[...] Die gleiche Bedeutung wie die des ersten Golfkrieges für CNN soll nach Meinung von Fachleuten der letzte Irak-Krieg für das Internet gehabt haben – zumindest für Weblogs als alternative Informationsquellen. Ihren ersten Durchbruch hatten sie allerdings bereits durch die Geschehnisse vom 11.September 2001. Die detaillierte und subjektive Schilderung der Warblogger von den Flugzeuganschlägen auf die Zwillingstürme des World Trade Centers, umfassende Hintergrundinformationen und die Berichtigung von Falschmeldungen und Übertreibungen der traditionellen Medien im Zuge der Anti-Taliban-Kampagne führten zu einem “`big bang ?impact“ (Wolcott 2002) der so genannten Online-Tagebücher. Seitdem erfahren sie eine stetig zunehmende Akzeptanz, die nicht nur das Mediennutzungsverhalten von Privatpersonen, sondern auch jenes von Unternehmen und insbesondere von Journalisten beeinflusst. Die folgenden Ausführungen werden Form, Funktion und Entwicklung der Weblogs sowie ihre wachsende Bedeutung durch Warblogs erläutern, um schließlich den aktuellen und zukünftigen Stellenwert dieser noch relativ jungen Variante des Online-Publishings in Bezug auf den Journalismus aufzuzeigen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand der Weblogs eine Vision der durch das Internet bedingten Veränderung im (Online-) Journalismus darzustellen, wobei der evolutionäre Aspekt betont und dem revolutionären gegenüber gestellt werden wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Weblogs
2.1. Begriffserläuterungen
2.2. Formen des Weblogs
2.3. Warblogs
2.3.1. Begriffserläuterungen
2.3.2. Bedeutung der Warblogs
2.4. Technische Umsetzung
2.4.1. Weblog-Systeme
2.4.2. Technische Möglichkeiten
3. Blogger
4. Status quo: „The Media Ecosystem“
4.1. Symbiose
4.1.1. Die Vorteile
4.1.2. Die Schwachstellen
5. Ausblick: Online-(R)Evolution
Bibliographie
1. Einleitung
„Wer den Krieg sehen wollte, sah CNN.“ (FTD 2003)[1]
„Der Golfkrieg 1991 war nicht nur der erste konkrete Ausdruck einer neuen Weltordnung. Diese Militäraktion war zugleich der erste Krieg, der von den elektronischen Medien tagesaktuell begleitet wurde“ (Schlimper 2001). Als größter Nutznießer hat der nordamerikanische Fernsehsender CNN von der Irak-Krise profitiert - sie hat CNN zu dem werden lassen, was er heute ist: einer der drei größten Nachrichtenkanäle in den USA. Als Bagdad von den Alliierten unter Beschuss genommen wurde, war CNN noch als einziger mit seinem Reporter Peter Arnet in der Hauptstadt vertreten. Live und exklusiv sendete das Team um Arnet aus dem El-Raschid-Hotel, verhalf CNN zu unerwarteter Popularität und zusätzlichen Werbeeinnahmen von 28 Prozent.[2]
Die gleiche Bedeutung wie die des ersten Golfkrieges für CNN soll nach Meinung von Fachleuten der letzte Irak-Krieg für das Internet gehabt haben – zumindest für Weblogs[3] als alternative Informationsquellen.[4]
Ihren ersten Durchbruch hatten sie allerdings bereits durch die Geschehnisse vom 11.September 2001.[5] Die detaillierte und subjektive Schilderung der Warblogger[6] von den Flugzeuganschlägen auf die Zwillingstürme des World Trade Centers, umfassende Hintergrundinformationen und die Berichtigung von Falschmeldungen und Übertreibungen der traditionellen Medien im Zuge der Anti-Taliban-Kampagne führten zu einem “`big bang impact“ (Wolcott 2002) der so genannten Online-Tagebücher.
Seitdem erfahren sie eine stetig zunehmende Akzeptanz, die nicht nur das Mediennutzungsverhalten von Privatpersonen, sondern auch jenes von Unternehmen[7] und insbesondere von Journalisten beeinflusst.
Die folgenden Ausführungen werden Form, Funktion und Entwicklung der Weblogs sowie ihre wachsende Bedeutung durch Warblogs erläutern, um schließlich den aktuellen und zukünftigen Stellenwert dieser noch relativ jungen Variante des Online-Publishings in Bezug auf den Journalismus aufzuzeigen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, anhand der Weblogs eine Vision der durch das Internet bedingten Veränderung im (Online-) Journalismus darzustellen, wobei der evolutio-näre Aspekt betont und dem revolutionären gegenüber gestellt werden wird.
2. Weblog
“It would help if we had easy hypertext editors which let us make links between documents […]. It would help if everyone with Web access also had some space they can write to.”
(Berners Lee 1996)
Obwohl die Zahl der weltweiten Weblogs die 500 000er Marke inzwischen weit überschritten hat, gibt es
„noch nicht einmal eine einigermaßen akzeptierte Auskunft darüber, was ein Weblog eigentlich ausmacht. Der jeweils letzte Eintrag […]? Das Programm, die Idee? Der Fluss zwischen den Einträgen? Der Autor? Die Links, auf die der Autor verweist?“ (Praschl 2002)
Die einzelnen Betreiber eines Weblogs, die Blogger[8], setzen bei der Definition des Begriffs mitunter sehr unterschiedliche Schwerpunkte. Um einen ersten Überblick zu geben, werden zunächst einige Zitate bekannter Blogger[9] aufgeführt werden, um in der Folge eine möglichst umfassende Erklärung des Begriffs Weblog bieten zu können.
2.1 Begriffserläuterungen
“The original weblogs were link-driven sites. Each was a mixture in unique proportions of links, commentary, and personal thoughts and essays. […]Their editors present links both to little-known corners of the web and to current news articles they feel are worthy of note. Such links are nearly always accompanied by the editor’s commentary. Typically this commentary is characterized by an irreverent, sometimes sarcastic tone.” (Blood 2000)
“Weblogs are often-updated sites that point to articles elsewhere on the web, often with comments, and to on-site articles. A weblog is kind of a continual tour, with a human guide who you get to know. There are many guides to choose from, each develops an audience, and there’s also comraderie and politics between the people who run weblogs, they point to each other, in all kinds of structures, graphs, loops, etc.” (Winer 2002b)
„Weblogs sind: Oft (meistens täglich) aktualisierte, relativ „persönliche“ Websites mit kurzen Beiträgen, die link-intensiv sind. Weblogs sind Chroniken. Das Neueste in der Chronik steht auf der frontpage, die Vergangenheit verschwindet im Archiv […]. Eine Art persönlicher Filter, „Reader´s Digest“, der öffentlich gemacht wird – als ganz normale Web-Seite. Weblogger sammeln, jagen, annotieren Links. Und der Leser guckt ihm dabei zu.“ (Praschl 2001)
Trotz unterschiedlicher Gewichtung bestimmter Aspekte gilt die von Brigitte Eaton[10] 1999 festgelegte Regel, dass ein Weblog, oder kurz Blog, grundsätzlich aus chronologisch datierten Einträgen des World Wide Web besteht.[11] Aus dieser Definition ist auch die Namensgebung der Weblogs ersichtlich: Der Begriff wurde von dem aus der Schifffahrt bekannten Logbuch abgeleitet, welches die Kapitäne früher zu führen verpflichtet waren, mit dem vergleichbaren Zweck der heutigen Blackbox oder des Fahrtenschreibers.
In der Regel weisen die digitalen Logbücher neben ihrer Chronologie noch weitere Kriterien auf, deren vier wichtigste David Winer als die Schlüsselwörter[12] eines Weblogs bezeichnet:
Zum ersten ist ein Weblog nur im World Wide Web zu finden. Es existiert nicht im Printbereich, kann häufig aktualisiert werden, verursacht nur geringe Kosten und ist allein über einen Internetbrowser zugänglich. Ein zweiter Aspekt ist die Tatsache der Publikation, und zwar durch eine bestimmte Software[13] von Weblog-Systemen.
Drittens ist festzustellen, dass ein Weblog persönlich ist, das heißt, es wird von einer Person und nicht von einer Organisation betrieben. Die Persönlichkeit des Bloggers tritt in den Vordergrund, die Beiträge sind entsprechend subjektiv und in keiner Weise angepasst oder genormt. Außerdem sind Weblogs immer Teil einer Gemeinschaft; sie stehen sowohl untereinander als auch mit der Welt in einer Beziehung[14].
Inhaltlich sind den Weblogs dagegen keine Grenzen gesetzt – außer durch die persönlichen Fähigkeiten des Bloggers. Denn es gibt
„keinen Kanon, der festlegt, wie ein Weblog geschrieben werden muss, […] was ein gutes und was ein schlechtes Weblog ist, […] wie lang ein Weblogbeitrag sein muss, wovon Weblogs sprechen sollten, wie sie keineswegs sprechen sollten, wie oft sie sprechen sollten, zu wem sie sprechen sollten, und wie sie jene behandeln sollten, mit denen sie sprechen“ (Praschl 2002)
Die Vielfältigkeit der Inhalte bedingt ein breites Feld an unterschiedlichen Ausprägungen von Weblogs, in dem sich vor allem die von Einzelpersonen betriebenen und die so genannten kollaborativen Weblogs ausmachen lassen.
2.2 Formen des Weblogs
Der Begriff Weblog bezeichnet sowohl die Form des Blogging allgemein[15] als auch jene Weblogs, deren Einträge nur von einer Person erstellt werden. Differenziert wird dabei zwischen Weblogs, die dazu tendieren, persönliche Online-Tagebücher zu sein, d. h. eher privat und für Außenstehende weniger interessant, und jenen, die sich zu Informationsquellen für jeweils sehr spezifische Themengebiete entwickelt haben und für den Leser ein hohen Nutzwert aufweisen.
(Zudem wird eine Unterscheidung zu den Warblogs vorgenommen, die aufgrund ihrer Bedeutung in Kapitel 2.3 separat erläutert werden.)
Kollaborative Weblogs oder Peer-to-Peer-Formate (P2P) sind im Gegensatz dazu ein Produkt von mehreren Teilnehmern. Die Begründer publizieren selbst zu ihren eigenen Fachgebieten und bieten zusätzlich die Interaktivität eines Forums. Den Nutzern dieser Weblogs ist somit die Möglichkeit gegeben, eigene Kommentare hinzu zu fügen. Hierbei besteht in der Regel ein Publikationskodex, an den die Teilnehmer sich zu halten verpflichtet sind. Die Einhaltung wird von ausgewählten Teilnehmern kontrolliert, welche die eingegangenen Kommentare bewerten und ihrerseits von anderen Teilnehmern in ihrer Bewertung beurteilt werden[16]. Damit soll ein gewisser Qualitätsstandard[17] gewährleistet werden, der sich an journalistischen Kriterien orientiert[18].
Die bekanntesten kollaborativen Weblogs sind slashdot.org, kuro5hin.org und plastic.com, im deutschsprachigen Raum sternshortnews.de[19].
[...]
[1] Mertins/ Külz (2003)
[2] vgl. Rizzo (1999)
[3] vgl. Kapitel 2.1 Begriffserläuterung
[4] vgl. Hitz (2003)
[5] vgl. Wolcott (2002)
[6] Das Warblog ist eine Variante des Weblogs, vgl. auch Kapitel 2.3 Warblogs
[7] Inwieweit sich Unternehmen durch die Weblogs beeinflusst sehen, würde den Umfang dieser Arbeit übersteigen, so dass dieser Aspekt hier nicht berücksichtigt werden kann.
[8] vgl. Kapitel 3. Blogger
[9] Da die USA hinsichtlich der Weblogs (noch) die Vorreiterrolle besitzt, wird vorwiegend auf englischsprachige Quellen zurückgegriffen.
[10] Brigitte Eaton erstellte als Erste eine Sammlung aller ihr bekannten Weblogs, das Eatonweb Portal, welches die Voraussetzung eines Kriteriums für Weblogs bedurfte, so dass sie kurzerhand das oben aufgeführte wählte.
[11] vgl. Blood (2000)
[12] vgl. Winer (2001)
[13] vgl. Kapitel 2.3.1 Weblog-Systeme
[14] Winers Weblog Scripting News z.B. gehört der Weblog Gemeinschaft und der community of independent developers an.
[15] Neuberger rechnet die Peer-to-Peer-Angebote nicht mehr dem Begriff des Weblogs zu; da der Ursprung der Weblog-Kultur aber in den USA liegt und ihre Verbreitung dort am größten ist, wird hier auf amerikanische Quellen zurück gegriffen.
[16] vgl. Neuberger (2003, 13) und Wegner (2002)
[17] Sachlichkeit, Neuigkeitswert, Berücksichtigung der W-Fragen, Quellenangaben, Trennung von Nachricht und Kommentar, keine Schleichwerbung.
[18] Aktualität, Relevanz, Richtigkeit und Vermittlung(Sprache und Stil), Vielfalt und Rechtmäßigkeit.
[19] sternshortnews.de kooperiert mit stern.de.
- Citar trabajo
- Alexandra-Katharina Kütemeyer (Autor), 2003, Printmedien Online - Weblogs: Revolution oder Evolution?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38686
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