Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der positionsbezogenen Spielerintelligenz in Bezug auf die Spielklasse. Die Analyse der Ergebnisse soll Anreize für Trainer schaffen, die kognitive Leistungsfähigkeit der Spieler zur Schulung vakanter Positionen zu berücksichtigen und bestenfalls bei Kadersichtungen ein weiteres Entscheidungskriterium für die Auswahl zu schaffen.
Die Ergebnisse der Datenerhebung stellen die Realität dar und geben wieder, wie hoch die Leistungsfähigkeit pro Position und Leistungsklasse ist. Die Gegenüberstellungen von Anforderungsprofil und Theorie bezüglich Realität finden in den jeweiligen Auswertungen der Analysen statt.
In der Wissenschaft hat sich die Kognition als ein Bestandteil der Intelligenz herausgestellt und bildet mittels Wahrnehmungs-, Entscheidungs-, Gedächtnis- und Sprachvorgängen einen Teil der Spielerintelligenz ab. Um Erkenntnisse über die Intelligenz der Spieler zu erlangen, wurde ein auf 29 Minuten verkürzter schriftlicher IQ-Test mit 6 Kategorien, vorzugsweise mit den Spielern einer gesamten Mannschaft, durchgeführt und manuell ausgewertet. Um die psychische Belastung im Spiel anteilig abzubilden, wurde der größte Teil der Probanden (92%) bei einem Vorbereitungsturnier direkt nach einem Spiel befragt. Alle Spieler führten den gleichen Test unter gleichen Bedingungen aus und standen durch testübliche Zeitvorgaben unter Stress. Insgesamt wurden 264 Spieler/innen aus 32 Vereinen im aktiven Spielbetrieb zwischen Bezirksklasse und 1.Bundesliga befragt. Im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit wird der Einfachheit halber auf den Zusatz „/innen“ verzichtet und sowohl männliche als auch weibliche Probanden als „Spieler“ bezeichnet, es sei denn, der Test bezieht sich ausschließlich auf eine weibliche Gruppe.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit findet die Analyse und Auswertung der Daten innerhalb einer statistischen Darstellung statt. Während der Befragung stellten sich Vor- und Nachteile heraus, die in einer Fehlerbetrachtung behandelt werden. Die Testkategorien werden in Kapitel 4 beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Untersuchungsgegenstand
1.2 Methodik
2 Intelligenz
2.1 Definition
2.2 IQ-Berechnung und -Normierung
3 Anforderungsprofile
3.1 Libero
3.2 Zuspieler
3.3 Außenangreifer
3.4 Mittelblock
3.5 Diagonalspieler
3.6 Universalspieler
4 Analyse und Auswertung der erhobenen Daten
4.1 Einschätzung der Leistungsfähigkeit durch Trainer und Spieler
4.1.1 Analyse
4.1.2 Auswertung
4.2 Gesamtbetrachtung
4.2.1 Analyse
4.2.2 Auswertung
4.3 IQ-Verteilung nach Geschlecht
4.3.1 Analyse
4.3.2 Auswertung
4.4 Betrachtung nach Leistungsklassen
4.4.1 Analyse
4.4.2 Auswertung
4.5 Betrachtung nach Spielpositionen
4.5.1 Analyse
4.5.2 Auswertung
4.6 Vergleich der Größe zum IQ in den Bundesligen
4.6.1 Analyse
4.6.2 Auswertung
4.7 Vergleich der Positionen innerhalb der Leistungsklassen
4.7.1 Analyse
4.7.2 Auswertung
4.8 Fehlerbetrachtung
5 Ursachenfindung
6 Bezugnahme auf Kadersichtungen
7 Trainingsaspekte
8 Zusammenfassung
9. Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Berliner Intelligenzstrukturmodell nach Jäger (1984)
Abbildung 2: Normalverteilung der Intelligenz
Abbildung 3: Statistik zur Einschätzung der Spielerintelligenz
Abbildung 4: IQ-Verteilung nach Geschlecht
Abbildung 5: Darstellung der Leistungsklassen
Abbildung 6: Statistik nach Positionen
Abbildung 7: Statistik ZUSPIELER
Abbildung 8: Statistik MITTELBLOCKER
Abbildung 9: Statistik Außenangreifer
Abbildung 10: Statistik nach Position und Leistungsklasse
Abbildung 11: Verteilung in deR OL
Abbildung 12: Verteilung in den bundesligen
Abbildung 13: Verteilung Kader U15
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Definitionen
Tabelle 2: Gegenüberstellung Testgruppe - Gesamtbevölkerung
1 Einleitung
„Intelligenz lässt sich nicht am Weg, sondern nur am Ergebnis feststellen“
(Garri Kimowitsch Kasparow, Schachweltmeister 1985-2000)
Mit diesem Zitat schafft es Garri Kasparow, in einer sich immer weiter vervielfältigenden Informationsgesellschaft das Thema Intelligenz transparent zu machen, Fragen zu hinterlassen und zugleich für Meinungsaustausch zu sorgen. Auch im Sport spielt die Intelligenz eine immer größere Rolle. Athleten kommen an Ihre physischen Grenzen und die Gegneranalysen erreichen ein Niveau, welches kaum noch Lücken lässt. Gerade im technisch anspruchsvollen Ballsport Volleyball ist es daher wichtig, auf den Gegner vorbereitet zu sein, seine Schwächen aufzudecken, die eigenen Stärken herauszustellen und auf den Gegner vorbereitet zu sein. Im Gegensatz zu anderen Sportarten werden im Volleyball mehrere Entscheidungen in Sekundenbruchteilen gefällt. Dutzende in der Minute, Hunderte in einem Satz. Doch sind diese Entscheidungen immer richtig? Hat der Athlet die entscheidenden Parameter wahrgenommen, alles Unwichtige ausgeblendet, um Platz zu machen für das Wesentliche? Sind alle Vorgaben der Trainer bei der Entscheidung berücksichtigt worden? Wie agiert der Gegner, was wird er im nächsten Moment tun? In welchem Zusammenhang standen seine Punkterfolge oder die der Teamkollegen?
Zu jeder Zeit die richtige Entscheidung treffen. Dies wünschen sich Trainer und Spieler und beziehen sich zu einem großen Teil auf die Spielerintelligenz. Doch inwieweit sind die Spieler auf Ihren Positionen kognitiv gefordert? Sind in der Realität alle Positionen kognitiv optimal besetzt? Dies sind Fragen, die ein Spektrum abstecken, welches in der vorliegenden Hausarbeit beantwortet wird.
1.1 Untersuchungsgegenstand
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der positionsbezogenen Spielerintelligenz in Bezug auf die Spielklasse. Die Analyse der Ergebnisse soll Anreize für Trainer schaffen, die kognitive Leistungsfähigkeit der Spieler zur Schulung vakanter Positionen zu berücksichtigen und bestenfalls bei Kadersichtungen ein weiteres Entscheidungskriterium für die Auswahl zu schaffen.
Die Ergebnisse der Datenerhebung stellen die Realität dar und geben wieder, wie hoch die Leistungsfähigkeit pro Position und Leistungsklasse ist. Die Gegenüberstellungen von Anforderungsprofil und Theorie bezüglich Realität finden in den jeweiligen Auswertungen der Analysen statt.
1.2 Methodik
In der Wissenschaft hat sich die Kognition als ein Bestandteil der Intelligenz herausgestellt und bildet mittels Wahrnehmungs-, Entscheidungs-, Gedächtnis- und Sprachvorgängen einen Teil der Spielerintelligenz ab.
Um Erkenntnisse über die Intelligenz der Spieler zu erlangen, wurde ein auf 29 Minuten verkürzter schriftlicher IQ-Test[1]mit 6 Kategorien, vorzugsweise mit den Spielern einer gesamten Mannschaft, durchgeführt und manuell ausgewertet. Um die psychische Belastung im Spiel anteilig abzubilden, wurde der größte Teil der Probanden (92%) bei einem Vorbereitungsturnier direkt nach einem Spiel befragt. Alle Spieler führten den gleichen Test unter gleichen Bedingungen aus und standen durch testübliche Zeitvorgaben unter Stress. Insgesamt wurden 264 Spieler/innen aus 32 Vereinen im aktiven Spielbetrieb zwischen Bezirksklasse und 1.Bundesliga befragt. Im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit wird der Einfachheit halber auf den Zusatz „/innen“ verzichtet und sowohl männliche als auch weibliche Probanden als „Spieler“ bezeichnet, es sei denn, der Test bezieht sich ausschließlich auf eine weibliche Gruppe.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit findet die Analyse und Auswertung der Daten innerhalb einer statistischen Darstellung statt.
Während der Befragung stellten sich Vor- und Nachteile heraus, die in einer Fehlerbetrachtung behandelt werden. Die Testkategorien werden in Kapitel 4 beschrieben.
2 Intelligenz
Kaum eine vergleichbare Eigenschaft des Menschen wird so empfindlich behandelt wie die Intelligenz. Obwohl derzeit eine wachsende Begeisterung an Quizfragen beobachtet werden kann, wird die eigene Intelligenz eher unterschwellig betrachtet. Dies liegt zum einen daran, dass die Beantwortung von Quizfragen nur wenig mit Intelligenz, sondern viel mehr mit Allgemeinwissen zu tun hat und gleichermaßen ein IQ von <100 nicht aussagt, dass ein Mensch „dumm“ ist. Zum anderen sind IQ-Tests in Deutschland nicht so etabliert wie beispielsweise in den USA, wo diese zum Standardrepertoire eines jeden Einstellungstests gehören.
2.1 Definition
Wie vielfältig die Definitionen von Intelligenz ausfallen, beweisen zahlreiche Versuche im Rahmen der Intelligenzforschung. In Tabelle 1 sind einige Beispiele aufgeführt, wie Wissenschaftler den Begriff „Intelligenz“ beschreiben.
Ein wesentlicher Punkt, der speziell dem Volleyballsport zuzuschreiben ist, ist eine möglichst schnelle Aufarbeitung der erfassten Daten, um eine Lösung zu finden und diese unter Berücksichtigung der technischen Fertigkeiten umzusetzen.
Tabelle 1: Definitionen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[2][3][4][5]
Inwiefern sich die kognitiven Eigenschaften überschneiden, zeigt anschaulich das Berliner Intelligenzstrukturmodell von Adolf Otto Jäger von 1984 (s. Abb. 1). Dieses Modell lässt sich beispielsweise auf die Intelligenzstruktur im Volleyball übertragen, in dem die Verarbeitungskapazität (K) und Bearbeitungs-geschwindigkeit (B) in Verbindung mit figural-bildhaften Leistungen (F) einen hohen Anteil haben. Joy Paul Guilford hingegen war der Meinung, dass sich die Eigenschaften der Intelligenz in einem dreidimensionalen Modell eher darstellen ließen. Dieses Modell stieß jedoch aufgrund der hochgradigen inhaltlichen Enge der Modellfaktoren auf massive Kritik, sodass dieses Modell in der vorliegenden Arbeit an dieser Stelle lediglich erwähnt und wegen der Komplexität des Themas keine weitere Beachtung findet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Rost, D., Handbuch Intelligenz (2013), S.94
2.2 IQ-Berechnung und -Normierung
Für die Berechnung eines individuellen Intelligenzquotienten sind alle Ergebnisse innerhalb eines Tests und einer Bezugsgruppe maßgeblich. Haben beispielsweise 1000 Probanden den gleichen Test gemacht, wird aus den richtigen Antworten der Mittelwert gebildet und alle Abweichungen nach oben und unten entsprechend mit dem Mittelwert verglichen und abgebildet. Daraus ergibt sich eine IQ-Verteilung innerhalb der getesteten Population, die sich in nahezu allen wissenschaftlichen Tests als ähnlich herausstellt. (s. Abb.2).
Zudem wird je nach Alter des Probanden ein Bonus hinzugerechnet, der auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht und in der hier vorgestellten Arbeit berücksichtigt wurde.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Weinbrandt, B., Information für Eltern hochbegabter Kinder
Das Ergebnis beleuchtet grundsätzlich den tages-aktuellen Leistungsstand. Diese IQ-Skala wurde für die Auswertung der Spielerintelligenz deshalb gewählt, da sie in der Wissenschaft u.a. die kognitiven Fähigkeiten misst und gleichzeitig einen Toleranzbereich beinhaltet, der die Tagesform und die Zusammenstellung der Testkategorien relativiert. Das bedeutet, dass ein Proband mit einem IQ von 100 ein tatsächliches Ergebnis von 85-115 erzielt. Diese Standardabweichung findet auch in der Intelligenzforschung Berücksichtigung. Daher sind die Ergebnisse des hier vorgestellten IQ-Tests mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit realistisch.
Auf die in der Psychologie gängige Darstellung in Prozenträngen (PR) wurde bewusst verzichtet, da dies in der Allgemeinheit eher selten genutzt wird und die Angaben in IQ-Punkten gebräuchlicher sind.
3 Anforderungsprofile
Wie bereits in der Einleitung erwähnt haben die Spieler neben der sehr hohen technischen Anforderung eine große Verantwortung im kognitiven Bereich. Die hier genannten kognitiven Anforderungsprofile beziehen sich größtenteils auf individualtaktische Elemente. Gruppentaktische Faktoren werden nur dargestellt, wenn sie in direktem Zusammenhang mit dem Thema dieser Hausarbeit stehen. Für den jeweiligen Spezialisten wird hier aus Gründen der Anschaulichkeit lediglich eine Auswahl[6]der Anforderungen aufgezählt.
3.1 Libero
Der Libero (L) ist der Spieler, der aufgrund seiner Hauptverantwortung in der Annahme der psychisch stärkste Spieler sein sollte. Im Idealfall kennt er im Annahmeriegel die Aufschlagqualität und –technik der gegnerischen Aufschläger. Die Antizipationsfähigkeit und Verantwortung beginnt beispielsweise mit der Ballberührung des Aufschlägers und endet mit der Angriffssicherung. Neben dieser ersten Handlung im Spielverlauf gibt es weitere Aufgaben:
- Antizipation der gegn. Aufschlaghandlung
- Analyse der gegn. Angriffsrichtung, -härte, -effektivität
- Antizipation des gegn. Zuspielers (zur Abwehr), des eig. Zuspielers (zur Sicherung), des eig. Angreifers und gegn. Blocks (zur Sicherung)
- Entscheidung zur Ausübung des Hilfszuspiels
- Psychische Stärke im Annahmeriegel, auch bei Mißerfolg
3.2 Zuspieler
Die Zuspielfunktion wird i.d.R. als „Schaltstelle“ auf dem Spielfeld bezeichnet. Die Verbindung der Annahme-, bzw. Abwehrhandlung mit der Angriffsstrategie gelingt nur unter Berücksichtigung folgender Faktoren:
- Analyse der individualtaktischen Fähigkeiten des Zuspielers selbst und der Angreifer der eigenen Mannschaft
- Gegnerische Block- und Feldabwehrqualität
- Wahrnehmung/Beobachtung des gegn. Mittelblockers
- Wahrnehmung/Beobachtung der Verfügbarkeit der eig. Angreifer
- Einschätzung des psychischen Zustandes der eig. Angreifer
- Analyse der gruppentaktischen Angriffshandlung im Hinblick auf Effektivität
- Veränderung von Spielrhythmus, -tempo, -technik
- Hervorragendes Zusammenwirken mit dem Trainer
Vielfach wird aufgrund der komplexen Beobachtungs- und Wahrnehmungssituation der Zuspieler (ZS) als der am meisten geforderte Spieler bezeichnet, wenn es darum geht, die Spielerintelligenz optimal zu entfalten.
3.3 Außenangreifer
Der Außenangreifer (AA) ist speziell im mittleren und oberen Leistungsbereich zugleich der Annahmespezialist. Neben seiner verantwortungsvollen Aufgabe des Spielaufbaus ist er aufgrund seines Aufgabenfeldes als Multitalent zu bezeichnen. Seine Position im Hinterfeld und am Netz sorgt neben dortigen Blockhandlungen dafür, dass schwierige, bzw. Notzuspiele trotzdem druckvoll und mit Zielsetzung umgesetzt werden müssen. Zudem stellt die Abwehr auf Position 6 weitere Anforderungen an die Spielerintelligenz.
- Antizipation der gegn. Aufschlaghandlung
- Antizipation + Qualitätsbeurteilung des eigenen Zuspiel(er)s
- Wahrnehmung der gegn. Block-, Abwehr-, Angriffshandlungen
- Antizipation des gegn. Zuspiels
- Beobachtung des zeitlich-räumlichen Verhaltens des Schnellangreifers
3.4 Mittelblock
Der Mittelblock (MB) steht wiederholt vor den wohl komplexesten Spielsituationen. Fast immer muss er sich mit dem gegnerischen Zuspieler und 4 Angreifern, agierend am Netz und im Hinterfeld auseinandersetzen. Die Wahrnehmung der gegnerischen Angreifer bezüglich möglicher Kombination erfordert ein erhöhtes Maß an Beobachtungs- und Handlungsgabe. Trotz der hohen koordinativen Belastung muss der Mittelblocker ebenfalls über ein hohes Maß an kognitiven Fähigkeiten verfügen.
- Wahrnehmung der gegn. Spieler unter Berücksichtigung der versch. Kombinationen untereinander
- Antizipation der eig. Annahme zur Einleitung des Schnellangriffs
- Beobachtung des gegn. Angreifers im Moment der Angriffshandlung
- Antizipation des gegn. Zuspielers + Kenntnis seiner bevorzugten Pässe
- Überdurchschnittliche Wahrnehmungs- und Kopplungsfähigkeit
3.5 Diagonalspieler
Der Diagonalspieler (D) ist zumeist der erfolgreichste Punktesammler in der Mannschaft. In der Regel verfügen Diagonalspieler über die beste Physis und sollten auch aus scheinbar aussichtslosen Situationen die Punktchance suchen. In der Regel hat er die geringste kognitive Beanspruchung. Er agiert im unteren und mittleren Leistungsbereich im Block zumeist gegen nur einen Angreifer und hat die geringsten Beobachtungsaufgaben im Spiel. Obwohl er keine Aufgaben in der Annahme besitzt, muss er trotzdem den weiteren Spielverlauf antizipieren können.
- Antizipation der eig. Annahme zur Umsetzung der Angriffsstrategie
- Beobachtung des gegn. Angreifers und Anpassung der eig. Blockhandlung
- Im oberen Leistungsbereich Antizipation des gegn. Zuspiels zum Aufschließen zum 3er Block gegen gegn. Diagonal-/Hinterfeldangriff
3.6 Universalspieler
Gerade im unteren Leistungsbereich kann es sinnvoll sein, neben 2 Zuspielern mit 4 Universalisten (U) zu arbeiten, um die Athleten nicht zu früh zu spezialisieren. Alle spielerischen Elemente sollten so ausgebildet sein, dass auch Hilfstechniken ausreichend angewandt werden können. Doch auch im oberen Leistungsbereich kommt es vor, dass Spieler auf mehreren Positionen eingesetzt werden können. Auch wenn davon auszugehen ist, dass der spezialisierte Spieler in seiner ausführenden Qualität überlegen ist, kommt es vor, dass der Universalspieler in bestimmten Situationen aushelfen muss. Daher sollte er die kognitiven Fähigkeiten der Spezialisten abrufen können. Obwohl der Universalspieler in den meisten Fällen nur zwei bis drei Positionen beherrscht, findet er im Profibereich kaum noch Anwendung, wohl aber in den 2. und 3. Bundesligen. Zu den jeweiligen Eigenschaften der o.g. Spielertypen können noch weitere genannt werden, die auf alle anderen nicht zwingend zutreffen.
- Kenntnis und Anpassungsfähigkeit bzgl. Laufwegen und Gruppentaktik
- Umschalt- und Kopplungsfähigkeit bzgl. Technik und Positionierung
4 Analyse und Auswertung der erhobenen Daten
Die Datenerhebung erfolgte unter Einbeziehung folgender Parameter: Größe, höchstgespielter Spielklasse, Alter und Spielerfahrung. Die Spielklasse wurde für den weiteren Verlauf und die Darstellung der Analyse neu kategorisiert. Der Grund dafür liegt an der unterschiedlichen Struktur in den Bundesländern. Die Datenerhebung erfasste Mannschaften vorrangig aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bremen und Nordrhein-Westfalen. Die Neueinteilung erfolgt folgendermaßen:
Bezirksklasse + Bezirksliga = unterer Leistungsbereich (UL)
Landesliga + Verbandsliga = mittlerer Leistungsbereich (ML)
Oberliga + Regionalliga = oberer Leistungsbereich (OL)
Dritte Liga + 2.Bundesliga = Bundesliga (BuLi)
1. Bundesliga = 1. Bundesliga (1.BL)
Eine Einteilung in nur drei Leistungsbereiche würde die Ergebnisse verwässern, daher wurde die Aufteilung in fünf Gruppen favorisiert. Zudem wird die 1.Bundesliga „außer Konkurrenz“ aufgeführt, da hier externe Einflüsse und Voraussetzungen wie Trainingshäufigkeit und Professionalität mit den übrigen Ligen nicht vergleichbar sind.
4.1 Einschätzung der Leistungsfähigkeit durch Trainer und Spieler
Für diese Einschätzung wurden 77 Personen mit Volleyballbezug befragt mit der Aufgabe, die sechs Spezialisten in eine Reihenfolge zu bringen, die die Wichtigkeit der kognitiven Eigenschaften dokumentiert. Das bedeutet: Welcher Spieler auf dem Feld sollte die höchste Spielerintelligenz besitzen, wer kann die geringste aufweisen?
61 Angaben waren gültig, 16 waren ungültig (vgl. 4.1.2)
Zur Möglichkeit der Darstellung bekam der Letztplatzierte einen Punkt und die weiteren Spieler aufsteigend je ein Punkt mehr bis zum Maximum von sechs Punkten für den Erstplatzierten (s. Abb. 3).
4.1.1 Analyse
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auffallend an den Angaben ist, dass sich alle drei Gruppen über die maximalen kognitiven Qualitäten des Zuspielers einig sind. Lediglich im Spielerbereich gab es ein Mal „nur“ einen zweiten Platz für den Zuspieler. Während die Trainer dem Universalisten mehr Leistungsanspruch zusprechen (Platz 3), sind sich Spieler weitgehend einig, diesen weiter hinten einzustufen (Platz 5). Der Mittelblocker wird in beiden Gruppen etwa gleich eingestuft und der Diagonalspieler stark unterschiedlich behandelt. Die Trainer ordnen den Diagonalspieler abgeschlagen auf Platz 6 ein, während die Spieler ihm in etwa die gleichen kognitiven Ansprüche zuweisen wie den anderen Angreifertypen.
4.1.2 Auswertung
Gemäß dem Anforderungsprofil des Zuspielers erwarten Trainer und Spieler, dass der Zuspieler der intelligenteste Spieler auf dem Feld sein sollte. Die unterschiedlichen Einstufungen der Universal- und Diagonalspieler sind hingegen sehr auffällig. Der Grund liegt in der Betrachtung: Alle Block-, Angriffstypen werden im Spielerbereich etwa gleich eingeschätzt, während die Trainergruppe zwischen den Intelligenzansprüchen stark differenziert und den Diagonalspieler aufgrund seines geringsten Aufgabenbereichs ganz hinten einstuft (vgl. 3.5).
[...]
[1]Vgl. Süddeutsche Zeitung
[2]Vgl. Binet & Simon (1905)
[3]Vgl. Goldmann, Goldmann Lexikon (1998), Band 11, S. 4658
[4]Vgl. Kray & Schäfer, Mittlere und späte Kindheit (2012), S. 221
[5]Vgl. Rost,D., Handbuch Intelligenz (2013), S. 11
[6]Vgl. Papageorgiou/Spitzley „Handbuch Leistungsvolleyball“ (2000)
- Quote paper
- Stefan Drews (Author), 2015, Analyse der positionsspezifischen Spielerintelligenz im Volleyball. Eine Gegenüberstellung von Theorie und Realität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377400
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