Im mittleren Erwachsenenalter muß der Mensch vielfältigen Krisen begegnen und
entsprechende Entwicklungsschritte absolvieren: Sowohl bei Frauen als auch bei
Männern nimmt die Geschlechtshormonproduktion ab, was zu kritischen
Umstellungen im psycho-physischen Gleichgewicht führen kann. Langfristige
Lebensziele, die im frühen Erwachsenenalter gesetzt wurden, werden in der
Lebensmitte oft als unrealistisch erkannt und müssen korrigiert werden. Lange
vernachlässigte Lebensziele aus dem frühen Erwachsenenalter tauchen wieder auf
und stellen das bisherige Leben in Frage. Es stellen sich dem Einzelnen typische
Entwicklungsaufgaben wie Generativität und Produktivität in Verantwortung für
nachfolgende Generationen, an denen er auch scheitern kann. Für viele Menschen
erfolgt zum ersten Mal eine Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens und
dem Tod. Es finden kritische Veränderungen der Familienbeziehungen wie z.B. der
Auszug der Kinder aus dem Elternhaus statt und es treten einschneidende
Lebensereignisse ein, die den Beruf, die Familie oder die eigene Gesundheit
betreffen und zur Umstrukturierung der Lebenssituation führen.
Beim Übergang ins mittlere Erwachsenenalter gewinnen viele Menschen erstmals
die Zeit, den Blick zurückzuwenden und sich die Frage zu stellen, ob sie ihren
Lebensweg wie bisher fortsetzen wollen. Fragen, die ein Mensch sich nun stellt sind
zum Beispiel: Was habe ich mit meinem bisherigen Leben getan? Was gibt mir
meine Frau bzw. mein Mann, was geben mir meine Freunde, was gibt mir meine
Arbeit wirklich und was gebe ich zurück? Welches sind meine wirklichen Werte und
wie bilden sich diese in meinem Leben ab? Was sind meine größten Begabungen
und wie nutze - oder vergeude - ich sie? Was ist aus meinen alten träumen
geworden und was möchte ich nun mit ihnen tun? Kann ich fortan so leben, daß
meine jetzigen Wünsche, Werte, Begabungen und Sehnsüchte auf bestmögliche
Weise kombiniert werden?
Inhalt
1. Einleitung
2. Entwicklungsthemen im mittleren Erwachsenenalter
3. Identität
4. Kritische Lebensereignisse
4.1. Familie
4.2. Beruf
4.3. Gesundheit
5. Schlußfolgerungen
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Wohl in der Mitte unseres Lebensweges geriet ich tief in einen dunklen Wald, So daß vom graden Pfade ich verirrte.
Oh, schwer wird’s mir, zu sagen, wie er war, der wilde Wald, so finster und so rau; Angst faßt aufs neue mich, wenn ich dran denke;
So schmerzlich, daß der Tod kaum bittrer ist.“
(Dante Alighieri)1
So schreibt Dante Alighieri am Beginn seiner „Göttlichen Komödie“. Die Beschreibungen einer psychischen Krise in der Lebensmitte reichen also weit zurück.
In der Forschung wurde eine „midlife crisis“ als solche in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts postuliert und damit das Konzept der lebenslangen Entwicklung unterstützt. Die nachfolgenden Untersuchungen konnten die Theorie einer universellen, jeden Menschen betreffenden Krise aber nicht bestätigt finden und führten zur Notwendigkeit einer differenzierten Sichtweise des Erwachsenenalters. Die Untersuchungen zur „midlife crisis“ wurden damit zu einem entscheidenden Kristallisationspunkt der Entwicklungspsychologie des mittleren Erwachsenenalters2. Im mittleren Erwachsenenalter muß der Mensch vielfältigen Krisen begegnen und entsprechende Entwicklungsschritte absolvieren: Sowohl bei Frauen als auch bei Männern nimmt die Geschlechtshormonproduktion ab, was zu kritischen Umstellungen im psycho-physischen Gleichgewicht führen kann. Langfristige Lebensziele, die im frühen Erwachsenenalter gesetzt wurden, werden in der Lebensmitte oft als unrealistisch erkannt und müssen korrigiert werden. Lange vernachlässigte Lebensziele aus dem frühen Erwachsenenalter tauchen wieder auf und stellen das bisherige Leben in Frage. Es stellen sich dem Einzelnen typische Entwicklungsaufgaben wie Generativität und Produktivität in Verantwortung für nachfolgende Generationen, an denen er auch scheitern kann. Für viele Menschen erfolgt zum ersten Mal eine Auseinandersetzung mit der Endlichkeit des Lebens und dem Tod. Es finden kritische Veränderungen der Familienbeziehungen wie z.B. der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus statt und es treten einschneidende Lebensereignisse ein, die den Beruf, die Familie oder die eigene Gesundheit betreffen und zur Umstrukturierung der Lebenssituation führen3.
Beim Übergang ins mittlere Erwachsenenalter gewinnen viele Menschen erstmals die Zeit, den Blick zurückzuwenden und sich die Frage zu stellen, ob sie ihren Lebensweg wie bisher fortsetzen wollen. Fragen, die ein Mensch sich nun stellt sind zum Beispiel: Was habe ich mit meinem bisherigen Leben getan? Was gibt mir meine Frau bzw. mein Mann, was geben mir meine Freunde, was gibt mir meine Arbeit wirklich und was gebe ich zurück? Welches sind meine wirklichen Werte und wie bilden sich diese in meinem Leben ab? Was sind meine größten Begabungen und wie nutze - oder vergeude - ich sie? Was ist aus meinen alten träumen geworden und was möchte ich nun mit ihnen tun? Kann ich fortan so leben, daß meine jetzigen Wünsche, Werte, Begabungen und Sehnsüchte auf bestmögliche Weise kombiniert werden?4
2. Entwicklungsthemen im mittleren Erwachsenenalter
Die verschiedenen Entwicklungsthemen in diesem Lebensabschnitt wurden von verschiedenen Autoren zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich formuliert, wie die nachfolgende Übersicht verdeutlichen soll.
Es werden wichtige Bewertungen, Rücküberprüfungen und Modifizierungen von Lebenszielen durchgeführt. Es gibt allerdings auch Kritik an der Formulierung von Entwicklungsaufgaben, da diese durch die nur geringe inhaltliche Übereinstimmung zwischen den einzelnen Autoren etwas beliebig erscheinen. Entwicklungsaufgaben
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
müssen also relativ offen formuliert, empirisch gut fundiert und für unterschiedliche kulturelle und soziale Milieus differenziert werden5.
Tabelle 1: Entwicklungsaufgaben im mittleren Erwachsenenalter6
3. Identität
Zu einer „midlife crisis“ kann es auch gerade dadurch kommen, daß ein Individuum die notwendigen Identitätsveränderungen zu wenig gemacht hat. Im mittleren Erwachsenenalter stabilisieren sich die Identitätsstile, wobei man drei Varianten unterscheiden kann: Bei einem akkomodativen Identitätsstil ist der Mensch offen für neue Erfahrungen, was sich zwar in einer Überreaktion auf die ersten physischen Abbausymptome äußert, aber insgesamt doch zu einer eher realistischen Sicht der zweiten Lebenshälfte führt.
[...]
1 zit. n. Faltermaier/Mayring/Saup/Strehmel (2002): Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters, S.136
2 Faltermaier/Mayring/Saup/Strehmel (2002): Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters, S.136
3 Faltermaier/Mayring/Saup/Strehmel (2002): Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters, S.137
4 Mietzel ( 1997): Wege in die Entwicklungspsychologie, S. 214
5 Faltermaier/Mayring/Saup/Strehmel (2002): Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters, S.145
6 nach: Faltermaier/Mayring/Saup/Strehmel (2002): Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters, S.144
- Arbeit zitieren
- Jasmin Becker (Autor:in), 2004, Midlife Crisis - Suche nach einer differenzierten Sichtweise auf die Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37991
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