1. Einleitung
Etienne Bonnot de Condillac wurde 1714 in Grenoble geboren. Sein älterer Bruder war der bekannte Aufklärer Gabriel Bonnot de Mably, Verfasser utopisch-kommunistischer Ansichten. Mably nahm ihn mit nach Paris, wo Condillac 1740 nach seinem Studium in den Priesterstand aufgenommen wurde. Kurz darauf widmete er sich aber ganz seinen philosophischen Studien und setzte sich tiefgründig mit Schriften von Philosophen wie Descartes, Locke und Newton auseinander.
1746 erschien sein Erstlingswerk, der Essai über den Ursprung der menschlichen Erkenntnisse, mit dem ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen möchte, denn in diesem Werk legte er, wie in keiner seiner späteren Schriften, die grundlegenden philosophischen Prinzipien seiner Auffassung zusammenfassend dar.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Condillacs Ziele und der Einfluss John Lockes
- Der Aufbau des Essais
- Die Genese der Erkenntnisoperationen und die Bedeutung der Zeichen
- Zur Entstehung der Erkenntnisoperationen
- Die Verknüpfung der Ideen (liaison des idées)
- Die einfachen und die komplexen Ideen
- Die Rolle der Zeichen und die Operationen des Geistes
- Der Ursprung und die Entwicklung der Sprache
- Der Ursprung der artikulierten Lautsprache
- Die anderen Künste
- Der besondere Charakter der Sprachen
- Über die Methode
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Werk „Essai sur l'origine des connoissances humaines“ von Etienne Bonnot de Condillac, in dem er die Entstehung der menschlichen Erkenntnis und die Rolle der Sprache erörtert. Condillac zielt darauf ab, die gesamte menschliche Erkenntnistätigkeit auf ein einziges Prinzip zurückzuführen, welches er als Verknüpfung der Ideen (liaison des idées) bezeichnet.
- Der Einfluss von John Locke auf Condillacs Philosophie
- Die Entstehung und Entwicklung der Erkenntnisoperationen
- Die Bedeutung der Sprache für das Denken und die Erkenntnis
- Die konstitutive Funktion von Zeichen für die menschliche Erkenntnis
- Der Ursprung und die Entwicklung der Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Condillac und sein Werk vor, wobei besonders auf seine Auseinandersetzung mit der Philosophie John Lockes eingegangen wird. Condillac führte den Sensualismus Lockes weiter, indem er die Sprache als konstitutive Kraft für die Entwicklung des Denkens erkannte. Er kritisiert Lockes „Essai über den menschlichen Verstand“ für seine mangelnde Systematik und den schnellen Übergang über den Ursprung der menschlichen Erkenntnisse hinweg.
Im zweiten Kapitel werden Condillacs Ziele und sein Bezug zu John Lockes genauer beleuchtet. Condillac plädiert für eine konsequente Einbeziehung der Sprache in die Erforschung der Entstehung und Entwicklung des Denkens, da er sie als menschliche Schöpfung und gemeinsame Grundlage von Sprache und Denken betrachtet. Er räumt Lockes Werk gewisse Mängel ein, da dieser die ersten Schritte der Seelenvorgänge nicht ausreichend behandelt habe.
Das dritte Kapitel behandelt den Aufbau des „Essai sur l'origine des connoissances humaines“. Condillac möchte mithilfe seines Werkes ein einziges Prinzip aufzeigen, welches die menschliche Erkenntnis erklärt, nämlich die Verknüpfung der Ideen (liaison des idées). Er argumentiert, dass die gesamte menschliche Erkenntnistätigkeit auf die Sinneswahrnehmung zurückgeht und somit der Ursprung der Sprache auch der Ursprung des Denkens ist. Im ersten Teil seines Werkes verfolgt Condillac die Operationen der Seele in ihrer fortschreitenden Entwicklung und zeigt die menschliche Gewöhnung an die Zeichen sowie deren Verwendung auf.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Genese der Erkenntnisoperationen und der Bedeutung der Zeichen. Condillac untersucht, wie die Perzeption, die erste Operation der Seele, alle anderen Operationen hervorbringt. Er betont die Rolle der Zeichen für die Fixierung und Kombination von Denkinhalten und erklärt, dass die höheren Denkoperationen mit Hilfe sprachlicher Zeichen umgewandelte Empfindungen (les sensations transformées) darstellen.
Schlüsselwörter
Etienne Bonnot de Condillac, Essai sur l'origine des connoissances humaines, John Locke, Sensualismus, Sprache, Zeichen, Erkenntnis, Denken, Verknüpfung der Ideen (liaison des idées), Perzeption, Sinneswahrnehmung, menschliche Schöpfung, Operationen der Seele.
- Citation du texte
- Steffanie Rosenhahn (Auteur), 2001, Etienne Bonnot de Condillac und sein Werk: Essai sur l origine des connoissances humaines. Ouvrage où l on réduit à un seul principe tout ce qui concerne l entendement humain, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3848