Unter Bezugnahme auf Josiah Royce, George P. Fletcher und Klaus Mertens versucht diese Hausarbeit zu beweisen, dass es sich bei Gott/Gottesglaube um ein geeignetes Objekt von Loyalität handelt.
Das Streben nach Individualität, Unabhängigkeit und der Drang zur Selbstverwirklichung scheinen in einem Konflikt mit Traditionen zu stehen. Auch Glaube im religiösen Sinn ist eine Tradition. Die Religion ist mit bestimmten Werten und Normierungen verbunden, die in einer sich immer schneller entwickelnden Gesellschaft eher Konservatismus repräsentieren, währenddessen die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau sowie das Familienbild längst im Wandel sind. Die Wissenschaft stößt in immer neue Gebiete vor und erweitert die Vorstellungen von der Welt und das Wissen über die Beschaffenheit unserer Umgebung. Leider geht mit sozialer und naturwissenschaftlicher Erkenntnis oftmals auch die Meinung einher, dass man nun wirklich keinen Nutzen mehr aus der Religion und dem Glauben an Gott ziehen könne. Gott verkommt in dieser Argumentation zu einem Fabelwesen, einem geisterhaften Hirngespinst, das uns der Autonomie berauben würde. Aus den vermeintlichen Fängen dieses deterministischen Gottes will man sich befreien. Dabei geht ein wesentlicher Inhalt von Glaube verloren. Die Werte, die wir vertreten, sind maßgeblich von der Bibel und dem Christentum beeinflusst. Durch die Auseinandersetzung mit der Schrift gelangten die Menschen zu Antworten auf moralische Fragen. Gott als Fabelwesen darzustellen zeigt eigentlich nur eine Zunahme von Unwissenheit über die Quellen unserer Werte an. Auf der anderen Seite muss die Kirche auch in der Lage sein, sich zu wandeln und zu erneuern. Es kann nicht fruchtbar sein, die Bibel aus dem Kontext einer Historisierung herauszunehmen und sowohl die Metasprache, als auch den veränderten Kontext zu ignorieren. Fundamentalisten dürfen nicht zum öffentlichen Bild des Glaubens werden. Interessanterweise geraten allerdings sowohl gläubige als auch nichtgläubige Menschen in der heutigen Zeit in moralische Konflikte, deren Auflösung im zunehmenden Maße unmöglich scheint. Royce fasst es in einem Satz sehr gut zusammen, wenn er schreibt: „Our age (…) has doubts about what is really the best plan of human life.“ Alle moralischen Führer, Reformer und Propheten, so sagt Royce, versetzen uns in einen Zustand der Verwirrung und Verunsicherung, da sie uns in einem nicht aufgelösten Zweifel über persönliche moralische Entscheidungen belassen.
Gliederung
1. Einleitung
2. Ein loyales Leben führen
2.1 Was Loyalität ausmacht - der Objektbegriffs nach Royce
2.2 Gute und schlechte Objekte von Loyalität
3. Loyalität im Christentum
3.1 Drei Dimensionen von Loyalität - das Historische Selbst bei Fletcher
3.2 Die Autonomie des loyales Kritikers - über die Möglichkeit des Widerspruchs nach Klaus Mertens
4. Zusammenfassung
Anhang
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- Jennifer Braune (Author), 2016, Untersuchung von George P. Fletcher und Klaus Mertens Überlegungen zu Gott und Loyalität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378017
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