Diese Masterarbeit beschäftigt sich mit der Disziplin der Kirchen(-raum)pädagogik. Dieser Bereich der Religionspädagogik legt den Fokus auf die innere Ruhe, die Spiritualität und die Wahrnehmung von Kirchen als „auratischen“ Ort, der eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt. Im Gegensatz zu dieser inneren Ruhe bewegen wir uns tagtäglich in einer pluralistischen Gesellschaft, die sich durch Unruhe, Stress und Hektik auszeichnet.
Deshalb benötigen wir in unserer heutigen Leistungsgesellschaft vermehrt „Orte der Besinnung“, in denen wir uns fallen lassen und in bedachter Stille in uns gehen können, ohne dass Forderungen an uns gestellt werden. Für diese besinnlichen Begegnungen eignen sich natürlich auch die traditionellen Kirchenführungen. Doch der pädagogische Aspekt (Kirchenraumpädagogik) bietet darüber hinaus die Chance, den Kontrast zwischen Führenden und Hörenden zu durchbrechen und vielmehr das Miteinander von Führenden und Teilhabenden zu fördern.
Im ersten Teil der Arbeit werden theoretische Basisinformationen bezüglich der Kirchenraumpädagogik angeführt: Was ist Kirchenrumpädagogik überhaupt? Wodurch und warum ist diese Disziplin entstanden? Was ist das Besondere am Kirchenraum – sind Kirchen heilig? Wenn ja, wie lässt sich das im Kontext lutherischer „Raumvergessenheit“ vereinbaren? Der Schwerpunkt der Überlegungen beruht im theoretischen Teil auf der Darstellung des Raumverständnisses nach Christoph Bizer. Zusätzlich werden weitere nennenswerte Raumvorstellungen, die unter anderem auf Bizers Konzept basieren, erläutert.
Im zweiten Abschnitt dieser Arbeit behandelt die Autorin einen eigens erstellten Fragebogen und ein Praxisbeispiel einer eigenen kirchenraumpädagogischen Erkundung.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Definition Kirchenraumpädagogik
- Die Wurzeln der Kirchenraumpädagogik
- Zur Semantik von Kirchenräumen
- Der Kirchenraum im Rückblick lutherischer Vergangenheit
- Der Kirchenraum im Ausblick protestantischer Gegenwart und Zukunft
- Das Raumverständnis nach Christoph Bizer
- Kirchenraumpädagogik im Kontext eines performativen Religionsunterrichts
- Didaktische Grundlagen
- Fünf Typen der Kirchenraumpädagogik nach Roland Degen
- Drei kirchenraumpädagogische Ansätze nach Hartmut Rupp
- Auswertung der beiden Fragebögen „Kirchenraumpädagogik“
- Kirchenraumpädagogische Führung in der St. Andreas Kirche
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Kirchenraumpädagogik, ihre Entstehung, ihre theoretischen Grundlagen und ihre praktische Anwendung im Religionsunterricht. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis dieser Disziplin zu entwickeln und ihre Bedeutung im Kontext des Traditionsabbruchs und der multireligiösen Gesellschaft zu beleuchten.
- Definition und Entwicklung der Kirchenraumpädagogik
- Theologische und religionspädagogische Grundlagen
- Methodische Ansätze und didaktische Prinzipien
- Praxisbeispiel: Kirchenraumpädagogische Führung
- Interreligiöser Dialog und Konfessionssensibilität
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Die Arbeit befasst sich mit der Kirchenraumpädagogik, einer Disziplin der Religionspädagogik, die sich mit der Erschließung von Kirchenräumen als Orte der Besinnung und spiritueller Erfahrung auseinandersetzt. Der Fokus liegt auf dem Kontrast zwischen der inneren Ruhe des Kirchenraums und der Hektik der modernen Gesellschaft, sowie auf der Förderung des Miteinanders zwischen Führenden und Teilnehmenden bei kirchenraumpädagogischen Aktivitäten. Die Arbeit kombiniert theoretische Grundlagen mit empirischen Daten aus Fragebögen und einem Praxisbeispiel.
Definition Kirchenraumpädagogik: Dieses Kapitel definiert Kirchenraumpädagogik als das aktive Erschließen christlicher Kirchen mit allen Sinnen, um Inhalte der christlichen Religion und spirituelle Dimensionen zugänglich zu machen. Es werden verschiedene Definitionen aus der Fachliteratur vorgestellt und der Begriff der Spiritualität im Kontext der Kirchenraumpädagogik erläutert. Der Kirchenraum wird als auratischer Lernort beschrieben, der ganzheitliche und sinnliche Zugänge zur christlichen Religion bietet.
Die Wurzeln der Kirchenraumpädagogik: Die Entstehung der Kirchenraumpädagogik wird im Kontext der Museumspädagogik der 1970er Jahre und des erfahrungsorientierten Ansatzes in den 1980er und 1990er Jahren verortet. Die Arbeit betont die Rolle wichtiger Persönlichkeiten und Initiativen in Hamburg und Hannover sowie die Gründung des Bundesverbandes Kirchenpädagogik im Jahr 2000. Der "Traditionsabbruch" als Ursache für die Entstehung der Disziplin wird diskutiert, wobei unterschiedliche Perspektiven auf die Ursprünge der Kirchenraumpädagogik präsentiert werden.
Zur Semantik von Kirchenräumen: Dieses Kapitel untersucht das Verständnis von Kirchenräumen in der lutherischen Tradition und in der Gegenwart. Es wird die lutherische "Raumvergessenheit" im Vergleich zu modernen Ansätzen diskutiert, die Kirchenräume als heilige und auratische Orte betrachten. Das Raumverständnis von Christoph Bizer, basierend auf dem Konzept der "Begehung" und Wahrnehmungsprozessen, wird detailliert erläutert.
Kirchenraumpädagogik im Kontext eines performativen Religionsunterrichts: Dieses Kapitel beschreibt performativen Religionsunterricht als leiblich-raumumgreifendes Ereignis, bei dem Religion nicht nur theoretisch vermittelt, sondern aktiv erlebt und gestaltet wird. Es werden Parallelen zwischen performativem Religionsunterricht und Kirchenraumpädagogik aufgezeigt, wobei die Bedeutung der Inszenierung von Inhalten und die aktive Rolle der SchülerInnen betont werden.
Didaktische Grundlagen: Dieses Kapitel verbindet die didaktischen Grundlagen des niedersächsischen Kerncurriculums für Evangelische Theologie mit den Möglichkeiten der Kirchenraumpädagogik. Es werden verschiedene Kompetenzbereiche des Curriculums mit konkreten Praxisbeispielen aus der Kirchenraumpädagogik veranschaulicht und die Bedeutung des Lernens am authentischen Ort hervorgehoben.
Fünf Typen der Kirchenraumpädagogik nach Roland Degen: Das Kapitel präsentiert Degens fünf Typen der Kirchenraumpädagogik: Stil- und Baukunde-Typ, katechetischer Typ, handlungsorientierter Typ, symboldidaktischer Typ und antizipatorischer Typ. Jeder Typ wird kurz beschrieben und in seinen Zügen erläutert.
Drei kirchenraumpädagogische Ansätze nach Hartmut Rupp: Hier werden Rupps drei Ansätze zur Kirchenerschließung vorgestellt: ganzheitliche, geistliche und mit Erkundungsbögen. Der Fokus liegt auf dem Ansatz der ganzheitlichen Kirchenerschließung, welcher detailliert mit sieben Schritten beschrieben wird. Methodische Elemente wie Verlangsamung, Versinnlichung, Fokussierung und Elementarisierung werden erläutert.
Auswertung der beiden Fragebögen „Kirchenraumpädagogik“: Dieses Kapitel analysiert die Antworten von Christiane Kürschner und Gabriele Geyer-Knüppel auf einen erstellten Fragebogen zur Kirchenraumpädagogik. Die Auswertung umfasst die Konzepte der beiden Frauen, ihre Erfahrungen mit Kirchenführungen, den Umgang mit Kindern verschiedener Religionszugehörigkeit und die Bedeutung einer "Pädagogik heiliger Räume".
Kirchenraumpädagogische Führung in der St. Andreas Kirche: Dieses Kapitel beschreibt eine konkrete Kirchenraumpädagogische Führung in der St. Andreas Kirche in Braunschweig. Es werden die Erfahrungen und Beobachtungen der Autorin beschrieben, der Fokus liegt auf der Bedeutung von ganzheitlicher Wahrnehmung, der Interaktion mit Kindern und dem Umgang mit Interreligiosität.
Schlüsselwörter
Kirchenraumpädagogik, Religionspädagogik, performativer Religionsunterricht, Raumverständnis, Christoph Bizer, heilige Räume, auratische Orte, Symboldidaktik, Zeichendidaktik, Gestaltungspädagogik, Traditionsabbruch, Interreligiöser Dialog, Konfessionssensibilität, Multikulturalität, Multireligiosität, Theologisieren mit Kindern, Erfahrungslernen, Probehandeln.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Kirchenraumpädagogik"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit zur Kirchenraumpädagogik?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über die Kirchenraumpädagogik. Sie beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, und abschließend Schlüsselwörter. Die Arbeit untersucht die Entstehung, die theoretischen Grundlagen und die praktische Anwendung der Kirchenraumpädagogik im Religionsunterricht, beleuchtet ihre Bedeutung im Kontext des Traditionsabbruchs und der multireligiösen Gesellschaft und verbindet theoretische Grundlagen mit empirischen Daten aus Fragebögen und einem Praxisbeispiel.
Was wird unter Kirchenraumpädagogik verstanden?
Kirchenraumpädagogik wird definiert als das aktive Erschließen christlicher Kirchen mit allen Sinnen, um Inhalte der christlichen Religion und spirituelle Dimensionen zugänglich zu machen. Der Kirchenraum wird als auratischer Lernort beschrieben, der ganzheitliche und sinnliche Zugänge zur christlichen Religion bietet. Verschiedene Definitionen aus der Fachliteratur werden vorgestellt und der Begriff der Spiritualität im Kontext der Kirchenraumpädagogik erläutert.
Welche Wurzeln hat die Kirchenraumpädagogik?
Die Entstehung der Kirchenraumpädagogik wird im Kontext der Museumspädagogik der 1970er Jahre und des erfahrungsorientierten Ansatzes der 1980er und 1990er Jahre verortet. Die Arbeit betont die Rolle wichtiger Persönlichkeiten und Initiativen, die Gründung des Bundesverbandes Kirchenpädagogik im Jahr 2000 und diskutiert den "Traditionsabbruch" als Ursache für die Entstehung der Disziplin.
Wie wird das Verständnis von Kirchenräumen in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht das Verständnis von Kirchenräumen in der lutherischen Tradition und in der Gegenwart. Es wird die lutherische "Raumvergessenheit" im Vergleich zu modernen Ansätzen diskutiert, die Kirchenräume als heilige und auratische Orte betrachten. Das Raumverständnis von Christoph Bizer, basierend auf dem Konzept der "Begehung" und Wahrnehmungsprozessen, wird detailliert erläutert.
Welche Rolle spielt der performative Religionsunterricht?
Die Arbeit beschreibt performativen Religionsunterricht als leiblich-raumumgreifendes Ereignis, bei dem Religion nicht nur theoretisch vermittelt, sondern aktiv erlebt und gestaltet wird. Es werden Parallelen zwischen performativem Religionsunterricht und Kirchenraumpädagogik aufgezeigt, wobei die Bedeutung der Inszenierung von Inhalten und die aktive Rolle der SchülerInnen betont werden.
Welche didaktischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit verbindet die didaktischen Grundlagen des niedersächsischen Kerncurriculums für Evangelische Theologie mit den Möglichkeiten der Kirchenraumpädagogik. Es werden verschiedene Kompetenzbereiche des Curriculums mit konkreten Praxisbeispielen aus der Kirchenraumpädagogik veranschaulicht und die Bedeutung des Lernens am authentischen Ort hervorgehoben.
Welche Typen und Ansätze der Kirchenraumpädagogik werden vorgestellt?
Die Arbeit präsentiert fünf Typen der Kirchenraumpädagogik nach Roland Degen (Stil- und Baukunde-Typ, katechetischer Typ, handlungsorientierter Typ, symboldidaktischer Typ und antizipatorischer Typ) und drei Ansätze nach Hartmut Rupp (ganzheitliche, geistliche und mit Erkundungsbögen). Der Fokus liegt auf dem Ansatz der ganzheitlichen Kirchenerschließung.
Wie werden empirische Daten in die Arbeit integriert?
Die Arbeit analysiert die Antworten von Christiane Kürschner und Gabriele Geyer-Knüppel auf einen erstellten Fragebogen zur Kirchenraumpädagogik. Die Auswertung umfasst die Konzepte der beiden Frauen, ihre Erfahrungen mit Kirchenführungen, den Umgang mit Kindern verschiedener Religionszugehörigkeit und die Bedeutung einer "Pädagogik heiliger Räume". Zusätzlich wird eine konkrete Kirchenraumpädagogische Führung in der St. Andreas Kirche in Braunschweig beschrieben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kirchenraumpädagogik, Religionspädagogik, performativer Religionsunterricht, Raumverständnis, Christoph Bizer, heilige Räume, auratische Orte, Symboldidaktik, Zeichendidaktik, Gestaltungspädagogik, Traditionsabbruch, Interreligiöser Dialog, Konfessionssensibilität, Multikulturalität, Multireligiosität, Theologisieren mit Kindern, Erfahrungslernen, Probehandeln.
- Quote paper
- Mona Heumann (Author), 2011, Spiritualität von Kirchenräumen. Religionspädagogische Lernchancen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381365