Lange Jahre war Argentinien ein Nischenmarkt für Mutige und Spezialisten, Terra Incognita also, ein Meisterstück für Studienräte und Doktoren oder der vom asiatischen Hippietum gelangweilten Tony Wheeler Generation.
Erst weltweite, politische und gesellschaftliche Veränderungen, Krisen, Kriege und Epidemien weckten Argentinien aus dem Dornröschenschlaf. Das zuvor in gewohnt verallgemeinernder Manier als „unsicher“ und „kriminell“ empfundene Land galt quasi von heute auf morgen als Hort der Ruhe und Beständigkeit. So oder so ähnlich klingen die Marketingchefs einzelner Reiseveranstalter auf der ITB, wenn sie über das Rekordjahr 2003 und ihre weitere Entwicklung im Tourismussektor in Argentinien reden. Mein Interesse an diesem Land wurde noch mehr verstärkt durch den Kontakt zum Public Relation – Manager des Veranstalters Tourismus – Argentinien. Er erzählte mir von den enormen Auslandstouristenzuwächsen und der unglaublichen Vielfalt die dieses Land zu bieten hat. Somit beschloss ich Argentinien zum Thema meiner Vordiplomarbeit zu machen. Auf diese Weise lernte ich viel über das Land, die Leute und die Geschichte kennen. Schnell bemerkte ich auch, dass die Entwicklung im Tourismus eng mit der wirtschaftlichen und politischen Situation zusammen hängt. In meiner Arbeit werde ich näher darauf eingehen und anhand von getroffenen wirtschaftlichen oder politischen Entscheidungen bezüglich des Landes die möglichen Folgen für den Tourismus von Argentinien erläutern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Allgemeines zu Land und Bevölkerung
2.1. Geografische Lage
2.2. Landesnatur und Klima
2.3. Bevölkerung
3. Geschichte
4. Die politische Situation in Argentinien
4.1. Aktuelle Lage
4.2. Verfassung
4.3. Politische Parteien
4.4. Außenpolitik
5. Die wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen – eine Unterstützung in der Tourismusentwicklung?
5.1. Kurze Wirtschaftsgeschichte und aktuelle Lage
5.2. Investitionen und Investitionsklima
5.3. Staatsverschuldung
5.4. Soziale Situation
5.5. Außenhandel
6. Tourismus in Argentinien - heute
6.1. Das Angebot
6.1.1. Buenos Aires
6.1.2. Nordost-Argentinien
6.1.3. Nordwest-Argentinien
6.1.4. Zentralargentinien
6.1.5. Cuyo
6.1.6. Patagonien
6.2. Die Nachfrage
7. Die Entwicklung des Fremdenverkehrs in Argentinien
7.1. Der Fremdenverkehr von 1850 – 1930
7.2. Der Fremdenverkehr von 1930 – 1950
7.3. Der Fremdenverkehr von 1950 – 1970
7.4. Der Fremdenverkehr von 1970 - 2000
7.5. Der Fremdenverkehr von 2000 – 2003
8. Zukunftsaussichten für den Tourismus in Argentinien
8.1. Einschätzung der touristischen Lage in Argentinien seit Amtsantritt des Tourismusministers Enrique Meyer
8.2. Weitere Entwicklung und Pläne im Tourismus
1. Einleitung
Lange Jahre war Argentinien ein Nischenmarkt für Mutige und Spezialisten, Terra Incognita also, ein Meisterstück für Studienräte und Doktoren oder der vom asiatischen Hippietum gelangweilten Tony Wheeler Generation.
Erst weltweite, politische und gesellschaftliche Veränderungen, Krisen, Kriege und Epidemien weckten Argentinien aus dem Dornröschenschlaf. Das zuvor in gewohnt verallgemeinernder Manier als „unsicher“ und „kriminell“ empfundene Land galt quasi von heute auf morgen als Hort der Ruhe und Beständigkeit. So oder so ähnlich klingen die Marketingchefs einzelner Reiseveranstalter auf der ITB, wenn sie über das Rekordjahr 2003 und ihre weitere Entwicklung im Tourismussektor in Argentinien reden.[1] Mein Interesse an diesem Land wurde noch mehr verstärkt durch den Kontakt zum Public Relation – Manager des Veranstalters Tourismus – Argentinien. Er erzählte mir von den enormen Auslandstouristenzuwächsen und der unglaublichen Vielfalt die dieses Land zu bieten hat. Somit beschloss ich Argentinien zum Thema meiner Vordiplomarbeit zu machen. Auf diese Weise lernte ich viel über das Land, die Leute und die Geschichte kennen. Schnell bemerkte ich auch, dass die Entwicklung im Tourismus eng mit der wirtschaftlichen und politischen Situation zusammen hängt. In meiner Arbeit werde ich näher darauf eingehen und anhand von getroffenen wirtschaftlichen oder politischen Entscheidungen bezüglich des Landes die möglichen Folgen für den Tourismus von Argentinien erläutern.
2. Allgemeines zu Land und Bevölkerung
2.1. Geografische Lage
Argentinien ist ein Staat in Südamerika und befindet sich auf der südlichen Seite der Erdhalbkugel. Mit einer Fläche von circa 2, 8 Millionen Quadratkilometern, welches der räumlichen Ausdehnung Indiens entspricht, ist Argentinien nach Brasilien das größte Land Südamerikas. Die Ausdehnung von Norden nach Süden beträgt 3700 km, die von Westen nach Osten 1400 km. Chile grenzt im Westen an das Land. Im Norden bilden die Länder Bolivien, Paraguay und Brasilien die Grenze zu Argentinien. Im Nordosten teilt sich das Land die La Plata Senke mit Uruguay und der Osten wird von der rund 4000 Kilometer langen Atlantikküste gesäumt. Im Süden befindet sich die Antarktis. Argentinien beansprucht einen Sektor auf diesem Kontinent. Die größte Insel Feuerland, die sich im Süden befindet, teilt sich Argentinien mit Chile. Ein Streitpunkt sind die Malwinen, auch Falklandinseln genannt, Südgeorgien und die südlichen Sandwichinseln. Alle drei stehen unter britischer Verwaltung, werden aber von Argentiniern beansprucht. Das Konfliktpotenzial zeigt der Falklandkrieg aus jüngster Vergangenheit (02.04.-14.06.1982), der mit einer Niederlage Argentiniens endete.[2],[3]
2.2. Landesnatur und Klima
Argentinien vereinigt von tropischen Gebieten im äußersten Nordosten über subtropische im restlichen Norden und einer ausgedehnten gemäßigten Klimazone bis hin zu kalten Klimaregionen im Süden und in den Anden nahezu alle Klimazonen in einem Land. Im nördlichen Bereich der Anden herrscht ein trockenes Klima, das im Sommer durch eine kurze Regenzeit unterbrochen wird. In dieser Region befinden sich die Hochwüste Puna, die zu den regenärmsten Gebieten der Welt zählt, und die steppenhafte unfruchtbare Monte. Einen starken Gegensatz dazu bilden die subtropischen Nebelwälder im Vorandenland, die im Winter relativ trocken sind und im Sommer extrem feucht. Im zentralen Norden konzentrieren sich die Niederschläge ebenfalls auf den Sommer. Zu den gemäßigten Klimazonen gehören der Nordosten und die Pamparegion. Patagonien, das den gesamten südlichen Teil Argentiniens ausmacht, lässt sich in zwei Klimaregionen aufteilen. Im Westen liegen die Temperaturen im kühl gemäßigten Bereich mit ganzjährigen Niederschlagsvorkommen, während das Klima im Osten sehr trocken und halbwüstenhaft ist. Als Sonderfall ist das Klima in Feuerland zu bezeichnen. Die Temperaturen im Sommer und Winter weisen nur wenig Unterschied auf und liegen ganzjährig um den Nullpunkt. Die Niederschlagsmenge liegt mit 583mm über dem Durchschnitt.[4],[5]
2.3. Bevölkerung
Argentinien teilt sich in 23 Provinzen auf, welche eine jeweils eigene Verfassung und Regierung unter Leitung eines direkt gewählten Gouverneurs besitzen. Die Hauptstadt Buenos Aires bildet einen eigenständigen Bundesdistrikt und ist das politische und wirtschaftliche Zentrum Argentiniens. Die Einwohnerzahl Argentiniens beträgt 36,6 Millionen. Dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 13 Einwohnern pro Quadratkilometer. Etwa 87 % aller Argentinier leben in den Städten, wovon allein 10,5 Millionen Menschen auf den Großraum Buenos Aires und 6 Millionen Einwohner auf die Provinzen Córdoba und Santa Fé entfallen. Somit verteilen sich 60 % der Bevölkerung auf die im zentralen Teil des Landes gelegenen Provinzen. Die anderen Teile des Landes sind dagegen nur dünn besiedelt, vor allem im Süden, wo nur 3 Einwohner pro Quadratkilometer leben.[6]
Argentinien ist ein Land der Zuwanderer und Immigranten mit europäischer Herkunft und lateinamerikanischen Temperament. Der Argentinier an sich gilt im südamerikanischen Raum als weder bescheiden noch leise und als extrem mitteilungsbedürftig, er liebt den Klatsch und Tratsch. Sehen und gesehen werden gehört genauso dazu, denn das gesellschaftliche Leben Argentiniens spielt sich auf der Straße ab. Erst nach Mitternacht flaniert man durch die Stadt. Um 3 Uhr nachts ist auf der Straße mehr los als am Nachmittag. Laut der Gesellschaft für Schlafstörung 2003 leiden 70 % der „porteños“ (Einwohner von Buenos Aires) unter Schlafstörung und zu wenig nächtlicher Ruhe. Sie schlafen am wenigsten von allen Menschen auf der Welt. Das gilt jedoch nur für die Menschen, die innerhalb des Molochs am Rio de la Plata leben. Auf dem Lande geht es weit aus ruhiger zu.
„Wir haben die schönsten Frauen, die besten Steaks, die besten Fußballer, eine generöse Natur, die größten Berge nach dem Himalaja und den Tango – es gibt keinen besseren Platz auf der Welt.“[7] So spricht der Argentinier über sein Land und sich. – Ein Grund warum die Nachbarländer sie für stolz und arrogant halten. Ein Argentinier zählt sich nicht zu den echten Südamerikanern. Seit jeher richtet man sich in allen Lebensbereichen nach Europa aus. Es wurde schlichtweg alles adaptiert, von den Verhaltensweisen über die Kleidung bis hin zu den Traditionen. Heute noch fühlt sich ein Europäer sehr an zu Hause erinnert, wenn er sich in Argentinien aufhält.
3. Geschichte
Im 16. Jahrhundert entdeckten die Europäer das Land und kolonisierten es. Die Unabhängigkeit erlangte Argentinien nach einem Befreiungskrieg gegen die Spanier am 09. Juli 1816. Bis zur Gründung der nationalen Hauptstadt La Plata, 1880, wurde das Land von Diktaturen und Bürgerkriegen beherrscht. Zur Jahrhundertwende setzte eine Einwanderungswelle ein, welche vor allem von Italienern und Spaniern geprägt war. Das waren auch Jahre des wirtschaftlichen Aufstiegs: Es wurde Grenzland für Siedler erschlossen; Rinder und Schafherden wuchsen auf ein Vielfaches; der Getreidebau nahm zu; der Handel mit der Außenwelt, insbesondere mit England, dehnte sich aus. Politisch ist diese Zeit als Scheindemokratie zu bezeichnen. Die Regierungen waren oligarchisch ausgerichtet, mit großen Einfluss der Großgrundbesitzer und keinem Stimmrecht für Einwanderer. In jener Zeit zählte Argentinien zu den reichsten Ländern der Welt. Der argentinische Peso wurde mit Gold aufgewogen und zog viele Immigranten an, die dort versuchten ihr Glück zu machen. Die dreißiger Jahre werden als „decada infame“ (das berüchtigte Jahrzehnt) bezeichnet, in dem die Demokratie nur auf dem Papier existierte und Wahlbetrug an der Tagesordnung war. In den Vierzigern kam die Zeit von Präsident Juan Domingo Perón, der wegen seiner zahlreichen Zugeständnisse an die Gewerkschaften schnell zu einem Volksheld der Arbeiterklasse avancierte. Er führte den bezahlten Urlaub, mehr Lohn, kürzere Arbeitszeit und mehr soziale Sicherheit ein. Trotzdem war dies kein Schritt Richtung Sozialismus. Der Cowligarchie wird bis heute nachgesagt die politischen Fäden im Hintergrund zu ziehen und auch Juan Domingo Perón gelang es nicht, an ihrer Macht zu rütteln. Dass Perón die Wirtschaft ruinierte, wurde klar, als er seine Maßnahmen ausbaute. Er verstaatlichte die Zentralbank und kaufte argentinische Unternehmen zu überteuerten Preisen von ausländischen Eigentümern zurück. Außerdem zwang er die Landwirte Weizen, Mais und Vieh zu Verlustpreisen an die von ihm gegründete staatliche Monopolgesellschaft IAPI zu verkaufen. Infolge dessen schrumpfte das Devisenpolster, der Fleischexport ging zurück und Kapitalflucht setzte ein. Im 2. Weltkrieg galt Argentinien offiziell als neutral. Es wurde zu einem Zielland von Flüchtlingen aus Europa. Im Jahre 1955, als Perón gestürzt wurde, bewegte sich das Wirtschaftsleben nur noch im Schneckentempo. Die Folgezeit bis einschließlich 1983 wird als Epoche der Instabilität bezeichnet, in der abwechselnd Zivil- und Militärregierungen das Land in der Hand hatten, begleitet von Unruhen, wilden Streiks, Chaos, Entführungen und Mord. Heute schätzt man, dass bis zu 30.000 Menschen verschwanden oder sich ihrer auf grausame Weise entledigt wurde. 1983 kehrte das Land zur Demokratie zurück. Zu diesem Zeitpunkt war Argentinien bereits hoch verschuldet und wirtschaftlich angeschlagen. 1989 kam es zu einer Hyperinflation und die Armutsrate vervielfachte sich. Von 1989 – 1999 regierte Carlos Menem das Land. Durch seine Politik der Anbindung des Pesos an den Dollar verschlimmerte er die wirtschaftliche Situation drastisch. Es kam zu Unruhen in der Bevölkerung, Plünderungen und Demonstrationen waren die Folge.[8] 2001 wurde der Staat für bankrott erklärt und die Währung fiel unter 25 % ihres vorherigen Wertes. In der ersten Hälfte 2002 erreichte die Wirtschaftskrise ihren Höhepunkt. Arbeitslosenquote sowie Armutsrate stiegen auf Rekordhöhen. Mit Aufhebung der Peso – Dollarparität und der Wahl von Nestor Kirchner zum Präsident im Mai 2003, befindet sich das Land derzeitig wieder auf wirtschaftlichen Erholungskurs.[9]
4. Die politische Situation in Argentinien
4.1. Aktuelle Lage
Nach der Krise um die Jahreswende 2001/2002 stand die Regierung vor der Herausforderung, wichtige Maßnahmen für die Zukunft des Landes zu ergreifen: Bewältigung der Energiekrise, Neuordnung der Staatsschulden, sowie Finanzausgleich zwischen den Provinzen und der Zentralregierung, Verhandlungen mit privaten Gläubigern im In- und Ausland, Abschaffung von Parallelwährungen in den verschiedenen Provinzen, Haushaltssanierung, Re-Dollarisierung der Einlagen, Umstrukturierung der militärischen Führung und Justiz, Bekämpfung der Korruption und Stärkung nationaler Industrie und Binnenwirtschaft ohne Abschottung vom Weltmarkt, um nur einige zu nennen. Die erfolgreiche Umsetzung dieser Maßnahmen bildet eine wichtige Grundlage für zukünftige Entwicklungen in der Tourismuswirtschaft Argentiniens.
4.2. Verfassung und Staatsaufbau
Gemäß der Verfassung von 1994 ist Argentinien eine föderalistische, republikanische Präsidialdemokratie. Die Verfassung orientiert sich an der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika. In einigen Punkten geht sie aber über jene hinaus. Artikel 20: Alle Ausländer genießen dieselben Bürgerrechte, wie die argentinischen Staatsbürger. Das gilt auch für die Ausübung eines Gewerbes, Handel, Beruf sowie Erwerb und Verkauf von Eigentum. Dieser Artikel wird durch die Gründung eines Richter- und Juristengremiums, im Jahre 2004 durch Präsident Kirchner, wieder verstärkt durchgesetzt. Das Gremium schlägt die Richter vor und leitet Impeachment – Verfahren wegen schlechter richterlicher Amtsführung ein. Dadurch soll der Schutz von ausländischen Kapital und Projekten gewährleistet werden.[10]
Einen Tiefschlag dagegen versetzte die IWF-Auflage zur Schuldenfinanzierung im Sommer 2002. Der Internationale Währungsfond forderte Argentinien zur Abschaffung des mühsam eingeführten Wirtschaftsstrafrechts von 1974 auf. Dieses Gesetz hatte Ermittlungsverfahren gegen Bank- und Unternehmensmanager ermöglicht, denen Beihilfe zur Kapitalflucht und zu anderen Finanzdelikten vorgeworfen wurden.[11]
4.3. Politische Parteien
Die wichtigsten Parteien sind die aus der peronistischen Bewegung hervorgegangene PJ mit 132 Sitzen in der Abgeordnetenkammer und 41 Sitzen im Senat und die Traditionspartei UCR mit 47 Sitzen in der Abgeordnetenkammer und 16 Sitzen im Senat. Wie aus der Geschichte hervor geht wurden wichtige Veränderungen in Argentinien jeweils nur von einer dieser Parteien bewirkt. Des Weiteren existieren noch die FREPASO, die ARI, die FRENTE MOVIMIENTO POPULAR und die PARTIDO SOCIALISTA. Die Ausrichtung dieser Parteien ändert sich jedoch häufig, was Rückschlüsse auf ihre geringe Vertretung im Senat und der Abgeordnetenkammer zulässt.[12]
4.4. Außenpolitik
Argentinien unterhält zu 139 Ländern diplomatische Beziehungen, gehört 116 internationalen Organisationen an und ist ein Gründungsmitglied der Vereinten Nationen. Hinzu kommt die Mitgliedschaft bei der Weltbank, dem IWF, IFC, IADB, WTO und dem Mercosur, wo man eine Vertiefung der Mitgliedschaft und Erweiterung der Ziele anstrebt. Abzuwarten bleibt die Entwicklung der Verhandlungen über die geplante panamerikanische Freihandelszone ALCA/FTAA. Italien und Spanien haben ihre besondere Stellung in den Handelsbeziehungen zu Argentinien noch zur Regierung Alfonsins durch Assoziationsverträge gestärkt. Mit Frankreich und dem Vereinigten Königreich sucht Argentinien bilaterale Beziehungen auch im Rahmen der EU.
5. Die wirtschaftlichen und sozialen Voraussetzungen – eine Unterstützung in der Tourismusentwicklung?
5.1. Kurze Wirtschaftsgeschichte und aktuelle Lage
Die argentinische Wirtschaft erlebte von 1989 – 2002 eine tiefe Rezession. Die beiden Höhepunkte der Krise bildeten einerseits die Rezession 1998/99 und der Finanzkollaps
2001/2002. Das BIP sank um 21 %. Die sozialen Folgen waren verheerend. Die Armutsrate stieg auf 21 % und die Arbeitslosenquote auf 23 %.[13] Als Ursachen werden benannt: die Überbewertung des Pesos, die hohe Schuldenrate, der Dominoeffekt nach der Mexiko- Brasilienkrise, die Denationalisierung der Wirtschaft, sowie der Vertrauensverlust in die Wirtschaft und politische Instabilität. Erste Erholung setzte nach der Mitte des Jahres 2002 ein, der Dollarkurs stabilisierte sich. Die positiven Seiten der Pesoabwertung machten sich deutlich bemerkbar, die Preise im Inland sanken erheblich. Anfang 2003 wurde das so genannte „Corralito“ abgeschafft, dadurch wurde der Konsum wieder angekurbelt. Es kam zu einer Zunahme des BIP auf 8,7 % und 2004 belief sich das Wachstum auf 6,5 %. Derzeitig befindet sich Argentinien in einer Energiekrise. Man versucht ihr mit einem Sparprogramm zur Energienutzung für die Privaten Haushalte entgegen zu wirken. Die anderen Branchen (Landwirtschaft, Tourismus, Industrie und Bauwirtschaft) konnten einen realen Zuwachs verzeichnen. Hauptwachstumsträger ist und bleibt jedoch die Landwirtschaft. Im Gegensatz zu den anderen Wirtschaftssektoren sind die Landwirte liquide, zahlungskräftig und planen hohe Investitionen im Verarbeiten von Ölsaaten. Der Fremdenverkehr profitiert besonders vom niedrigen Außenwert des argentinischen Pesos, der viele ausländische Besucher anlockt. Die geringe finanzielle Kraft des Pesos ist für viele Argentinier Grund, den Urlaub im eigenen Land zu verbringen.
5.2. Investitionen und Investitionsklima
Das Investitionsklima hat sich im Jahresverlauf 2004 deutlich verbessert. Aber das Gros ausländischer Investoren bleibt bisher noch auf Distanz. Der Grund hier für liegt bei den zunehmenden Protestaktionen von so genannten „piqueteros“ (Streikposten), die als Vertreter von Arbeitslosen und Rentnern fast täglich die Straßen blockieren und auch private Betriebe besetzen. Dies führte zu Verunsicherungen in der Wirtschaft und in weiten Teilen der Bevölkerung. Die Regierung setzt auf Deeskalation, ein Eingreifen von Seiten der Ordnungskräfte bleibt damit aus.[14]
5.3. Staatsverschuldung
Mit dem IWF hat Argentinien eine dreijährige Anschlussfinanzierung für Fälligkeiten gegenüber den Kreditgebern, ab September 2004, ausgehandelt. Die Außenverschuldung erreichte im ersten Quartal 2004 147,3 Milliarden US – Dollar. Das Umschuldungsangebot der Regierung in Bezug auf die privaten Gläubiger wurde abgelehnt. Bei diesem Entwurf handelte es sich um den Verzicht der privaten Gläubiger von 47 % des Schuldenkapitals, bei einer Verlängerung der Rückzahlungsfristen auf bis zu 42 Jahren mit geringeren Zinsen. Seitens der Gläubiger ist auch künftig mit wenig Entgegenkommen zu rechnen, da Argentinien seit zweieinhalb Jahren den Schuldendienst auf mehr als die Hälfte ausgesetzt hat. Des Weiteren handelt es sich bei den meisten Gläubigern um Einheimische, welche es sich im Gegensatz zu den ausländischen Gläubigern nicht leisten können, auf die Kapitalrückerstattung zu verzichten.[15]
5.4. Soziale Situation
In Argentinien besteht ein großes Wohlstandsgefälle zwischen den einzelnen sozialen Schichten. So gehören die argentinischen Topmanagergehälter zu den höchsten der Welt, während die ärmsten 40 % der argentinischen Gesamtbevölkerung sich mit 10 % des Volkseinkommens zufrieden geben müssen und somit zu den Ärmsten der Armen zählen. Hinzu kommen die Unterschiede zwischen den Regionen. In Buenos Aires liegt die Armutsrate bei 26 %, aber in der Provinz Formosa bei etwa 70 %. Generell lässt sich sagen, die Provinzen im Norden gehören zu den Ärmsten und Unterernährtesten. Allerdings haben die als relativ reich geltende Städte, wie Buenos Aires und Córdoba, mit der städtischen Armut und der damit verbundenen Slumbildung zu kämpfen. Trotz ehrgeiziger sozialer Wohnungsprogramme wächst die Zahl der Slumbewohner. So macht sie circa 15 % der Gesamtbevölkerung einer Stadt aus. Die Gründe hierfür liegen bei der Zuwanderung aus den ärmeren Nachbarländern (Paraguay und Bolivien) und der so genannten Neu – Armen aus den wirtschaftlich kritischen Jahren.[16]
[...]
[1] Vgl. ITB Berlin, Presseinformation Südamerika-Forum-América del Sur, 2004
[2] Vgl. ADAC, Länderlexikon, 2004
[3] Vgl. Siehe Anhang, Seite 1 Abb. 1 und 2
[4] Vgl. http://www.lexikon-definition.de/Argentinien.html, 26.10.2004 ff.
[5] Vgl. Siehe Anhang, Seite 2 Abb. 3
[6] Vgl. http://www.lexikon-definition.de/Argentinien.html, 26.10.2004 ff.
[7] Vgl. Goerdeler, 2004, Seite 2 ff.
[8] Vgl. Ploetz, Daten-Enzyklopädie der Weltgeschichte, Argentinien, Seite 1300- 1318; 1850-1854
[9] Vgl. http://www.lexikon-definition.de/Argentinien.html, 26.10.2004
[10] Vgl. Bundesagentur für Außenwirtschaft, Auskunftsservice, November 2004
[11] Vgl. http://www.oedp.de/themen/sad/sta/artikel_Hans_See_Sep2002.html, 01.02.2005
[12] Siehe Anhang, Seite 2 Abb. 4
[13] Siehe Anhang, Seite 3 Abb. 5
[14] Vgl. Wirtschaftstrends zur Jahresmitte 2004, AHK
[15] Vgl. Dokumentation eines Fachgespräches am 20.02.2002, Berlin und http://www.iwf.de/Argentinien...
[16] Vgl. http://www.lexikon-definition.de/Argentinien.html, 26.10.2004
- Citar trabajo
- Kati Mewes (Autor), 2005, Die touristische Entwicklung in Argentinien in Abhängigkeit von der politischen und wirtschaftlichen Situation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37644
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