beeinflusst maßgeblich den Lebensstandard und somit auch das Wohlbefinden der Menschen.
Die Wohnverhältnisse hatten sich in Westdeutschland erheblich verbessert, nachdem aufgrund des zweiten Weltkrieges viele Wohnungen zerstört und unbewohnbar waren. Standen 1950 jeder Person im Durchschnitt 15 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung, so hatte sich die Wohnfläche 1989 auf 35 Quadratmeter mehr als verdoppelt. Und auch die Qualität der Wohnungen verbesserte sich. Hatten 1950 noch 80% der Wohnungen kein Bad, so waren bereits 1988 79% aller Wohnungen mit Bad, WC und Zentralheizung ausgestattet.[5]
Weiterhin verbesserte sich die Haushaltsausstattung mit hochwertigen Konsumgütern, die viele Lebenssituationen leichter und angenehmer machen und so zur Erhöhung des Lebensstandards beitragen. Kommunikationsmedien, moderne Haushaltsgeräte und auch Autos hatten sich nach und nach ausgebreitet. So verfügten z. B. 1962 erst 14% aller Haushalte über ein Telefon und 27% über einen PKW. Im Jahr 1988 waren schon 93% der Haushalte mit einem Telefon und 68 % mit einem PKW ausgestattet.[6]
Die Entwicklung der materiellen Lebensbedingungen in Ostdeutschland (DDR) konnte dem westdeutschen Tempo nicht Schritt halten und war im Vergleich zu Westdeutschland eher ernüchternd. Der Begriff der „Wohlstandsexplosion“ war hier nicht mehr zutreffend. Die Entwicklung hier lässt lediglich eine „Wohlstandssteigerung“ erkennen. Ein Vergleich der Nettodurchschnittseinkommen zwischen der BRD und der DDR zeigt eine deutliche Differenz schon in den 60er und 70er Jahren. Das Nettodurchschnittseinkommen in der DDR hinkte 1960 schon 30%, 1970 über 40% und Anfang der 80er Jahre sogar 55%[7] hinter dem westdeutschen zurück, wobei Kaufkraftunterschiede bereits mitberücksichtigt waren.
Auch die Wohnungssituation in der DDR war wesentlich schlechter als in der BRD. 1989 stand dem Bundesbürger im Durchschnitt ein Viertel mehr Wohnfläche zur Verfügung als dem DDR Bürger.
Den Ostdeutschen stand nicht nur weniger Wohnraum zur Verfügung, sondern die Wohnungen waren auch insgesamt schlechter mit sanitären Einrichtungen ausgestattet. So gab es in jeder vierten Wohnung noch keine Innentoilette und in fast jeder fünften kein Bad.[8] Hinzu kam die schlechte Bausubstanz vieler Wohnungen, die sich ebenfalls negativ auf das Wohlbefinden und den Lebensstandard der DDR-Bürger auswirkte. Eingangs muss jedoch erörtert werden, dass über die Hälfte der ostdeutschen Wohnungen veraltet war, da diese noch vor 1946 fertiggestellt wurden.
Die Problematik bestand aber darin, dass die Wohnungen nicht bzw. nur unzureichend saniert wurden und gerade Altbauten verfielen. Erschwerend kam hinzu, dass die Mieten vom Staat, fernab einer vernünftigen Kostenkalkulation, viel zu niedrig festgelegt wurden. Die Eigentümer hatten, wegen mangelnder Kostendeckung, nahezu keine Möglichkeit zur Sanierung und der Verfall vieler Gebäude war daher vorprogrammiert. In Zahlen lässt sich diese Situation anhand einer Bauzustandserhebung aus dem Jahre 1990 verdeutlichen. So waren ca. 200.000 Wohnungen aus der Vorkriegszeit gänzlich unbewohnbar. Außerdem waren weitere 800.000 Wohnungen durch Nässeeinwirkungen und andere Mängel schwer beschädigt, so dass das Wohlbefinden dieser Wohnungsinhaber stark eingeschränkt wurde.[9]
Im Bereich der Haushaltsausstattung mit Konsumgütern war ein Rückstand der DDR zur BRD von 15 Jahren und mehr zu erkennen. 1988 waren 52% der Haushalte in der DDR mit einem PKW ausgestattet. Dieser Stand war in der BRD schon 1973 mit 55% erreicht. Ähnlich war es bei der Ausstattung mit einem Fernseher. 1988 befanden sich in 96% aller Haushalte ein Fernseher. In der BRD war dieser Stand aber bereits 1973 mit 89% fast erreicht.[10]
Ergänzend ist hinzuzufügen, dass es gravierende Mängel und Qualitätsunterschiede im Waren- und Dienstleistungsbereich der DDR, einschließlich völlig inakzeptabler Lieferzeiten, gab. Beispielhaft wäre hier der qualitative Unterschied eines PKW VW Golf und eines Trabant anzuführen, auf den der DDR-Bürger bis zur Auslieferung 12 Jahre[11] warten musste. Weiterhin konnte in der DDR erst in den siebziger Jahren eine halbwegs zufriedenstellende Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln garantiert werden, die im Vergleich zur BRD von minderwertiger Qualität waren. Speziell bei Importgütern wie z.B. Südfrüchten[12] und Bohnenkaffee, die im Gegensatz zu Grundnahrungsmitteln sehr teuer waren, konnte bis zum Ende der DDR keine annähernde Angleichung der Versorgung erreicht werden.
Schon wenige Zahlen dieser Art verdeutlichen das Wohlstandsgefälle zwischen der BRD und der DDR, dessen Ursachen in erster Linie auf die Leistungs-, Innovations- und Wachstumsschwäche der zentralen Planwirtschaft in der DDR zurückzuführen sind. Die Gründe für die Ineffektivität der zentralen Planwirtschaft lagen unter anderem in der Verstaatlichung der Betriebe, der staatlichen Festsetzung der Löhne, Gehälter und der Preise für Wohnungen und Grundnahrungsmittel, jenseits einer vernünftigen Kostenkalkulation.
Das hatte zur Folge, dass viele Grundnahrungsmittel als auch andere Waren subventioniert und somit zum Teil unter den Herstellungskosten verkauft wurden.[13] Eine Aussage nach der Wende des damaligen Chef der zentralen staatlichen Plankommission, Gerhard Schürer, untermauert anhand zweier Beispiele die Ineffektivität der zentralen Planwirtschaft und die damit verbundenen Absurditäten des Preissystems in der DDR:
„ Lieferte ein Züchter ein Kaninchen an den Staat, erhielt er dafür 60 Mark. Kaufte er es danach geschlachtet und ausgenommen bei der Staatlichen Handelsorganisation (HO) zurück, kostete es trotz der aufgewendeten Arbeit nur 15 Mark.“[14]
Analog galt dieses Beispiel auch für die Entwicklung und Herstellung eines in der DDR selbst produzierten Mikrochips.
„Die Selbstkosten für einen Chip betrugen 536 Mark. Der Verkaufspreis war in der DDR auf 16 Mark festgelegt.“[15]
Das Wohlstandsgefälle war den DDR-Bürgern u.a. wegen der eingeschränkten Reisefreiheit bis zum Fall der Berliner Mauer nicht bzw. nur unzureichend bekannt. Es war jedoch, neben eingeschränkten Möglichkeiten der politischen Teilnahme aufgrund fehlender Bürgerfreiheiten sowie auch wegen der Bespitzelung und Unterdrückung durch die Staatssicherheit[16], die Hauptursache für die wachsende Unzufriedenheit in der DDR. Diese Unzufriedenheit der DDR-Bürger führte schließlich zur Massenflucht im Jahre 1989 und zum Zusammenbruch der DDR, als der außenpolitische Druck zur Erhaltung des Systems nicht mehr existent war.
2.2 Massenflucht und Montagsdemonstrationen als Ausdruck der Unzufriedenheit – Der Fall der Berliner Mauer
Seit Mitte der achtziger Jahre geriet die DDR zunehmend in eine wirtschaftliche und politische Krise. Diese Entwicklung spitzte sich im Herbst 1989 dramatisch zu, als immer mehr DDR-Bürger versuchten, ihr Land zu verlassen.
So flüchteten am 08. August 1989 131 DDR-Bürger in die Ständige Vertretung der BRD in Ostberlin, die das Gebäude wegen Überfüllung schließen musste. Die Lage spitzte sich aber dramatisch zu, als am 19. August 1989 ca. 700 DDR-Bürger auf spektakuläre Weise von Ungarn nach Österreich flüchteten und sich in den folgenden Wochen Tausende DDR-Bürger in Ungarn in Aufnahmelagern aufhielten, die hier auf ihre Ausreise drängten. Nachdem am 11.September 1989 die ungarische Regierung Teile des bilateralen Reiseabkommens mit der DDR außer Kraft setzte, reisten ca. 25.000 DDR-Bürger bis Ende September über Ungarn in die BRD aus. Die DDR-Regierung konnte dieser Entwicklung nichts entgegensetzen und wertete ihre eigenen Bürger als „Vaterlandsverräter “ in der Öffentlichkeit beschämend ab.[17]
Neben der Massenflucht kam es aber auch gleichzeitig zu friedlichen Massendemonstrationen in der DDR. Ausgangspunkt der Demonstrationen waren die Kommunalwahlen vom 07. Mai 1989, nachdem 98,85%[18] Ja-Stimmen für die SED offiziell bekannt gegeben wurden. Mehrere DDR-Bürger erstatteten Anzeige wegen Wahlfälschung und demonstrierten friedlich und zunächst in kleinen Gruppen in Kirchen gegen das Wahlergebnis, wobei sich die Nikolai-Kirche in Leipzig als das erkennbare Zentrum der Opposition herauskristallisierte.
Die Kirche rief ab September 1989 jeden Montag zu einem Friedensgebet auf, und im Anschluss marschierten Hunderttausende DDR-Bürger durch die Straßen. In den wöchentlichen Friedensandachten demonstrierten zunächst Hunderte DDR-Bürger für einen Wandel in Staat und Gesellschaft und forderten “Reisefreiheit statt Massenflucht“.[19] Trotz zahlreicher Verhaftungen durch die Sicherheitsbehörden schlossen sich immer mehr Menschen den Demonstrationsketten auf den Straßen an.
So waren es am 09. Oktober 1989 allein in Leipzig mehr als 50.000 Menschen, die entschlossen, diszipliniert und vor allem gewaltlos ihrem Unmut und ihrer Unzufriedenheit gegenüber dem SED-Regime durch Sprechchöre „Wir sind das Volk“ Nachdruck verliehen.[20]
Aufgrund der Massenflucht der DDR-Bürger über Nachbarstaaten in die BRD und der gleichzeitig einsetzenden Demokratiebewegung in der DDR trat der Staats- und Parteichef Erich Honecker am 18.10.1989 zurück. Seinem Nachfolger Egon Krenz gelang es nicht mehr die Lage zu stabilisieren, da der Staats- und Parteiführung der DDR der Einfluss auf die Bevölkerung schon weitgehend entglitten war. Dieses hatte zur Folge, dass am 07.11.1989 die DDR-Regierung geschlossen zurücktrat und das Zentralkomitee der SED am 08.11.1989 ein neues Politbüro wählte.[21]
[...]
[1] vgl. Lau Karin und Karlheinz, Einheit in Frieden und Freiheit, 1991, S. 5
[2] vgl. Grünbaum, Robert, Deutsche Einheit- Beiträge zur Politik- und Zeitgeschichte, 2000, S. 7
[3] vgl. Schroeder, Klaus, Der Preis der Einheit, 2000, S. 186
[4] vgl. Geißler, Rainer, Die Sozialstruktur Deutschlands, 1992, S. 38
[5] vgl. Geißler, Rainer, a.a.O., S. 43
[6] vgl. Geißler, Rainer, a.a.O., S. 45
[7] vgl. Geißler, Rainer, a.a.O., S. 41-42
[8] vgl. Geißler, Rainer, a.a.O., S. 44
[9] vgl. Geißler, Rainer, a.a.O., S.188 / s. auch Anhang, Abb. Nr. 1
[10] vgl. Geißler, Rainer, a.a.O., S. 45
[11] vgl. Stern-Buch, Deutschland ungleich Vaterland, 1991, 1. Auflage, S. 118
[12] vgl. Schroeder, Klaus, Der Preis der Einheit, 2000,S. 79/ s.Anhang, Abb.Nr. 2
[13] vgl. Deichmann, Carl, Der Weg zur Einheit und das vereinigte Deutschland, 1998, S. 109 - 111
[14] Informationen zur politischen Bildung, Deutschland in den 70er / 80er Jahren, Nr. 270/2001, S. 26
[15] Informationen zur politischen Bildung, a.a.O., S. 26-27
[16] Informationen zur politischen Bildung, a.a.O., S. 44
[17] vgl. Dohr, Helmut/ Windfuhr, Harald, Staatsbürgerkunde, 1994, S. 46
[18] vgl. Harbecke, Ulrich, Abenteuer Deutschland, 1999, S. 238
[19] vgl. Harbecke, Ulrich, a.a.O., S. 239 / s. auch Anhang, Abb. Nr. 3 und 4
[20] vgl. Grünberg, Andreas, „Wir sind das Volk ! “ - Der Weg der DDR zur Deutschen Einheit“, 1990, S. 33
[21] vgl. Dohr, Helmut/ Windfuhr, Harald, a.a.O., S. 46-47