Was heißt Kultur? In Hirschbergs Sinn ist sie “die Summe der von einem Volk hervorgebrachten und tradierten geistigen, religiösen und künstlerischen Werte sowie seiner Kenntnisse und Handfertigkeiten, Verhaltensweisen, Sitten und Wertungen, Einrichtungen und Organisationen, die in ihrer strukturellen Verbundenheit als eine Art gewachsener Organismus den Lebensinhalt” einer ethischen Gruppe charakterisiert wird.
Und welche selbst wiederum in und aus einem Netzwerk verschiedener Kulturen resultierte und von diesem noch immer Impulse erhält, verarbeitet und als Input an dieses zurückgibt. Nach dieser Definition stellt sich die Frage, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich eine Kultur langfristig gegenüber anderen behaupten kann. Eine Tradition kann nur fortgeführt werden, wenn es ausreichend Individuen gibt, die sich ihrer kulturellen Identität bewußt sind und diese kollektiv an die nachfolgenden Generationen weitergeben.
Im anderen Fall geschieht dasjenige, was Schliemann zu seinem Ruhm führte. Damit es nicht zu einem “floating gap” kommt, wie es Vansina bezeichnet, ist es für den Menschen von primärer Natur sich verständigen zu können. Denn nur Sprache, ob mündlich oder schriftlich ermöglicht die Weitergabe von Informationen, welche in ihrer Verarbeitung Kultur erst ermöglicht. Dem zu Folge ist zu vermuten, dass jede kulturell noch existierende Gruppe, aufgrund ihrer Tradition, eine eigene Sprache besitzt. Grimes (1992) identifizierte 6528 noch existierende Sprachen, wovon 94% in Afrika, Asien Latein Amerika und im Pazifischen Raum beheimatet sind. Wenn weiterhin davon ausgegangen wird, dass etwa 90% der Weltbevölkerung 100 Sprachen sprechen, ist der Umstand zu klären, warum es für den homo sapiens nützlich sein kann, die verbleibenden 6428 Sprachen zu erhalten. Einer Studie von Neukomm und Mattissen (2000) zu Folge gibt es nur 75 offizielle Sprachen auf der Welt, oder anders ausgedrückt 98,9% aller Sprachen sind Minderheitssprachen.
In Ländern wie Papua Neuguinea mit 850 Sprachen, Indonesien mit 670 Sprachen oder Nigeria mit 470 Sprachen ist es auf den ersten Blick aus wirtschaftspolitischen Gründen verständlich Hilfssprachen, wie das Pidgin, und offizielle Sprachen zu fördern. Unter kulturellen Gesichtspunkten ist es zumindest dichotom: Einerseits bedeutet die Unterdrückung von Sprache gleichzeitig ihre Bedrohung, weil sie nicht mehr von der betreffenden Nation unterstützt wird.
Inhaltsverzeichnis
1 Prolegomena
2 Sprachenpolitik und -situation
2.1 Von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart
2.1.1 Der Kolonialmachthaber und seine geförderten Sprachen
2.1.2 Von der Wiedervereinigung bis in die 70er Jahre
2.1.3 Die Entwicklung bis heute
2.2 Der Sprachgebrauch in der Region Ombessa
2.2.1 Der Sprachgebrauch in einzelnen Lebensbereichen
2.2.2 Sprachkenntnisse und deren Einsatz im sozialen Umfeld
3 Funktionen von Sprachen
3.1 Fasolds Schema
3.2 Chaudensons analytisches Netz
4 Multilinguismus versus Oktroyierung einer Kolonialsprache
5 Quellenverzeichnis
1 Prolegomena
Was heißt Kultur? In Hirschbergs Sinn ist sie “die Summe der von einem Volk hervorgebrachten und tradierten geistigen, religiösen und künstlerischen Werte sowie seiner Kenntnisse und Handfertigkeiten, Verhaltensweisen, Sitten und Wertungen, Einrichtungen und Organisationen, die in ihrer strukturellen Verbundenheit als eine Art gewachsener Organismus den Lebensinhalt”[1] einer ethischen Gruppe charakterisiert wird; und welche selbst wiederum in und aus einem Netzwerk verschiedener Kulturen resultierte und von diesem noch immer Impulse erhält, verarbeitet und als Input an dieses zurückgibt. Nach dieser Definition stellt sich die Frage, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich eine Kultur langfristig gegenüber anderen behaupten kann.
Eine Tradition kann nur fortgeführt werden, wenn es ausreichend Individuen gibt, die sich ihrer kulturellen Identität bewußt sind und diese kollektiv an die nachfolgenden Generationen weitergeben. Im anderen Fall geschieht dasjenige, was Schliemann zu seinem Ruhm führte.
Damit es nicht zu einem “floating gap” kommt, wie es Vansina bezeichnet, ist es für den Menschen von primärer Natur sich verständigen zu können. Denn nur Sprache, ob mündlich oder schriftlich ermöglicht die Weitergabe von Informationen, welche in ihrer Verarbeitung Kultur erst ermöglicht. Dem zu Folge ist zu vermuten, dass jede kulturell noch existierende Gruppe, aufgrund ihrer Tradition, eine eigene Sprache besitzt. Grimes (1992) identifizierte 6528 noch existierende Sprachen, wovon 94% in Afrika, Asien Latein Amerika und im Pazifischen Raum beheimatet sind. Wenn weiterhin davon ausgegangen wird, dass etwa 90% der Weltbevölkerung 100 Sprachen sprechen[2], ist der Umstand zu klären, warum es für den homo sapiens nützlich sein kann, die verbleibenden 6428 Sprachen zu erhalten. Einer Studie von Neukomm und Mattissen (2000) zu Folge gibt es nur 75 offizielle Sprachen auf der Welt, oder anders ausgedrückt 98,9% aller Sprachen sind Minderheitssprachen. In Ländern wie Papua Neuguinea mit 850 Sprachen, Indonesien mit 670 Sprachen oder Nigeria mit 470 Sprachen[3] ist es auf den ersten Blick aus wirtschaftspolitischen Gründen verständlich Hilfssprachen, wie das Pidgin, und offizielle Sprachen zu fördern. Unter kulturellen Gesichtspunkten ist es zumindest dichotom: Einerseits bedeutet die Unterdrückung von Sprache gleichzeitig ihre Bedrohung, weil sie nicht mehr von der betreffenden Nation unterstützt wird. Andererseits dürften im Sinne Spencers diese Regulierungsprozesse als Versuch des Systems verstanden sein, sich an die Umwelt in ein neues Fließgleichgewicht zu adaptieren. Und dies mit dem Ziel, so wie es seiner Zeit Darwin verstand nicht exkaviert, sondern selbst dominierend zu wirken und im temporalen Gefüge des profanen Progresses zumindest zu überleben. Da aber die lamarcksche Evolutionstheorie nur auf sehr kurze Zeithorizonte anwendbar scheint, ist unmittelbar evident, falls Sprache diachronisch gesehen nicht zum homo scribens findet, dass die mit der Zeit gewachsenen kulturellen Traditionen aus der kollektiven Erinnerung gestrichen werden und mit ihnen das theoretische und praktische Wissen der vorangegangenen Generationen. Wenn dann am Ende der menschlichen Evolutionskette der homo sapiens loquens feststellt, dass alle Menschen hinsichtlich ihrer Sprache und somit in ihrem kulturellen Verständnis uniform sind, gilt es für ihn die transzendentale Frage zu beantworten, welchen Vorteil eine im späten Pleistozän lebende Menschengruppe gegenüber ihm besitzt.
In Afrika werden derzeit etwa 1000 Sprachen gesprochen, wobei Swahili und Haussa mit jeweils über zehn Millionen Sprechern am weitverbreitesten sind[4]. Da einige dieser Sprachen von nur sehr wenigen Menschen gesprochen werden, ist es schwierig eindeutig eine Sprache von einem Dialekt zu unterscheiden. Das es sich um verschiedene Sprachen handelt ist erkennbar an “those speech forms which are not mutually intelligible when used spontaneously [...] by native speakers.”[5]
Im Rahmen dieser Arbeit wird im folgenden auf die Sprachenpolitik Kameruns eingegangen. Kamerun zählt mit seinen 238 Sprachen zu den sprachreichsten Ländern der Erde. Deshalb wird im nächsten Kapitel einerseits auf die Sprachenpolitik der wechselnden Herrscher im Zeitverlauf eingegangen, andererseits aber auch die aktuelle Situation in der Region Ombessa beleuchtet, bevor im dritten Kapitel auf die Funktionen von Sprache im Sinne Fasolds und Chaudensons eingegangen wird.
2 Sprachenpolitik und –situation
2.1 Von der Kolonialzeit bis zur Gegenwart
2.1.1 Der Kolonialmachthaber und seine geförderten Sprachen
Noch bevor die deutsche Regierung am 14. Juli 1884 Kamerun als Teil ihres Herrschaftsgebietes erklärte, begannen britische und protestantische Missionare ihre Arbeit in den Küstenregionen Kameruns. Während die britischen Missionare in den Küstenregionen das Pidgin förderte, gewann Douala im landesinneren dadurch an Bedeutung, weil sie für die erste Bibelübersetzung von 1872 genutzt wurde. In Folge dessen wurde sie im Einzugsgebiet der Katholiken zur Kirchensprache und somit auch Schulsprache, was sie bis 1960 blieb. Dagegen versuchten die ersten Protestanten erst die lokale Sprachenvielfalt beizubehalten, entschieden sich aber dann für Douala und Mungaka und förderten diese auch in Regionen, in denen sie nicht als Muttersprache vertreten waren. Ab 1910 betraten die katholischen Missionare auch den Süden Kameruns und ähnlich den Protestanten entschieden auch sie sich für zwei Sprachen (Ewondo und Basaa).
Die deutsche Kolonialzeit war durch zwei Dinge geprägt: Einerseits förderten sie den Ausbau der Infrastruktur (z. B. durch den Bau zweier Eisenbahnlinien: Douala-N´kongsaba und Douala-Yaoundé), sowie der Intensivierung der Landwirtschaft. Andererseits ließen sich diese Projekte nur durch Landenteignungen und Zwangsarbeitern vollziehen, so dass sich trotz der Verbesserung der Lebensbedingungen insgesamt ein Widerstand gegen die Besatzer aufbaute, welcher allerdings nicht von allen Einwohnern unterstützt wurde. Dennoch entschlossen sich die Kolonialherren ein Dekret zu verfassen, welches die deutsche Sprache als alleinige Unterrichtssprache ab der dritten Klasse vorsah. Damit wurde der Gebrauch von Douala, Mungaka und Bamun eingeschränkt und die politische Einflußnahme der betroffenen ethischen Gruppen unterbunden.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde Kamerun entsprechend des Versailler Vertrages zwischen Frankreich und England aufgeteilt. Mit der Übernahme des östlichen Teils Kameruns durch Frankreich wurde 1920 per Dekret französisch zur Unterrichtsprache. (Allerdings war es den christlichen Missionaren in ihren Schulen gestattet in den ersten beiden Jahren noch in der lokalen Sprache zu unterrichten.) Für Frankreich gab es hierfür primär drei Gründe. Zum einen schien es ihnen unmöglich ihr Territorium zu einigen und zum zweiten waren sie der Ansicht, dass sich in den lokalen Sprachen, welche zum Teil nicht als Schriftsprache existierten, sich keine abstrakten Ideen formulieren lassen. Der Hauptgrund allerdings lag für die sie in der Tatsache, dass Ostkamerun nun zum frankophonen Verbund gehörte und somit es die französische Sprache zu fördern galt, weil sie hier als Machtinstrument und Handelssprache fungierte.[6]
Anders als die Franzosen änderten die britischen Besatzer, dass von den Deutschen eingeführte administrative System nicht. Eine von 1920 – 1923 durchgeführte Erforschung afrikanischer Länder unter britischer Verwaltung durch eine Kommission empfahl für den Schulunterricht die lokalen Sprachen zuzulassen mit dem Ziel den Schulbesuch einem größeren Bevölkerungsanteil zu ermöglichen. Aufgrund des Drucks der britischen Regierung wurde dennoch die englische Sprache in den Mittelschulen dominierend. Im Jahr 1953 änderte England seine Ansicht wieder mit der Folge, dass in Regionen, in denen eine lokale Sprache dominierte und als Handelssprache fungierte auch als Unterrichtssprache zugelassen wurde. In Regionen, in denen eine solche Sprache nicht existierend war wurde sich entschlossen “simple English” als Bildungssprache einzusetzen.[7] Ab 1958 war es Westkamerun selbst überlassen die Schul– und Kirchensprache zu wählen. Die Schulbehörde entschloss sich Englisch als einheitliche Schulsprache wieder einzuführen, wobei es den Lehrern gestattet blieb die Regionalsprache unterstützend zu nutzen. In den Kirchen konnten sich die Gemeinden zwischen der Kolonialsprache und entweder Douala oder Mungaka entscheiden. Eine Wahl zwischen Englisch und der jeweiligen Muttersprache wurde nicht zugelassen. Ursächlich hierfür war die fehlende geschriebene Sprache, die für die Bibel genutzt werden hätte können.
Stumpf kommentierte wie folgt die Einstellung zur Kolonialsprache aus Sicht der traditionsbewußten afrikanischen Gesellschaft: “The arrival of the white man with his technology created the belief that this ”technical superiority” was only the result of the powerful German, French or English word … Since the word underpinned the wielding of colonial power, it was essential to learn a European Language, first of all in order to enjoy a certain prestige and to obtain employment, then in order to manipulate power. … As a result, learning a European language reflected on the one hand a desire to regain the autonomy of a strong word, and on the other hand a search for modernity (prestige, self-affirmation and acquisition). (Stumpf 1979: 138-139)”[8]
2.1.2 Von der Wiedervereinigung bis in die 70er Jahre
Ähnlich wie in Frankreich gab es auch in beiden Teilen Kameruns eine Widerstandsbewegung, welche für die Unabhängigkeit und die Wiedervereinigung mit dem britischen Teil kämpfte. Während bereits 1948 im französischen Teil die später verbotene l´Union des populations du Cameroun (UPC) von Ruben Um Nyobe gegründet wurde, bedurfte es erst der Ermordung Ruben Um Nyobes (1958) und seines Nachfolgers Félix Roland Moumié (1960) zur Gründung der Kamerun National Democratic Party (KNDP) durch John Ngu Foncha im britischen Teil. Frankreich beschloss in Folge der Untergrundbewegung 1956 ein Rahmengesetz, welches den Rückzug der Kolonialherren regelte, sowie die Souveränität des Landes zum ersten Januar 1960. Im Jahre 1961 entließ dann auch die britische Regierung ihren Teil Kameruns in die Unabhängigkeit. Ein Referendum im selben Jahr entschied allerdings, dass der nördliche Teil von nun an zu Nigeria gehören sollte, während sich der südliche Teil der Republik Kamerun anschloss.
In der neugegründeten Republik wurde sich für die Einführung zweier Amtssprachen, Englisch und Französisch, entschieden. Für die lokalen Sprachen blieb nur der religiöse und informelle Bereich. Ein Versuch der Universität Yaoundé einzelne lokale Sprachen in die Ausbildung mit einfließen zulassen scheiterte am Widerstand der Regierenden mit der Begründung, dass die Auswahl einzelner Sprachen eine politische Implikation zur Folge haben könne.
In den 60er und beginnenden 70er Jahren entstand ein zunehmendes Interesse an Literatur, so dass mit Unterstützung der UNESCO der Versuch unternommen wurde Erwachsenen, welche sehr früh von der Schule abgegangen bzw. nie die Möglichkeit hatten eine solche zu besuchen das Lesen in den offiziellen Sprachen beizubringen. Eine Ausnahme bildete hier die NUFI Vereinigung in Zentral-West Kamerun, welche Literaturunterricht in der Fe`efe`e Sprache gab. In Ergebnis dessen wurde es der Universität Yaoundé gestattet ein Abkommen mit der internationalen Gesellschaft für Sprache (SIL) zu treffen. Danach war es SIL gestattet die lokalen Sprachen zu erforschen mit dem Ziel eine Schrift für die jeweilige Sprache zu entwickeln, die es ermöglichen sollte die Bibel in der jeweiligen lokalen Sprache zur Verfügung zu stellen zu können.
2.1.3 Die Entwicklung bis heute
Mit dem Ende der 70er Jahre fanden zunehmend die Linguisten Gehör, welche die Bedeutung der Sprache im Erziehungsbereich und die kommunikativen Implikationen für eine Gesellschaft mit über 200 Sprachen hervorhoben. Auf dem gesellschaftlichen Level hatte dies zur Folge, dass die Muttersprache innerhalb der Familie genutzt wurde, während die regionale Sprache die offizielle Sprache zumindest in den Grundschulen ablöste.
In den 80er Jahren betonten Bot Ba Njock (1981) und Fluckiger (1984), dass der Gebrauch der lokalen Sprache für die Kommunikation auf Gemeindeebene elementar sei, weil sie ein elementarer Bestandteil ihrer eigenen Entwicklung, aber auch der der Gemeinde ist. Auch die Politik erkannte die Bedeutung der lokalen Sprache und so wurde auf dem Congrès du Renouveau 1985 eine Resolution beschlossen, welche zum Inhalt hatte “... to encourage the development of national (=African) languages, decisive factors of our national identity and a major means of informing the masses and of bringing literacy to adults in rural areas.”[9] Im selben Jahr äußerte sich der Minister für höhere Bildung und wissenschaftliche Forschung zu den Entwicklungszielen die lokalen Sprachen betreffend: “(local languages) ... are becoming increasingly advantageous supports for the revitalisation of our rural communities in the social, cultural and economic spheres, because they are specially fitting tools to transmit development notions in the context of community liberalism which the national New Deal is seeking to promote.”[10] Ebenfalls Kameruns Präsident Biya kommentierte in seinem Buch von 1986 den Stellenwert der lokalen Sprachen in bezug auf den der offiziellen Sprache: “ At an ethnic level the development of national (=African) languages, special vehicles of ethnic cultures, must be encouraged. It follows that each language expresses the culture which it carries. Developed in this way, these cultural gems will be transferred on to the national stage to the great benefit of all. It is therefore appropriate to let all our linguistic flowers blossom, as a necessary and indispensable phase in the history of making up our national culture bouquet. We are therefore opting for the integration of each Cameroonian into his or her community by means of their mother tongue, on the understanding that this is only a strategic step towards better integration into the national community: plumbing the depths of each ethnic personality will mean that one brings what is excellent from each group and can benefit the whole nation, by means of national languages and by means of official languages. (Biya 1986:116)”[11]
Zusammenfassend läßt sich konstatieren, dass die Sprachpolitik dichotom ist: Einerseits gibt es die offiziellen Sprachen, Englisch und Französisch, welche in der Verfassung festgeschrieben sind, aber von großen Bevölkerungsteilen nicht verstanden werden. Andererseits versucht die ländliche Entwicklungspolitik gleichzeitig durch Forschungsgesellschaften die lokalen Sprachen zu analysieren und sie in Schriftform kommunikativ werden zu lassen mit dem Ziel, dass die Menschen ihre eigene Sprache für kulturell wichtig erachten und somit diese ihren Kindern lehren.
2.2 Der Sprachgebrauch in der Region Ombessa
Ombessa liegt 105 km nordwestlich von Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns und befindet sich somit im ehemals französisch verwalteten Teils des Landes. Die lokale Sprache ist Nugunu, welche zur Sprachgruppe Mbam Bantu gehört. Sie umfaßt etwa 400 km² und wird von ungefähr 60.000 Menschen gesprochen, wovon etwa 20.000 außerhalb der Sprachzone leben.
Dieses Kapitel gliedert sich in zwei Abschnitte. Im ersten Teil wird ein Überblick über die verwendeten Sprachen gegeben, wie sie in einzelnen Lebensbereichen angewendet werden. Der zweite Teil zeigt anschließend auf, welche Sprachen die Bewohner Ombessas kennen und welche Sprachen sie individuell wann nutzen.
2.2.1 Der Sprachgebrauch in einzelnen Lebensbereichen
Das Familienleben
In Familien, die seit drei oder mehr Generationen in der Region leben ist Nugunu die Sprache, welche hier gebraucht wird. In Familien hingegen, in denen ein Elternteil eine andere Sprache als erstes kannte, werden sowohl Nugunu als auch diese Sprache simultan gesprochen. In einigen wenigen Fällen war laut Robinson zu beobachten, dass auch die französische Sprache zur Verständigung genutzt wurde. Außerdem ist zu beobachten, dass Vorschulkindern manchmal kurze Anweisungen auf französisch gegeben werden. Dies hat zum Ziel, dass die Kinder mit der Schulsprache, wenn sie dann eingeschult werden weniger Probleme haben.
Der Markt
In Ombessa gibt es drei Markttypen: zum einen den wöchentlich stattfindenden Besede, zum zweiten den alle zehn Tage stattfindenden kleinen Markt und schließlich den Kakaomarkt (saisonal). Der Besede-Markt umfasst 250 Verkäufer, welche auf 1500 Kunden treffen.
[...]
[1] Hirschberg, 1965:243
[2] vgl. Ruhlen 1976
[3] Neukomm, Mattissen (2000): Bedrohte Sprachen, Universität Zürich 2001
[4] vgl. Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004, Afrikanische Sprachen
[5] vgl. Robinson (1996): Language Use in Rural Development, p. 11, Mouton de Gruyter 1996
[6] vgl. Djité 1990: 24; in Robinson (1996): Language Use in Rural Development, Mouton de Gruyter 1996
[7] vgl. Stumpf 1976; in Robinson (1996 ): a. a. O.
[8] Robinson (1996): p. 116f a. a. O.
[9] Robinson (1996): p. 119 a. a. O.
[10] Robinson (1996) a. a. O.
[11] Robinson (1996): p. 120 a. a. O.
- Arbeit zitieren
- Sven Paschke (Autor:in), 2004, Zur Sprachensituation in Kamerun, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37847
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