Markus Rehm ist Weitspringer und Kurzstreckenläufer. Seit einem Unfall in seiner Jugend, als ihm ein Bootmotor im August 2003 den Unterschenkel zerriss, trägt er am rechten Bein eine Unterschenkelprothese. Dennoch war es ihm nicht vergönnt, im Jahr 2014 an den Deutschen Leitathletik-Meisterschaften der nichtbehinderten Sportler teilzunehmen, die er prompt gewann.
Spätestens mit diesem Erfolg begann jedoch die Kontroverse um seine Leistung. Zu einer Titelverteidigung im Jahr darauf durfte er zwar teilnehmen, eine Einbeziehung in die offizielle Wertung wurde ihm aber aus Gründen der Unvergleichbarkeit der sportlichen Leistung gegenüber unversehrten Sportlern verweigert. Nicht zuletzt seit dieser Kontroverse befindet sich die internationale Sportwelt in einem Dilemma. Andere Sportarten leben sozusagen von dem technischen Fortschritt, der ein Teil des Wettkampfs ist. Im Radsport, beim Schwimmen oder im Skisport – um nur einige zu nennen – gehört ein perfekt präpariertes Material zum sportlichen Erfolg dazu. Im Rennsport ist die Ingenieursleistung und die technische Verbesserung untrennbar mit dem sportlichen Erfolg des Autorennfahrers verknüpft.
Es stellt sich daher die Frage, wo technische Unterstützung im Sport als solche anfängt und wie die Vergleichbarkeit im sportlichen Wettkampf gewährleistet bleibt. Dieser Frage versucht die Hausarbeit aus medienanthropologischer Sicht nachzugehen. Die Analyse des Menschen als mangelhaftes Wesen ist vermutlich so alt wie die Philosophie selbst. Es versucht werden, einige zentrale Theorien insofern anzureißen, wie es der Argumentationsstruktur der Arbeit dienlich erscheint.
Diese Arbeit versucht auch keine Antwort auf die sportethische Diskussion um Fairness und Inklusion zu geben – nicht zuletzt, weil ein eindeutiger Vor- oder Nachteil der Prothesen wissenschaftlich nicht erwiesen werden kann. Stattdessen soll der Mensch – am Beispiel von Markus Rehm und Oscar Pistorius der Sportler – in den (historisch gewachsenen) Kontext des technisch durchdrungenen Menschen im Rahmen einer prothetischen Medienanthropologie gestellt werden. Die Fragestellung kreist also darum, wie sehr der Mensch technisch verfasst ist.
Inhalt
1 Einleitung
2 Der Kampf um Olympia: ethische Debatte um Fairness und Inklusion im Sport
3 Eine kurze Geschichte der Prothetik
4 Vom Mängelwesen zum Übermenschen
4.1 Der Mensch als (un)vollkommenes Wesen
4.2 Der Übermensch bei Nietzsche
4.3 Der Prothesengott bei Freud
4.4 Der halbe Mensch bei Plessner
4.5 Das Mängelwesen bei Gehlen
5 Die Übung an sich selbst – Anthropotechniken bei Peter Sloterdijk
6 Die Technizität des Sports
7 Der behinderte Sportler als Übermensch und Mängelwesen
8 Fazit
9 Literatur
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- Felix Luderer (Author), 2016, Von Mängelwesen und Übermenschen. Medienanthropologische Betrachtungen am des Para-Olympioniken Markus Rehm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380329
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