Religiöser Fundamentalismus ist spätestens seit dem 11.September 2001 ein Schlagwort in der medialen und politischen Debatte. Vor allem im islamischen Kontext wird Fundamentalismus in Politik und Medien oftmals mit Gefahr und Rückwärtsgewandtheit assoziiert und als Gegensatz zu einer aufgeklärten, „modernen“ und westlichen Weltanschauung kontrastiert. Doch nicht nur Journalisten und Politiker, sondern auch Wissenschaftler setzen sich mit dem Phänomen des Fundamentalismus auseinander, wobei der Begriff gerade unter Wissenschaftlern umstritten ist.
Sehr verschiedene Bewegungen werden gemeinhin als fundamentalistisch bezeichnet. Verfechter des Fundamentalismuskonzeptes, u.a. der Soziologe Martin Riesebrodt, Sivan, Tibi oder Marty/Appleby sind sich darin einig, dass all diese Bewegungen eine Gemeinsamkeit aufweisen; sie stellen eine Reaktion auf die Moderne dar. Wenn diese Reaktion auf die Moderne aber als einziges Kriterium genommen wird, so können viele Phänomene in diese Kategorie fallen, die schwer miteinander vergleichbar sind. Beispiele dafür sind die Ablehnung der Priesterweihe der Frau, die Muslimbrüder in Ägypten, die iranische Revolution unter Khomeini oder das Tragen des Kopftuches in Westeuropa. Auch nichtreligiöse Bewegungen, wie Widerstände gegen demokratische Mehrheitsentscheidungen in Fragen von Werten und Normen oder Kritik an konkreten Missständen des kapitalistischen Wirtschaftssystems oder müssten mitgezählt werden. Ob der Fundamentalismusbegriff dann noch als wissenschaftliche Abgrenzungskategorie taugt, sei dahingestellt.
Diese Seminararbeit will ganz allgemein hinterfragen, was für ein Modernisierungsverständnis den Theorien zugrunde liegt, welche Fundamentalismus als Reaktion auf die Moderne bezeichnen. Des Weiteren soll betrachtet werden, welche Implikationen und Probleme eine Gegenüberstellung von Fundamentalismus und Moderne mit sich bringt. Besonderes Augenmerk soll dabei auf den „islamischen Fundamentalismus“ gelegt werden, da dieser in der allgemeinen Debatte oftmals nicht nur als Reaktion auf die Moderne, sondern explizit als Reaktion auf den Westen charakterisiert wird. In einem ersten Schritt wird die Entwicklung des Fundamentalismus-Begriffes umrissen. In einem zweiten Schritt werden dann das Konzept der westlichen Moderne und die Theorie des Clash of Civilizations erläutert, um in einem dritten Schritt festzustellen, inwieweit Fundamentalismus als Reaktion auf die Moderne betrachtet werden kann.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
2 ENTWICKLUNG DES FUNDAMENTALISMUS-BEGRIFFES
3 VORÜBERLEGUNGEN
3.1 Denken in Gegensätzen
3.2 Fremdgruppenhomogenität
4 DIE MODERNE: EIN EUROZENTRISMUS?
5 THE CLASH OF CIVILIZATIONS
5.1 Huntingtons Theorie
5.2 Kritik
5.2.1 Kulturrelativismus
5.2.2 Rein westliche Moderne
5.2.3 Religion als Konfliktfaktor
6 FUNDAMENTALISMUS ALS ANTIMODERNE
6.1 Fundamentalismus vs. Werte der Aufklärung
6.2 Islamischer Fundamentalismus vs. den Westen
6.3 Der Gebrauch moderner Technik
7 FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
- Citar trabajo
- Sabrina Ruppli (Autor), 2013, Religiöser Fundamentalismus als Reaktion auf die Moderne, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/373558
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