Die Kindheit Jesu ist eine religiöse Versdichtung des aus Niederösterreich stammenden Konrad von Fußesbrunnen. Konrad ist nur bekannt als Verfasser dieses 3.027 Verse umfassenden Epos in mittelhochdeutscher Sprache, dessen Entstehungszeit nicht genau festzulegen, aber um die Zeit um 1200 anzusetzen ist, und damit auf die Zeitansätze der großen höfischen Romane. Sein Werk ist später sprachlich modernisiert worden. Mehrere Teile hat man in größere geistliche Dichtungen inkorporiert, die mit dem Orden in Verbindung stehen. Die Kindheit Jesu wurde in Prosa aufgelöst und in die prachtvoll illuminierte neutestamentliche Schaffhauser Historienbibel von 133 n. Chr. aufgenommen, wo sie, mit typologischen Erklärungen verbunden, in einen heilsgeschichtlichen Zusammenhang gestellt ist, den Konrad ihr gar nicht zugedacht hatte. Dies hat ihm eine indirekte literarische Nachwirkung bis in die Zeit des Buchdrucks garantiert. Zudem wurde Konrads Werk in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts ins Lateinische übertragen und hat damit noch den Zugang zu einem schulgebildeten, wenn auch theologisch anspruchslosen Publikum gefunden. Über das 14. Jahrhundert geht die bisher bekannte Überlieferung mit drei vollständigen Handschriften und sechs kleineren Fragmenten nicht hinaus. Jedoch ist dieses Werk die einzig größere erhaltene deutschsprachige Dichtung mit geistlichem Stoff aus der Generation der klassischen höfischen Epiker, weshalb sich daraus ableitend die Frage stellt, ob es sich hierbei nun um eine religiöse Dichtung oder doch – der Entstehungszeit entsprechend – um höfische Literatur handelt.
Ziel dieser Arbeit ist es, dieser Fragestellung nach der Einordnung des Werkes in religiöse oder höfische Literatur anhand der Kindheit Jesu Konrads von Fußesbrunnen nachzugehen. Dabei soll zunächst auf die Literatur des Entstehungszeitpunktes des Werkes um 1200 n. Chr. eingegangen werden. Anschließend wird die Frage der Literaturzugehörigkeit anhand des Stoffes und der Erzählweise der Kindheit Jesu geklärt. Beim Stoff soll zum einen kurz der Inhalt des Werkes angerissen werden, zum anderen spielen die Quellen, also die Vorlage für die Thematik eine wichtige Rolle. Die Erzählweise der Kindheit Jesu wird anhand der Verkündigungsszene analysiert und auf eine höfische Erzählweise untersucht. Schließlich endet diese Arbeit im Schlussteil mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die Literatur um 1200
3 Stoff der Kindheit Jesu
3.1 Historische Quellen über die Kindheit Jesu
3.2 Inhalt
3.3 Quellen der Kindheit Jesu
3.3.1 Das Protevangelium des Jakobus
3.3.2 Das Pseudo-Matthäusevangelium
3.4 Inhaltliche Nähe der Kindheit Jesu zum höfischen Roman
4 Erzählweise der Kindheit Jesu
4.1 Verkündigungsszene
4.2 Intentionen des Autors
4.3 Höfisches Erzählen in der Kindheit Jesu
5 Fazit
Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Internetquellen
Anhang
1. Text Verkündigungsszene (nach Fromm/Grubmüller)
2. Übersetzung Verkündigungsszene
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