Die Aufgabe für eine Präsenzveranstaltung bestand darin zu definieren, welche Idee Sie von einem Erwachsenen nach der Lektüre des Studienmodells EB 0100 Zugänge zur Erwachsenenbildung haben. Dazu sollte bei der
Überlegung beschriebenen Konzepte des Studienbriefs EB 110 Porträts und Konzeptionen
zur Erwachsenenbildung einbezogen werden.
Ein Erwachsener unterscheidet sich von einem Jugendlichen dadurch, dass er bestimmte Lebensaufgaben schon erledigt hat. Er hat im Gegensatz zu einem Jugendlichen bereits einen Beruf erlernt und eine Familie gegründet. Er ist aus den vorher im Text genannten Aufgaben „herausgewachsen“. Jedoch wird diese Grenzziehung zwischen Jugendlichen und Erwachsenen in unserer modernen Gesellschaft durch Berufswechsel, Arbeitslosigkeit und instabiler Familienverhältnisse immer fragwürdiger. Außerdem ändert sich das bisherige Bild des Erwachsenen durch den Wandel der modernen Gesellschaft in eine Weiterbildungsgesellschaft. Der Einzelne muss Lebenslang lernen seine Biographie ist nicht festgelegt sondern offen genau gesagt „riskant“. Um den Gesellschaftlichen und beruflichen Anschluss zu erhalten muss er Kompetenzen erwerben und sie anpassen um sich aktuell zu halten. Zugleich verschiebt der Trend zur Weiterbildungsgesellschaft die Gesamtarchitektur des Bildungswesens. Das lebenslange Lernen ändert die Biographie des Erwachsenen und die Vorstellung was ein Erwachsener ist. Die Unterscheidung von Jugendlichen und Erwachsenen wird in unserer modernen Gesellschaft immer schwieriger.[1] Deshalb stellt sich die Frage was unsere Gesellschaft heute unter einem Erwachsenen versteht und ob 30 Jährige die noch keinen Beruf ausüben bzw. können oder eine Familie gegründet haben „erwachsen“ sind? Durch die Definition eines Erwachsenen in der modernen Gesellschaft kann die Erwachsenenbildung feststellen mit wem Sie es zu tun hat. Das Anliegen und Ziel der Erwachsenenbildung ist, „Menschen nach dem Kindheits- und Jugendalter in ihrer Kompetenzentwicklung so zu begleiten, dass diese (wieder) mit den an sie herangetragenen Anforderungen zurecht kommen und sich persönlich weiterentwickeln können.“[2] „Erwachsensein heißt Verantwortung für sich und andere übernehmen, die Endlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens akzeptieren...“.[3] Erwachsen im psychosozialen Sinne ist derjenige der seelisch selbst seine endgültige Größe oder seine mittelfristige Perspektive erkannt hat. Er möchte von sich aus nicht mehr wachsen. Die Person bleibt stehen und wird weder größer noch stärker, sondern das Gegenteil nämlich schwächer und „kleiner“.[4] Erwachsensein heißt auch neu zu denken zum Beispiel ist die Erwachsenenpädagogik die Wissenschaft von der Bildung und des Lernens Erwachsener. Sie unterscheidet sich grundlegend und stellt die Andersartigkeit zwischen Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen heraus. Die Andersartigkeit Erwachsener gegenüber Jugendlichen wird durch das Wort „heranwachsen“ bzw. „aufwachsen“ verdeutlicht. Bei Erwachsenen wird das Wort „erwachsen“ bzw. „Erwachsensein“ benutzt. Der Begriff „heranwachsen“ bzw. „herauswachsen“ beschreibt den Entwicklungsprozess vom Jugendlichen zum Erwachsenen. Jugendliche wachsen zu etwas heran und haben Ihren Bezugspunkt in der Zukunft. Bei Erwachsenen, die sich mit dem Wort „erwachsen“ unterscheiden gibt es bereits einen substantiellen Bezugspunkt. Von diesem Punkt aus entwickelt sich der Erwachsene weiter und lässt ihn hinter sich. Körperlich ausgewachsen heißt nicht gleich erwachsen sein. Der Erwachsene oder das Erwachsensein bildet sich im Kontext eines semantischen Felds durch die Einfärbung des Ausdrucks dadurch wird sein Denkzugang geprägt und begrenzt, der Erwachsene wächst heran.[5] Heute leben wir in einer Kultur von Halberwachsenen. Man spricht auch von kindlicher Gesellschaft. Keiner weiß wann die Entwicklung zum Erwachsenen abgeschlossen ist. Diejenigen die Erwachsen sein sollten sehen 20 Jahre jünger aus und sind unfähig jüngere zu belehren. Dies ist auf unsere gute Ernährung und sportliche Betätigung zurück zu führen. Der kindlichen Gesellschaft fehlt die Fähigkeit zur Reifung und zur Reife zu gelangen.[6] Selten wird im erwachsenenpädagogischen Mainstream der Individuationsprozess oder das Thema innere Reifung aufgegriffen.[7] Es gibt Vorarbeiten für ein entwicklungstheoretisches Konzept hierzu.[8] Jedoch dominiert immer noch systemisches Denken den Entwicklungs- bzw. Individuationsgedanken. Für unser wissenschaftliches denken könnten wir Leitintegration anstatt Leitdifferenzen verstärken. Die Realität bildet sich nicht nur aus Differenz, sondern besteht durch Integration fort. Eine Leitdifferenzfixierung und der Wandel der Generationsverhältnisse durch den Faktor Zeit[9] deutet auf den anderen Umgang mit dem Pol hin und sagt nicht nur das Ende eines Pols voraus.[10] Folgende Überlegungen zur Abgrenzung von Erwachsenen von Jugendlichen wurden zur Hilfe der Abgrenzung des Erwachsenenbegriffs dargelegt. In Deutschland tritt die Pubertät heute zwar etwas früher ein. Jedoch im Vergleich zu anderen exotischen Kulturen werden die Menschen in Deutschland später selbstständige Erwachsene. Auch wird der Erwachsene lange am Einstieg in den Arbeitsprozess und dem Geschäftsleben durch Vorschriften gehindert.[11] Beim Versuch den Begriff des erwachsenen universal bzw. global zu definieren, muss berücksichtigt werden; bei Verallgemeinerungen des Begriffs des Erwachsenen bzw. des Erwachsenseins eine sprachliche Heterogenität in der Wirklichkeit besteht.[12] Gesellschaftlich sind Status und Rolle des Erwachsenen konstruiert. Sie zeichnen sich durch Kontextualisierung und Flüchtigkeit aus auch sind implizite Entwicklungen beinhaltet. Diese werden jedoch bei den entwicklungspsychologischen Konzepten nicht berücksichtigt.[13] Diese Konzepte erfassen auf Basis des universalen Entwicklungsmodells kohortenspezifische (auch alterskohortenspezifische) Unterschiede. Nicht berücksichtigt werden dabei gesellschaftsspezifische Ungleichzeitigkeiten.[14] Dies begrenzt das Ergebnis und sie sind wenn dann regional gültig.[15] Ein weiteres Konzept ist die neue phasenpsychologische Betrachtung des Lebenslaufs.[16] Hier wird das Erwachsensein dynamisch betrachtet. Allerdings können Lebenslaufmodelle nur für die entwickelten Länder genutzt werden. Modelle für die Lebenssituationen und riskante Bedingungen des Aufwachsens liegen kaum vor.[17] Systemisch betrachtet stellt sich das Erwachsensein unterschiedlich dar. Es kommt darauf an, welche Leitaspekte beobachtet werden. Es wird zwischen differenztheoretischen Konzepten oder nach integrationstheoretischen Systemkonzepten unterschieden.[18] Eine weitere Neukonzipierung und ein Merkmal der Bestimmung des Erwachsenenalters sind die „pre-figurativen learning conditions“.[19] Merkmale sind auch die größere Ausgereiftheit und „Dichte“ der lebensgeschichtlichen Erfahrung.[20] Die Vorstellung vom Erwachsensein ist die „Höchstform des Menschseins“.[21] Abschließend kann man sagen, dass die Definition eines Erwachsenen in der modernen Weiterbildungsgesellschaft schwierig ist, da er sich immer weniger von den Jugendlichen unterscheidet.[22]
Literaturverzeichnis
Arnold, R. (2010): Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, Studienbrief im Rahmen des Fernstudiengangs Erwachsenenbildung, TU Kaiserslautern.
[...]
[1] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.2
[2] Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.2
[3] Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.84
[4] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.114
[5] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.119
[6] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.121
[7] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Bittner (2001):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.121
[8] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach vgl. Prenzel u.a.(1997); Faltermaier u.a. (1992):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.121
[9] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Simon(1993), S.151:Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.122
[10] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.122
[11] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Rassem (1977), S.140:Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.122
[12] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.122
[13] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Rassem (1977), S.140:Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.122
[14] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Vgl. Baltes u.a. (1979):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.122
[15] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Vgl. Faltermaier u.a. (1992), S.30ff :Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.122
[16] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Pögeler (1974), S.38:Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.123
[17] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.123
[18] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.129
[19] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Qvarsell (2002), S.117f. :Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.123
[20] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.123
[21] Vgl. Arnold,R. (2010) zitiert nach Pöggeler (1974), S.41:Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.123
[22] Vgl. Arnold,R. (2010):Porträts und Konzeptionen zur Erwachsenenbildung, S.2
- Citar trabajo
- B. Eng. Anja Seidel (Autor), 2015, Welche Idee von einem Erwachsenen haben Sie? Einsendeaufgabe im Fach „Erwachsenenbildung“, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/386088