In der vorliegenden Arbeit soll die politische Bedeutung von Aischylos „Die Eumeniden“ untersucht werden und die Frage beantwortet werden, inwieweit die Tragödie eine identitätsstiftende und staatstragende Funktion einnimmt. So werden in einzelnen Interpretationen und Rezeptionen verschiedener Autoren die besonderen Aspekte der „Eumeniden“ dargestellt. Ein Überblick zur politischen Tragödie, Aischylos‘ Biographie und der Orestie im Allgemeinen wird vorangestellt, da auch diese Themengebiete für eine intensive Interpretation der Eumeniden von Bedeutung sind. Das Wissen um den historischen Kontext sei vorausgesetzt.
Inhalt
Einleitung
Die Biographie des Aischylos
Die politische Tragödie
„Die Orestie“
Das politische an den „Eumeniden“
Fazit
Quellen- und Literaturverzeichnis
Einleitung
Als Kimon 462 v. Chr. einem spartanischen Hilfegesuch im 3. Messenischen Krieg auf der Peloponnes nachkam und sein Gegenspieler Ephialtes mit seiner Verfassungsreform die Entmachtung des Areopags durchsetzen konnte, stellte dies einen wichtigen Knotenpunkt in der Entwicklung der attischen Demokratie dar. Nie zuvor hatten Volk und Gerichte einen derart großen Anteil an der Macht. Es kann daher kein Zufall sein, dass der große griechische Dichter und Kriegsveteran Aischylos, wie bereits zuvor nach den Perserkriegen, die Erlebnisse seiner Zeit in einer Tragödie verarbeitet.
In der vorliegenden Arbeit soll die politische Bedeutung von Aischylos „Die Eumeniden“ untersucht werden und die Frage beantwortet werden, inwieweit die Tragödie eine identitätsstiftende und staatstragende Funktion einnimmt. So werden in einzelnen Interpretationen und Rezeptionen verschiedener Autoren die besonderen Aspekte der „Eumeniden“ dargestellt. Ein Überblick zur politischen Tragödie, Aischylos‘ Biographie und der Orestie im Allgemeinen wird vorangestellt, da auch diese Themengebiete für eine intensive Interpretation der Eumeniden von Bedeutung sind. Das Wissen um den historischen Kontext sei vorausgesetzt. Die Untersuchung des Hauptthemenkomplexes wird sich dem Problem einer hohen Deutungsvielfalt stellen müssen, das sich an den recht vielfältigen und unübersichtlichen Forschungspositionen bemerkbar macht. Einen guten Überblick in der Erforschung der politischen Tragödie gibt Christian Meiers Lehrbuch „Die politische Kunst der griechischen Tragödie“, welches jedoch in Teilen der Interpretation der „Eumeniden“ der Kritik ausgesetzt ist.
Die Biographie des Aischylos
Für eine Biographie des Aischylos gibt es nur wenige Quellen, welche zudem qualitativ auseinandergehen. Zu nennen wäre eine handschriftlich überlieferte Vita aus dem Mittelalter[1]. Als Sohn des Euphorion entstammt er dem wohlhabenden Geschlecht der Eupatriden, einem alten Adelsgeschlecht Attikas. 425/4 soll er in Eleusis, 27 Kilometer nordwestlich Athens, geboren sein. Also drei Jahre nach dem Tode des Peisistratos. Quelle hierfür ist das Marmor Parium, eine in Marmor gemeißelte Zeittafel auf der Insel Paros.[2] Die Jahreszahl könnte jedoch auch darauf zurückzuführen sein, dass von seinem ersten Sieg bei den Dionysien 484 vierzig Jahre zurückgezählt worden sind. Zu ersten dichterischen Leistungen kam er 499 mit gerademal 26 Jahren, er errang seinen ersten Sieg, von insgesamt 12 nachgewiesenen, wie vorgenannt, aber erst 484. Die Tragödien dieser Schaffensperiode sind nicht erhalten geblieben. Zwischenzeitlich würden die persischen Kriege eine große Rolle im Leben und in der Karriere des Dramatikers spielen. Um 490 kämpften Aischylos und sein Bruder Kynegeiros als Hopliten bei Marathon, um Athen gegen die persische Armee zu verteidigen. Ebenso soll er an der Seeschlacht von Salamis 480 beteiligt gewesen sein - der griechische Sieg wird in seiner Tragödie „Die Perser“ im Jahre 472 verarbeitet.
Neben den Kriegserfahrungen war er auch Zeuge der Entwicklung der athenischen Demokratie. Er erlebte 514 den „Tyrannenmord“ an Hipparch, die Vertreibung dessen Bruders Hippias 510 und die Demenreform des Kleisthenes. Ebenfalls erlebte er die weitgehende Entmachtung des Areopags 462 durch Ephialtes, was im späteren Verlauf dieser Arbeit eine gesonderte Rolle spielen wird. Aischylos unternahm auf Einladung des Tyrannen Hieron von Syrakus 476/472 ein oder zwei Reisen nach Sizilien, auf denen er u.a. „Die Perser“ mit großem Erfolg erneut inszenierte. Im Jahr 458 kehrte er zum letzten Mal nach Sizilien zurück. Er besuchte die Stadt Gela, in der er 456/455 starb. Diese zwei oder drei Reisen nach Sizilien stehen der vorgenannten demokratischen Linie antidemokratisch gegenüber. Zimmermann vermutet, dass Aischylos, wie auch schon andere große griechische Lyriker zuvor „der Faszination erlegen sein, die von dem Hof des sizilischen Tyrannen ausging“[3]. Nach Lesky könnten auch politische Gründe Ursache gewesen sein.[4]
Eine große Neuerung, die Aischylos dem griechischen Theater brachte, war die Einführung des zweiten Schauspielers. Dadurch wurde der Dialog in den Mittelpunkt gerückt.[5]
Von seinen insgesamt etwa 80 Dramen sind der Nachwelt nur 7 vollständig erhalten („Die Sieben gegen Theben“, „Die Schutzflehenden“, „Agamemnon“, „Die Choephoren“, „Die Eumeniden“, „Die Perser“, „Der gefesselte Prometheus“). Die Dramen des Aischylos durften aufgrund eines Volksbeschlusses wieder aufgeführt werden und erlangten dadurch auch posthum einige Siege. Das Privileg der Wiederaufführung genossen nur wenige Dichter. Dadurch erklärt es sich, dass 405 v. Chr. Aischylos als „der Dichter der glanzvollen Zeit, in
[...]
[1] Vita 1.
[2] Vgl. Latacz, S. 86.
[3] Zimmermann, S. 33.
[4] Vgl. Lesky, S. 68ff.
[5] Aristot. Poet. IV, 1499a 16-18.
- Quote paper
- Jens Stuhlemer (Author), 2011, Die politische Tragödie. Untersuchung von Aischylos‘ "Die Eumeniden", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379093
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