„In Osterburken gehen alle Teilnehmer des Internationalen Jugendprogramms studieren“ behauptete Klaus Vogel, der Programmkoordinator des Internationalen Jugendprogramms, während des Programmlehrgangs im November 2003. Diese Aussage machte neugierig, wurde so zum Auslöser für diese Diplomarbeit und ist aus diesem Grund zum Ausgangspunkt für die Formulierung des Titels geworden. Es waren eigene Beobachtungen die Klaus Vogel dazu veranlassten so eine Behauptung in den Raum zu stellen. Ob die Teilnahme am Programm die Jugendlichen motiviert ein Studium zu beginnen oder welche Auswirkungen diese darüber hinaus auf die teilnehmenden Jugendlichen hat, war bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland noch nicht untersucht worden. Persönliches Interesse führte dazu diese Lücke zu schließen.
Die Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm gibt den Jugendlichen die Möglichkeit ganz persönliche Herausforderungen anzunehmen. Aber welche Auswirkungen hat die Teilnahme auf die Jugendlichen? Welche verborgenen Kräfte sind es, die sie bei sich entdecken können? Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurden die Jugendlichen selbst befragt. Die jungen Menschen selbst sollten Auskunft darüber geben was die Teilnahme am Programm bewirkt. Durch eine Vor-Umfrage bei den Programmanbietern stellte sich heraus, dass es sich bei den Auswirkungen schwerpunktmäßig nicht um eine veränderte Berufswahl handelt, sondern um den Erwerb und die Verbesserung von Kompetenzen. Dieser Bereich wurde schließlich untersucht und ausgewertet.
In Teil A dieser Arbeit wird eine kurze Zusammenfassung der Grundlagen und der Entstehungsgeschichte des Internationalen Jugendprogramms gegeben. Auf Grund eines sehr aufwendigen Forschungsdesigns stellt dies den kleineren Teil der Diplomarbeit dar. Teil B befasst sich mit den Auswirkungen welche die Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm auf die Jugendlichen hat. Zunächst erfolgt eine Darstellung der Untersuchung welche sich in die Exploration und die Befragung der Jugendlichen teilt. Durch die Exploration wurde der Forschungsgegenstand auf den Bereich Kompetenzen eingeengt, weshalb vor der Erläuterung der Befragung eine Begriffsklärung erfolgt. Nach den Ausführungen zu den Erhebungsinstrumenten werden die wesentlichsten Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Mit den sozialpädagogischen Perspektiven wird schließlich ein Ausblick für die Programmanbieter gegeben. Teil B schließt mit einigen persönlichen Gedanken.
Gliederung
Vorwort
Einführung
A. Das Internationale Jugendprogramm
1. Was ist das Internationale Jugendprogramm?
1.1. Kurzbeschreibung des Programms
1.2. Eine persönliche Herausforderung
Eine Chance für die Jugendlichen und die Einrichtungen
1.3. Die zehn „Schlüsselpunkte“
2. Praktische Umsetzung des Internationalen Jugendprogramms
2.1. Wie kommt das Internationale Jugendprogramm zu den Jugendlichen?
Die Verantwortlichkeiten in Deutschland
2.2. Programmstufen und Programmteile
Bronze, Silber, Gold
Dienst, Fitness, Expeditionen, Talente und Projekt
2.3. Die praktische Arbeit mit dem Programm und mit den Jugendlichen
Partnerschaft mit unterstützenden Erwachsenen
Das individuelle Programm ausführen
3. Entstehungsgeschichte des Internationalen Jugendprogramms
3.1. Kurt Hahn – Erfinder und Mitbegründer des Programms
Die Pädagogik Kurt Hahns
3.2. Die Entstehung des Duke of Edinburgh’s Award
Eine kurze Chronologie der Entstehungsgeschichte
3.3. Das Internationale Jugendprogramm in Deutschland
Erste Versuche: 1956 bis 1993
Werdegang des Internationalen Jugendprogramms: 1992 bis heute
Highlights
B Die Auswirkungen der Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm auf die teilnehmenden Jugendlichen
1. Der Auslöser für die Untersuchung
2. Vorüberlegungen
2.1. Die Forschungsfragen
2.2. Der Forschungsgegenstand
Klärung verwendeter Begriffe
3. Exploration zum Forschungsgegenstand
3.1. Lernchancen der Programmteile
Dienst
Fitness
Expeditionen
Talente
3.2. Eine Vor-Umfrage bei den Programmanbietern
Die Umfrage
Die Ergebnisse
3.3. Fazit der Exploration
4. Begriffsklärung: Kompetenzen
4.1. Kompetenzen oder Schlüsselqualifikationen?
4.2. Verständnis des Begriffs Kompetenz
Definition
4.3. Handlungskompetenz
4.4. Kompetenzbereiche
Sach-Kompetenz
Sozial-Kompetenz
Ich-Kompetenz
5. Schritte zur Entwicklung des Erhebungsinstruments
5.1. Die Forschungshypothese
5.2. Operationalisierung des Forschungsgegenstandes
Trennschärfe und Vollständigkeit der Indikatoren
5.3. Methodenauswahl
Auswahl von schriftlicher und mündlicher Befragung
5.4. Ziehung der Stichprobe
Stichprobenziehung für die schriftliche Befragung
Stichprobenziehung für die mündliche Befragung
6. Der Fragebogen
6.1. Allgemeines
6.2. Konstruktion eines Fragebogens
Regeln zur Konstruktion eines Fragebogens
Fragetypen
6.3. Aufbau des Fragebogens der vorliegenden Untersuchung
Der Pretest
6.4. Durchführung der schriftlichen Befragung
Schwierigkeiten
7. Das Interview
7.1. Allgemeines
7.2. Konstruktion eines Interviewleitfadens
7.3. Aufbau des Interviewleitfadens der vorliegenden Untersuchung
Der Pretest
7.4. Durchführung der mündlichen Befragung
8. Die Qualität der Befragung
8.1. Validität
Validität der vorliegenden Untersuchung
8.2. Reliabilität
Reliabilität der vorliegenden Untersuchung
8.3. Objektivität
Objektivität der vorliegenden Untersuchung
8.4. Fazit
9. Die Ergebnisse der Befragung
9.1. Auswertung der Fragebögen
Die tatsächliche Stichprobe der Befragung
Ergebnisse zur Sach-Kompetenz
Ergebnisse zur Sozial-Kompetenz
9.2. Auswertung der Interviews
Interview Eins
Interview Zwei
Ergebnisse zur Ich-Kompetenz
10. Weitere Nutzung der Ergebnisse
11. Sozialpädagogische Perspektiven
12. Persönliches Resümee
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Literaturverzeichnis
Anhang
Erklärung
Vorwort
Das Internationale Jugendprogramm – in Deutschland bisher eher unbekannt. Auf das Thema meiner Diplomarbeit angesprochen war es immer notwendig zunächst das Internationale Jugendprogramm zu erklären. Es soll mit dieser Arbeit ein Beitrag dazu geleistet werden, zu verdeutlichen wieviel Potential in diesem Programm steckt.
Aus Gründen der Lesbarkeit habe ich immer dort, wo eine neutrale Schreibweise nicht möglich war die männliche Schreibweise verwendet. Frauen sind hierbei immer mit einbezogen.
An dieser Stelle möchte ich mich bedanken bei Klaus Vogel für die vielfältige Unterstützung, bei den Programmanbietern für die Hilfe bei der Befragung der Jugendlichen, bei Professor König für die gute Betreuung und bei meiner Familie und meinen Freunden die mich davor bewahrt haben in Verzweiflung zu fallen.
Einführung
„In Osterburken gehen alle Teilnehmer des Internationalen Jugendprogramms studieren“ behauptete Klaus Vogel, der Programmkoordinator des Internationalen Jugendprogramms, während des Programmlehrgangs im November 2003. Diese Aussage machte neugierig, wurde so zum Auslöser für diese Diplomarbeit und ist aus diesem Grund zum Ausgangspunkt für die Formulierung des Titels geworden. Es waren eigene Beobachtungen die Klaus Vogel dazu veranlassten so eine Behauptung in den Raum zu stellen. Ob die Teilnahme am Programm die Jugendlichen motiviert ein Studium zu beginnen oder welche Auswirkungen diese darüber hinaus auf die teilnehmenden Jugendlichen hat, war bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland noch nicht untersucht worden. Persönliches Interesse führte dazu diese Lücke zu schließen. Die Jugendlichen selbst sollten Auskunft darüber geben was die Teilnahme am Programm bewirkt. Durch eine Vor-Umfrage bei den Programmanbietern stellte sich heraus, dass es sich bei den Auswirkungen schwerpunktmäßig nicht um eine veränderte Berufswahl handelt, sondern um den Erwerb und die Verbesserung von Kompetenzen. Dieser Bereich wurde schließlich untersucht und ausgewertet.
In Teil A dieser Arbeit wird eine kurze Zusammenfassung der Grundlagen und der Entstehungsgeschichte des Internationalen Jugendprogramms gegeben. Auf Grund eines sehr aufwendigen Forschungsdesigns stellt dies den kleineren Teil der Diplomarbeit dar. Teil B befasst sich mit den Auswirkungen welche die Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm auf die Jugendlichen hat. Zunächst erfolgt eine Darstellung der Untersuchung welche sich in die Exploration und die Befragung der Jugendlichen teilt. Durch die Exploration wurde der Forschungsgegenstand auf den Bereich Kompetenzen eingeengt, weshalb vor der Erläuterung der Befragung eine Begriffsklärung erfolgt. Nach den Ausführungen zu den Erhebungsinstrumenten werden die wesentlichsten Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Mit den sozialpädagogischen Perspektiven wird schließlich ein Ausblick für die Programmanbieter gegeben. Teil B schließt mit einigen persönlichen Gedanken.
A. Das Internationale Jugendprogramm
„The Award is tough. It is not easily achieved. Yet at the same time, any young person aged between 14 and 25 can gain an Award at Bronze, Silver or Gold level.“
(The Duke of Edinburgh’s Award International Association, 2004, S.11)
Schwierig, nicht leicht zu erreichen und doch für jeden Jugendlichen zu schaffen - mit diesem scheinbaren Widerspruch beginnt im englischen Handbuch zur Programmdurchführung die Beschreibung der Philosophie des Programms. Aber genau hieraus ergibt sich das Wesen des Programms: Die individuelle Herausforderung für jeden teilnehmenden Jugendlichen. Hierauf baut die Arbeit mit dem Programm auf, egal in welchem Land der Welt.
Viel wurde über das Internationale Jugendprogramm bereits geschrieben. Etliche Bücher ließen sich damit füllen. Im Rahmen meiner Diplomarbeit ist es mir nur möglich das Wesentliche in verkürzter Form darzustellen. Im Teil A beziehe ich mich im Wesentlichen auf folgende Literatur:
- Handbuch Internationales Jugendprogramm (Das Internationale Jugendprogramm in Deutschland e.V. [Das Int. Jugendpr.], 1999)
- Eine Veröffentlichung zum Internationalen Jugendprogramm im Rahmen des Internationalen Kongresses 'erleben und lernen‘ (Vogel, 1998)
- Informationen, die auf der Website des Internationalen Jugendprogramms (Das Int. Jugendpr.) veröffentlicht sind.
Weitere Quellen sind im Text gekennzeichnet.
1. Was ist das Internationale Jugendprogramm?
Um zu verstehen, worum es sich beim Internationalen Jugendprogramm handelt und was das Programm genau will, muß zunächst die Frage geklärt werden, was das Internationale Jugendprogramm eigentlich ist.
1.1. Kurzbeschreibung des Programms
Die Grundlagen für das Programm schuf der Reformpädagoge Kurt Hahn, während seiner Tätigkeit in Großbritannien. Unter der Schirmherrschaft von Prinz Philip wurde es dort 1956 als „Duke of Edinburgh’s Award“ eingeführt und trat von hier aus seinen Weg rund um die Welt an.
Das Internationale Jugendprogramm ist ein Angebot, welches sich an Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren richtet. Es ist keine eigenständige Jugendorganisation sondern ein ganzheitliches Programm von Freizeitaktivitäten und kann in jeder Einrichtung, die mit Jugendlichen zu tun hat, eingesetzt werden. Hierzu gehören nicht nur explizite Jugendorganisationen sondern z.B. auch Unternehmen. „Das Programm ist ein Instrument für die geistige, persönliche und soziale Entwicklung, seine allgemeinen Vorteile sind daher größer als die Summe seiner Einzelteile.“ (Das Int. Jugendpr., 1999, S. 2-5)
Die Teilnahme am Programm erfolgt auf den Stufen Bronze, Silber und/oder Gold. Mit jeder Stufe nehmen die Anforderungen an Einsatz, Leistung und Eigeninitiative zu. Die Jugendlichen können auf jeder Stufe mit ihrer Teilnahme beginnen, wobei lediglich die Altersvoraussetzungen eingehalten werden müssen. Es besteht die Möglichkeit alle drei Stufen nacheinander zu durchlaufen.
Auf jeder dieser Stufen müssen die Teilnehmenden in den vier Programmteilen Dienst, Fitness, Talente und Expedition bestimmte Anforderungen erfüllen und eine vorgegeben Anzahl an Stunden ableisten. Auf der Goldstufe wird zusätzlich ein Projekt eigenverantwortlich durchgeführt.
-etreut werden die Jugendlichen während ihrer Teilnahme durch ehrenamtliche erwachsene Helfer. Diese dokumentieren die erbrachten Leistungen in einem Begleitheft. In einer öffentlichen Feier wird der erfolgreiche Abschluss gewürdigt. Jeder Teilnehmer erhält eine Urkunde und ein Abzeichen.
Das Selbst-Verständnis des Internationalen Jugendprogramms wird im Foliensatz zur Programmeinführung (Das Int. Jugendpr., 2000) folgendermaßen dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„Das Internationale Jugendprogramm ist keine Organisation und nichts Fertiges, sondern ein Werkzeugkasten zur Persönlichkeitsbildung für alle Einrichtungen, die mit jungen Leuten zu tun haben. Es
- setzt auf individuelle Herausforderungen,
- fordert und fördert den ganzen Menschen;
- nutzt zu diesem Zweck vorhandene Ressourcen.“
1.2. Eine persönliche Herausforderung
„Wesentlich am Programm ist, daß es eine 'Herausforderung für jeden einzelnen‘ darstellt und nicht irgendeinen weiteren Wettbewerb, bei dem der Erfolg des einen den Mißerfolg des anderen bedeutet“ (Das Int. Jugendpr., 1999, S.2-5). Durch speziell für jeden einzelnen Teilnehmer zusammengestellte Aufgaben in den vier Programmteilen wird diese persönliche Herausforderung erreicht. Die Jugendlichen wählen hierfür ihre Aktivitäten selbst aus und werden dabei von sachkundigen Erwachsenen unterstützt. Diese achten darauf, daß die vorgegebenen Mindestanforderungen eingehalten werden und ermutigen bei Bedarf dazu diese auszuweiten. So entsteht ein ganz persönliches Erlebnis- und Lernprogramm und „eine wirkliche persönliche Herausforderung“ (Das Int. Jugendpr., 1999, S. 2-4).
Eine Chance für die Jugendlichen und die Einrichtungen
In dieser Struktur liegt die große Chance, die das Internationale Jugendprogramm den Jugendlichen und den Einrichtungen bietet. Denn „junge Leute greifen sehr gerne nach Gelegenheiten, die ihnen Spaß bereiten, Abenteuer versprechen und ihnen neue Erfahrungen ermöglichen. Sie wollen auf sich aufmerksam machen in einer Welt, in der der einzelne oft unwichtig erscheint, und sie sind bereit, sich echten Herausforderungen zu stellen, wenn diese ihnen der Mühe wert und wichtig für die Bedürfnisse der Gesellschaft erscheinen“ (Das Int. Jugendpr., 1999, S. 2-3).
Unabhängig von ihren persönlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Lebensumständen bietet die Struktur des Programms allen Jugendlichen genau diese Gelegenheiten und Herausforderungen. Die Chancen für die Jugendlichen liegen hierbei nicht im erfolgreichen Abschluss des Programms, sondern im Prozess der Teilnahme. Dieser ist „gleichzeitig Auslöser und Rahmen für wichtige persönliche Lernprozesse“ (Vogel, 1998, S. 113) und bietet die Möglichkeit wertvoller Erfolgserlebnisse (vgl. Vogel, 1998, S. 113). Somit führt die Teilnahme zu einer persönlichen Entwicklung, z.B. gewinnen die Jugendlichen neues Selbstvertrauen. Sie erfahren dass individuelle Leistung sich auszahlt, da größerer persönlicher Einsatz, längerfristig gesehen, auch größeren Spaß bringt.
Neben den Jugendlichen profitieren auch die Einrichtungen davon, dass sie das Jugendprogramm anbieten. Auf die Entschädigung für den anfänglichen Mehraufwand an Zeit und Ressourcen brauchen sie nicht lange zu warten. Exemplarisch sollen dafür einige Beispiele genannt werden:
- Schulen: Möglichkeit für ganzheitliches Lernen und Förderung wichtiger Schlüsselqualifikationen;
- Offene und verbandliche Jugendarbeit: Möglichkeit neue Jugendliche an sich heranzuführen;
- Unternehmen: Ergänzung der normalen schulischen und betrieblichen Ausbildung;
- Einrichtungen der Jugendhilfe: Arbeit für das Jugendprogramm ist oftmals die erste freiwillige Tätigkeit, die die Jugendlichen auf sich genommen haben;
1.3. Die zehn „Schlüsselpunkte“
In den zehn „Schlüsselpunkten“ sind die Grundsätze des Internationalen Jugendprogramms zusammengefaßt. Sie spiegeln den Geist des Programms wieder:
- Kein Wettbewerb
Zentral ist die persönliche Herausforderung. Es gibt keinen Wettkampf gegen andere und die vorgegebenen Standards dienen der Sicherheit. Die Aktivitäten der Teilnehmer basieren auf persönlicher Wahl und spiegeln die Kombination von Fähigkeiten, Talenten und Interessen des einzelnen Jugendlichen wieder.
- Offen für alle
Es gibt nur ein Programm das für alle zugänglich ist, unabhängig von Geschlecht, kulturellem Hintergrund, Religion oder politischer Einstellung. Auch benachteiligte und behinderte junge Menschen können teilnehmen, da der erfolgreiche Abschluss durch eine persönliche Verbesserung erreicht wird.
- Freiwillig
Von Freiwilligen für Freiwillige. Für die Teilnahme trifft jeder Jugendliche eine freie Entscheidung.
- Flexibel
Das Programm wird für jeden Teilnehmer individuell ausgestaltet und kann an die örtlichen Gegebenheiten angepaßt werden. Solange die grundsätzlichen Altersbestimmungen eingehalten werden kann jeder Jugendliche auf der Stufe und mit dem Alter beginnen, das ihm am sinnvollsten erscheint.
- Ausgewogen
Auf jeder Stufe müssen die Programmteile Dienst, Expedition, Fitneß und Talente abgeschlossen werden. Hierdurch entsteht die Herausforderung in jedem dieser Bereiche seine eigenen Fähigkeiten auszuweiten und etwas Neues auszuprobieren.
- Abgestuft
Das Programm ist in die Stufen Bronze, Silber und Gold gegliedert. Die jeweils höhere Stufe verlangt mehr persönliches, eigenverantwortliches Engagement und eine größere Verbesserung innerhalb der Programmteile.
- Positiv
Nur positive Leistungen werden im Begleitheft vermerkt. Es geht immer um den persönlichen Erfolg.
- Ein Marathon, kein Sprint
Die Teilnahme erfordert Ausdauer und Engagement. Kurze Begeisterungsausbrüche reichen nicht aus. Jeder Teilnehmer kann in seinem eigenen Tempo arbeiten, da die Zeitvorgaben nur Mindestangaben sind.
- Ein Prozess, kein Preis
Das Programm und die Aktivitäten liefern die Voraussetzungen, die Jugendlichen in einen Prozess der persönlichen und sozialen Entwicklung zu führen
- Macht Spaß!
Das Programm soll sowohl den Teilnehmer als auch den Helfern Spaß machen. Die Teilnahme soll als aufregend und befriedigend erlebt werden. Die Jugendlichen sollen dazu angeregt werden, begonnene Aktivitäten fortzusetzen.
2. Praktische Umsetzung des Internationalen Jugendprogramms
Der konkreten Arbeit mit dem Internationalen Jugendprogramm liegen also diese genannten Ideale und Ziele zu Grunde. Wie aber sieht die Umsetzung in die Praxis aus und was muss dabei beachtet werden?
2.1. Wie kommt das Internationale Jugendprogramm zu den Jugendlichen?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die weltweite Arbeitsstruktur des Programms ist nach dem Franchise-System gestaltet (vgl. Abb.1):
- Die Internationale Assoziation wurde 1988 im Rahmen des Welttreffens des Internationalen Jugendprogramms gegründet. Sie ist Hüterin der Programmprinzipien. Durch die Internationale Assoziation erfolgt die Anerkennung der Nationalen Programmanbieter. Desweiteren wird aber auch deren eigenständige Arbeit koordiniert und überwacht.
- Durch den Nationalen Programmherausgeber erhalten qualifizierte Einrichtungen ihre Lizenzen und werden so mit der praktischen Arbeit beauftragt. Auch hat der Nationale Programmherausgeber die Aufgabe, die eigenständige Arbeit der Anbieter zu koordinieren und zu überwachen.
- Lizenzierte Programmanbieter können einzelne Einrichtungen sein oder übergreifende Institutionen, z.B. eine Stadt, mit mehreren Registrierten Anbieterstellen. Diese setzen das Internationale Jugendprogramm in ihrer Arbeit mit den Jugendlichen eigenverantwortlich ein.
- Die Programmteilnehmer sind junge Leute im Alter von 14 bis 25 Jahren. Diese können als Mitglieder der jeweiligen Einrichtung oder als unabhängige Teilnehmer über die Anbieterstellen am Programm teilnehmen.
Dieses Organisationssystem hat entscheidende Vorteile: Ressourcen werden optimal genutzt und gleichzeitig ist sichergestellt, daß das Internationale Jugendprogramm nicht in Konkurrenz tritt, zu den Einrichtungen selber.
Die Verantwortlichkeiten in Deutschland
Der Nationale Programmherausgeber in Deutschland ist der Trägerverein „Das Internationale Jugendprogramm in Deutschland e.V.“ mit seinem Koordinationsbüro in Osterburken. Verantwortlicher Programmkoordinator ist Klaus Vogel. Die Schirmherrschaft hat Erich Erbgraf von Waldburg-Zeil übernommen. Ein Liste der aktuellen Programmanbieterstellen findet sich im Anhang.
2.2. Programmstufen und Programmteile
Die Programmstufen und Programmteile strukturieren die Teilnahme am
Programm.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die hierfür festgelegten Bedingungen müssen von den Jugendlichen für einen erfolgreichen Abschluß erfüllt werden. Dadurch wird einerseits die Ganzheitlichkeit und andererseits die Qualität des Programms gesichert.
Abb.2: Programmstufen und Programmteile (eigene Darstellung)
-ronze, Silber, Gold
Durch die Programmstufen Bronze, Silber und Gold erhält das Programm eine Abstufung hinsichtlich der Anforderungen die an die Jugendlichen gestellt werden. Es ist möglich die Stufen nacheinander zu durchlaufen oder aber nur einzelne davon zu absolvieren. Es ist nicht zwingend notwendig mit der Teilnahme auf der Stufe Bronze zu beginnen. Es gibt lediglich bestimmte Altersgrenzen, die eingehalten werden müssen.
Die Teilnahme ist möglich für
- Bronze ab 14 Jahren,
- Silber ab 15 Jahren und
- Gold ab 16 Jahren.
Der letztmögliche Zeitpunkt für den Programmbeginn ist 23 Jahre und mit dem 25. Geburtstag müssen alle Aktivitäten abgeschlossen sein. In individuellen Fällen können diese jeweiligen Mindest- und Obergrenzen angehoben oder gesenkt werden. Eine ausführliche Beschreibung dieser Sonderregelungen findet sich im Anhang.
Dienst, Fitness, Expeditionen, Talente und Projekt
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Für jede der Stufen müssen bestimmte Anforderungen in den Progammteilen Dienst, Fitness, Expeditionen und Talente erfüllt werden. Auf der Goldstufe müssen die Jugendlichen zusätzlich ein Projekt durchführen. Hierbei geht es um die Teilnahme an einer Gemeinschaftsaktivität mit integrierter Unterkunft, also weg von zu Hause in einer unbekannten Umgebung. „Die Aktivitäten in den vier Programmteilen sollen sich gegenseitig ergänzen und so insgesamt ein ausgewogenes Programm bilden, das verschiedene Aspekte der Entwicklung junger Leute widerspiegelt“ (Das Int. Jugendpr., 1999, S.2-8).
Für jeden Bereich gibt es festgelegte Mindestzeiten. Die ausgewählten Aktivitäten müssen über diesen Zeitraum durchgeführt werden. Als Folge hieraus ergeben sich auch Mindestzeiten für die einzelnen Programmstufen:
- Bronze: 6 Monate
- Silber: 12 Monate
- Gold: 18 Monate
Einen Überblick über die einzelnen Programmteile gibt folgende Tabelle:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab.1: Überblick über die einzelnen Programmteile (eigene Darstellung)
Für die Programmanbieter ist der Programmteil Expedition mit dem größten Aufwand verbunden. Ein Ablaufschema hierfür ist im Anhang zu finden.
2.3. Die praktische Arbeit mit dem Programm und mit den Jugendlichen
Entscheidet sich eine Einrichtung für die Einführung des Programms, dann lassen sich hierfür im Handbuch Internationales Jugendprogramm (Das Int. Jugendpr., 1999) hilfreiche Tips finden. Die Hauptaufgaben für diesen Teil der praktischen Arbeit sind in einem „Zehn-Punkte-Aktionsplan“ zusammengefasst (siehe Anhang). Dieser organisatorische Teil der praktischen Arbeit soll hier nicht näher erläutert werden. Wichtiger ist die Arbeit mit den Jugendlichen selbst, denn „das Programm bleibt so lange eine schöne Idee, bis es durch die Arbeit mit jungen Leuten zum Leben erweckt wird“ (Das Int. Jugendpr., 1999, S. 1-12). Von zentraler Bedeutung ist hierbei: Das Internationale Jugendprogramm „ist kein Wert an sich; Nutzen und Ergebnisse zeigen sich nur, wenn junge Leute in Partnerschaft mit unterstützenden Erwachsenen ihr individuelles Programm ausführen“ (Das Int. Jugendpr., 1999, S. 1-12).
Partnerschaft mit unterstützenden Erwachsenen
In der Arbeit mit dem Programm nehmen Erwachsene unterschiedlichste Schlüsselrollen ein: Programmkoordinator, Programmleiter, Gruppenleiter, erwachsene Helfer, Ausbilder, Aufsichtspersonen, Gutachter. Eine Beschreibung dieser unterschiedlichen Rollen ist im Anhang zu finden. Es kann hierbei unterschieden werden zwischen zwei Gruppen:
- Erwachsene, die hauptamtlich und hauptberuflich in der Organisation für das Programm tätig sind;
- Erwachsene, die sich ehrenamtlich engagieren und ihre Talente, ihren Enthusiasmus und ihre Zeit einbringen;
Gerade diese zweite Gruppe der erwachsenen Helfer ist wichtig für den Erfolg des Programms - in der Arbeit mit dem Programm findet eine generationen-übergreifende Zusammenarbeit statt. Dadurch, dass Erwachsenen ihre Erfahrungen, Fähigkeiten und Einstellungen mit den jungen Leuten teilen, können sich neue Beziehungen entwickeln; diese können einen tiefgreifenden Einfluß auf die Entwicklung der Jugendlichen haben. Jugendliche erfahren z.B. neue Werte und überprüfen ihre bereits bestehenden. Aber auch für die erwachsenen Helfer
wird die Arbeit mit den Jugendlichen ein Abenteuer und eine Herausforderung – das Programm wird so zur Herausforderung für Erwachsene und Jugendliche.
Das individuelle Programm ausführen
-ei der Arbeit mit den Jugendlichen, sollten sich die erwachsenen Helfer immer bewusst machen, daß das Jugendprogramm kein Mittel ist um eine bestimmtes Ziel zu erreichen oder eine Reihe von besonderen Aufgaben zu erledigen. Stattdessen ist es der Prozess, den die Jugendlichen durchlaufen, auf den es ankommt. Es geht also nicht darum, was die Jugendlichen am Ende können sondern wie sie dahin gekommen sind, dass sie es können. Aus diesem Grund darf Unterstützung durch Erwachsene auch nicht bedeuten, dass diese den Teilnehmenden Verantwortung wegnehmen. „Das Grundprinzip ist deshalb, nie etwas zu unternehmen, das Jugendliche auch selbst tun können“ (Das Int. Jugendpr., 1999, S.9-3)
3. Entstehungsgeschichte des Internationalen Jugendprogramms
-eschäftigt man sich mit der Theorie und der praktischen Umsetzung des Internationalen Jugendprogramms, entsteht natürlich die Frage wie es denn überhaupt zur Entstehung des Programms kam. Um das Programm umsetzen zu können oder seinen Sinn zu verstehen, ist es nicht zwingend notwendig über Kurt Hahn oder die Entstehungsgeschichte bescheid zu wissen. Nichtsdestotrotz trägt dieses Wissen zu einem besseren Verständnis des Programms bei. Aus diesem Grund möchte ich jetzt noch auf diese Hintergrundinformationen eingehen. Neben der bereits genannten Literatur beziehe ich mich im Folgenden auch auf die Veröffentlichung eines Vortrags zum 100. Geburtstag von Kurt Hahn (Ziegenspeck, 1993).
3.1. Kurt Hahn – Erfinder und Mitbegründer des Programms
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Kurt Hahn wurde am 5. Juni 1886 als zweiter Sohn jüdischer Eltern geboren. Nach seinem Abitur studierte er Philosophie und Altphilologie in England und Göttingen. Auf Grund mehrerer Operationen waren längere Aufenthalte in England nötig. Während des ersten Weltkriegs arbeitet Kurt Hahn als Berater im Auswärtigen Amt und macht dort die Bekanntschaft des kaiserlichen Reichskanzlers, Prinz Max von Baden. Er wird dessen Privatsekretär und enger Vertrauter, was zur Folge hat, dass Kurt Hahn Mitglied der deutschen Delegation ist, welche die Verträge von Versailles vorzubereiten hatte.
Dieser Werdegang macht deutlich, daß Kurt Hahn ursprünglich kein Pädagoge gewesen ist. Es waren historische und gesellschaftspolitische Erkenntnisse und praktische Einsichten, die ihn dazu motivierten sich mit Erziehungsfragen zu beschäftigen.
1920 gründeten Kurt Hahn und Prinz Max von Baden gemeinsam das erste Landerziehungsheim auf Schloss Salem, „der Heimstatt des Prinzen“ (Co:forum, n.d.). Mit der Übernahme der Leitung dieses Internats beginnt Kurt Hahn seine eigentliche pädagogische Tätigkeit. Dies findet 1933 ein Ende, da er sich öffentlich gegen die aufkommende Diktatur einsetzt und somit Nazi-Deutschland verlassen muß. Er flieht nach Großbritannien und gründet dort 1934 das „zweite Salem“ in Gordonstoun, welches er bis 1953 leitete.
Da es Hahns Ziel war möglichst viele Jugendliche zu erreichen, suchte er immer nach Möglichkeiten seine Ideen und deren praktische Umsetzung zu verbreiten. Aus diesem Grund entwickelte er den Duke of Edinburgh’s Award und gündete 1941 die erste Kurzzeitschule für 16 bis 20jährige Schüler. Diese sind unter dem Begriff „Outward Bound“ –Schulen bekannt geworden. Mit seiner Arbeit wird Kurt Hahn zum Begründer der Erlebnispädagogik. (vgl. Jugendstiftung Baden-Württemberg, 1993, S. 14)
Die Pädagogik Kurt Hahns
Die pädagogischen Überlegungen Kurt Hahns wurzelten im Gedankengut der Reformpädagogik, welches zu Beginn des 20. Jahrhunderts die pädagogische Theorie und Praxis stark beeinflußt hat. Das Kind mit seinen Bedürfnissen sollte in den Mittelpunkt der Erziehung rücken, im Unterschied zur Pädagogik welche zu diesem Zeitpunkt praktiziert wurde. (vgl. Jugendstiftung Baden-Württemberg, 1993, S. 14).
Seine Überlegungen beziehen sich zunächst auf Schulen und die damals bestehenden Lehrmethoden. „Kurt Hahn erkannte, daß sich Erziehung nicht im Vermitteln von Wissen erschöpft, sondern daß der Charakterbildung bei der Ausformung der Persönlichkeit maßgebende Bedeutung zukommt“ (Ziegenspeck, 1993, S. 11). Hahn möchte den Schülern ermöglichen das gesamte Potential zu entwickeln, welches in ihnen steckt. Seine Methode war hierbei, sie vor echte Aufgaben zu stellen, bei denen sie sich bewähren können. Seine Schulen sind deshalb als „Modell eines Staates“ organisiert. Jeder Schüler wird als „Bürger“ gesehen, der eine öffentliche Verantwortung zu übernehmen hat.
Mit Hilfe der von Hahn entwickelten Erlebnistherapie sollten die von ihm diagnostizierten Verfallserscheinungen bekämpft werden:
- Mangel an menschlicher Anteilnahme
- Mangel an Initiative und Spontaneität
- Mangel an Sorgsamkeit
- Verfall der körperlichen Tauglichkeit
Die Lehrinhalte seiner Internate wurden deshalb auch um die Lernfelder Dienst, Expedition, Projekt und körperliches Training erweitert.
Die vier Programmteile des Internationalen Jugendprogramms sind somit ein direkte Antwort auf die vier Verfallserscheinungen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.4: Programmteile als Antwort auf die Verfallserscheinungen
(eigene Darstellung nach. Das Int. Jugendpr., 2000)
3.2. Die Entstehung des Duke of Edinburgh’s Award
„Vieles an Kurt Hahn erscheint heute verschroben und überholt, obsolet und pathetisch, engstirnig bis national gefärbt; seine theoretischen Ausführungen über den Verfall der Gesellschaft waren damals schon zu einfach, aber seine pädagogische Praxis hat unbestreitbar die Welt erobert“ (Michl, 1999, S. 4). Auch der Duke of Edinburgh’s Award hat inzwischen die Welt erobert. Mit unterschiedlichstem Namen wird es heute in über 100 Ländern angeboten. Eine genaue Auflistung dieser Länder (Stand 1999) findet sich im Anhang.
Mit dieser weltweiten Verbreitung findet Hahns Ziel, immer möglichst viele Jugendliche zu erreichen, eine Entsprechung. Vermutlich hätte selbst Kurt Hahn sich nicht träumen lassen, dass das was als simples Abzeichen für seine Schüler in Gordonstoun begonnen hat, so eine Verbreitung finden würde.
Eine kurze Chronologie der Entstehungsgeschichte
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bis es zur heutigen Form des Duke of Edinburgh’s Award kam musste Kurt Hahn viele Hürden überwinden und etliche Veränderungen wurden vorgenommen. Hier möchte ich über diese Entstehungsgeschichte aber nur einen kurzen chronologischen Überblick geben:
1934
Gordonstoun Badge: Ein Abzeichen für die Aktivitäten der Schüler von Gordonstoun in den vier zusätzlichen Lernfeldern.
1936
Moray Badge: Ein Abzeichen für alle Jungs des Bezirks Moray, mit sechs Feldern und drei Altersgruppen.
1938
County Badge: Einführung der Idee eines landesweiten Abzeichens im Rahmen einer Schulleiterkonferenz.
Prinz Philip, damals Hahns Schüler, erwirbt den Moray Badge auf der Silberstufe.
Zweiter Weltkrieg
County Badge: Weitere Planungen werden auf Eis gelegt.
1954
Wiederbelebung der Idee eines landesweiten Jugendabzeichens.
Kurt Hahn bat Prinz Philip um Unterstützung und berief ein Komitee, welches auf der Basis der früheren Abzeichen ein Programm entwerfen sollte.
1956
Einführung des Duke of Edinburgh’s Award zunächst nur für Jungs.
Prinz Philip ist Schirmherr und Sir John Hunt, Leiter der ersten erfolgreichen Mount Everest Expedition, der erste Direktor.
1958
Einführung eines entsprechenden Programms für Mädchen mit einem Unterschied bei den durchzuführenden Programmteilen.
1961
Verbreitung des Programms in 13 Ländern.
1965 und 1969
-nderung der Bedingungen; ein einheitliches Programm für Jungs und Mädchen.
1971
Verbreitung in 31 Ländern.
1988
Gründung der Internationalen Assoziation. (vgl. Punkt A. 2.1.)
1989
Verbreitung in 48 Ländern.
2000
Verbreitung in über 100 Ländern.
3.3. Das Internationale Jugendprogramm in Deutschland
Auch in Deutschland hat der Duke of Edinburgh’s Award bereits eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Schon vor der Gründung des heutigen Trägervereins 1994 gab es die unterschiedlichste Versuche das Programm in Deutschland einzuführen. Aber erst durch die Bemühungen von Klaus Vogel und engagierten Mithelfern gelang es das Programm dauerhaft in Deutschland zu etablieren. Eine ausführliche Darstellung dieser Geschichte von 1956 bis 1995 findet sich im Anhang.
Erste Versuche: 1956 bis 1993
- Kurt Hahn stellt 1956 das Programm in Deutschland vor;
- 1974: Werbetour des Duke of Edinburgh’s Award in Deutschland;
- Pfarrer Kowalsky beginnt seine Arbeit mit dem Programm 1981 in Kulmbach. Er erhält eine Lizenz als „Independent Operator“. Er gründet 1983 das „Collegium Martinum – Deutsche Familien- und Jugendstiftung“ als Träger für das Programm und entwirft den „Martinspaß“. Allerdings nimmt er umfangreiche Veränderungen am Programmkern vor, z.B. führt er christliches Leben als zusätzlichen fünften Programmteil ein. Auch bezeichnet Kowalsky seine Stiftung fälschlicherweise als offizielles Mitglied im Internationalen Award Forum und ankerkannten nationalen deutschen Träger. Eine landesweite Einführung durch Pfarrer Kowalsky misslingt. Sein „Martinspaß“ wird u. a. vom Landesvorstands des Bayerischen Jugendrings abgelehnt. 1987 wird das „Collegium Martinum“ aufgelöst.
- Unabhängig von Pfarrer Kowalsky kommt Paul Eymers aus Weser-Ems mit dem Duke of Edinburgh’s Award in Kontakt. Er möchte dieses Programm als „Deutsches Jugendabzeichen“, später „Jugendkompaß“ in Deutschland einführen. Aber auch er erhält keine Unterstützung von offizieller Seite. Ihm wird sogar dienstlich untersagt für die Ausbreitung des Programms tätig zu werden. Desweiteren scheitern auch die Versuche mit Pfarrer Kowalsky zusammenzuarbeiten an dessen z.T. unorthodoxen Verhalten.
- 1990 startet Pfarrer Kowalsky gemeinsam mit Frau Hofmann einen neuen Versuch das Programm in Deutschland einzuführen, unter dem Namen „Internationale Jugendauszeichnung“. Diese Nürnberger Initiative erhält 1991 eine formelle Lizenz vom Weltprogramm und gründet den „Förderkreis Jugend und Freizeit“. 1993 erhält die Initiative den Namen „Kurt-Hahn-Diplom“.
Werdegang des Internationalen Jugendprogramms: 1992 bis heute
Im Rahmen seiner Recherchen für den 20. Geburtstag der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg stößt Klaus Vogel, der damalige Leiter der Jugendfeuerwehr, 1992 auf Informationen über den Duke of Edinburgh’s Award. Sein Interesse erwacht und er möchte das Programm bei der Jugendfeuerwehr einführen. Zu diesem Zeitpunkt ist ihm nicht klar ob dieses überhaupt noch existiert. Beim Europatreffen der Jugendfeuerwehren am 16. Juni 1993 stellt sich überraschenderweise heraus, daß die britischen Jugendfeuerwehren mit dem Programm arbeiten. Ab diesem Zeitpunkt überstürzen sich die Ereignisse und es geht alles ziemlich schnell.
Gemeinsam mit engagierten Freunden wie Roland Matzker und anderen Helfern startet Klaus Vogel die Einführung des Programms: Es wird Kontakt hergestellt zum Koordinationsbüro in London und bereits am 20. Dezember 1993 nehmen 19 Jugendliche ihre Begleithefte in Empfang und es kann los gehen.
Frau Hofmann vom „Förderkreis Jugend und Freizeit“ aus Nürnberg nimmt Kontakt zu Klaus Vogel auf. Leider kann es nicht zu einer konstruktiven Zusammenarbeit kommen; Frau Hofmann trat der neuen Initative auch eher mit Skepsis entgegen. (vgl. Hofmann, 1994) Auch bei offiziellen Stellen trifft Klaus Vogel auf Vorbehalte, die noch aus Zeiten des „Martinspasses“ stammen.
Einige wichtige Daten der Entstehungsgeschichte in Deutschland möchte ich noch nennen:
- 1994: Gründungsversammlung des Vereins „Das Internationale Jugendprogramm in Deutschland e.V.“ auf Schloss Zeil. Klaus Vogel übernimmt ehrenamtlich die Koordination des Programms in Deutschland und Erich Erbgraf von Waldburg-Zeil die Schirmherrschaft.
- 1996: Anerkennung des Vereins als freier Träger der Jugendhilfe durch das Ministerium für Kultus und Sport in Baden-Württemberg; Anerkennung als 60. Nationaler Programmherausgeber durch das Weltprogramm.
- 1999: 5jahr-Feier des Vereins; 22 Einrichtungen in 6 Bundesländern arbeiten mit dem Programm.
- 2000: Aufnahme als Vollmitglied in die Internationale Assoziation; 32 Anbieter mit über 50 Anbieterstellen bieten in 11 Bundesländern das Programm an; Schloss Salem, dort wo mit Kurt Hahn alles begann, wird Programmanbieter.
- 2003: Das Jugendprogramm hat 56 Programmanbieter mit 102 Stellen und 741 teilnehmende Jugendliche. Die Statistik für 2003 findet sich im Anhang.
Durch viel persönliche Initiative und aufbauend auf der Überzeugung, dass das Programm an sich sehr gut ist, hat es heute seine Verbreitung in Deutschland gefunden:
Highlights
Während des Bestehens des Internationalen Jugendprogramms in Deutschland gab es auch so manche Highlights. Ein paar Beispiele:
- Erste Preisverleihung durch Prinz Edward auf Schloß Zeil. (vgl. Michl, 1999, S.4)
- November 2000: Treffen von Klaus Vogel und Christina Rau, Frau des ehemaligen Bundespräsidenten. Frau Rau hat in Gordonstoun das Programm auf der Goldstufe absolviert und wird zur Fürsprecherin für das Programm in Deutschland. (vgl. Das Int. Jugendpr., 2001, S.1)
- 3. November 2004: Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, überreicht im Rahmen des Staatsbesuchs von Queen Elizabeth, Königin von Großbritannien, Abzeichen und Urkunde an die erste Gold-Absolventin in Berlin.
(vgl. Das Int. Jugendpr., 2004, S.1)
B. Die Auswirkungen der Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm auf die teilnehmenden Jugendlichen
„Es ist Vergewaltigung, Kinder in Meinungen hineinzuzwingen, aber ist Verwahrlosung, ihnen nicht zu Erlebnissen zu verhelfen, in denen sie ihrer verborgenen Kräfte gewahr werden können.“
Diese Aussage von Kurt Hahn (zitiert nach Das Int. Jugendpr. [15.6.2001, http://www.jugendprogramm.de/netzwerk/philosophie/41.htm]) beschreibt meines Erachtens genau das, was junge Menschen brauchen: Nicht die Meinungen von Erwachsenen sollen ihnen aufgezwungen werden, sondern sie sollen vor Herausforderungen gestellt werden, durch welche sie das in ihnen verborgene Potential entdecken und entwickeln können.
Was bedeutet das, bezogen auf das Internationale Jugendprogramm? Welche Auswirkungen hat die Teilnahme auf die Jugendlichen? Welche verborgenen Kräfte sind es, die sie bei sich entdecken können? Genau diese
Fragen haben mein Interesse geweckt die teilnehmenden Jugendlichen selbst zu befragen.
1. Der Auslöser für die Untersuchung
Ausgehend von meiner ursprünglichen Idee, im Rahmen meiner Diplomarbeit eine Konzeption zur Umsetzung des Internationalen Jugendprogramms in der Evangelischen Jugendarbeit zu entwickeln, besuchte ich einen Programmlehrgang des Programms. Dieser wird von den Verantwortlichen des Internationalen Jugendprogramms angeboten und muss als Grundlehrgang von allen besucht werden, die mit dem Programm arbeiten wollen. Die Aussage von Klaus Vogel, in Osterburken gingen alle teilnehmende Jugendlichen zum Studieren, machte mich neugierig. Konnte das Jugendprogramm wirklich Auslöser dafür sein ein Studium zu beginnen? Was wird durch die Teilnahme sonst noch bei den Jugendlichen bewirkt?
Antwort auf diese Fragen gibt es bisher nur von Erwachsene. Kurt Hahn, als Gründer des Programms und jeder der es anbietet ist davon überzeugt, dass die Teilnahme positive Auswirkungen auf die teilnehmenden Jugendlichen hat. Wie sehen dies die Jugendlichen?
Diese Überlegungen waren schließlich der Auslöser für diese Untersuchung. Die Jugendlichen selbst sollten Antworten auf die oben gestellten Fragen geben.
2. Vorüberlegungen
Durch die Vorüberlegungen, soll zunächst eine Konkretisierung der Überlegungen aus Punkt B.1. erreicht werden. Es geht hierbei um die inhaltliche Eingrenzung dessen, was ich durch meine Befragung genau herausfinden möchte. Es wird also entschieden, was durch meine Forschung genau beschrieben und bewertet werden soll. (vgl. König, 2000, S. 68) Mit der Benennung der Forschungsfragen und des Forschungsgegenstandes wird die Grundlage für das weitere Vorgehen gelegt.
2.1. Die Forschungsfragen
-ei der Benennung der Forschungsfragen handelt es sich um die „Formulierung der zentralen Fragestellungen“ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend [BMFSFJ], 2000, S.24) der Untersuchung. Diese sind der Ausgangspunkt für das weitere Vorgehen und stellen quasi das „Steuerungselement“ (BMFSFJ, 2000, S.24) dar.
Die unter B.1. geschilderten Überlegungen werden aufgegriffen (vgl. Abel, Möller & Treumann, 1998, S.26), und diese noch sehr unpräzise und unspezifisch gestellten Fragen werden eindeutig formuliert (vgl. Holm, 1975, S.14).
Die Forschungsfragen für diese Untersuchung lauten wie folgt:
- Welche positiven Auswirkungen hat die Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm auf die teilnehmenden Jugendlichen im Allgemeinen?
- Welche Auswirkungen hat die Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm auf die teilnehmenden Jugendlichen hinsichtlich ihrer Berufswahl?
- Welche Auswirkungen hat die Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm auf die teilnehmenden Jugendlichen hinsichtlich ihrer persönlichen Entwicklung?
- Was verändert sich bewusst und/oder unbewusst bei den teilnehmenden Jugendlichen?
Die unsystematischen Überlegungen, die der Auslöser für diese Forschung waren, werden mit Hilfe der Forschungsfragen geordnet und konkretisiert.
2.2. Der Forschungsgegenstand
Durch die Benennung des Forschungsgegenstandes erfolgt eine weitere Eingrenzung. Mit dem Gegenstand wird benannt, was konkret „untersucht, das heißt beschrieben und bewertet werden soll“ (König, 2000, S.68).
Eine wichtige Entscheidung die getroffen werden muss, ist wie weit bzw. eng der Gegenstand gefasst wird. Die Untersuchung wird natürlich umso umfangreicher je größer der Gegenstand ist. (vgl. König, 2000, S.70) Für die vorliegende Untersuchung ist diese Entscheidung leicht zu treffen, da der Fokus der Forschungsfragen auf dem Bereich „Auswirkungen“ liegt ergibt sich hieraus der Forschungsgegenstand.
Der Forschungsgegenstand für diese Untersuchung lautet:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auswirkungen der Teilnahme am Internationalen Jugendprogramm auf die teilnehmenden Jugendlichen.
Klärung verwendeter Begriffe
[...]
- Citar trabajo
- Tabea Kroll (Autor), 2005, "Und alle gehen studieren!?" - Das Internationale Jugendprogramm und seine Auswirkungen auf die TeilnehmerInnen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37595
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