Diese Seminararbeit soll sich mit der Auffassung des Fremden der vielleicht meist diskutierten Gesellschaftslehre unserer Zeit befassen: dem Marxismus.
Es geht hierbei um einen ganz speziellen Umgang mit der Fremde, denn es gibt im Kommunismus, der im Marxismus finalen Gesellschaftsform, rein faktisch gesehen keine Fremde mehr. In den Kapitel wird aufgezeigt, wie Marx durch den Internationalismus und das Absterben des ideologischen Überbaus, nach dem Sieg des Proletariats über die Bourgeoisie, eine klassen- und staatenlose Gesellschaft zu erzielen glaubt.
Diese Arbeit beschäftigt sich also mit dem Internationalismus im Marxismus. Nach einer kurzen Vorstellung von Marx und Engels, sowie des Marxismus und seinen Theorien an sich, das marxsche Menschenbild, und seine Meinung zu Staat, Globalisierung und Freihandel erläutert werden soll. Zudem soll der Internationalismus Begriff an sich, sowie bei Marx im Speziellen definiert werden, sowie Marx' Vorstellung der nationalen und internationalen Befreiung und die Bedeutung des Internationalismus bei eben diesen aufgezeigt werden, welche letztendlich zum Kommunismus führen sollen. In einem letzten Schritt soll schließlich ermittelt werden, inwiefern die marxistischen Blickwinkel auf das Fremde in der heutigen Gesellschaft mit all ihren Problemen von Bedeutung oder Nutzen sind oder sein könnten.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
2 Karl Marx und Friedrich Engels
2.1 Kurzbiografien
2.2 Marxismus
2.3 Der Mensch bei Marx
3 Internationalismus
3.1 Definition
3.2 Internationalismus als Pendant zum Nationalismus
4 Internationalismus im Marxismus
4.1 Definition
4.2 Der Staat
4.3 Globalisierung und Freihandel
4.4 Nationale und Internationale Befreiung
4.5 Notwendigkeit des Internationalismus
4.6 Die Internationalen Arbeiter-Assoziation (IAA)
5 Kritik
6 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einführung
Das Thema „Wahrnehmung des Fremden“ wurde seit dem letzten Jahrhundert immer wichtiger und immer häufiger diskutiert. Die steigenden Flüchtlings- und Migrantenzahlen zwingen die Gesellschaft fast täglich, sich mit der Fremde auseinanderzusetzen. Nicht selten kommt es durch das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen und Religionen zu Diskriminierung und Rassismus. Beides sind Dinge, gegen die versucht wird mit Hilfe von Bildung und Aufklärung vorzugehen. Es stellt sich immer wieder die Frage: Wie geht man mit dem Fremden um?
Diese Seminararbeit soll sich mit der Auffassung des Fremden der vielleicht meist diskutierten Gesellschaftslehre unserer Zeit befassen: dem Marxismus. Es geht hierbei um einen ganz speziellen Umgang mit der Fremde, denn es gibt im Kommunismus, der im Marxismus finalen Gesellschaftsform, rein faktisch gesehen keine Fremde mehr. In den folgenden Kapitel werde ich aufzeigen, wie Marx durch den Internationalismus und das Absterben des ideologischen Überbaus, nach dem Sieg des Proletariats über die Bourgeoisie, eine klassen- und staatenlose Gesellschaft zu erzielen glaubt.
Diese Arbeit beschäftigt sich also mit dem Internationalismus im Marxismus. Nach einer kurzen Vorstellung von Marx und Engels, sowie des Marxismus und seinen Theorien an sich, das marxsche Menschenbild, und seine Meinung zu Staat, Globalisierung und Freihandel erläutert werden soll. Zudem soll der Internationalismus Begriff an sich, sowie bei Marx im Speziellen definiert werden, sowie Marx' Vorstellung der nationalen und internationalen Befreiung und die Bedeutung des Internationalismus bei eben diesen aufgezeigt werden, welche letztendlich zum Kommunismus führen sollen. In einem letzten Schritt soll schließlich ermittelt werden, inwiefern die marxistischen Blickwinkel auf das Fremde in der heutigen Gesellschaft mit all ihren Problemen von Bedeutung oder Nutzen sind oder sein könnten.
2 Karl Marx und Friedrich Engels
2.1 Kurzbiografien
Karl Marx kam als drittes von neun Kindern des Rechtsanwalts Heinrich Marx und dessen Frau Henriette (geb. Pressburg) am 5. Mai 1818 in Trier auf die Welt. Später studierte er in Bonn Rechtswissenschaften und schloss sich schließlich während seines Studiums der Rechtswissenschaften und Philosophie in Berlin den „Junghegelianern“ an. Nach seiner Promotion 1841 in Jena, wandte er sich dem Journalismus zu und arbeitete als Chefredakteur bei der liberalen „Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe" in Köln.[1] Durch das Studium der Werke von Ludwig Feuerbach (1804- 1872), gelangte Marx in der ersten Hälfte der 1840er, die auch die Jahre des „Frühmarx“ genannt werden, in denen sich noch keine politisch-ökonomische Motivation erkennen ließ, zum Materialismus. Er empfand die Auffassung von eben diesem von Feuerbach als nicht konsequent genug und kündigte in den „Thesen über Feuerbach“ (Frühjahr 1845) eine Vervollständigung der Theorie des Materialismus an. Dieses Versprechen löste er jedoch nie ein, sondern wandte sich ab der zweiten Hälfte der 1840er, der Zeit des „Spätmarx“ , der Politischen Ökonomie zu.[2] Zu dieser Zeit (1844) lernte Marx Friedrich Engels in Paris kennen. Engels wurde am 28. November 1820 als Unternehmersohn in Wuppertal als ältestes von neun Kindern geboren und begann 1838 eine kaufmännische Ausbildung in Bremen, die er, nach vollbrachtem Kriegsdienst, in Manchester in der väterlichen Baumwollspinnerei fortsetzte. Auch Engels näherte sich in schon früh den Junghegelianer an. Zwischen Marx und Engels entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft und Zusammenarbeit. Gemeinsam treten sie in den „Bund der Gerechten“ ein und gestalten diesen dann 1847 in den „Bund der Kommunisten“ um. In diesem Zusammenhang entstand das 1848 herausgegebene „Manifest der Kommunistischen Partei“.[3] Durch diverse Veröffentlichungen wurden Marx und Engels schnell zu führenden Persönlichkeiten der sozialistischen Bewegung.
Über die Jahre hinweg blieben die Beiden durch regen Briefaustausch eng miteinander in Kontakt und Engels wusste Marx, wo es geht zu unterstützen: Er half ihm einerseits bei der Herausgabe seiner Werke, wie z.B. seinem Hauptwerk „Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie“ (1867), unterstützte ihn aber auch finanziell und half ihm so durch mehrere Krisen hindurch.
Gegen Ende ihres Lebens (1864) beteiligten sich beide maßgeblich an der Gründung der „ersten Internationale“, für welche Marx auch eine Inauguraladresse und die Statuten verfasste.[4]
Nach Marx Tod am 14. März 1883, veröffentlichte Engels den zweiten und dritten Band des „Kapitals“, sowie einige eigene Werke. Nach Aufhebung der Sozialistengesetze in Deutschland, kann Engels durch Kontaktpersonen innerhalb der SPD, deren Erfurter Programm beeinflussen. Am 5. August 1895 verstirbt er in London an Kehlkopfkrebs.[5]
2.2 Marxismus
Marx und Engels manifestierten mit ihren Werken die grundlegenden Thesen des marxschen Kommunismus, die teils von Anhängern von eben diesem weiter geführt und spezifiziert wurden. Im Allgemeinen versteht man unter dem Begriff „Marxismus“ die „Gesamtheit der Lehren von Marx und Engels; [als] auch die Theorien, die sich auf Marx berufen und ihrem Selbstverständnis nach marxistisch sind.“[6]
Im Folgenden werde ich die Grundzüge des Marxismus darlegen, da diese für das Verständnis des marxschen Internationalismus essentiell sind.
Marx spricht von sich selbst als überzeugten Anhänger des Materialismus und legt benutzt ihn als Basis für all seine Thesen. Er selbst gab folgende Definition vom Materialismus an:
„ Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. “[7]
Allen folgenden Thesen liegt diese Auffassung des Materialismus' zu Grunde.
Eines der Grundprinzipien des Marxismus ist die Dialektik, die das Denken in Widersprüchen beschreibt. So gibt es immer eine These und eine Antithese, die einen Widerspruch bilden und schließlich durch ständiges Anziehen und Abstoßen, durch ständige Bewegung und Entwicklung in eine Synthese übergehen. Dieser Zustand des vermeintlichen Stillstandes ist jedoch nur relativ, da sich zur vorigen Synthese eine neue Antithese entwickelt, und aus diesem Gegensatz sich erneut eine Synthese bildet. Es ist also ein nicht endender Kreislauf. Dieses Prinzip der Dialektik wendet Marx auf die Gesellschaft an und entwickelt so den „historischen Materialismus“. Dieser erklärt die Geschichtsprozesse mit der dialektischen Spannung zwischen Produktionsverhältnissen, die gleich bleiben und Produktivkräften, die sich durch technischen Fortschritt immer weiter entwickeln. Diese Spannung resultiert schließlich in gesellschaftlichen Spannungen und ökonomischen Krisen, die letztendlich zum dialektischen Sprung führen.[8] Im Manifest der Kommunistischen Partei beschreibt Marx „[d]ie Geschichte aller bisherigen Gesellschaft [als] […] die Geschichte von Klassenkämpfen.“[9], da sich in jeder Gesellschaft antagonistische Parteien befinden, die durch ihren steten Gegensatz eine so große Spannung hervorrufen, dass es zum Klassenkampf kommen muss, der entweder in einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft oder im Untergang der kämpfenden Klassen resultiert. Nach Marx' Determinismus Theorie findet dieser immer wiederkehrende Zyklus im Kommunismus, der klassen- und staats- freien Gesellschaft, sein Ende.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Modell des Historischen Materialismus, Frau Vogel-Zaiß[10]
2.3 Der Mensch bei Marx
Im folgendem werde ich kurz das Verständnis des Menschen bei Marx nach Karam Khella darlegen und mich auf dessen Werk „Die Menschen bei Marx. Kritik des Marxschen Geschichts-, Welt- und Menschenbildes.“ berufen:
Marx besitzt ein sehr reduziertes Menschenbild. Er verkennt die Individualität und Subjektivität des Menschen. Tatsächlich sieht er den Mensch nicht als Subjekt sondern als Objekt der Geschichte, er spricht ihm folglich die Fähigkeit die Geschichte zu beeinflussen völlig ab. Dabei verabsolutiert er die Herrschaft der Ökonomie über den Menschen als Gattung und Individuum und gesteht ihm keinerlei Willenskraft ein: „[...] [D]ie Nebelbildungen im Gehirn der Menschen sind notwendige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren und an materielle Voraussetzungen verknüpften Lebensprozesses.“[11]
Er sieht den Mensch als Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse und bleibt damit seiner streng materialistischen Denkweise treu.
Zudem gibt es für Marx nur den klassenspezifischen Menschen: In der Klassengesellschaft existiert der Mensch nicht allgemein, sondern nur als Antagonist. In der Industriegesellschaft ist der Bourgeois der Träger des politischen Bewusstseins und des ideologischen Überbaus. Der Proletarier dagegen ist die „Klasse an sich“, „Der Arbeiter selbst [ist] eine Ware.“[12] Er ist die Ware „Arbeitskraft“ und unterscheidet sich nur dadurch von der Maschine, als dass er einen Mehrwert bilden kann. Er erkennt den „Mensch als wichtigste Produktivkraft“ und sieht in ihm einzig eine anonyme Figur im System.
Bei dem Menschenbild von Marx fehlt die ihm sonst so gern genutzte Dialektik: Niemand wird wohl verneinen, dass der Mensch klassenunabhägnig ist, doch wird er trotzdem durch die individuelle Realitätswahrnehmung individuell geprägt. Man wird als keinen Klassenmensch A finden der in allen Punkten mit Klassenmensch B übereinstimmt.
3 Internationalismus
3.1 Definition
Im Allgemeinem versteht man unter dem Begriff „Internationalismus“ den Gegensatz zum Nationalismus. Die Befürworter dieses politischen Prinzips sehen die Zukunft unserer Gesellschaften als eine Internationale. Diese sind der Meinung, dass nationale, politische, kulturelle, ethische, und klassenbedingte Konflikte und Grenzen zweitrangig seinen und die gemeinsamen Interessen und Probleme im Vordergrund stehen sollten.
Die Grundsteine dieser Denkweise wurden im 19. Jahrhundert von Richard Cobden und John Bright gelegt. Sie galten als Verfechter des freien Handels, der nach ihrer Vorstellung eine Abhängigkeit zwischen den einzelnen Nationen schaffen und welche schließlich zum Weltfriede führen würde.[13]
3.2 Internationalismus als Pendant zum Nationalismus
Den Großteil des Definitionsrahmens nimmt jedoch der marxistische/ proletarische/ sozialistische Internationalismus ein, der mit Marx und Engels seine Anfänge fand. Er entstand also in einer Zeit, in der der Nationalismus als einer der politischen Grundideen aufflammte. Besonders in Deutschland, wo sich der Wunsch nach politischer Einheit und Selbstbestimmung als Nation breit machte. Nationalismus bezeichnet aber auch die Vorstellung, der Vormachtstellung der eigene Nation, sowie die Glorifizierung der eigenen Nation und die Abwertung von anderen. Er geht über den Nationalstolz und Patriotismus hinaus und beruft sich auf einen ethischen Kern, den er selbst hervorbringt. Es ist also ein System, das dazu gedacht ist eine bestimmte Gruppe von Menschen zu integrieren, und gleichzeitig die „Anderen“ abzugrenzen.[14]
Wieso ist Nationalismus gefährlich? Das hat uns die Geschichte gezeigt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts radikalisierte sich der Nationalismus zunehmend und durch das durch ihn etablierte Sendungsbewusstsein legitimierte den Imperialismus, die Herrschaft über fremde Völker, was zu Unterdrückung und Kriegen führte. Auch heute zeigt sich Nationalismus immer wieder in Europa: die Wahlerfolge der Afd, Marine Le Pen als Endkandidatin bei der französischen Präsidentschaftswahl, aber auch im Brexit.
Ist der marxsche Internationalismus also die Lösung von Ausgrenzung, Krieg und Diskriminierung? Im folgendem werde ich eben dies ermitteln.
[...]
[1] Vgl. Blume A.
[2] Vgl. Khella, S.17ff.
[3] Vgl. Blume B.
[4] Vgl. Blume A.
[5] Vgl. Blume B.
[6] Sauerland 1.
[7] Marx 1859
[8] Vgl. Sauerland 2.
[9] Marx/Engels
[10] Khella
[11] Marx/Engels 2
[12] Marx 1844
[13] Wikipedia 2017a
[14] Vgl. Planert 2004
- Arbeit zitieren
- Lena Kurzel (Autor:in), 2017, Internationalismus im Marxismus. Die Auffassung des Fremden in der Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377884
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