In dieser Arbeit sollen die theoretischen Aspekte des Mobile Learning und deren Potenzial für die Gestaltung beruflicher Lernprozesse untersucht werden. Dabei sollen folgende bildungswissenschaftliche Fragestellungen beantwortet werden: Was versteht man unter Mobile Learning und wie kann Mobile Learning lerntheoretisch eingeordnet werden? Wie wird mobiles Lernen in den beruflichen Lernkontext eingebettet? Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich durch mobiles Lernen in beruflichen Lehr- und Lernszenarien?
Um diese Fragen zu beantworten wird zunächst der Begriff Mobile Learning definiert und anschließend in einem theoretischen Kontext gesetzt. Weiterhin wird erläutert, wie Mobile Learning in beruflichen Kontexten implementiert werden kann, sowie bereits durchgeführte Projektbeispiele vorgestellt. Im Anschluss daran werden die möglichen Potenziale und Grenzen herausgearbeitet, die sich durch Mobile Learning in beruflichen Lehr- und Lernprozessen ergeben können. Abschließend sollen die Voraussetzungen für einen erfolgreichen und effektiven Einsatz von mobilen Lernen in beruflichen Kontexten diskutiert werden.
3 Lerntheoretische Hintergründe
4 Mobiles Lernen in der beruflichen Bildung
4.1 Durchführung und Implementierung/Anwendungsfelder
4.2 Projektbeispiele
4.3 Potenziale von Mobile Learning in der beruflichen Bildung
4.4 Grenzen von Mobile Learning in der beruflichen Bildung
5 Zusammenfassung
6 Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1.Einleitung
Die kontinuierlich voranschreitenden technischen Möglichkeiten, schnellere Verbindungen und niedrigere Kosten, verändern das Nutzungsverhalten unserer Gesellschaft. Das Smartphone ist schon längst ein ständiger Begleiter geworden, welches nahezu zeit- und ortsunabhängig, Zugang zu unterschiedlichsten Inhalten und Werkzeugen ermöglicht. (de Witt/Sieber 2013, S. 7) Mobilität gilt als Schlüsselwort und spielt nicht nur in unserem Privatleben sondern immer mehr auch im Berufsleben eine beachtliche Rolle. (de Witt, 2013, S. 13; Specht/Kalz/Börner 2013, S. 55) Aufgrund der steigenden Anforderungen der Mitarbeiter und den Anspruch der Unternehmen ihr Personal zu qualifizieren um wettbewerbsfähig zu bleiben, rückt das Interesse an Mobile Learning innerhalb der beruflichen Bildung immer mehr in den Fokus. Über das Internet kann Wissen an alle Mitarbeiter zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise kann Qualifizierung direkt am Arbeitsplatz erfolgen. Der Arbeitsplatz wird somit auch zum Lernort. In den letzten Jahren wurden bereits zahlreiche Konzepte für die unterschiedlichsten Bereiche innerhalb der beruflichen Bildung entwickelt. (Gloerfeld/Sieber 2013, S. 174; Engert, 2013, S. 205)
In dieser Arbeit sollen die theoretischen Aspekte des Mobile Learning und deren Potenzial für die Gestaltung beruflicher Lernprozesse untersucht werden. Dabei sollen folgende bildungswissenschaftliche Fragestellungen beantwortet werden:
1. Was versteht man unter Mobile Learning und wie kann Mobile Learning lerntheoretisch eingeordnet werden?
2. Wie wird mobiles Lernen in den beruflichen Lernkontext eingebettet?
3. Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich durch mobiles Lernen in beruflichen Lehr- und Lernszenarien?
Um diese Fragen zu beantworten wird zunächst der Begriff Mobile Learning definiert und anschließend in einem theoretischen Kontext gesetzt. Weiterhin wird erläutert, wie Mobile Learning in beruflichen Kontexten implementiert werden kann, sowie bereits durchgeführte Projektbeispiele vorgestellt. Im Anschluss daran werden die möglichen Potenziale und Grenzen herausgearbeitet, die sich durch Mobile Learning in beruflichen Lehr- und Lernprozessen ergeben können. Abschließend sollen die Voraussetzungen für einen erfolgreichen und effektiven Einsatz von mobilen Lernen in beruflichen Kontexten diskutiert werden.
2 Mobile Learning
Mobile Learning gilt als die Antwort unserer mittlerweile mobilen Gesellschaft. Dabei gibt es Mobile Learning bereits seit der Einführung des Buchdrucks, da bereits Bücher überall mitgenommen werden können und damit orts- und zeitunabhängig gelernt werden kann. Nach Stoller-Schai (2010, S. 2), muss heutzutage Mobile Learning dennoch neu betrachtet werden, da in Zeiten von Smartphones und Tablets viele neue Konzepte, insbesondere die der Applikationen entstanden sind. Der Begriff Mobile Learning lässt sich nicht eindeutig definieren. Ausgangspunkt des mobilen Lernens ist der Fortschritt der Technik. Durch die zunehmende Akzeptanz von mobilen Endgeräten verändern sich unsere Lebens- und Arbeitsweisen. Mobile Endgeräte wurden für das Weiterlernen vermehrt genutzt, so dass sich eine Weiterentwicklung von E-Learning ergab. Zunehmend zeigte sich das Bedürfnis, E-Learning-Inhalte zu mobilisieren und anderen Personen zugänglich zu machen. Durch die Möglichkeit der Mobilisierung von Lerninhalten mittels tragbaren, technischen Geräten ist das Lernen flexibel geworden.
De Witt (2013, S. 14-16) versteht unter mobilem Lernen „Lernprozesse mit mobilen, meist drahtlos operierenden Geräten“ und stellt mobiles Lernen als eine Erweiterung von E-Learning dar. Mobile Learning darf deswegen nicht als eine neue Form von E-Learning angesehen werden, in dem E-Learning-Inhalte direkt auf mobilen Geräten übertragen werden. Ferner bedarf es die Entwicklung einer Lernarchitektur, die entsprechend angepasst werden muss, um einen Mehrwert zu erreichen. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal für Mobile Learning ist deshalb der Begriff der Kontextualisierung. Als kontextualisiertes Mobiles Lernen werden allgemeine Lernszenarien bezeichnet, in denen Lernprozesse oder Lerninhalte an den Kontext einer beliebigen Dimension angepasst werden. (Rensing/Tittel 2013, S. 122)
Im Gegensatz zum standortabhängigen Lernen, erfolgt beim mobilen Lernen das Lernen orts- und zeitunabhängig, wobei ein Informations- und Erfahrungsaustausch mittels mobiler Endgeräte wie Notebooks, Tablets, Smartphones etc. stattfindet. Für diesen Prozess werden drahtlose Netzwerkverbindungen wie WLAN, Bluetooth usw. unentbehrlich. Durch einen Online-Zugang lassen sich Informationen besonders schnell verbreiten. Lerninhalte können direkt am Arbeitsplatz hochgeladen werden, so dass einem vernetzten Austausch nichts mehr im Wege steht. (de Witt, 2013, S. 15)
Nach Lucke und Specht (2012, S. 26), haben mobile Endgeräte zu einem Qualitätssprung für viele Anwendungen, wie zum Beispiel das E-Learning geführt. Multimedia und Dienste aus der Cloud verschmelzen zu „Pervasive Media“.
Stoller-Schai (2010, S. 13) ist der Meinung, dass seit dem Aufkommen mobiler Endgeräte, die Grenzen zwischen Berufs- und Arbeitswelt zunehmend verschwimmen. Somit rückt die Prozessorientierung vermehrt in den Mittelpunkt.
3 Lerntheoretische Hintergründe
Die erfolgreiche Gestaltung eines Lehr- und Lernarrangements erfordert ein theoretisches Fundament. Um Lernprozesse durch digitale Medien zu unterstützen, wurden bisher behavioristische, kognitivistische und konstruktivistische Ansätze genutzt. Ein didaktisches Szenario von Mobile Learning, sollte sich jedoch nicht auf eine Lerntheorie beschränken. Beispielsweise können Inhalte im Sinne des Behaviorismus in kleine Informationseinheiten aufgeteilt, strukturiert aufbereitet und abgefragt werden. Die Flexibilität von Ort und Zeit ermöglicht im Sinne des Kognitivismus, die Unterstützung von Lern- und Verarbeitungs-, sowie Gedächtnisprozesse. In komplexen Situationen wird kontextualisiertes und problemorientiertes Handeln, im Sinne des Konstruktivismus ermöglicht, indem das Lernen hauptsächlich vom Lernenden bestimmt wird. Um einen Mehrwert zu erreichen, sollten die lerntheoretischen Ansätze als Werkzeuge gesehen werden, die durch Kombination und Erweiterung mithilfe digitaler Technologien, ein Gewinn für den Einsatz im mobilen Lernen sein können. (de Witt, et al., 2012, S. 10)
Im Folgenden werden einige lerntheoretische Ansätze vorgestellt, die für das mobile Lernen relevant erscheinen.
3.1 Konstruktivismus
Der Konstruktivismus gehört wie der Kognitivismus und Behaviorismus zu den klassischen Lerntheorien, die sich auch in Zeiten des digitalen Lernens mithalten kann. Dabei gibt es nicht „den“ Konstruktivismus, sondern eine Anzahl von Varianten, die trotz ihrer Unterschiede als Konstruktivismus erkennbar sind. (Pörksen, 2014, S.1) Im Konstruktivismus reagiert der Mensch nicht nur auf seine Umwelt, sondern greift aktiv in das Geschehen ein und konstruiert seine Umwelt nach seiner eigenen Vorstellung. In einer konstruktivistischen Lernumgebung wird Komplexität angestrebt. Dies geschieht im konstruktivistischen Ansatz durch entdeckendes, selbstständiges Lernen und durch Interaktion und Kooperation mit der sozialen Umwelt. (Reinmann, 2013, S. 4) Konstruktivistischer Unterricht ist charakterisiert durch Eigenverantwortung der Lernenden in verschiedenen Formen selbstgesteuerten Lernens. Craig und Van Lom (2009), diskutieren ebenfalls die Bedeutung des Konstruktivismus im Zusammenhang des informellen mobilen Lernens, indem sie betonen, dass die Lernenden mit mobilen Endgeräten im Sinne des Konstruktivismus ihr Lernen aktiv und unabhängig vom Lehrenden gestalten.
3.2 Pragmatismus
Unter dem Begriff Pragmatismus wird eine im 19. Jahrhundert von den Philosophen Sanders Pierce (1839-1914), William James (1842-1910), Georg Herbert Mead (1863-1931) und John Dewey (1859-1952) entwickelte Methode verstanden, welche die Wahrheit einer Aussage durch ihren praktischen Nutzen beweist. Demnach werden Fragen, die keinen praktischen Nutzen aufweisen als spekulativ angesehen. John Dewey erweiterte den Pragmatismus zum Instrumentalismus und damit die Vorstellung, dass mithilfe der Intelligenz, des Intellektes sowie der einzelnen Körperglieder, bestimmte Probleme und Aufgaben gelöst werden können. (Dietrich, 2004, S. 28) Gemäß Dewey muss Unterricht lebensnah sein und dabei realitätsnahe Aufgaben aus dem alltäglichen Leben im Unterricht integrieren, damit Wirklichkeit geschaffen wird. Die Beschäftigung mit einer Aufgabe soll zielgerichtet und planvoll sein um eine Lösung zu liefern. (Ramseger, 2003)
Nach Kerres und de Witt (2004, S. 6), ist der Pragmatismus dazu geeignet Lehren und Lernen mit neuen Medien weiterzubringen, da er nicht nach der „einzigen besten Theorie“ sucht sondern das Handeln in den Mittelpunkt stellt ohne dabei den Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis zu verlieren.
3.3 Situiertes Lernen
Ein weiterer lerntheoretischer Ansatz der im Zusammenhang des mobilen Lernens diskutiert wird, ist das situierte Lernen. Im Gegensatz zum kognitiven Ansatz, in dem das Wissen im Gedächtnis einer Person gespeichert ist und bei Bedarf abgerufen wird, wird beim situierten Ansatz Wissen jedes Mal neu konstruiert. (Kerres, 2012, S. 124) Situierte Ansätze betonen, wie wichtig es für den Wissenserwerb ist, dass dieses Wissen immer in Kombination mit bestimmten Handlungen und im Austausch mit der sozialen Umwelt geschieht. Lernen ist demnach ein konstruierender Prozess des Lernenden unter der Berücksichtigung der sozialen Kontexte der Lernumgebung. Durch den Austausch des Lernenden mit seiner sozialen Umwelt, wird der Lernprozess gefördert, was zur Stärkung seiner sozialen Kompetenzen führt. (Fölling-Albers, et al., 2004, S. 728) Aus diesem Zusammenhang wird der Ansatz des Cognitive Apprenticeship relevant, da er exemplarisch durch angeleitete Erfahrung, drei wesentliche Strategien miteinander verknüpft: Nachahmung, angeleitete Erprobung und das selbstständige Lösen von Problemen. Im Idealfall verläuft der Lernprozess in sechs Schritten: Im ersten Schritt demonstriert ein Experte sein Vorgehen bei einer Lösung eines Problems, indem er seine Gedanken und Aktivitäten verbalisiert (modelling). Im Anschluss daran beschäftigen sich die Lernenden selbst mit dem Problem und werden dabei je nach Bedarf individuell unterstützt (coaching und scaffolding). Danach wird die Lernumgebung zunehmend differenzierter und komplexer gestaltet. Damit sollen die Lernenden in die Lage versetzt werden, ihr Wissen flexibel auf neue Situationen anzuwenden. Um die Selbstständigkeit der Lernenden zu fördern, so dass sie ohne Unterstützung Strategien zur Problemlösung entwickeln, hält sich der Experte allmählich im Hintergrund (fading). Während des Lernprozesses werden die Lernenden immer wieder aufgefordert, ihre Denkprozesse und Lösungsstrategien zu artikulieren (articulation) und miteinander zu reflektieren (reflection).Dies fördert einen sozial-kommunikativen Austausch untereinander und bietet zudem die Möglichkeit sich mit unterschiedlichen Standpunkten und Lösungsoptionen auseinanderzusetzen. Am Ende werden die Lernenden angehalten, Probleme selbstständig zu lösen (exploration). (Spieler, 2006)
3.4 Mikrolernen
Aufgrund von technologischen, kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Veränderungen, wird Mikrolernen im beruflichen Lernen immer wichtiger auch wenn es im Gegensatz zu traditionellen Lern- und Lehrformen noch immer als ein vergleichbar neues Phänomen gilt. (Breitner/Guhr/König 2011, S. 43) Obwohl in der Weiterbildung kurze Lernangebote lange Zeit kein Thema waren, gelten kurze Formate überwiegend als attraktiv, da sie einen schonenden Umgang mit materiellen aber auch mit nicht materiellen Ressourcen, wie Zeit und Aufmerksamkeit versprechen. (Robes, 2009, S. 3) Grundsätzlich kann Mikrolernen oder Microlearning als das Lernen mit Microcontent, bzw. mit kleinen bis kleinsten Lerneinheiten verstanden werden. Dabei werden sowohl der Umfang des Lernstoffs als auch zeitliche Dimensionen berücksichtigt. (Hug, 2010, S. 227) Es kann sich hierbei um kurze Informationseinheiten, wie zum Beispiel Blogbeiträge, Kommentare oder Links handeln, die mindestens einen Titel, einen Text, Hinweise auf den Autor oder Datum enthalten, Pod- und Vodcasts etc. Die Grenze des Lernformates liegt bei 10 bis maximal 15 Minuten. (Robes, 2009, S. 5) Im betrieblichen Kontext steht Mikrolernen für verschiedene Lernaktivitäten und Lernmodelle, die in vielfältige lerntheoretische und didaktische Zusammenhänge eingebettet sind. (Breitner/Guhr/König 2011, S. 43) In Verbindung mit mobilen Endgeräten wird ein ubiquitäres, d.h. allgegenwärtiges Lernen ermöglicht, das den kontinuierlichen Lernprozess in kleinen Einheiten unterstützt und somit selbstgesteuertes und informelles Lernen gefördert wird. (Hug, 2010, S. 227; Robes, 2009, S. 6)
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- Konstantina Roussi (Autor), 2016, Theoretische Aspekte des Mobile Learning und deren Potenzial für die Gestaltung beruflicher Lernprozesse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387375
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