„Das Lachen ist die spezifische Form der menschlichen Interaktion“ 1 und eine der selbstverständlichsten Gefühlsäußerungen. Dennoch sind nur wenig andere Reaktions- und Kommunikationsformen des Menschen so häufig Sanktionen ausgesetzt wesen und ausgesetzt wie das Gelächter.
Voltaire soll einmal gesagt haben, dass „die Menschen, die nach abstrakten Gründen für das Lachen suchen, (...) nicht fröhlich“2 sein können. Aber es ist das Lachen, das einen Einblick in die Gesellschaft des Mittelalters geben kann, es kann als der Spiegel einer ganzen Kultur fungieren, auch im Hinblick auf die Verachtung, die ihm gegenüber zeitweise manifestiert wurde.
Inhaltsverzeichnis
das Lachen im Allgemeinen
das Lachen als soziales Phänomen
das Lachen als kulturelles Phänomen
das Lachen als körperliche Manifestation
Abriss über die Geschichte des Lachens
Aristoteles: der homo risibilis
das erstickte Lachen (Insularität des Lachens)
das scholastische Lachen / die Kasuistik des Lachens
das allgegenwärtige Lachen (Ubiquität des Lachens)
die Kirche und das Lachen: Lachen als Häresie
Kodifikation des Lachens
Lachen und Ordensregeln
Karneval
das Lachen in der Literatur
das Lachen im Allgemeinen
„Das Lachen ist die spezifische Form der menschlichen Interaktion“[1] und eine der selbstverständlichsten Gefühlsäußerungen. Dennoch sind nur wenig andere Reaktions- und Kommunikationsformen des Menschen so häufig Sanktionen ausgesetzt wesen und ausgesetzt wie das Gelächter.
Voltaire soll einmal gesagt haben, dass „die Menschen, die nach abstrakten Gründen für das Lachen suchen, (...) nicht fröhlich“[2] sein können. Aber es ist das Lachen, das einen Einblick in die Gesellschaft des Mittelalters geben kann, es kann als der Spiegel einer ganzen Kultur fungieren, auch im Hinblick auf die Verachtung, die ihm gegenüber zeitweise manifestiert wurde.
das Lachen als soziales Phänomen
Zum Lachen braucht es mindestens zwei oder drei real vorhandener oder fiktiver Personen:
eine, die das Lachen initiiert, eine, die darauf mit Lachen reagiert und eine, über die gelacht wird; oft bedarf es auch derer, mit denen man zusammen lacht. Das Lachen ist somit ein soziales Phänomen, es findet fast nur bei Interaktion zwischen mehreren Personen statt.
Das Lachen ist eine soziale Verhaltensweise, welche Riten, Codes, Handelnde und ein Forum voraussetzt.
Sigmund Freud stellte so die drei Haupttheorien des Lachens auf[3]:
Das „Lachen als Überlegenheit“, der zufolge der Lachende seinen Gegenüber durch sein Lachen zu beherrschen sucht, also ein macht bewusstes Lachen aus einer überlegenen Position. Dann das „ungebührliche Lachen“, das dann geschieht, wenn eine Person grundsätzlich in dem Moment lacht, in dem sie etwas wahrnimmt, das einfach nicht in die gesellschaftliche oder normale natürliche Ordnung hineinpasst. Und zuletzt das „Lachen der Entspannung oder des Sich-etwas-Ersparens“, die relief theory, bei dem der Mensch sich durch lachen Verhaltensweisen erspart, die für ihn sowohl wegen ihrer Gründe und Motive als auch in der Form ihrer Äußerung relativ schwierig auszudrücken wären.
das Lachen als kulturelles Phänomen
und somit als wissenschaftliches Problem
Es besteht ein komplexes Zusammenspiel zwischen den Komponenten Wertvorstellungen, Mentalitäten, Sitten/Gebräuche und Ästhetik des Lachens, deren Qualität je nach zeitlichem und geographischem Kontext variiert. So kann der Forschende sich also nie ganz sicher sein, ob und wie sich die Menschen der mittelalterlichen Gesellschaft über diesen Wortwitz, über diese dramatische Szene oder jene närrische Verhaltensweise amüsiert haben. Der Kulturwissenschaftler steht hier, wie so oft, vor der Hürde der hermeneutischen Distanz oder Differenz.
das Lachen als körperliche Manifestation
Auch die körperlichen Vorgänge beim Lachen dürfen nicht außer Acht gelassen werden, da sie mit Sicherheit unter anderem auch Grund für diverse Sanktionen gegeben haben.
Beim Lachen hat der Mensch seinen Körper nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle.
Sein Zwerchfell kontraktiert, genauso wie seine Gesichtsmuskeln, sodass er unwillkürlich seine Mimik verändert, und er stößt rhythmische Laute aus, ja der ganze Körper kann in 'Mitleidenschaft' gezogen werden und es kann sogar zu einem unstillbarem Lachanfall kommen. Kurzum, beim Lachen ist es das Lachen selbst, das den Körper des Menschen beherrscht, und nicht länger seine Willenskraft und sein Geist.
Abriss über die Geschichte des Lachens
Das Lachen ist nicht unberührt geblieben von dem Laufe der Geschichte, es wurde auf verschiedenste Art und Weise betrachte und behandelt
Aristoteles: der homo risibilis
In dem zoologischen Traktat De partibus animalium bezeichnete Aristoteles das Gelächter als die „differentia specifica“, in seiner Ethik als „proprium“ des Menschen und aus De anima schließlich stammt die berühmte Formel: „Unter allen Lebewesen ist das Lachen allein dem Menschen eigen.“[4] Außerdem meinte er, mit dem Lachen könne man die unterschiedlichsten Gefühlslagen ausdrücken: fröhliches Vergnügen und sarkastische Destruktivität, ausgelassene Heiterkeit und maßlose Aggression, satirischen Spott und die Freude an der Übertretung von Normen und Regeln aller Art... Aus dieser Behauptung entstand durch Überlieferung in die christlich-lateinischen Tradition des Mittelalters das Motiv des homo risibilis, des Menschen, der des Lachen befähigt ist, das sich nur zu leicht von einer wissenschaftlich wertvollen Erkenntnis in das Gegenteil verkehren lässt, nämlich in die Idee von einem 'lächerlichen Menschen.
Des weiteren beschäftige Aristoteles sich neben der in der Antike sehr geschätzten Tragödie auch mit deren komischer Schwester, der Komödie. In seinem Werk Poetik äußert er sich hierzu folgendermaßen: die komische Form des Theaters ist die
Nachahmung von Gemeinerem, aber nicht nur in Bezug auf jede Art von Schlechtigkeit, sondern nur des Lächerlichen, das ein Teil des Hässlichen ist. Das Lächerliche ist nämlich ein Fehler und eine Schande, aber eine solche, die nicht schmerzt und nicht verletzt, so wie etwa eine lächerliche Maske lächerlich ist und verzerrt, aber ohne Schmerz.[5]
[...]
[1] nach Georges Bataille
[2] zitiert nach Jacques le Goff, Das Lachen im Mittelalter, Stuttgart, 2004, S. 9
[3] Sigmund Freud, „Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten“, in Gesammelte Werke, Bd. 6, hg. von Anna Freud, 1973
[4] Aristoteles, De Anima, Buch 3, Kapitel 10; zitiert nach: Machail Bachtin, Rabelais und seine Welt, Volkskultur als Gegenkultur, Frankfurt am Main, 1987, S.119
[5] Aristoteles, Poetik, Kap. 5, zitiert nach: Benedikt Jeßing und Ralf Köhnen, Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Stuttgart Weimar, 2003
- Arbeit zitieren
- Nike-Marie Steinbach (Autor:in), 2005, Aspekte des Lachens im Mittelalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37256
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