Zahlreiche Menschen leben auf der Straße, haben „kein Dach über dem Kopf“ und sind somit obdachlos. Von diesem Zustand sind auch viele Kinder und Jugendliche betroffen. Wie viele es tatsächlich sind, lässt sich nur schwer erahnen und statistisch fast unmöglich festlegen. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete von etwa 40.000 betroffenen Kindern und Jugendlichen in Deutschland.
Menschen ohne Obdach leben in andauernder Gefahr und sind einem hohen Risiko gegenüber der Beeinträchtigung ihrer Gesundheit ausgesetzt. Ein Arbeitsfeld der Profession der Sozialen Arbeit, die Straßensozialarbeit oder auch „Streetwork“ genannt, arbeitet mit von einer solchen Situation betroffenen Menschen. Nachfolgend möchte ich ausarbeiten, ob sich Streetwork als Methode der Sozialen Arbeit identifizieren lässt und ob sie sich dazu eignet, obdachlose Jugendliche und Kinder, aber auch Erwachsene, wieder in das gesellschaftliche Leben zu integrieren und ihnen zur Sesshaftigkeit (zurück) zu verhelfen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Definitionen
Soziale Arbeit
Definition Streetwork
Definition Obdachlosigkeit
Ist Streetwork eine Methode Sozialer Arbeit?
Jugendlichen mittels Streetwork aus der Obdachlosigkeit verhelfen – Methodisches Vorgehen
Abschließende Betrachtung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Zahlreiche Menschen leben auf der Straße, haben „kein Dach über dem Kopf“ und sind somit obdachlos. Von diesem Zustand sind auch viele Kinder und Jugendliche betroffen. Wie viele es tatsächlich sind, lässt sich nur schwer erahnen und statistisch fast unmöglich festlegen. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete von etwa 40.000 betroffenen Kindern und Jugendlichen in Deutschland (vgl. Mücher 2010, 18; Der Strassenkinderreport 2015).
Menschen ohne Obdach leben in andauernder Gefahr und sind einem hohen Risiko gegenüber der Beeinträchtigung ihrer Gesundheit ausgesetzt. Ein Arbeitsfeld der Profession der Sozialen Arbeit, die Straßensozialarbeit oder auch „Streetwork“ genannt, arbeitet mit von einer solchen Situation betroffenen Menschen. Nachfolgend möchte ich ausarbeiten, ob sich Streetwork als Methode der Sozialen Arbeit identifizieren lässt und ob sie sich dazu eignet, obdachlose Jugendliche und Kinder, aber auch Erwachsene, wieder in das gesellschaftliche Leben zu integrieren und ihnen zur Sesshaftigkeit (zurück) zu verhelfen.
Definitionen
Soziale Arbeit
Der Deutsche Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. (DBSH) definiert Soziale Arbeit wie folgt: „Soziale Arbeit fördert als praxisorientierte Profession und wissenschaftliche Disziplin gesellschaftliche Veränderungen, soziale Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen. Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlage der Sozialen Arbeit. Dabei stützt sie sich auf Theorien der Sozialen Arbeit, der Human- und Sozialwissenschaften und auf indigenes Wissen. Soziale Arbeit befähigt und ermutigt Menschen so, dass sie die Herausforderungen des Lebens bewältigen und das Wohlergehen verbessern, dabei bindet sie Strukturen ein “ (DBSH 2016).
Definition Streetwork
Kurt Gref bezeichnet Streetwork als „eine methodische Vorgehensweise innerhalb verschiedener Praxisfelder der Jugend- und Sozialarbeit, … eine Kontaktform im Sinne aufsuchender Arbeit.“ Die Kontaktaufnahme zu den Zielpersonen findet direkt in deren Lebenswelten statt. Streetwork geschieht somit an allen denkbaren Orten, an denen sich Menschen aufhalten: An „Straßenecken, Scenettreffs, Parks, öffentliche[n] Plätze[n], Ladenpassagen, Fußgängerzonen, Spiel- und Bolzplätze[n], Schulhöfe[n], Kneipen, Discos, Spielcenter[n], sowie teilweise auch Privaträume[n] und Wohnungen“ (Gref, 1995, 13). Sie wird auch als Straßensozialarbeit bezeichnet.
Zielgruppen der Straßensozialarbeit sind Menschen, welche Angebote der sozialen Sicherungssysteme und von Einrichtungen nicht erreichen (vgl. Straßenkinderreport 2015; Gref 1995, 13). Dies kann aufgrund „freier Entscheidung, Interesselosigkeit oder […] Ausgrenzung“ geschehen. Im weiteren Sinne sind die Zielpersonen also „sozial Benachteiligte“. Mögliche Zielgruppen sind beispielsweise „Drogenkonsumenten, jugendliche Cliquen und Gangs, Fußballfans, Wohnungslose, Homosexuelle, Stricher [und] Prostituierte“ (Gref 1995, 14).
Das Ziel von Streetwork ist die Unterstützung bei der Lebensbewältigung der Betroffenen (vgl. Galuske 2007, 271). Allgemein ist dies also zugleich die ganz zentrale Zielsetzung der Profession Soziale Arbeit. Den Klienten sollen in gemeinsamer Erarbeitung Alternativen und Handlungskompetenzen aufgezeigt werden, die Persönlichkeit und deren Entwicklung stabilisiert und gefördert werden als auch die Fortentwicklung deren sozialer Kompetenzen (vgl. Gref 1995, 16).
Definition Obdachlosigkeit
In Bezug auf den Begriff der Obdachlosigkeit gibt es unterschiedliche Definitionen und Meinungen. Grundsätzlich wird aber nochmal von „Nichtsesshaften“ unterschieden. Nichtsesshafte entscheiden sich bewusst, ihr Leben auf der Straße zu vollbringen (vgl. Ehmann 1997, 17). Obdachlos im allgemeinen Sinne ist, wer „kein Dach über dem Kopf hat“ und gezwungen ist, „Tag und Nacht auf der Straße zubringen zu müssen“ (Paegelow 2006, 32, zit. nach Weeber 1980, 544). Unter Obdachlosen sind auch jene Menschen zu verstehen, welche „ohne Wohnung sind und nicht in einem Heim, einer Anstalt usw. untergebracht sind oder die aufgrund ihrer Wohnungslosigkeit nach dem Gesetz zur Sicherung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in eine Unterkunft oder in eine Normalwohnung eingewiesen sind“ (Paegelow 2006, 32, zit. nach Schmidtke 1992, 213ff.).
Ist Streetwork eine Methode Sozialer Arbeit?
Nach Galuske ist in Hinsicht auf den Begriff „Methode“ immer das Einbeziehen der Begriffe „Konzept“ sowie „Technik/Verfahren“ von großer Notwendigkeit gezeichnet. Zwischen diesen muss grundsätzlich unterschieden werden, zeitgleich müssen alle dieser Elemente erfüllt sein, damit von einer Methode im weiterführenden Methodenverständnis gesprochen werden kann (vgl. Galuske 2007, 26ff.)
Eine Methode ist ein „vorausgedachter Plan der Vorgehensweise“, ein elementarer Teilaspekt des Konzeptes und ist diesem grundlegend unterzuordnen. Bei einer Methode geht es „um die im Kontext eines Konzepts begründete Planung des Vorgehens“ (Galuske 2007, 27f.; vgl. Ehrhardt 2010, 10f.).
Im Rahmen des Konzeptes, welches als Handlungsmodell begriffen werden soll, werden Ziele, Inhalte, Methoden und Verfahren zusammenhängend erklärt. In Bezug auf die Methode „Streetwork“ wäre das Konzept die lebensweltorientierte Soziale Arbeit (vgl. Galuske 2007, 26f.).
Die Verfahren und Techniken lassen sich als „Einzelelemente von Methoden“ (vgl. Galuske 2007, 27f., zit. nach Geißler/Hege 1995, 29) sowie als Reaktion auf einzelne Probleme im Rahmen des Vorgehens von der Feststellung des Problems bis hin zur angestrebten Lösung beschreiben. Im Kontext der Methode Streetwork gibt es zahlreiche Problematiken, mit welchen es sich auseinanderzusetzen gilt. Dazu zählen unter anderem die Kontaktaufnahme sowie die Organisation und das Arrangement praktischer Hilfeleistung (vgl. Galuske 2007, 28).
Jeder der zu Beginn genannten und im Kontext des weiterführenden Methodenbegriffs grundlegenden Begriffe lässt sich auf das Arbeitsfeld beziehungsweise die Methode Streetwork anwenden. Zudem ist es das Ziel in der Straßensozialarbeit, ausschließlich vor dem Hintergrund des Berufsverständnisses der Profession „Soziale Arbeit“ und mit all dessen Werten zu handeln. Somit lässt sich Streetwork definitiv als Methode der Sozialen Arbeit verstehen.
Jugendlichen mittels Streetwork aus der Obdachlosigkeit verhelfen – Methodisches Vorgehen
Der erste Schritt im Hinblick auf die Methode Streetwork ist die Kontaktaufnahme zu den Zielpersonen. Dies geschieht im Normalfall direkt in der Lebenswelt der Zielpersonen, in diesem Fall ist dies verallgemeinert formuliert „auf der Straße“. Streetwork arbeitet durch die aufsuchende Arbeitsform somit äußerst niedrigschwellig, um Zugang zur Zielgruppe zu finden. Das bedeutet, dass die Hilfesuchenden nicht in Einrichtungen oder Ämter gehen müssen, um Hilfsangebote anzunehmen, was meist eine große Hürde darstellt, sondern es wird direkt auf sie zugegangen, indem sie in ihrer Lebenswelt aufgesucht werden, wodurch sie besonders einfach zu erreichen sind.
Ist die Kontaktaufnahme zu den Jugendlichen gelungen, muss zuallererst an den Grundbedürfnissen angesetzt und die materielle Grundversorgung zur Existenzsicherung und Überlebenshilfe gewährleistet werden. Hierzu gehören vor allem Essen, Schlaf, Hygiene und geschützter Raum. Eventuell kommt hier auch die vorrübergehende Herauslösung aus der Szene, also die stationäre Unterbringung, in Frage (vgl. Hinz 2000, 24f.; Britten 2009, 115f.). Jedoch entscheidet einzig und alleine der Jugendliche beziehungsweise Obdachlose selbst, welche Hilfe und wieviel er annehmen möchte (vgl. Bodenmüller/Piepel 2000, 79). Es wird ihm nichts aufgezwungen. Ansonsten können eine vertrauensvolle Beziehung und eine effektive Zusammenarbeit und Lösung des Problems nicht gewährleistet werden.
Grundbedingung für den gesamten Prozess ist es, eine Bindung zu den Adressaten herzustellen und Vertrauen aufzubauen. Auf der Straße lebende Menschen meiden die Angebote der Hilfseinrichtungen und haben den Kontakt zu den Hilfesystemen abgebrochen. Das bedeutet, sie sind Menschen, die von solchen institutionellen Angeboten nicht (mehr) erreicht werden. Darum eignet sich hier die Form der aufsuchenden Arbeit sehr gut. Häufig haben die Betroffenen viele Enttäuschungen erlebt, was den Grund für den Kontaktabbruch gegenüber dem Hilfesystem erklärt. Darum ist es äußerst wichtig, Vertrauen und eine gute Beziehung herzustellen. Es gilt, ihnen ihre Schwellenängste zu nehmen und sie mit den Hilfsangeboten vertraut zu machen und den Kontakt zu diesen wiederherzustellen. Um ein Vertrauensverhältnis erlangen zu können, ist es notwendig, eine akzeptierende Grundhaltung gegenüber der Zielgruppe und ihrer Lebenswelt zu haben. Dazu gehört auch das Kennenlernen und Teilhaben an dieser. Die Regeln und Grenzen welche dort herrschen, müssen akzeptiert werden. Weitere Voraussetzung für den Aufbau einer vertrauensbasierten Beziehung ist die Freiwilligkeit der Inanspruchnahme der Hilfe, sowie die Verschwiegenheit von Seiten der Streetworker gegenüber weiteren Personen (vgl. Bodenmüller/Piepel 2003, 43f., 345ff.; Bodenmüller/Piepe 2000, 78f.).
Sind diese ersten Bedingungen erfüllt, müssen eventuelle körperliche Versehrtheiten behandelt werden, wie zum Beispiel Wunden, (chronische) Erkrankungen oder bei einer Sucht gegenüber Substanzmitteln muss eventuell auch ein Entzug in Betracht gezogen werden (vgl. Britten 2009, 116).
Anschließend geht es darum, die Ressourcen der Jugendlichen zu fördern und zu mobilisieren. Hierzu zählen unter anderem soziale Kontakte aber auch Bewältigungsmöglichkeiten (vgl. Bodenmüller/Piepel 2003, 44, 298). Ihnen sollen Wege aufgezeigt werden, wie sie wieder in das gesellschaftliche Leben zurückfinden können. Die Jugendlichen sollen sich bewusst über ihre eigenen Zukunftsvorstellungen werden. Gemeinsam wird dann versucht, diese durch die Entwicklung präziser Hilfen umzusetzen (vgl. Bodenmüller/Piepel 2003, 298). In diesem Prozess kommen viele verschiedene Möglichkeiten und Beratungsangebote in Frage. Es muss zum einen geklärt werden, wie die Jugendlichen zukünftig wohnen wollen. Hier gibt es mehrere Optionen wie Wohngruppen, mobile Betreuung in einer eigenen Wohnung oder die Unterbringung in einem Heim. Dies und vor allem die letztere Option müssen aber gut überdacht werden, da die Förderung der Selbstständigkeit und die Vermeidung zukünftiger Problematiken hier im Vordergrund stehen (vgl. Bodenmüller/Piepel 2003, 315f.). Häufig erwünschte Beratungsangebote sind somit unter anderem solche bezüglich der Wohnsituation, aber auch zu Gesundheits- oder Rechtsproblemen, sowie beruflichen oder schulischen Perspektiven. Hier ist eine enge und gute Zusammenarbeit mit weiteren Trägern und Ämtern besonders wichtig (vgl. Bodenmüller/Piepel 2003, 306f.).
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- Annemarie-Sophie Treiber (Autor), 2017, Ist Streetwork eine geeignete Methode Sozialer Arbeit, um Jugendlichen aus ihrer Obdachlosigkeit zu verhelfen?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/386970
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