In der folgenden Ausarbeitung möchte ich untersuchen, welche Auswirkungen die kriegsbedingte Vaterentbehrung während und nach dem Krieg auf die Söhne hat.
Zum Anlass des 60sten Jahrestages der Wiederkehr des Kriegsendes 1945, meldeten sich 2005 zahlreiche Kriegskinder, in der Regel zwischen 1933 und 1945 geboren, zu Wort.
Diese berichteten über ihre Kriegs- und Nachkriegserfahrung. Besonders heute, ist diese für die Beteiligten, zum größten Teil traumatisierende Epoche allgegenwärtig.
Was sie in dieser Zeit durchleben mussten, wie die Kriegskinder mit dem vaterentbehrten Leben umgingen, welche Rolle die Mutter dabei spielte und welche Bedeutung die Vaterrolle für die Jungen spielte, sehe ich als wesentlich inhaltliche Bestandteile um sich der eigentlichen Frage, nach den Auswirkungen der Vaterlosigkeit auf die Söhne, zu nähern.
Einleitung
In der folgenden Ausarbeitung möchte ich untersuchen, welche Auswirkungen die kriegsbedingte Vaterentbehrung während und nach dem Krieg auf die Söhne hat. Zum Anlass des 60sten Jahrestages der Wiederkehr des Kriegsendes 1945, meldeten sich 2005 zahlreiche Kriegskinder, in der Regel zwischen 1933 und 1945 geboren, zu Wort. Diese berichteten über ihre Kriegs- und Nachkriegserfahrung. Besonders heute, ist diese für die Beteiligten, zum größten Teil traumatisierende Epoche allgegenwärtig. Was sie in dieser Zeit durchleben mussten, wie die Kriegskinder mit dem vaterentbehrten Leben umgingen, welche Rolle die Mutter dabei spielte und welche Bedeutung die Vaterrolle für die Jungen spielte, sehe ich als wesentlich inhaltliche Bestandteile um sich der eigentlichen Frage, nach den Auswirkungen der Vaterlosigkeit auf die Söhne, zu nähern.
Das >Fehlen< des Vaters prägt die Jungen während, sowie nach der Kriegszeit. Vor allem aber sind etliche Parallelen in verschiedenen Biographien auffällig, wie sich nach jahrelangen Studien und Befragungen der Betroffenen heraus kristallisierte.
Erfahrungen der Kinder während des zweiten Weltkrieges
Der zweite Weltkrieg brachte fast 2,5 Millionen Halbwaisen und Vollwaisen im Bundesgebiet hervor.
Dabei wurde diese Zeit nicht von allen Kriegsangehörigen gleich empfunden. Es wird einerseits von „abenteuerlicher Freiheit" über die damalige Zeit berichtet, andererseits wurde sich an „katastrophale Erfahrungen" erinnert.
Das Miterleben zahlreicher Bombenangriffe, Evakuierungen, Trennungen von der Familie, ständige Flucht vor dem näher rückenden Krieg, Hunger und Unterernährung, sowie Gewalterfahrungen zum Beispiel Tötungen oder Vergewaltigungen sind nur ein Teil dieser „katastrophalen Erfahrungen".
Die damals betroffenen Kinder werden in folgende drei Kategorien eingeordnet. Es gab die Kinder, dessen Väter anwesend waren, sie wurden durch den Krieg und seine Folgen kaum beeinträchtigt. Diese Kinder wurden auf 35 - 40 % geschätzt.
Einem Anteil von 30 - 35 %, wurden den Kinder mit zeitweiliger väterlicher Abwesenheit zugeordnet. Diese lebten unter zeitweilig eingeschränkten Lebensbedingungen und machten vorübergehend belastende bis schädigende Erfahrungen.
Kinder mit langanhaltender oder andauernder väterlicher Abwesenheit lebten in der Regel unter dauerhaft eingeschränkten Lebensbedingungen und machten dabei mehrfach und lang anhaltend beschädigende bis traumatisierende zeitgeschichtliche Erfahrungen. Der Anteil dieser Kinder wurde auf 30 - 35 % geschätzt.
Die Männer, welche aus dem Krieg nach und nach in ihre Familien zurück kehrten waren zwar äußerlich anwesend, wurden aber meist als innerlich abwesend empfunden. Sie waren gebrochene und verwundete Männer, die nicht mehr dem Männlichkeitsbild, welches die Jahre 1933 bis 1945 bestimmt hatten, entsprachen. Die Chancen, sich wieder in ihren Familien und der Gesellschaft zurecht zu finden wurden immer geringer. Erlebtes wurde totgeschwiegen.
Außerdem ist das Alter des vaterentbehrten Jungen von großer Bedeutung. Je später die Vaterentbehrung und die weiteren beschädigenden Ereignisse eintraten, desto wahrscheinlich war es, dass die Söhne eine wirkliche Kindheit erlebten. Das heißt in einer sicheren Heimat aufwachsen, Freiräume haben, Spiel und Spaß zu haben.
Die Beziehung zur Mutter
Auf Grund familiärer Dramen um Abwesenheit und Verlust, trugen in überdurchschnittlich vielen Familien die Mütter alleine die Verantwortung. In „Söhne ohne Väter" berichten damalige Kriegskinder über ihre Erfahrungen, zum Beispiel auch über die Beziehung zur Mutter. Einer davon, Wolfgang Deimel, berichtet folgendes:
„Mit 60 war ich immer noch ihr Kind, sie war sehr dominant und meinte, mir Vorschriften machen zu müssen. Mit meiner Frau habe ich ihretwegen viel Krach gehabt Ein weiterer Zeitzeuge dazu: (Wolfgang) „Ich habe immer in der Nähe der Mutter gelebt, bis heute in einem Haus; wir empfanden uns nicht als Krüppelfamilie. Wenn Bewerber kamen, die was von meiner Mutter wollten, waren sie und ich uns schnell einig: Das machen wir selbst!"
Viele Männer berichten von meist dominanten Müttern, welche zeitgleich die Mutter sowie die Vaterrolle übernahmen. Die Beziehung zur Mutter wurde oft als eng oder intensiv symbiotisch beschrieben. Den meisten Männern gelang es erst sehr spät sich von dieser verheerenden Beziehung zu lösen. Sie mussten erst erkennen dass diese einen großen Einfluss auf ihre Beziehungen hatte. Wollten sie heiraten, reagierten die Mütter meist mit Trauer oder waren Grund für Krach in der Ehe. Spätere Beziehungen zu Frauen litten unbewusst oder scheiterten. Wäre zum Beispiel ein Vater dauerhaft anwesend, hätte der Sohn bessere Chancen, sich aus der symbiotischen[1] Beziehung zur Mutter zu lösen, die sogenannte Triangulierung[2].
Suche nach Ersatz zur Männlichkeitsfindung
Die Söhne abwesender Väter waren, ob psychisch oder physisch, zwangsläufig auf der Suche nach dem passenden Ersatz zur Männlichkeitsfindung. Das gründete aus Sehnsüchten nach emotionaler männlicher Nähe und Anlehnung. Als männliches Vorbild dienten manchmal ältere Brüder. Aber vor allem im Gruppenleben zwischen Gleichaltrigen (Erinnerungsgemeinschaft) fanden die Vaterlosen ersatzweise das, wonach sie suchten. In diesem Umfeld hatten die Jungen die Möglichkeit den starken Müttern oder anderen weiblichen Bezugspersonen zu „entfliehen". So lernten sie wenigstens im Ansatz, was Männlichkeit bedeutet.
[...]
[1] Symbiose, in der Psychologie bezeichnet der Begriff die gegenseitige Abhängigkeit in einer zwischenmenschlichen Beziehung.
[2] Beschreibt in der Psychologie das Hinzutreten eines Dritten zu einer Zweierbeziehung, also dem Vater, um dem Sohn zu helfen, sich von der Mutter abzulösen und den Ödipuskonflikt zu bewältigen.
- Arbeit zitieren
- Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (B.A.) Martina Bradke (Autor:in), 2011, Einfluss von Kriegskindheiten auf das Altern. Vaterentbehrung und ihre Auswirkungen auf die Söhne während und nach dem II. Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374713
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