In dieser Seminararbeit behandele ich das Werk "Redoble por Rancas" von Manuel Scorza. Ich konzentriere mich hier auf den Handlungsstrang rund um Rancas. Die symbolische Bedeutung des Zaunes, der von der Cerro de Pasco Corporation errichtet wird, ist dabei mein zentrales Thema. Zudem werden literaturtheoretische Modelle erörtert und an Beispielen dargestellt.
I. Einleitung
Der erste Roman aus der Pentalogie „La guerra silenciosa“, „Redoble por Rancas“, ist aus zwei autonom funktionierenden Geschichten zusammengefügt, die sich alternierend auf die 34 Kapitel des Romans verteilen. Die Kapitel mit ungerader Nummerierung behandeln die Vorfälle in dem Dorf Yanahuanca. Die Kapitel mit gerader Nummerierung hingegen handeln in dem Dorf Rancas.[1] Kollektiver Protagonist ist, wie auch in den anderen Teilen der Pentalogie, die Kommune.[2] Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass durch den steten Wechsel zwischen den beiden Dörfern Rancas und Yanahuanca auch zwei voneinander unabhängige Handlungsstränge vorliegen.
Da ich mich in dieser Arbeit auf die Bedeutung des Zaunes[3] und die Machtstellung der Cerro de Pasco Corporation[4] konzentrieren möchte, wird lediglich auf den Ort Rancas eingegangen, da hier die Handlung bezüglich der Compañía und des Cercos stattfindet. Dabei werde ich zunächst auf literarische Figuren an sich eingehen und die Oppositionen im vorliegenden Text aufweisen. Dabei wird auch die Frage ausgeworfen, ob der Cerco als eine Figur zu verstehen ist.
Danach werde ich auf die Machtstellung der Compañía eingehen, wobei ich auf linguistische Merkmale Bezug nehmen und analysieren werde, wie die Campesinos mit dem Cerco umgehen und welche Bedeutung dieser für die Handlung und deren Verlauf hat.
Im letzten Kapitel werde ich den Roman in einen historischen Kontext einordnen.
II. Figurenkonstellation im Handlungsstrang „Rancas“
Literarische Figuren sind fiktiv.
„[Sie] sind durch Bündel semantischer Merkmale definiert. Sie haben sich selbst wieder Oppositionen unter- bzw. einzuordnen, so dass Sinn- und Wertorientierungen des Kontextes in fiktionalen [...] Personenkonstellationen widergespiegelt werden können. Die Personenkonstellation narrativer Texte dient aus diesem Grunde in aller Regel dazu, [...] ein geordnetes Weltbild zu entwerfen, in dem [...] Personengruppen mit Hilfe [...] von Oppositionen gegeneinandergestellt werden.[5] "
Hier stellt sich nun jedoch die Frage, ob der Cerco auch als eine solche Figur anzusehen ist.
Im Laufe der Handlung werden dem Cerco semantische Merkmale zugewiesen. Dies geschieht hier durch Zuweisung von Verben, die eigentlich belebten Dingen zugewiesen werden. Ferner impliziert die Großschreibung des Wortes „Cerco“ (üblicherweise im Spanischen klein geschrieben) eine Personifizierung. Dieses Phänomen tritt zunächst in Kapitel 2 auf:
„[...] el Cerco clausuraba el mundo. […] el Cerco había nacido en los pajonales de Rancas. Corría […], no comía, no dormía, no se cansaba. […] El Cerco clausuraba los caminos.”[6]
Der Cerco umschließt die Welt. Er wurde geboren wie ein Mensch, er läuft (wird immer größer), er benötigt weder Nahrung, noch Schlaf oder Erholung.
Dass er diese menschlichen Bedürfnisse nicht aufweist, ist nicht so zu deuten, als dass er doch noch nur eine Sache sei. Vielmehr symbolisiert diese Kraft seine Macht, worauf ich später noch eingehen werde.
Weitere Personifizierungen lassen sich in den folgenden Passagen feststellen:
„Una multitud de enchaquetados lo miraba [al cerco] gatear”[7], “A las seis de la tarde [el Cerco] tenía una edad de cinco kilómetros”[8], “El mes de agosto de 1960, quizás enloquecido por una marcha de medio siglo, quizá porque sufrió un ataque de soroche, el Cerco ya no se pudo detener. En su locura anheló toda la tierra. Y empezó a caminar, caminar, caminar.”[9]
Zunächst krabbelt der Cerco vorwärts wie ein Baby, später läuft und läuft er. Er wächst also nicht nur in seiner Größe, sondern entwickelt sich wie ein Mensch. Die Länge von fünf Kilometern wird ihm ferner nicht als Größe, sondern als Alter zugeordnet.
Besonders deutlich wird die Bedeutung des Zauns auch in Kapitel 12, wo er mit den folgenden Verben beschrieben wird:
„engulló, brotaba, entraría, sacó, infectaba, emergió, deglutía, se hospedó, trepó, encerró, subió, saltó, avanzó, se aproximó, les volvió, torció, se extravió, llegara, no había violado, devoraba, masticaba, comía no se atrevía a penetrar, se metió und dividió.“[10]
Auf wenigen Seiten werden dem Zaun all diese Verben zugeordnet. Sie alle erfordern einen Aktanten als zugehöriges Subjekt. Der Zaun ist hier ein solcher. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist dies jedoch eine Person bzw. im literarischen Sprachgebrauch eine Figur. Aufgrund der häufigen Personifizierungen und der Großschreibung des Wortes, ist der Cerco mehr als nur ein Zaun, der errichtet wird. Er ist der Gegner der Campesinos, den es zu bekämpfen gilt. Deshalb ist er meiner Meinung nach auf jeden Fall als eine weitere Figur im Handlungsstrang von Rancas anzusehen. Ferner steht er auch in Opposition zu den Campesinos, die in der Handlung von Fortunato repräsentiert werden. Daraus ergibt sich folgende Figurenkonstellation:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Cerco Compañía
III. Die Machtstellung der Compañía symbolisiert durch den Cerco
Die Compañía lässt überraschend einen Zaun erbauen, der die gesamte Pampa durchläuft und die Menschen davon abhält, ihr Vieh zu weiden, womit den Campesinos die Lebensgrundlage entzogen wird. Die Macht der Compañía wird im Laufe der Handlung immer wieder deutlich und lässt sich sehr genau an der Entwicklung des Zaunes und seiner Bedeutung für die Figuren beobachten.
Der Zaun ist, wie schon oben angesprochen wurde, ein Symbol für Macht. Die Firma, die ihn bauen lässt, ist die Cerro de Pasco Corporation. Er ist mächtiger und größer als es sich die Campesinos von Rancas vorstellen können. Da er menschliche Bedürfnisse wie Essen, Schlaf und Ruhe nicht benötigt, ist er mächtiger und stärker als sie.
[...]
[1] Vgl. Rössig, S. 401.
[2] Vgl. Dill, S. 389.
[3] Nachfolgend „Cerco“ genannt.
[4] Auch „Compañía“ genannt.
[5] Schulte-Sasse, Werner, S. 201.
[6] Scorza, S. 162.
[7] Ebenda, S. 206.
[8] Ebenda, S. 207.
[9] Ebenda, S. 247.
[10] Ebenda, S. 216 f.
- Citation du texte
- Katharina Heyne (Auteur), 2004, Manuel Scorzas Redoble por Rancas: Die Machtstellung der Cerro de Pasco Corporation symbolisiert durch den Zaun, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38519
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