Die Einordnung der Schaffenszeit Hartmanns von Aue ist nur sehr schwer möglich. Seine Schaffenszeit wird auf die Jahre zwischen 1180 und 1205 datiert. Die Entstehung des armen Heinrichs wird in die Zeit um 1195 eingeordnet. Dies ist jedoch eine keineswegs bewiesene Angabe.
Ebenfalls Probleme bereitet die Zuordnung des Werkes zu einer Gattung. „Als reine Legende fehlt dem Armen Heinrich die zentrale Heiligenfigur, das vollzogene Martyrium und die von ihr bewirkten Wunder. Der Terminus Novelle, für den die unerhörten Begebenheiten der Erzählung sprechen, ist dem deutschen Mittelalter fremd und der neuzeitlichen Gattungstypologie entlehnt. Als Märchen schließlich ist der Arme Heinrich zu wenig wirklichkeitsenthoben, zu sehr dem Element des Höfischen verpflichtet.“ Neben dem „Gregorius“ wird „Der arme Heinrich“ den geistlichen Erzählungen Hartmanns zugeordnet.
Ebensolche Probleme ergeben sich bei der Suche nach dem originalen Wortlaut, den der Autor in seinem Werk verwendet hat. Denn der originale Text des Autors steht uns nicht zur Verfügung. Es existieren mehrere vollständige und unvollständige Überlieferungen des Textes, die aus verschiedenen Zeiten stammen und von verschiedenen Schreibern verfasst wurden. Die verschiedenen heute bekannten Handschriften des armen Heinrichs ähneln sich zum Teil stark, weisen andererseits aber auch enorme Unterschiede auf.
In meiner Hausarbeit möchte ich mich mit diesen verschiedenen Überlieferungen beschäftigen, sie näher untersuchen und dabei auch versuchen darzustellen, welche der Handschriften dem Originaltext des Autors am nächsten kommt. „…bestenfalls könnte man den armen Heinrich so herstellen, wie ihn Hartmann gedichtet haben könnte“ Hier wird also deutlich, dass es heute nicht möglich ist, sicher zu zeigen, wie Hartmann von Aue den Text verfasst hat. Denn jeder, der eine Abschrift eines Textes hergestellt hat, nahm Veränderungen an der Textgestalt vor. Es entstanden somit Kürzungen, Hinzufügungen und Veränderungen des Wortlautes. Ebenso stammen die heute bekannten Abschriften aus verschiedenen Zeiten und die jeweiligen Schreiber haben ihren Text vermutlich an die Veränderungen der Sprache und Schrift, wie z. Bsp. der zweiten Lautverschiebung angepasst.
Inhalt
1. Einleitung
2.Überlieferungen des Armen Heinrichs
2.1 Allgemeines
2.2. Handschriften
2.2.1 Straßburger Handschrift (A)
2.2.2. Heidelberger Handschrift (Ba)
2.2.3. Kaloczaer Kodex
2.3. Fragmente
2.3.1. St. Florianer Bruchstücke (C)
2.3.2 Indersdorfer Bruchstücke (D)
2.3.3. Benediktbeurer Bruchstücke (E)
2.3.4. Freiburger Exzerpt (F)
3. Schluss
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Einordnung der Schaffenszeit Hartmanns von Aue ist nur sehr schwer möglich. Aufgrund von Angaben, die Hartmann selbst in seinen Werken vornehmlich im Prolog dieser macht und durch literarische Angaben, die Nachahmer und Nachfolger über ihn tätigen, werden Rückschlüsse auf seine Person und sein Wirken getätigt und versucht die geschichtliche Person Hartmanns von Aue zu rekonstruieren. Infolge dessen wird die Schaffenszeit auf die Jahre zwischen 1180 und 1205 datiert. Die Entstehung des armen Heinrichs wird in die Zeit um 1195 eingeordnet. Dies ist jedoch eine keineswegs bewiesene Angabe.
Ebenfalls Probleme bereitet die Zuordnung des Werkes zu einer Gattung. „Als reine Legende fehlt dem Armen Heinrich die zentrale Heiligenfigur, das vollzogene Martyrium und die von ihr bewirkten Wunder. Der Terminus Novelle, für den die unerhörten Begebenheiten der Erzählung sprechen, ist dem deutschen Mittelalter fremd und der neuzeitlichen Gattungstypologie entlehnt. Als Märchen schließlich ist der Arme Heinrich zu wenig wirklichkeitsenthoben, zu sehr dem Element des Höfischen verpflichtet.“[1] Neben dem „Gregorius“ wird „Der arme Heinrich“ den geistlichen Erzählungen Hartmanns zugeordnet.
Ebensolche Probleme ergeben sich bei der Suche nach dem originalen Wortlaut, den der Autor in seinem Werk verwendet hat. Denn der originale Text des Autors steht uns nicht zur Verfügung. Es existieren mehrere vollständige und unvollständige Überlieferungen des Textes, die aus verschiedenen Zeiten stammen und von verschiedenen Schreibern verfasst wurden. Die verschiedenen heute bekannten Handschriften des armen Heinrichs ähneln sich zum Teil stark, weisen andererseits aber auch enorme Unterschiede auf.
In meiner Hausarbeit möchte ich mich mit diesen verschiedenen Überlieferungen beschäftigen, sie näher untersuchen und dabei auch versuchen darzustellen, welche der Handschriften dem Originaltext des Autors am nächsten kommt. „…bestenfalls könnte man den armen Heinrich so herstellen, wie ihn Hartmann gedichtet haben könnte“[2] Hier wird also deutlich, dass es heute nicht möglich ist, sicher zu zeigen, wie Hartmann von Aue den Text verfasst hat. Denn jeder, der eine Abschrift eines Textes hergestellt hat, nahm Veränderungen an der Textgestalt vor. Es entstanden somit Kürzungen, Hinzufügungen und Veränderungen des Wortlautes. Ebenso stammen die heute bekannten Abschriften aus verschiedenen Zeiten und die jeweiligen Schreiber haben ihren Text vermutlich an die Veränderungen der Sprache und Schrift, wie z. Bsp. der zweiten Lautverschiebung angepasst.
2.Überlieferungen des Armen Heinrichs
2.1 Allgemeines
Wie schon in der Einleitung angedeutet, existieren mehrere Fassungen des armen Heinrichs. „Hartmanns >Armer Heinrich< ist vollständig überliefert in drei Handschriften (A, Ba, Bb) und fragmentarisch in Resten von drei weiteren (C, D, E). Ferner gibt es ein kurzes Exzerpt (F).“[3] „Zwei Handschriften gehören als Vorlage und Abschrift unmittelbar zusammen- eine seltene Ausnahme im heute vorhandenen Handschriftenbestand, die dritte bietet einen stark abweichenden Text, so daß sich beinahe zwei Versionen gegenüberstehen. Solche Varianz ist in der Kleinepik weithin typisch. Zwei Fragmente gehören ins 13., die übrigen Handschriften ins 14. Jahrhundert; die räumliche Verbreitung war begrenzt.[4] Hier wird nochmals deutlich, dass zum heutigen Zeitpunkt 7 vollständige oder unvollständige Abschriften des armen Heinrichs vorliegen, die in verschiedenen Zeiten, keine jedoch zu Lebzeiten Hartmanns, entstanden sind.
2.2. Handschriften
2.2.1 Straßburger Handschrift (A)
Die so genannte Straßburger Handschrift trägt diesen Namen, weil sie sich bis 1870 in der ehemaligen Johanniterbibliothek Straßburg befand. Sie steht heute nicht mehr zur Verfügung, da sie in der Nacht vom 24. zum 25. August 1870 verbrannte. Bei diesem Kodex handelte es sich um eine Sammelhandschrift. „Demnach war es eine Pergamenths. des 14. Jahrh.s., 80 Blätter gr. 8 oder kl. 4, und enthielt nebst einem Bruchstück aus Rudolf Barlaam 26 kleinere Gedichte und einige Lieder. Auf jeder Seite standen zwei Spalten zu 32 Zeilen.[5] Zumeist waren die Verse abgesetzt, teilweise aber auch fortlaufend geschrieben. Außerdem wies die Sammelhandschrift „Rote Überschriften, rote und blaue Initialen nach den Überschriften und an den Abschnittsgrenzen.“[6] auf. Einige in der Handschrift enthaltene Gedichte konnten Schreibern zugeordnet werden, daraus resultierte die heute angenommene Datierung auf 1330-1350. Wobei es sich jedoch wiederum nicht um eine bewiesene Zahl handelt. Die Schreibsprache der Straßburger Handschrift wird als elsässisch bezeichnet.
Der arme Heinrich war vollständig enthalten und füllte die Blätter 23v-35v.
Fest steht heute, dass der Schreiber dieser Handschrift viele Flickwörter zu der Originalversion des Autors hinzugefügt hat. Dies geht zum einen aus anderen Werken des Autors hervor, in denen er wesentlich sparsamer mit diesen umgegangen ist. Andererseits weisen auch die anderen Überlieferungstexte weniger solcher Wörter auf.
2.2.2. Heidelberger Handschrift (Ba)
Auch diese Handschrift trägt ihren Namen nach ihrem Aufbewahrungsort, der Universitätsbibliothek Heidelberg. „Da sie 1623-1815 in Rom war, wurde sie früher auch die vatikanische (V) genannt.[7] Diese Handschrift gilt heute als eine der größten Sammelhandschriften des Mittelalters. Sie enthält 213 Dichtungen, wobei es sich zumeist um Gedichte mit geringem Umfang handelt. So enthält sie beispielsweise Gedichte von Konrad von Würzburg und Walther von der Vogelweide. Der arme Heinrich nimmt 20 Seiten der Handschrift in Anspruch und ist ebenso wie in der Straßburger Handschrift vollständig enthalten. Ebenso handelt es sich auch hier um Pergamentblätter, genauer gesagt um 374 solcher Blätter, die rote Überschriften und rote und blaue Initialen aufweisen. Die Handschrift ist zweispaltig beschrieben und weist in der Regel 40 Verse pro Spalte auf. Der arme Heinrich befindet sich auf den Blättern 249ra-258ra. Die Herkunft ist umstritten, es wird aber vermutet, dass die Handschrift zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Böhmen entstanden ist. Als Schreibsprache wird südliches Ostmitteldeutsch mit bairischer Färbung angegeben. Auch besteht die Vermutung, dass es sich bei den Schreibern der Handschrift um mindestens zwei verschiedene oder sogar mehrere verschiedene handelt.
[...]
[1] Hartmann von Aue: Der arme Heinrich. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Herausgegeben von Ursula Rautenberg. Stuttgart: Reclam 1993. S.116
[2] Hartmann von Aue: Der Arme Heinrich. Herausgegeben von Heinz Mettke. Leipzig: VEB Bibliographisches Institut 1974. S.153
[3] Hartmann von Aue. Der arme Heinrich. Hg. von Herrmann Paul, neu bearbeitet von Kurt Gärtner. 16. durchgesehene Aufl. Tübingen 1996. S.15
[4] Hartmann von Aue. Epoche-Werk-Wirkung. Hg. von Christoph Cormeau und Wilhelm Störmer. 2. überarbeitete Auflage. München 1993. S.20/21
[5] Der arme Heinrich von Hartmann von Aue. Überlieferung und Herstellung. Hg. von Erich Gierach. Heidelberg 1913. S.7
[6] Hartmann von Aue. Der arme Heinrich. Hg. von Herrmann Paul, neu bearbeitet von Kurt Gärtner. 16. durchgesehene Aufl. Tübingen 1996. S.9
[7] Der arme Heinrich von Hartmann von Aue. Überlieferung und Herstellung. Hg. von Erich Gierach. Heidelberg. 1913. S.8
- Quote paper
- Marika Ziron (Author), 2005, Die Überlieferung des Armen Heinrichs von Hartmann von Aue, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38580
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