Ziel der vorliegenden Arbeit ist der Entwurf einer solchen Richtlinie zum Vergaberecht im Facility Management für private und öffentliche Auftraggeber. Dazu werden die Vergabe von FM-Leistungen bei privaten und öffentlichen Auftraggebern untersucht und Handlungsempfehlungen für die Vergabe entwickelt. Der Autor ist Leiter einer Vergabestelle bei einem kommunalen öffentlichen Auftraggeber im Freistaat Sachsen. Die vorliegende Arbeit soll daher auch dazu dienen, Wissen für den Alltag der Vergabestelle zu bündeln und zu fixieren, damit Abläufe und Beschaffungen optimiert werden. Gegenstand dieser Arbeit sind ausschließlich die Vorbereitung und Durchführung der Vergabe, vergleichbar mit den Leistungsphasen 6 und 7 der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure. Ein ähnliches Leistungsbild beschreibt auch die Richtlinie GEFMA 100-2 in Nr. 2.300 für das Ausschreiben und Vergeben von Bauleistungen. Der Rechtsrahmen der vorliegenden Arbeit bezieht sich auf das in der Bundesrepublik Deutschland geltende Recht. Sofern Landesrecht einschlägig ist, wird beispielhaft das im Freistaat Sachsen geltende Recht erläutert.
Immer mehr private und öffentliche Auftraggeber lassen Facility Management Leistungen durch spezialisierte Dienstleister erbringen. Deren Leistungsspektrum reicht von der Bereitstellung eines Pförtners bis hin zum Bau und der Bewirtschaftung ganzer Gebäudekomplexe. Die externe Vergabe von FM-Leistungen kann zu einer Kostenreduzierung und der Entlastung des Stammpersonals führen. Wie der aktuelle fmbenchmarking- Bericht 2016 zeigt, wird die Qualität der externen Dienstleistungen allerdings oft nur als mittelmäßig eingeschätzt. Lediglich 11 Prozent der Befragten sind mit der Qualität externer FM-Leistungen voll zufrieden. Das Vergabeverfahren und die Kriterien für die Auswahl von Anbieter und Angebot können die Wirtschaftlichkeit und Qualität der Leistung sowie das Vertragsverhältnis wesentlich beeinflussen. Zur Durchführung einer wirtschaftlichen und rechtssicheren Vergabe von FM-Leistungen ist eine Richtlinie notwendig, die wichtige Aspekte zusammenfasst. Das in Abbildung 1 dargestellte Richtlinienwerk des Branchenverbandes German Facility Management Association beinhaltet bereits Standardleistungsverzeichnisse sowie Richtlinien für die Ausschreibung von Software und Systemdienstleistungen. Eine Richtline zum Vergaberecht im Facility Management ist in Planung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Facility Management
- Begriff
- Leistungsspektrum
- Rechtsgrundlagen der Auftragsvergabe im Facility Management
- Vertragstypen
- Privatautonomie und ihre Grenzen
- Vertragsanbahnung und Vertragsabschluss
- Vergaberecht
- Persönlicher Anwendungsbereich
- Sachlicher Anwendungsbereich
- Grundsätze
- Struktur des Vergaberechts
- Einordnung der Leistungen in die Vergabeordnungen
- Ausnahmen von der Anwendung des Vergaberechts
- Rechtsschutz
- Leistungsbeschreibung
- Arten und Anwendungsempfehlung
- Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis
- Leistungsbeschreibung mit Leistungsprogramm
- Leistungsbeschreibung mit B.I.L.D.
- Kombination verschiedener Arten der Leistungsbeschreibung
- Vorgabe der Abrechnungsmethode
- Möglichkeiten zur flexiblen Gestaltung der Leistungsbeschreibung
- Mengen- und Preisanpassungen
- Rahmenvereinbarungen
- Optionen oder Bedarfspositionen
- Alternativpositionen
- Nebenangebote
- Losvergabe versus Gesamtvergabe
- Produktneutralität
- Hilfsmittel zur Erstellung der Leistungsbeschreibung
- Unterstützung bei der Leistungsbeschreibung durch Projektanten
- Vergabeverfahren
- Verfahren im öffentlichen Vergaberecht
- Öffentliche Ausschreibung und Offenes Verfahren
- Beschränkte Ausschreibung und Nichtoffenes Verfahren
- Freihändige Vergabe und Verhandlungsverfahren
- Wettbewerblicher Dialog und Innovationspartnerschaft
- Übersicht der Verfahren im Vergaberecht
- Angebots- und Bindefristen
- Form der Angebote
- Korrektur, Aufhebung und Dokumentation des Verfahrens
- Anwendungsempfehlungen für FM-Vergaben
- Auswahl des wirtschaftlichsten Angebots
- Ausschlusskriterien
- Unternehmensbezogene Ausschlussgründe
- Angebotsbezogene Ausschlussgründe
- Eignung des Dienstleisters
- Befähigung und Erlaubnis zur Berufsausübung
- Wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähigkeit
- Technische und berufliche Leistungsfähigkeit
- Ortsansässigkeit und Eigenleistungstiefe
- Angemessenheit des Preises
- Zuschlagskriterien
- Preis
- Lebenszykluskosten
- Verfügbarkeit sowie Reaktions- und Ausführungsfristen
- Leistungswerte als Qualitätsindikator
- Ausführungskonzepte
- Kriterien für Planung und Beratung
- Wertungsverfahren
- Preis- und Kostenmethode
- Einfache und Erweiterte Richtwertmethode
- Modifizierte UfAB-II-Methode
- Divisionsverfahren mit Gewichtung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Master-Thesis zielt darauf ab, eine Richtlinie zum Vergaberecht im Facility Management zu entwickeln, die bei privaten und öffentlichen Auftraggebern zur Beschaffungsoptimierung beitragen soll. Die Richtlinie soll dazu beitragen, die Auswahl des wirtschaftlichsten Angebots im Rahmen von Vergabeverfahren zu optimieren, und gleichzeitig die Interessen der Auftraggeber und Dienstleister zu berücksichtigen.
- Analyse des Vergaberechts im Facility Management
- Entwicklung einer Richtlinie für die Leistungsbeschreibung
- Definition geeigneter Vergabeverfahren im Facility Management
- Bewertungskriterien für die Auswahl des wirtschaftlichsten Angebots
- Optimierung der Beschaffungsprozesse im Facility Management
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert eine allgemeine Einführung in das Facility Management, indem es den Begriff und das Leistungsspektrum des Facility Managements beleuchtet. Kapitel 2 befasst sich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen für die Auftragsvergabe im Facility Management. Hier werden die verschiedenen Vertragstypen und die privale Autonomie des Auftraggebers sowie deren Grenzen thematisiert. Außerdem wird das Vergaberecht in seiner Struktur, seinen Prinzipien und seinen Anwendungsbereichen erläutert.
Im dritten Kapitel werden verschiedene Methoden zur Leistungsbeschreibung im Facility Management vorgestellt, darunter die Leistungsbeschreibung mit Leistungsverzeichnis, Leistungsprogramm und B.I.L.D. Auch die Vorgabe der Abrechnungsmethode und Möglichkeiten zur flexiblen Gestaltung der Leistungsbeschreibung werden diskutiert. Kapitel 4 befasst sich mit den im öffentlichen Vergaberecht relevanten Verfahren, wie der öffentlichen Ausschreibung, der beschränkten Ausschreibung, der freihändigen Vergabe und dem Verhandlungsverfahren. Außerdem werden die Angebots- und Bindefristen sowie die korrekte Dokumentation des Vergabeprozesses erläutert.
Das fünfte Kapitel legt den Schwerpunkt auf die Auswahl des wirtschaftlichsten Angebots. Dabei werden Ausschlusskriterien, die Eignung des Dienstleisters und die Angemessenheit des Preises betrachtet. Die verschiedenen Zuschlagskriterien und Wertungsverfahren werden erläutert, um eine systematische und objektive Auswahl des besten Angebots zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Facility Management, Vergaberecht, Leistungsbeschreibung, Vergabeverfahren, Wirtschaftlichste Angebot, Beschaffungsoptimierung, öffentliche Auftraggeber, private Auftraggeber, Richtlinie, Vertragsanbahnung, Vertragsabschluss, Vertragsgestaltung.
- Quote paper
- Karsten Henze (Author), 2016, Das Vergaberecht im Facility Management mit dem Ziel der Beschaffungsoptimierung bei privaten und öffentlichen Auftraggebern. Entwurf einer Richtlinie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375807