Eine potenzielle Bargeldabschaffung ist gegenwärtig ein heiß umstrittenes Thema. Die letzten Ereignisse rund um den 500-Euro-Schein, die Einführung von neuen Bankgebühren sowie Experten-Aussagen beunruhigten die Bevölkerung. Deshalb wird die Aufklärung über die Risiken und Effekte einer möglichen Abschaffung immer dringender. Denn besonders die junge Bevölkerung ist sich der implizierten Gefahren oft nicht bewusst.
Die Autorin Vanessa Haas erfasst in ihrem Buch die möglichen ökonomischen Risiken sowie Folgen einer vollständigen Bargeldabschaffung und ermittelt durch eine Umfrage, wie die Bevölkerung diese einschätzt. Dazu analysiert die Publikation beispielhaft den Weg zur bargeldlosen Wirtschaft in Subsahara-Afrika anhand der Länder Kenia und Nigeria sowie deren Akzeptanz von bargeldlosen Zahlungsmitteln. Soll eine Bargeldabschaffung auch in Deutschland vollzogen werden – und welche Risiken drohen bei dieser Prognose?
Aus dem Inhalt:
- Bargeldabschaffung;
- Europäische Zentralbank;
- Zahlungsmittel;
- Datenschutz;
- Zahlungsverhalten;
- Digitales Geld
Inhaltsverzeichnis
Abstract / Zusammenfassung
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
1.2 Abgrenzung der Themenstellung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Begriffsbestimmungen
2.1 Kurze Historie und Definition des Begriffs „Geld"
2.2 Funktionen des Geldes
2.3 Geldarten
3 Status Quo des Zahlungsverhaltens in Deutschland
3.1 Bargeldhaltung und -verwendung
3.2 Bekanntheit und Verwendung von unbaren Zahlungsmitteln
3.3 Bekanntheit und Verwendung innovativer Bezahlverfahren
3.4 Entwicklung des Zahlungsverhaltens in Deutschland
4 Mögliche ökonomische Risiken der Bargeldabschaffung
4.1 Finanzielle Repression durch negative Zinsen
4.2 Komplementärwährungen und ihre ökonomischen Folgen
4.3 Datenschutz und persönliche Freiheit
4.4 Änderung des Ausgabeverhaltens und Benachteiligung bestimmter Zielgruppen
4.5 Betrachtung der ökonomischen Risiken aus Sicht der Banken und Bevölkerung
5 Subsahara - Afrika auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft
5.1 M-Pesa in Kenia
5.2 Effekte der Einführung von M-Pesa auf Wirtschaft und Bevölkerung Kenias
5.3 eID-Card in Nigeria
5.4 Mögliche Gründe für die Ablehnung der „cashless policy" in Nigeria
6 Empirischer Teil
6.1 Forschungsthema und -problem
6.2 Forschungsfragen und Hypothesen
6.3 Methodisches Vorgehen und Datenerhebung
6.4 Auswertung der Ergebnisse
6.5 Hypothesenüberprüfung und kritische Würdigung
7 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Anhang
Abstract / Zusammenfassung
Die vorliegende Bachelorarbeit setzt sich mit den ökonomischen Risiken und deren Wahrnehmung auseinander, die mit einer möglichen vollständigen Bargeldabschaffung verbunden wären. Es wird der Frage nachgegangen, aus welchen ökonomischen Risiken die Bevölkerung eine mögliche Bargeldabschaffung ablehnt und wie diese Risiken eingeschätzt werden. Dabei werden auch Unterschiede zwischen den Alters- und Bildungsgruppen herausgearbeitet. Ziel ist es zu klären, aus welchen Gründen eine Abschaffung abgelehnt wird. Bisherige Forschungen beschränkten sich auf die Frage nach der Zustimmung oder Ablehnung einer Abschaffung des Bargeldes innerhalb der Gesellschaft.
Im Ergebnis wird deutlich, dass alle in der Umfrage genannten Risiken zwischen hoch und sehr hoch bewertet wurden. Am höchsten wurde das Risiko des Eingriffs in den Datenschutz bewertet. Frauen schätzen einige Risiken sogar noch etwas höher ein als Männer. Dagegen steigt mit zunehmendem Alter der Befragten die Ablehnung einer Bargeldabschaffung nicht. Erstaunlicherweise wurden jedoch auch die Chancen, die mit einer Abschaffung verbunden sind, als hoch eingestuft. Trotzdem ist die befragte Mehrheit im Ergebnis gegen eine vollständige Bargeldabschaffung.
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Bargeldbestand im Portemonnaie in 2014,2011 und 2008
Abbildung 2: Gründe für die ausschließliche Barzahlung Stand 2014
Abbildung 3: Inflation und Zinsen im Euroraum
Abbildung 4: Zahlungsvorgang mit M-Pesa grafisch dargestellt
Abbildung 5: Übersicht der Haupt- und Nebeneffekte von M-Pesa
Abbildung 6:Altersverteilung der Umfrageteilnehmer
Abbildung 7: Bildungsverteilung
Abbildung 8: Verteilung der Erwerbssituation
Abbildung 9: Wahrnehmung der Risiken einer Bargeldabschaffung
Abbildung 10:Wahrnehmung der Chancen einer Bargeldabschaffung
Abbildung 11: Verteilung der Bildung bei der Angabe für eine Abschaffung
Abbildung 12: Ablehnung der Bargeldabschaffung innerhalb der Altersgruppen
Abbildung 13: Einstellung zu einer vollständigen Bargeldabschaffung
Abbildung 14: Gewichtung der Risiken
Abbildung 15: Übersicht über die Zustimmung der Risiken
Abbildung 16: Übersicht zu Einstellung zur Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen
Abbildung 17: Übersicht zur Abschaffung des 500-Euro-Scheins
Abbildung 18: Übersicht Einstellung zur Beschränkung der Barzahlung
Abbildung 19: Überprüfung der Hypothesen
1 Einleitung
1.1 Ausgangssituation und Problemstellung
Die Bargeldabschaffung ist gegenwärtig ein umstrittenes Thema, aber auch in den vergangenen Monaten fand bereits eine rege Diskussion über das Bargeld und seine Notwendigkeit statt. Im Mai 2016 kündigte die EZB das Ende der Herstellung des 500-Euro-Scheins für 2018 an (EZB 2016). Auch beim Weltwirtschaftsforum 2016 in Davos stellte John Cryan, CEO der Deutschen Bank, die Prognose auf, dass es innerhalb eines Jahrzehntes kein Bargeld mehr geben werde. Cryan nannte es ein ineffizientes Zahlungsmittel, welches mit hohen Kosten verbunden sei (Schäfer 2016). Ökonomen, wie der Amerikaner Kenneth Rogoff, heben konsequent die Vorteile einer Abschaffung hervor. Eine Abschaffung würde zur Bekämpfung des Terrorismus und der Schattenwirtschaft beitragen, sowie vor Überfällen auf Bankfilialen schützen (vgl. Rogoff 2016). Banken und Sparkassen versuchen, durch die Einführung neuer Gebühren auf Ein- und Auszahlungen von Bargeld, die Nutzung von Bargeld zu minimieren und ihre Kosten auf die Kunden abzuwälzen (Siedenbiedel 2017). Die letzten Ereignisse rund um den 500-Euro-Schein, die Einführung von neuen Bankgebühren, sowie Experten-Aussagen, wie die von Cryan und Rogoff, führten unter der Bevölkerung zu einer Beunruhigung bezüglich der Zukunft des Bargeldes. Das Ziel dieser Bachelorarbeit ist es, über die möglichen ökonomischen Risiken und Effekte einer vollständigen Bargeldabschaffung aufzuklären und zu untersuchen, wie die Bevölkerung diese Risiken einschätzt. Außerdem wird beispielhaft der Weg zur bargeldlosen Wirtschaft in Subsahara-Afrika anhand der Länder Kenia und Nigeria und deren Akzeptanz von bargeldlosen Zahlungsmitteln analysiert.
1.2 Abgrenzung der Themenstellung
In der vorliegenden Arbeit sollen vor allem die möglichen ökonomischen Risiken einer vollständigen Bargeldabschaffung erfasst und untersucht werden. Zudem wird durch eine Umfrage ermittelt, welche Risiken die Bevölkerung in einer möglichen Ablehnung der Bargeldabschaffung erblickt und welche Einstellung die Bevölkerung generell zu einer Bargeldabschaffung hat. Außerdem wird dargestellt, welche Maßnahmen die Länder Kenia und Nigeria ergriffen haben, um einer bargeldlosen Wirtschaft näher zu kommen. Die Arbeit behandelt jedoch nicht, wie die Risiken der Abschaffung minimiert oder vermindert werden können. Sie konzentriert sich auf die Länder Deutschland, Kenia und Nigeria. Bei einer vollständigen Abschaffung des Bargelds handelt es sich um ein Novum. Deshalb sind noch nicht alle Risiken und Folgen voraussehbar.
1.3 Aufbau der Arbeit
Die Arbeit beginnt mit einem theoretischen Teil. In diesem werden wichtige Begriffe bestimmt und die Funktionen und Eigenschaften von Geld erläutert. Im folgenden Kapitel wird das Zahlungsverhalten in Deutschland beleuchtet. Es wird die aktuelle Nutzung von Zahlungsinstrumenten dargestellt, auf Trends eingegangen und so auf die Risiken hingeführt.
Anschließend werden im vierten Kapitel die möglichen Risiken einer vollständigen Bargeldabschaffung dargestellt und diskutiert. Diese werden dabei aus den Blickwinkeln der Banken und der Bevölkerung betrachtet. Ab diesem Teil beginnt das Kernstück der Arbeit und es wird der erste Teil der Forschungsfrage beantwortet. Daran schließt sich das Kapitel über den Weg Subsahara-Afrikas zur bargeldlosen Gesellschaft. In diesem wird untersucht, welche Zahlungsmittel in Kenia und Nigeria zur Verdrängung des Bargeldes eingeführt wurden und wie sich dies auf deren Volkswirtschaft auswirkt. Es wird auch analysiert, aus welchen Gründen dieses Vorgehen teilweise abgelehnt wird. Im Anschluss daran beginnt der empirische Teil der Arbeit. Dieser besteht aus einer stichprobenhaften Befragung. Die Umfrage versucht nachzuweisen, welche Risiken zu einer Ablehnung der Bargeldabschaffung führen.
Im letzten Teil der Arbeit wird ein Fazit und ein Ausblick entworfen. Dabei wird noch einmal auf die Kernaussagen und die gewonnenen Erkenntnisse der Arbeit eingegangen, aber auch ein Blick auf zukünftige Entwicklungen gegeben.
2 Begriffsbestimmungen
2.1 Kurze Historie und Definition des Begriffs „Geld"
Die Wissenschaft ist sich darin einig, dass Geld nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt von einer Person erfunden worden ist. Vielmehr ist Geld Teil der menschlichen Entwicklung (vgl. Dorn et al. 2010, S. 1). Es wird angenommen, dass Geld durch gesellschaftliche Übereinkunft entstanden ist, um primär den Tausch zu erleichtern. Rückblickend in der Historie gibt es einige exemplarische Güter, die als Tauschmittel bzw. Geldersatz fungierten, wie z.B. Muscheln oder Vieh. Teilweise werden diese Güter in wenigen Regionen der Welt bis heute noch vorrangig genutzt.
Jedoch kamen die Menschen eines Tages auf die Idee, kostbare Edelmetalle, wie Gold, Silber und Kupfer zu verwenden, die sich prägen und in einfache Einheiten zerteilen lassen. Eine weitere wichtige Funktion war sicherlich ihre Handlichkeit. Münzgeld gibt es seit der Antike, in etwa ab dem 7. Jhd. vor Chr., wohingegen das Papiergeld erstmals im 9. Jhd. nach Chr. in Erscheinung trat. Aufgrund der Völkerwanderungen zerbrach die Antike und somit deren Geldwesen, wobei es in manchen Gesellschaften allerdings nie gänzlich verschwand. Ausgelöst durch die Völkerwanderungen fiel Europa für fast ein Jahrtausend zurück in die Gewohnheit des Tauschhandels. Seit der Renaissance in Italien erlebte das Geldwesen einen neuen Aufschwung. In der Zeit der Kreuzzüge profitierten die Handelszentren in Oberitalien von ihrer geografischen Lage und machten florierende Geschäfte. Dazu wurde wieder Geld genutzt. Auf Basis dieser historischen Situation entstand das moderne Geldwesen. Bis heute stammen deshalb viele Definitionen des Geldwesens aus der italienischen Sprache (vgl. Scheiffele 2006, S. 116-117).
Zur Definition des Geldbegriffes existieren eine Vielzahl von Theorien, jedoch können diese auch nicht endgültig die Frage beantworten, was Geld genau ist. In den meisten Fällen wird der Begriff „Geld" nach seinen Funktionen definiert. Danach lässt sich Geld als ein allgemeines Gut mit nominalem Charakter definieren, das im Wirtschaftsleben Verwendung als generelles Tauschmittel, Rechenmaßstab und Wertaufbewahrungsmittel findet. Aus diesen Funktionen lässt sich schließen, dass Geld ein Gut ist, das allgemein als Zahlungsmittel akzeptiert wird und anerkannt ist, das aber auch einen Wert ausdrücken und messen kann, sowie eine Aufbewahrungs- und Übertragungsfunktion erfüllt (vgl. Dorn et al. 2010, S. 7). Hinsichtlich der genannten Funktionen lässt sich überhaupt eine Definition des Begriffs „Geld" vornehmen. Aus diesem Grund wird im nächsten Unterpunkt genauer auf die Funktionen des Geldes eingegangen.
2.2 Funktionen des Geldes
In der vorherrschenden Literatur werden in der Regel drei Geldfunktionen als repräsentierend genannt, auch bekannt als die „Triade der Geldfunktionen" (vgl. Bofinger et al. 1996 S. 460 f.). Diese werden unter 2.2.1 - 3 erläutert. Die Eigenschaften des Geldes werden in dieser Arbeit nicht bearbeitet, da sie sich zum Teil mit den Funktionen überschneiden.
2.2.1 Tausch- und Zahlungsmittel
Primär ist die Tauschmittelfunktion eine Eigenschaft, die für eine heutige Volkswirtschaft unverzichtbar ist, denn in einer Wirtschaft ohne Geld ist nur ein umständlicher, direkter Tausch der Güter möglich. Will nun beispielsweise ein Produzent ein Gut A erwerben und im Gegenzug ein Gut B eintauschen, so verlangt dies eine umständliche Suche nach einem Produzenten, der genau das Gut A hergeben und exakt dafür das Gut B annehmen würde. Geld als Tauschmittel umgeht dieses umständliche Vorgehen und zerteilt den Vorgang in zwei Akte. Im ersten Schritt verkauft der Produzent das Gut B an ein beliebiges Wirtschaftssubjekt und bekommt dafür das allgemeine Tauschmittel Geld. Mit diesem Geld kann der Produzent dann unabhängig von anderen Wirtschaftssubjekten das Gut A kaufen. Geld schiebt sich somit zwischen die eigentlichen Tauschwünsche und vereinfacht so den Austausch von Gütern. Jedoch kann Geld die Funktion als allgemeines Tauschmittel nur dann erfüllen, wenn es allgemein gültig als Zahlungsmittel akzeptiert wird (vgl. Dorn et al. 2010, S. 5). Hierbei kommt die Zahlungsmittelfunktion zum Zug. Mit ihr kann das Geld auch zur Tilgung von Schulden genutzt werden. Zudem werden Kredite in der Regel in Form von Geld bereitgestellt (vgl. Issing 2011, S. 1).
2.2.2 Wertaufbewahrungsmittel
Bei der Funktion der Wertaufbewahrung ist es möglich das die Vorgänge des Kaufes und Verkaufes zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden können, wenn Waren nicht zur gleichen Zeit getauscht werden. Das Geld muss somit die Fähigkeit besitzen seinen Wert für später zu erhalten. Aber es muss auch möglich sein, Geld ansparen zu können und sein Wert muss aufbewahrt werden können. Im Vergleich zu anderen Anlageformen zeichnet sich Geld dadurch aus, das es den höchsten Liquiditätsgrad der Wertaufbewahrung besitzt. Dies hat den Vorteil, dass man sich sofort für eine andere Vermögensanlage entscheiden kann (vgl. Dorn et al. 2010, S.6). Laut Bofinger (et al. 1996, S.462) verliert die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes im Zahlungsverkehr immer mehr an Bedeutung, da durch moderne Cash-Management-Verfahren Einnahmen und Ausgaben weitgehend synchronisiert und Transaktions- und Zinskosten abgesenkt sind.
2.2.3 Recheneinheit
Neben die bereits genannten Funktionen tritt noch eine weitere Funktion die abstrakte Fähigkeit des Geldes, als Recheneinheit zu fungieren. Anhand dieser Funktion ist es möglich, den Wert aller Güter in Geld auszudrücken und so vergleichbar zu machen. In einer Volkswirtschaft ohne Geld müsste man sich alle Wertrelationen der einzelnen Güter zueinander merken. Die genaue Anzahl der zu merkenden Austauschpaarverhältnisse wären bei 100.000 verschiedenen Gütern fast 5 Mrd. Austauschrelationen. Diese lassen sich mit der Formel berechnen. Wenn 100.000 Güter in Geld bemessen werden würden, müsste man sich statt 5 Mrd. lediglich 100.000 Relationen einprägen. Dies wäre im Vergleich zu der Summe von fast 5 Mrd. ein Bruchteil. Durch die Funktion des Geldes als Recheneinheit reduziert sich der Umfang an benötigten Informationen auf Märkten stark reduziert (vgl. Dorn et al.2010, S.6).
2.3 Geldarten
Nachdem die wichtigsten Funktionen des Geldes behandelt wurden, thematisiert dieses Teilkapitel die Arten des Geldes. Erörtert wird auch die geldnahe Form des elektronischen Geldes und das digitale Geld als jüngste Form. Es werden als klassische Geldarten das Bargeld und das Giralgeld beleuchtet. Weitere Arten und Unterteilungen werden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt.
2.3.1 Bargeld
Bargeld kann in der Form von Banknoten und Münzen auftreten. Bei Banknoten handelt es sich um Papiergeld und bei Münzen um Hartgeld. Beide Formen lauten auf einen bestimmten Betrag, der in einer bestimmten Währung ausgegeben wird. In Deutschland war das bis Anfang 2002 die D-Mark, die dann auf den Euro umgestellt wurde. Im Währungsgebiet des Euros sind Banknoten das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Münzen hingegen sind per Gesetz nur im beschränkten Ausmaß als Zahlungsmittel gültig (vgl. Deutsche Bundesbank 2014, S. 22).
2.3.2 Giralgeld
So wichtig Bargeld für den täglichen Gebrauch auch ist, bildet es doch nur einen kleinen Teil des täglichen Geldumlaufs ab. Größere Zahlungen lassen sich besser und sicherer durch das Giralgeld (Buchgeld) tätigen (vgl. Deutsche Bundesbank 2014, S.56). Giralgeld existiert nur als sogenannter Buchungsvorgang auf den Konten der Banken durch Gutschriften und Belastungen. Das Giralgeld kann jederzeit in Bargeld umgewandelt werden (vgl. Dorn et al. 2010, S.4). Giralgeld ist im Gegensatz zu Bargeld kein gesetzliches Zahlungsmittel. Allerdings wird es gleichermaßen im Wirtschaftsleben akzeptiert (vgl. Deutsche Bundesbank 2014, S. 57).
2.3.3 Elektronisches Geld
Eine zusätzliche, zu differenzierende Geldart, stellt das elektronische Geld (E-Geld) dar. Bei dieser Form des Geldes handelt es sich weder um Bargeld, noch Buchgeld. Für die genaue Unterscheidung wird nun der Begriff „Quasigeld" eingeführt, um aufzuzeigen, dass elektronisches Geld zwar eine starke Geldnähe besitzt, jedoch kein Geld ist. Bei elektronischem Geld handelt es sich um elektronisches Guthaben, das sich auf geschützten digitalen Speichermedien befindet. Diese können für verschiedenartige Zahlungszwecke und für Zahlungen an mannigfache Empfänger verwendet werden. Ein Merkmal hebt das elektronische Geld von Grund auf von anderen Geldformen ab: es muss nicht auf Bankkonten zurückgegriffen werden (vgl. Issing 2011, S. 3 f.). Es lassen sich beim elektronischen Geld zwei Formen unterscheiden: zum einen gibt es eine hardwaregestützte Form, bei der ein Geldbetrag durch eine Vorauszahlung übertragen wurde. In Deutschland ist dies als Geldkarte bekannt, die oftmals in EC-Karten integriert ist (vgl. Deutsche Bundesbank 2014, S.68). Die andere Variante ist ein softwaregestütztes System (Netzgeld). Dabei wird in einem Kommunikationssystem, wie z.B. dem Internet, ein gewünschter Geldbetrag auf den gewählten Empfänger übertragen (vgl. Issing 2010, S.4).
2.3.4 Digitales Geld
Die bekannteste digitale Währung ist der 2009 von Satoshi Nakatamo kreierte Bitcoin, eine sogenannte Kryptowährung. Auslöser dieser Entwicklung war die Finanzkrise 2008 und die Abhängigkeit von dazwischenliegenden Finanzinstituten bei Transaktionen über das Internet. Der Tausch der Bitcoins verläuft daher über ein Peer-to-Peer-Netzwerk. Auch bekannt als Rechner-Rechner-Verbindung. Ein Problem bei Online-Transaktionen ist sicherzustellen, dass die virtuelle Zahlung auch nur einmal geleistet und nicht durch technische Eingriffe mehrmals geleistet wird. Nakatamo versucht dies mit Hilfe der Entwicklung eines Zeitstempels zu verhindern. Dabei werden Transaktionen im Bitcoinnetzwerk in einem Block gespeichert. Wird nun ein Bitcoin ausgegeben, wird diese Information mit einem Zeitstempel in einem Block integriert. Das Netzwerk wertet dies dann aus und weiß, dass die digitalen Münzen zu einer Adresse gesendet wurden. Die Bitcoin können dann nur von dort aus wieder versendet werden (vgl. Nakatamo 2008, S.1 f.).
In diesem Kapitel wurde bereits die Sonderstellung des Bargeldes gegenüber anderen Zahlungsmitteln sichtbar und seine besonderen Funktionen hervorgehoben. Dadurch lässt sich bereits erahnen, dass eine Bargeldabschaffung Risiken mit sich zieht. Das nächste Kapitel analysiert das aktuelle Zahlungsverhalten in Deutschland.
3 Status Quo des Zahlungsverhaltens in Deutschland
Dieses Kapitel soll Aufschluss darüber geben, wie die deutsche Bevölkerung zu dem Zahlungsmittel Bargeld steht und welche unbaren Zahlungsinstrumente mit dem Bargeld konkurrieren. Im Anschluss wird anhand von drei Erhebungen der Deutschen Bundesbank aus den Jahren 2008, 2011 und 2014 die Entwicklung des Zahlungsverhaltens analysiert und eine mögliche zukünftige Entwicklung abgeleitet. In der Studie mussten die Befragten ein Zahlungstagebuch führen, in dem innerhalb eines Zeitraumes von einer Woche die Ausgaben nach Zahlungsort und -instrument aufgezeichnet wurden.
3.1 Bargeldhaltung und -verwendung
Im Durchschnitt hat die Bevölkerung in Deutschland 103 € im Geldbeutel, davon sind circa 5,37 € Münzgeld. Der Bargeldbestand nahm aber im Vergleich zur ersten Studie im Jahr 2008, um 15 € ab, während zwischen den Jahren 2011 und 2014 keine Unterschiede zwischen den Mittelwerten bestand, siehe Abb. 01. Bei genauer Untersuchung des Bargeldbestandes auf die Merkmale Alter und Einkommen, ergeben sich signifikante Unterschiede. So ergab die dritte Studie der Bundesbank aus 2014, dass der Wert mit steigendem Alter auf bis zu 125 € ansteigt. Dies hängt mit der hohen Präferenz der ab 65-Jährigen zusammen, Zahlungen ausschließlich mit Bargeld vorzunehmen. Zudem hat die jüngere Generation eine andere Strategie, Bargeld zu beziehen. Diese geht zwar häufiger zum Geldautomaten, hebt aber niedrigere Beträge ab, wohingegen ältere Personen seltener Geld abheben, dafür jedoch hohe Summen (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S. 15 f.). Die genannten Gruppen unterscheiden sich nicht nur durch das Alter, sondern auch durch Eigenschaften, wie Einkommen oder Beschäftigungsstatus. Unter Berücksichtigung dieser weiteren Faktoren lässt sich kein direkter, sondern lediglich ein indirekter Einfluss des Lebensalters auf das Zahlungsverhalten herleiten (vgl. Deutsche Bundesbank 2010, S.40 f.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Bargeldbestand im Portemonnaie in 2014,2011 und 2008
(Deutsche Bundesbank 2014, S.16)
Insgesamt ist zur Bargeldhaltung aus den Studien der Bundesbank zu entnehmen, dass die Bevölkerung in Deutschland eine stabile Bargeldhaltung aufweist und kein Trend zu einer weiteren sinkenden Bargeldhaltung besteht (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S.16 f.). Nun wird der Verwendung von Bargeld am Point-of-Sale (POS) nachgegangen. Unter Point-of-Sale versteht man einen Ort, an dem Dienstleistungen und Waren verkauft und bezahlt werden (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S. 11). Aufgrund der zunehmenden Anzahl unbarer Zahlungsmittel neben Bargeld haben Konsumenten eine breitere Auswahl, welches Zahlungsinstrument sie nutzen. Die Bundesbank untersuchte daher die Faktoren, die für die finale Auswahl an der Kasse, laut eigener Einschätzung der Befragten entscheidend ist (vgl. Deutsche Bundesbank 2012, S.70). Bei der aktuellen Studie „Zahlungsverhalten in Deutschland 2014" gaben 33 % der Konsumenten an, am POS bar zu zahlen, trotz dem Besitz von Zahlungskarten. Dies ist im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2011 ein Zuwachs von 5 %.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Gründe für die ausschließliche Barzahlung Stand 2014
(Deutsche Bundesbank 2014, S.41)
Nach der obenstehenden Grafik (Abb. 02) ist der wichtigste Grund für die ausschließliche Barzahlung das Gefühl der besseren Ausgabenkontrolle. Dahinter folgen die Gründe der Einfachheit, Sicherheit und Schnelligkeit. Interessanterweise gaben die Befragten, die eine bargeldlose Zahlung präferieren, die gleichen Gründe an. Daraus lässt sich schließen, dass den Befragten die gleichen Kriterien wichtig sind. Lediglich ihre Einstellung bezüglich der Wahl des Zahlungsmittels differenziert sich. Außerdem lässt sich daraus der Schluss ziehen, dass die reinen Barzahler aus ihrer Sicht gute Gründe für die Barzahlung haben (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S. 40-42). Laut der Studie „Kartengestützte Zahlungssysteme im Einzelhandel 2016" des Forschungs- und Beratungsinstituts EHI Retail Institute werden über drei Viertel aller Zahlungen am POS mit Bargeld beglichen, insbesondere Kleinbeträge bis 15 Euro. Jedoch hat sich der Anteil der Kartenzahlungen seit Mitte der 1990er Jahre mehr als verdreifacht (vgl. EHI Retail Institute 2016). Aus den vorliegenden Daten lässt sich also schließen, dass Bargeld immer noch das beliebteste Zahlungsmittel der Deutschen am POS ist, auch wenn andere Zahlungsinstrumente an Beliebtheit gewinnen.
Im nachfolgenden Unterkapitel wird nun auf unbare Zahlungsmittel, insbesondere auf Zahlungskarten eingegangen. Damit auch Kenntnisse über deren Nutzung gewonnen werden.
3.2 Bekanntheit und Verwendung von unbaren Zahlungsmitteln
Die wichtigsten Zahlungsmittel der unbaren Zahlungsinstrumente in Deutschland sind Zahlungskarten. Am weitesten verbreitet ist hierbei die „Girocard", oder auch bekannt als „ec-Karte", die jeder Inhaber eines Girokontos erhält (vgl. Deutsche Bundesbank 2012, S. 69). In der Studie der Bundesbank aus dem Jahre 2014 gaben 97 % der Befragten an über mindestens eine Girocard zu verfügen. Dies ist ein Anstieg von 6 % im Vergleich zur ersten Studie im Jahre 2008 (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S.18). Hinter der Girocard folgt, zwar mit deutlichem Abstand, die Kreditkarte. Innerhalb der Jahre 2008 und 2011stieg der Anteil der Personen mit einer Kreditkarte um 6 % auf 33 % an. Die Bekanntheit der Kreditkarte stieg dabei auch um 18 % auf 64 %. Die zunehmende Verbreitung und Nachfrage ist vermutlich auf die Einsetzbarkeit der Kreditkarte im Onlinehandel zurückzuführen (vgl. Deutsche Bundesbank 2012, S. 69). Überraschenderweise ist jedoch zwischen den Jahren 2011 und 2014 der Besitz einer Kreditkarte auf 32 % zurückgegangen. Die Deutsche Bundesbank erklärt das Phänomen durch einen möglichen überzeichneten Besitz im Jahr 2011 oder durch die Annahme, dass einige der Befragten gar nicht genau wissen, welche Karten sie besitzen (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S.19). Die Girocard wird vom Großteil der Befragten bis zu einem Betrag von 500 € genutzt. Dabei löst sie bereits ab einem Transaktionswert von 50 € das Bargeld ab. Kreditkarten kommen auch erst bei Zahlungen ab etwa 50 € zum Einsatz (vgl. ebd. 2015, S. 30). In der Studie von Malte Krüger und Franz Seitz, die im Auftrag der Deutschen Bundesbank durchgeführt wurde, kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wie beispielsweise Frankreich eine sehr niedrige Kartenzahlungsrate pro Kopf aufweist (vgl. Krüger und Seitz. 2014, S. 36 f.). Zusammenfassend ist zu sagen, dass die oben genannten Zahlungskarten vermehrt eingesetzt werden und somit teilweise das Bargeld zurückdrängen (vgl. Deutsche Bundesbank 2012, S.72).
Nachdem nun lediglich auf Zahlungskarten im Bereich der unbaren Zahlungsmittel eingegangen wurde, konzentriert sich der nächste Punkt auf innovative Bezahlverfahren.
3.3 Bekanntheit und Verwendung innovativer Bezahlverfahren
Es werden in erster Linie folgende Bezahlverfahren untersucht:
- kontaktloses Bezahlen mit der Karte
- bezahlen mit dem Mobiltelefon (Mobile Payment) und
- Internetbezahlverfahren.
Zudem wird wieder die Bezahlung am POS und beim Onlineeinkauf betrachtet.
Das kontaktlose Bezahlen mit der Karte oder dem Mobiltelefon wird in erster Linie an der Ladenkasse am POS vorgenommen (vgl. Deutsche Bundesbank 2012, S.76).
Das vermutlich bekannteste Verfahren für die kontaktlose Bezahlung sind Bezahlchips. Diese sind in Karten oder Handys enthalten. Hierbei wird die Karte bzw. das Handy mit dem entsprechenden Chip an ein Zahlungsterminal gehalten. Dabei werden die Zahlungsdaten via Funkverbindung übertragen. Dieser Standard der Übertragung ist die sogenannte Near Field Communication (NFC) (vgl. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 2014, S. 12). Die Bekanntheit des kontaktlosen Bezahlens mittels Karte bei den Befragten lag im Jahr 2014 bei 52 % (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S.21). Die Nutzung lag jedoch lediglich bei 9% (vgl. ebd., S.54).
Neben den Bezahlchips rücken nun auch vermehrt Smartphone-Apps als Zahlungsmittel in den Vordergrund. Dazu muss der Verbraucher die App des jeweiligen Geschäftes oder Dienstleistungsunternehmens auf sein Mobiltelefon laden und muss die jeweilige Art der Bezahlung genehmigen. Der Zahlungsbetrag wird dann per Lastschrift vom Konto durch den Händler eingezogen. Es ist zwingend erforderlich, dass vor der ersten Nutzung eine Bankverbindung hinterlegt wird. Beim Bezahlen an der Kasse ist dann ein vierstelliger Zahlencode einzugeben bzw. ein Barcode auf dem Smartphone zu scannen. So wird der fällige Betrag vom angegebenen Konto eingezogen (vgl. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 2014, S. 12).
Die Bezahlung mit dem Mobiltelefon kannten 2014 59% der Befragten, daraus lässt sich erkennen, dass kontaktloses Zahlen mit dem Mobiltelefon bekannter ist als mit der Karte (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S. 21 f.). Andererseits ist die Nutzung des Verfahrens geringer als die mit Karte (vgl. ebd., S.54). Vergleicht man eine aktuelle Studie von PriceWaterhouseCoopers International (PWC), kommt man zu dem Ergebnis, dass 30 % der Deutschen im Jahr 2016 bereits ein- oder mehrmals kontaktlos bezahlt haben. Somit lässt sich beobachten, dass die Nutzung dieses innovativen Bezahlverfahrens steigt (vgl. PWC 2016, S.2).
Als letztes innovatives Bezahlverfahren werden die Internetbezahlverfahren analysiert. Aufgrund ihrer einfachen Nutzung und Gebührenfreiheit sind Online-Bezahlverfahren aus dem Onlineshopping nicht mehr wegzudenken. Anbieter dieser Verfahren, wie z.B. PayPal, handeln hierbei wie Zwischenhändler. Sie vermitteln zwischen Onlineshop und Endkunde. Um die Dienste eines Anbieters wie z.B. PayPal zu nutzen muss ein Benutzerkonto angelegt werden, auf dem die persönlichen Zahlungsdaten hinterlegt sind. Beim Onlineshopping wird dann die entsprechende Bezahlart ausgewählt. Es erfolgt ein Einloggen in das angelegte Benutzerkonto und die Zahlung wird durch Eingabe des Passwortes genehmigt. Die Ware gilt nun als bezahlt und der Onlinehändler kann diese versenden. Der Anbieter des Online-Bezahlverfahrens zieht derweil den Betrag von dem angegebenen Zahlungsmittel ein und leitet es an den Händler weiter (vgl. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 2014, S. 16). Die Bekanntheit von Internetbezahlverfahren lag im Jahr 2014 bei 82 % (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S. 22), wohingegen die Nutzung bei 41,1 % lag. Insgesamt lässt sich eine Steigerung bei Bekanntheit und Nutzung im Vergleich zur vorausgegangenen Studie im Jahr 2011 feststellen. Die Studie vertritt zudem die Auffassung, dass der Anstieg der Nutzung von Internetbezahlverfahren auf die steigende Beliebtheit von Online-Shopping zurückzuführen ist (vgl. ebd., S.71 f.). Eine aktuellere Studie zur Bekanntheit und Nutzung innovativer Bezahlverfahren liegt momentan für Deutschland nicht vor.
Im letzten Teil des 3. Kapitels wird die mögliche Entwicklung des Zahlungsverhaltens in Deutschland anhand der oben genannten Zahlungsinstrumente erläutert. Zudem wird überprüft, wie sich eine mögliche Entwicklung des Zahlungsverhaltens auf die Nutzung von Bargeld auswirkt.
3.4 Entwicklung des Zahlungsverhaltens in Deutschland
Der Vergleich der drei Studien der Deutschen Bundesbank hat gezeigt, dass sich das Zahlungsverhalten der Bevölkerung ändert, wenn auch nur langsam (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S. 10). Bargeld ist nach wie vor das meistgenutzte Zahlungsinstrument für Transaktionen im Alltag, jedoch steigt die Anzahl der Nutzung von Zahlungskarten stetig. Ein Bedeutungsverlust des Bargeldes in der Volkswirtschaft ist bisher jedoch nicht erkennbar (vgl. Deutsche Bundesbank 2016, S.45 f.). In einer 2015 erschienenen Studie der FOM Hochschule für Ökonomie & Management und des ifes Institut für Empirie & Statistik wurden Studierende gefragt, ob sie in den nächsten 3-5 Jahren häufiger mit Bargeld zahlen werden als heute. Die Antworten sprachen eindeutig für das Bargeld. So gaben sogar 44% an, in Zukunft häufiger mit Bargeld zu zahlen als heute, 54 % gaben an, im gleichen Umfang wie heute mit Bargeld zu zahlen und nur 2 % gaben an, seltener als zurzeit mit Bargeld zu zahlen (vgl. FOM, S.8). Als wichtigste unbare Zahlungsmittel am POS ist die Girocard zu nennen. Circa 30 % der Transaktionen am POS wurden 2014 damit bezahlt. Im Vergleich zu 2008 ist das eine Erhöhung von 4,5 %. Bei der Betrachtung von mobilen oder kontaktlosen Bezahlverfahren lässt sich eine wachsende Bekanntheit feststellen, jedoch nur ein minimaler Anstieg der Nutzung. Der minimale Zuwachs bei der Nutzung ist zurückzuführen auf eine mangelnde Akzeptanz der Verfahren im Handel, sowie zum Teil auf fehlende technische Geräte auf Seiten der Verbraucher. Das Interesse für innovative Bezahlverfahren ist vor allem bei Personen zwischen 18 und 24 Jahren vorhanden (vgl. Deutsche Bundesbank 2015, S.75).
Das Zahlungsverhalten verändert sich zudem durch die steigenden Einkäufe von Waren und Dienstleistungen im Internet. Dieses Verhalten löst eine vermehrte Nutzung von unbaren Zahlungsinstrumenten aus. Vor allem Internetbezahlverfahren profitieren von dieser Entwicklung. Dennoch werden nicht alle unbaren Verfahren von diesem Verhalten gewinnen (vgl. ebd., S.76). Laut Carl-Ludwig Thiele, Vorstand der Deutschen Bundesbank, gibt es vermehrt Pläne, das Bargeld zurückzudrängen, trotz der Feststellung, dass Bargeld das liebste Zahlungsmittel der Deutschen ist. Zudem wurden auch Stimmen laut, die eine vollständige Abschaffung des Bargelds fordern. Es beginnt somit ein „War on Cash" (vgl. Thiele 2016, S.27 f.). Der Begriff „Krieg gegen das Bargeld" hört sich sehr nach Krieg gegen den Terrorismus" an. Dies ist kein Zufall: Bargeld soll durch diese Phrase mit Kriminalität und Terrorismus assoziiert werden (vgl. Otte 2016, S.9).
Das folgende Kapitel wird nun auf die möglichen ökonomischen Risiken eingehen, welche bei einer vollständigen Abschaffung des Bargeldes auftreten könnten.
4 Mögliche ökonomische Risiken der Bargeldabschaffung
Ab diesem Kapitel beginnt das Kernstück der Arbeit. Es wird die Forschungsfrage „Welche möglichen Risiken einer Bargeldabschaffung sind zu erwarten?" beantwortet. Es wird ein Großteil der möglichen Risiken untersucht, denn es ist noch nicht möglich, alle denkbaren Risiken und ihre Folgen zu erfassen. Zusätzlich überschneiden sich auch einige Risiken. Des Weiteren werden die Risiken aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet: aus der Sicht von Banken und aus der Sicht von Verbrauchern. Zudem wird den angeblichen Gründen für eine Bargeldabschaffung bzw. einer Bargeldobergrenze nachgegangen.
Die Politik und Verwaltung nennen als Gründe für eine Abschaffung Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Terrorismusfinanzierung. Laut diesen Institutionen fördert die Anonymität des Bargeldes kriminelle Handlungen. Die Abschaffung bzw. die Begrenzung von Bargeld würde die Kriminalität und die Terrorgefahr erheblich reduzieren (vgl. Bundesministerium der Finanzen, Europäische Kommission 2016). Die Diskussion über die Abschaffung des Bargeldes rührt außerdem daher, dass einige Wissenschaftler, wie beispielsweise Kenneth Rogoff, sehr an einer bargeldlosen Volkswirtschaft interessiert wären. So würde sich eine negative Zinspolitik einfacher durchsetzen lassen (vgl. Rogoff 2016). Mit all diesen Gründen wird versucht die Argumente der Bargeldabschaffung zu entkräften.
Im nachfolgenden wird nun das Risiko einer finanziellen Repression durch Negativzinsen untersucht.
4.1 Finanzielle Repression durch negative Zinsen
Niedrigzinsen sind den deutschen Sparern bereits bekannt. Die Deutsche Skatbank mit Sitz im thüringischen Altenburg führte als erste Bank Deutschlands am 01.11.2014 einen Negativzins von 0,25 Prozent ein. Dies betraf jedoch nur Einlagen mit einem Betrag von über 500.000 €. Die Skatbank reagierte damit auf die Beschlüsse der EZB und gibt Strafzinsen, die die EZB an Geschäftsbanken berechnet an ihre Kunden weiter (vgl. Hackhausen 2014). Fast drei Jahre später, im März 2017, verlangt der Online-Broker Flatex Negativzinsen in Höhe von 0,4 Prozent von jedermann, unabhängig davon wie viel Geld sich auf dem Konto der Kunden befindet. Ob es Nachahmer geben wird war zunächst ungewiss (vgl. Seibel 2017). Die Nachahmer ließen jedoch nicht lange auf sich warten. Banken und Sparkassen verlangen nun teilweise Gebühren für die Abhebung von Bargeld am Geldautomaten, damit wälzen sie ihre Kosten durch das anhaltende Niedrigzinsniveau an ihre Kunden ab (Siedenbiedel 2017). Nach Aussage von Carl-Ludwig Thiele, Vorstand der Deutschen Bundesbank, wurde das Szenario von negativen Zinsen lange Zeit von vielen Experten als Kuriosum abgetan. Dies ist jedoch durch die Finanzkrise und geringer realwirtschaftlicher Entwicklung, sowie teilweise negativer Inflationsraten für viele Notenbanken Realität geworden - siehe Abb.03.
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- Vanessa Haas (Autor), 2018, Ökonomische Risiken einer vollständigen Bargeldabschaffung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385062
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