Selbstgesteuertes Lernen (SGL) ist eine Herausforderung für Schüler/innen. Eine Herausforderung nicht allein in dem Sinne, dass den Schüler/inne/n individuelle Lernwege im Unterricht eröffnet, Verantwortung für das eigene Lernen übertragen und seitens der Lehrenden der eigeninitiative, freudige Umgang mit Widerständen stimuliert werden soll (vgl. Müller 2008). In der Selbststeuerung als unterrichtsorganisatorisches Leitbild an sich liegt eine Herausforderung für die Lernenden. Nicht ohne Grund fragen Gurlitt/Nückles (2010) „Kann man >>Lernen lernen<< lehren?“. Lehren deshalb, weil die individuellen Lernkompetenzen einer typischen Lerngruppe nun einmal ebenso heterogen sind wie bspw. die Kompetenzen im Fach Biologie und entsprechend der Bedarf besteht, Schüler/innen individuell in ihrer Lernkompetenz zu fördern, will man die Lerner/innen/autonomie im Sinne selbstgesteuerten Lernens mit entsprechenden Freiheitsgraden versehen und damit einhergehend Erfolge in der individuellen Entwicklung der Fachkompetenzen verbuchen. Damit wird das Prinzip des Selbstgesteuerten Lernens selbst zum Lerngegenstand und mit jenem Axiom konfrontiert, für das es selbst eine Lösung sein will und kann: Die Heterogenität der Lernenden. Die vorliegende Arbeit setzt an dieser typischen Problemstellung in selbstgesteuerten Unterrichtskonzepten an und beschreibt die Durchführung und Evaluation eines Unterrichtsprojekts, im Rahmen dessen – ausgehend von einer distinkten Lerngruppe mit unterschiedlichen Learner Stages – Schüler/inne/n die Möglichkeit geboten wurde, sich Schritt für Schritt, reflektierend und an den eigenen bisherigen Unterrichtserfahrungen anknüpfend dem Konzept des Selbstgesteuerten Lernens zu nähern. Hierfür wurde ein Unterrichtsmodell entwickelt, das mit Hilfe eines Lerntagebuchs und Fragebögen zur Diagnose der metakognitiven Einstellung den Lernenden individuelle Wege hin zu einer/einem selbstgesteuerten Lerner/in eröffnet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Unterrichtliche Problemstellung
- 1.2. Vorhabensbeschreibung und Aufbau der Arbeit
- 2. Theoretische Grundlagen des Unterrichtsmodells
- 2.1. Pädagogisch-psychologische Einordnung des Konzepts des Selbstgesteuerten Lernens und die Bedeutung für die berufliche Bildung
- 2.2. Das 4-Stufen-Modell Grows
- 2.2.1. Das Problem der Divergenz zwischen „,Learner Stages\" und ,,Teacher Styles"
- 2.2.2. Das gestufte Modell zunehmender Selbststeuerung als Grundlage für Unterrichtsentwicklung
- 2.3. Psychologische Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen in der Person der/des Lernenden
- 2.3.1. Motivation
- 2.3.2. Lernstrategien
- 2.3.3. Metakognition
- 2.4. Selbstgesteuertes Lernen lernen durch metakognitive Reflexion
- 2.5. Das Lerntagebuch als praktisches Instrument zur Stimulierung metakognitiver Reflexion
- 3. Entwicklung und Erprobung des Unterrichtsmodells
- 3.1. Die Lerngruppe
- 3.1.1. Einordnung der Unterrichtserfahrungen der Schüler/innen nach dem 4-Stufen-Modell nach Grow
- 3.1.2. Der FEME-Test zur Einordnung der metakognitiven Einstellungen der Schüler/innen
- 3.2. Die gestufte Gestaltung der Unterrichtsreihe
- 3.3. Die „Nuggets“ als Stützinstrumente des selbstgesteuerten Lernens
- 3.4. Das Lerntagebuch und die zugehörigen Leitfragen
- 3.5. Ergebnisse des ALK-I-Tests
- 4. Ergebnisse des Unterrichtsversuchs
- 5. Reflexion des Unterrichtsversuchs und Weiterentwicklungsmöglichkeiten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Einführung eines Lerntagebuchs in den Fachunterricht einer Berufsschule, um selbstgesteuertes Lernen zu fördern. Das Ziel ist es, die Selbstreflexionsfähigkeit der Schüler/innen zu verbessern und sie in die Lage zu versetzen, ihren Lernprozess eigenverantwortlich zu gestalten.
- Das Konzept des selbstgesteuerten Lernens
- Das 4-Stufen-Modell von Grow
- Metakognitive Reflexion
- Das Lerntagebuch als Instrument der Selbstreflexion
- Entwicklung und Erprobung eines Unterrichtsmodells
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt die Problemstellung des Unterrichts und das Ziel der Arbeit vor. Sie beschreibt den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen des selbstgesteuerten Lernens und das 4-Stufen-Modell von Grow. Es untersucht die Bedeutung von Motivation, Lernstrategien und Metakognition für selbstgesteuertes Lernen und die Rolle des Lerntagebuchs als Instrument der metakognitiven Reflexion.
- Kapitel 3: In diesem Kapitel wird die Entwicklung und Erprobung des Unterrichtsmodells beschrieben. Die Lerngruppe wird vorgestellt und ihre metakognitiven Einstellungen mit Hilfe des FEME-Tests analysiert. Die gestufte Gestaltung der Unterrichtsreihe und die Verwendung von „Nuggets“ als Stützinstrumente des selbstgesteuerten Lernens werden erläutert. Das Lerntagebuch und die zugehörigen Leitfragen werden vorgestellt.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse des Unterrichtsversuchs und analysiert die Auswirkungen des Lerntagebuchs auf die Selbstreflexionsfähigkeit der Schüler/innen.
Schlüsselwörter
Selbstgesteuertes Lernen, Metakognition, Lerntagebuch, Selbstreflexion, 4-Stufen-Modell, Grow, Unterrichtsmodell, Berufsschule, FEME-Test, ALK-I-Test, Unterrichtserfahrungen.
- Arbeit zitieren
- Jan Markus Baumann (Autor:in), 2011, Selbstgesteuertes Lernen lernen. Selbstreflexionsfördernde Lernbegleitung durch die Einführung eines Lerntagebuchs in den Fachunterricht einer Berufsschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377286