In diesem Beitrag wird zunächst ein Blick auf die historische Entwicklung von Bildung geworfen. Warum spielt Bildung in der heutigen Zeit eine immer wichtiger werdende Rolle? Im Zuge dessen soll der zentrale Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungsarmut in Deutschland herausgefiltert werden. Sodann wird definiert, was soziale Herkunft ausmacht und warum die so eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Bildungschancen hat. Am Ende wird ein Blick auf die PISA Studie 2000, mit Vergleich auf die PISA Studie 2012 geworfen um mögliche Entwicklungstendenzen der sozialen Ungleichheit mit Bezug auf die Bildungschance herauszufiltern und Fortschritte sowie neue Herausforderungen für das deutsche Bildungssystem zu erkennen. Im Fazit soll eine Verbindung zur sozialen Arbeit hergestellt werden. Welche Möglichkeiten hat soziale Arbeit im Bereich der Bildungsdebatte mitzuwirken?
Spätestens seit Veröffentlichung der PISA (Programme for International Student Assessment)-Studie 2000, steht das deutsche Bildungssystem in der Kritik. Eins der wichtigsten Erkenntnisse der Studie ist, dass in fast keinem, der 32 anderen Teilnehmerländer der Unterschied zwischen guten und schlechten Leistungen so groß wie in Deutschland ist. Hieraus entstand erstmals die Debatte in Deutschland, ob das Schulsystem Leistungsdifferenzen zwischen Schülern nicht verringert, sondern hingegen verstärkt. Zusätzlich wurde festgestellt, dass die soziale Herkunft eine entscheidende Rolle in Bezug auf das gemessene Kompetenzniveau spielt.
Der ganze Sinn der Schulformdifferenzierung wurde in Frage gestellt, da die Selektion nicht primär auf den Leistungsunterschieden und Begabungen beruht, sondern viel mehr auf der sozialen Herkunft. Laut PISA -Studie hat rund ein Viertel der deutschen Kinder in der mathematischen, wie auch in der sprachlichen Grundbildung die Kompetenzstufe I nicht oder nur knapp erreicht. Hieraus folgt die Erkenntnis, dass ein Großteil der Kinder nicht einmal die grundlegenden Kompetenzen besitzt. Die Kompetenzen sollten jedoch vorhanden sein, um überhaupt den Willen zur Unterrichtsteilnahme und Gestaltung zeigen zu können.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Bildungsarmut eine Folge sozialer Ungleichheit
2.1 Historische Entwicklung des Bildungsbegriffes in Deutschland bis hin zum Recht auf Bildung
2.2 Intergenerative Weitergabe von Habitus und sozialem Status innerhalb der Familie
2.3 Empirische Messungen und Beweise anhand der PISA- Studien
3 Fazit
1 Einleitung
Spätestens seit Veröffentlichung der PISA (Programme for International Student Assessment) -Studie 2000, steht das deutsche Bildungssystem in der Kritik. Eins der wichtigsten Erkenntnisse der Studie ist, dass in fast keinem, der 32 andern Teilnehmerländer der Unterschied zwischen guten und schlechten Leistungen so groß wie in Deutschland ist. Hieraus entstand erstmals die Debatte in Deutschland, ob das Schulsystem Leistungsdifferenzen zwischen Schülern nicht verringert, sondern hingegen verstärkt. Zusätzlich wurde festgestellt, dass die soziale Herkunft eine entscheidende Rolle in Bezug auf das gemessene Kompetenzniveau spielt. Der ganze Sinn der Schulformdifferenzierung wurde in Frage gestellt, da die Selektion nicht primär auf den Leistungsunterschieden und Begabungen beruht, sondern viel mehr auf der sozialen Herkunft. Laut PISA -Studie ist, hat rund ein Viertel der deutschen Kinder in der mathematischen, wie auch in der sprachlichen Grundbildung die Kompetenzstufe I nicht oder nur knapp erreicht. Hieraus folgt die Erkenntnis, dass ein Großteil der Kinder nicht einmal die grundlegenden Kompetenzen besitzt: „ Zusammenhänge gedanklich erfassen und von der eigenen Anschauung abstrahieren zu können, sich Dinge merken und sich auf eine Sache konzentrieren zu können, sich selbst so kontrolliert verhalten zu können“ (Otto/ Rauschenbach 2008, S. 14). Die Kompetenzen sollten jedoch vorhanden sein, um überhaupt den Willen zur Unterrichtsteilnahme und Gestaltung zeigen zu können (vgl. ebd., S. 12-15). In diesem Beitrag wird zunächst ein Blick auf die historische Entwicklung von Bildung geworfen. Warum spielt Bildung in der heutigen Zeit eine immer wichtiger werdende Rolle? Im Zuge dessen soll der zentrale Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildungsarmut in Deutschland herausgefiltert werden.[1] Sodann wird definiert, was soziale Herkunft ausmacht und warum die so eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Bildungschancen hat. Am Ende wird ein Blick auf die PISA Studie 2000, mit Vergleich auf die PISA Studie 2012 geworfen um mögliche Entwicklungstendenzen der sozialen Ungleichheit mit Bezug auf die Bildungschance herauszufiltern und Fortschritte sowie neue Herausforderungen für das deutsche Bildungssystem zu erkennen. Im Fazit soll eine Verbindung zur sozialen Arbeit hergestellt werden. Welche Möglichkeiten hat soziale Arbeit im Bereich der Bildungsdebatte mitzuwirken?
2 Bildungsarmut eine Folge sozialer Ungleichheit
Im Folgenden wird der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsarmut in Deutschland analysiert. Das Thema spielt eine immer wichtiger werdende Rolle in Deutschland.
2.1 Historische Entwicklung des Bildungsbegriffes in Deutschland bis hin zum Recht auf Bildung
Laut Kuhlmann entwickelte sich in Anlehnung an W. von Humboldt ein neues Bildungsideal im Sinne einer vom Beruf losgelösten Aneignung von kulturellem Wissen. Bildungsarmut bestand darin, sich nicht geistig entfalten und somit nicht zu einer Selbstverwirklichung kommen zu können. Dem widersprechend verfolgten die Universitäten und Gymnasien eher das Ziel, den Männern des Bürgertums Titel und Habitus zu vermitteln, um somit ihre hohe Stellung in der Gesellschaft zu bestätigen. Frauen waren von diesem System ebenso wie die untere Schicht noch ausgeschlossen. Vor dem 19. Jahrhundert wurden der berufliche und soziale Stand quasi vererbt. Die Bildung eines Menschen spielte nur eine sekundäre Rolle. Frauen waren erst 1908 nicht mehr von der höheren Bildung ausgeschlossen. 1945 wurde endlich eine Bildungsreform eingeführt, aus der sich dann gegen 1970 die Bildungsexpansion ergab. Erstmals nahm die Zahl der höheren Schulabschlüsse der Frauen zu. (Vgl. Kuhlmann 2008 a, S. 303f.) Heute ist bedeutend, „dass diejenigen, die arm an Bildung bleiben, nicht nur ökonomischen Nachteil zu befürchten haben, sondern dass sie auch in ihrem Menschenrecht auf Entfaltung ihrer Fähigkeiten, sowie in ihrer Möglichkeit, sich ein eigenes kritisches Urteil zu bilden und politisch einzumischen, behindert sind“ (ebd., S. 304). Seit dem 10. Dez. 1948 ist das Recht auf Bildung in Art. 26 der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte garantiert. Im deutschen Grundgesetz wird das Recht auf Bildung nicht direkt genannt, jedoch in mehreren Gesetzen verankert.
2.2 Intergenerative Weitergabe von Habitus und sozialem Status innerhalb der Familie
Die grundlegende Frage ist, wie soziale Ungleichheit der Kinder in den Familien entsteht und warum dabei die soziale Herkunft eine so wichtige Rolle spielt. Soziale Ugleichheiten werden in diesem Beitrag in Anlehnung an Hradil als Kondition definiert, in der Menschen von knappen Gütern und Ressourcen einer Gesellschaft konstant weniger oder mehr als andere erhalten (vgl. Hardil 2005, S. 30). In der Weiterführung der Klassentheorie von Karl Marx, der die kapitalistische Gesellschaft kritisch in zwei Schichten (Bourgeoise und Proletariat) aufteilte, hat Pierre Bourdieu seiner Zeit laut Kuhlmann, in seinem Werk die „feinen Unterschiede“ (1979) davon gesprochen, dass Personen einen bestimmten Platz im sozialen Raum einnehmen.
„Diese Position lässt sich einer bestimmten Klasse zuordnen, sie wird aber nicht nur durch materiellen Besitz bestimmt, sondern vor allem auch durch den „Besitz“ von Kultur und Bildung“ (Kuhlmann 2008 b, S. 305).
Jede soziale Schicht hat einen eigenen Habitus, d.h. eigene Vorlieben und Abneigungen, Gewohnheiten im Denken, Fühlen und Handeln. Dabei hat die obere Schicht, ständig das Ziel ihren Status zu erhalten oder gar zu verbessern und sich von der Mittelschicht abzugrenzen. Die Mittelschicht versucht dagegen, sich der Oberschicht anzupassen. Somit entsteht ein ständiges Wechselspiel zwischen den Schichten. Die untere Schicht hat primär die Strategie des Statuserhalts. Sie beschäftigt sich viel mehr mit dem Kampf um die eigene Existenz (vgl. ebd., S.305). Mit den herkunftsspezifischen Unterschieden im Bildungssystem hat sich auch Boudon beschäftigt. Er entwarf laut Baumert unter anderem eine Theorie mit der sich der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsungleichheiten erklären lässt. Hieraus lässt sich deuten, wie soziale Disparitäten in unsere Gesellschafft entstehen. Die Bildungschancen werden durch drei Mechanismen bestimmt: Sozialisation im Elternhaus, Kosten der Bildung und Bildungsrenditen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(vgl. Baumert ua. 2010, S. 164, zit. n. Becker 2007, S. 164)
Mit Blick auf die Sozialisation geht Bourdieu auf das sog. kulturelle Kapital ein. Er differenziert dabei zwischen dem inkorporiertem Kapital (persönliche Fähigkeiten, Bildung, Sprachvermögen), dem objektiviertem Kapital (Verfügung über kulturelle Güter z. B Literatur, Musik) und dem institutionalisiertem Kapital (Schulabschlüsse, akademische Titel, Zeugnisse, Zertifikate). Die sozialen, kognitiven Fähigkeiten und somit auch die Schulleistung eines Kindes werden beeinflusst durch das kulturelle Kapital der Eltern. Ein weiterer Punkt nach Bourdieu ist das soziale Kapital. Dieses setzt sich zusammen aus der jeweiligen Gruppenzugehörigkeit und wird mitbestimmt durch die persönlichen Beziehungen. Das soziale Kapital hat Auswirkungen die Bildungsrenditen. Ein Faktum, das zur Entstehung sozialer Disparitäten beiträgt, ist zudem das ökonomische Kapital (konventioneller Kapitalbegriff, Geld, Anlagen). Dieses bestimmt über Kosten der Bildung, die die Familie bereit ist, auf sich zu nehmen. Die Bildungsentscheidung der Eltern wird demnach im Zusammenhang mit dem sozialen Status getroffen (vgl. Bendel 2015, S. 191f. und Baumert u.a. 2010, S. 71f.). Dies kann ein Grund sein, warum der größere Teil der Studierenden aus Elternhäusern der oberen Gesellschaftsschicht kommt, obwohl sich von 1980 bis 2003 die Studienberechtigtenquote fast verdoppelt hat. Für die niedrige Sozialschicht ist eine zeitintensive Ausbildung, die mit einer langen Wartezeit beginnt, ungeeignet da sie nicht finanziert werden kann. Nachrangig wird die Bildungsentscheidung natürlich auch über die Schulleistungen und sozialen Fähigkeiten bestimmt (vgl. Arens 2007, S. 150 f.).
Nach Bourdieu sind die unterschiedlichen Kapitale voneinander abhängig. Beispiel: Bei der Investition in ein Klavier, gibt man ökonomisches Kapital ab, gewinnt dafür aber kulturelles Kapital. Zusammenfassend lässt sich soziale Herkunft somit aus dem ökonomischen, kulturellen und sozialen Kapital einer Person definieren.
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[1] außen vor bleiben hier geschlechtsspezifische Unterschiede und ungleiche Benotung der Lehrer aufgrund deren sozialer Herkunft
- Citation du texte
- Miriam Schönlau (Auteur), 2015, Besteht ein Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsarmut in Deutschland?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383564
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