Peter Weiss gilt, neben Rolf Hochhuth und Heiner Kipphardt, als einer der bedeutendsten Vertreter des dokumentarischen Theaters. Die Untersuchungen dieser Arbeit sind jedoch auf Peter Weiss Die Ermittlung aus dem Jahr 1965 begrenzt. In der Öffentlichkeit stand das Stück zum Teil in der Kritik, da die Frage nach der Darstellbarkeit dokumentarischer Fakten auf der Kunst-Bühne angezweifelt wurde. Kritiker wie Marianne Kerstings urteilten, dass einerseits Themen wie Konzentrationslager und Massenmorde nicht mit den herkömmlichen moralischen und ästhetischen Normen formulierbar sein, andererseits der doppelte Anspruch von Dokumentation und Kunst nicht erfüllt werden könne, da entweder der Dokumentarwert zugunsten der künstlerischen Formulierung oder die künstlerische Formulierung zugunsten einer politisch-moralischen Wirkung oder des Dokumentarwerts leiden würde. Dieser Meinung schließen sich zahlreiche Kritiker an und verweisen vielfach auf eine Kluft zwischen Dokumentation und Kunst, wonach Kunst und Politik klar getrennt sein müssen. Peter Weiss formuliert, dass ein dokumentarisches Theater künstlerisch sein muss, um seine Legitimation auf der Kunstbühne zu haben.
Die vorliegende Arbeit untersucht, auf welche Weise in dem dokumentarischen Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss versucht wird, dokumentarische Faktenwahrheit mit dem künstlerischen Anspruch des Theaters zu verbinden. Zur Untersuchung der Fragestellung wird der Autor Peter Weiss vorgestellt. Anschließend wird ein knapper Überblick über die historischen Bezüge der „Ermittlung gegeben“. Im folgenden Teil soll die Struktur des Werks anhand der Anlehnung an Dantes Divina Commedia analysiert werden. Weiterhin wird die Auswahl und Bearbeitung der Dokumente auf Hinblick der künstlerischen Gestaltung untersucht. In dem abschließenden Teil werden die wichtigsten Elemente zur Beantwortung der Fragestellung zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund
- Zum Autor Peter Weiss
- Das dokumentarische Theater
- Struktur des Werkes
- Titel und Untertitel
- Die Ermittlung in Anlehnung an die Divina Commedia
- Dokumentarische Grundlage
- Auswahl der Dokumente
- Bearbeitung der Dokumente
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, wie Peter Weiss in seinem dokumentarischen Theaterstück „Die Ermittlung“ versucht, dokumentarische Faktenwahrheit mit dem künstlerischen Anspruch des Theaters zu verbinden. Dabei wird der Autor Peter Weiss vorgestellt, ein kurzer Überblick über die historischen Bezüge des Stückes gegeben und die Struktur des Werks anhand der Anlehnung an Dantes „Divina Commedia“ analysiert.
- Verbindung von Dokumentation und Kunst im dokumentarischen Theater
- Darstellung der historischen Bezüge des Auschwitzprozesses
- Analyse der Struktur des Stückes in Bezug auf die „Divina Commedia“
- Untersuchung der Auswahl und Bearbeitung der Dokumente
- Rezeption des Stücks und die Frage nach der Darstellbarkeit von dokumentarischen Fakten auf der Bühne
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik des dokumentarischen Theaters und stellt Peter Weiss als einen der wichtigsten Vertreter dieses Genres vor. Des Weiteren werden kritische Stimmen zur Darstellbarkeit von dokumentarischen Fakten auf der Bühne und die Frage nach der Legitimation von Kunst und Politik in diesem Kontext beleuchtet. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Stückes „Die Ermittlung“ und versucht, die Verbindung von Dokumentation und Kunst im Stück aufzudecken.
2. Historischer Hintergrund
Dieses Kapitel beschreibt den historischen Hintergrund des Stückes, den Frankfurter Auschwitzprozess, der zwischen 1963 und 1965 stattfand. Der Prozess gegen SS-Leute des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz, der als der größte Schwurgerichtsprozess der deutschen Justizgeschichte gilt, wird im Detail beleuchtet. Es werden die beteiligten Personen, der Ablauf des Prozesses und die Bedeutung des Prozesses für die Aufarbeitung des Holocaust in Deutschland dargestellt.
3. Zum Autor Peter Weiss
In diesem Kapitel wird der Autor Peter Weiss vorgestellt. Sein Leben und seine künstlerische Entwicklung werden beleuchtet, mit besonderer Berücksichtigung seiner politischen und sozialen Engagements. Es wird auch auf die Bedeutung des Autors für die Entwicklung des dokumentarischen Theaters eingegangen.
4. Das dokumentarische Theater
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das dokumentarische Theater als Genre. Es werden die wichtigsten Merkmale und Vertreter des Genres vorgestellt, die sich vor allem mit der Darstellung von historischen Ereignissen beschäftigen. Dabei wird auch auf die ästhetischen und ethischen Herausforderungen dieses Theatergenres eingegangen.
5. Struktur des Werkes
Dieser Abschnitt analysiert die Struktur des Stückes „Die Ermittlung“ in Bezug auf Dantes „Divina Commedia“. Es wird die Bedeutung der Titel und Untertitel des Stückes beleuchtet und auf die Verwendung der „Inferno“-Thematik im Stück eingegangen.
6. Dokumentarische Grundlage
Dieses Kapitel untersucht die Auswahl und Bearbeitung der Dokumente, die als Grundlage für das Stück „Die Ermittlung“ dienen. Es wird erörtert, welche Dokumente Peter Weiss verwendet hat und wie er diese in das Stück integriert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: dokumentarisches Theater, Peter Weiss, Die Ermittlung, Auschwitzprozess, Frankfurter Prozess, „Divina Commedia“, Dokumentation, Kunst, Faktenwahrheit, Darstellbarkeit, Legitimation, Aufarbeitung des Holocaust, Ästhetik, Ethik, politische und soziale Relevanz.
- Citar trabajo
- Alexander Reidegeld (Autor), 2017, Das dokumentarische Theater. Peter Weiss' "Die Ermittlung", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378474