Die Arbeit untersucht die politische und ökonomische Einordnung von Friedrich August von Hayek. Der Diskrepanz bezüglich seiner Einordnung wird hierbei auf den Grund gegangen. Aus biografischer Perspektive ist Hayek mit der Wiener und der Freiburger Schule stark verbunden, weswegen die Arbeit auf diese beiden Strömungen begrenzt wurde.
Laut Gablers Wirtschaftslexikon habe Hayek, neben Walter Eucken, die bedeutsamsten Anregungen für die Ausgestaltung der Markwirtschaft in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg geliefert. Eucken gilt als elementarer Vertreter des Ordoliberalismus, welcher auch als Freiburger Schule bekannt ist. Der genannte lexikalische Eintrag rückt Hayek in die Tradition der deutschen Idee der ordo-liberalen (sozialen) Marktwirtschaft. Der radikal-liberale amerikanische Universitätsprofessor deutscher Herkunft Hans-Hermann Hoppe klassifiziert Hayek sogar als Sozialdemokraten. In dem Kleinen Lexikon der Politik dagegen wird Hayek als Minimalstaatler österreichischer Tradition klassifiziert.
Übergeordnet lässt sich zumindest feststellen, dass Hayek aus dem Feld des Neoliberalismus nicht wegzudenken ist. Es ist wichtig die verschiedenen neoliberalen Schulen ins Blickfeld zu nehmen, da der Neoliberalismus selbst keine ökonomische Schule darstellt. Aber wo man ihn genau einordnen kann, stellt sich als schwierige Frage heraus
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: Die Schwierigkeit Hayek einzuordnen
2. Stand der Forschung: Hayek, Anhänger der Wiener- oder der Freiburger Schule?
a) Hayeks Wiener Verbindung
b) Hayeks Freiburger Verbindung
3. Eigene Untersuchung
a) Hayeks Standpunkt
aa) Hayeks Einstellung zu Steuertarifen
bb) Hayeks Einstellung zur Sicherung des Existenzminimums
b) Hayek, ein Wiener?
c) Hayek, ein Freiburger?
4. Fazit der Hausarbeit:
Literaturverzeichnis
1. Einleitung: Die Schwierigkeit Hayek einzuordnen
Bezogen auf den Ökonom Friedrich August von Hayek springt mir eine Unklarheit ins Auge. Diese Unklarheit besteht am stärksten in der oberflächlichen gesellschaftlichen Debatte, aber sie scheint auch in der tiefergehenden wissenschaftlichen Debatte vorhanden zu sein.
Die Versuche Hayek spezifisch ökonomisch/politisch einzuordnen, enden mit unterschiedlichen Ergebnissen. Laut Gablers Wirtschaftslexikon habe Hayek, neben Walter Eucken, die bedeutsamsten Anregungen für die Ausgestaltung der Markwirtschaft in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg geliefert.[1] Eucken gilt als elementarer Vertreter des Ordoliberalismus, welcher auch als Freiburger Schule bekannt ist.[2]
Der genannte lexikalische Eintrag rückt Hayek in die Tradition der deutschen Idee der ordo- liberalen (sozialen) Marktwirtschaft. Der radikal liberale amerikanische Universitätsprofessor deutscher Herkunft a.D. Hans-Hermann Hoppe klassifiziert Hayek sogar als Sozialdemokraten. [3]
In dem Kleinen Lexikon der Politik dagegen wird Hayek als Minimalstaatler österreichischer Tradition klassifiziert.[4]
Übergeordnet lässt sich zumindest feststellen, dass Hayek aus dem Feld des Neoliberalismus nicht wegzudenken ist.
Aber wo man ihn genau einordnen kann, stellt sich als schwierige Frage heraus.
Nimmt man sich Biebrichers Neoliberalismus zur Einführung [5], Butterweges: Kritik am Neoliberalismus [6] oder Gertenbachs: Die Kultivierung des Marktes – Focault und die Gouvernementalität des Neoliberalismus [7] vor, so stößt man in allen drei Inhaltsverzeichnissen auf Friedrich August von Hayek.
In Gertenbachs Inhaltsverzeichnis wird Hayek sogar als der „Konvergenzpunkt des Neoliberalismus“[8] angekündigt. Im entsprechenden Kapitel führt Gertenbach dies weiter aus.
„Als Gründer der Mont Perelin Society bildet Hayek den Ankerpunkt einer politischen Formierung und den Initiator eines netzwerkförmigen neoliberalen Projekts. [...] Wiener Schule, London School of economics, Chicago School und die Freiburger Schule – Hayek war der einzige, der an allen maßgeblichen Anteil hatte und mit allen in Verbindung gebracht werden kann – was auch innerhalb der verschiedenen Schulen nicht selten zu Konfusionen führte.“[9]
Es ist wichtig die verschiedenen neoliberalen Schulen ins Blickfeld zu nehmen, da der Neoliberalismus selbst keine ökonomische Schule darstellt.[10]
Der Neoliberalismus war eine „Selbstbezeichnung der ersten Generation Wissenschaftler, die sich beim Colloque Walter Lippmann und bei der Gründung der Mont Pelerin Society treffen und damit die Debatte um einen neuen Liberalismus aufnehmen.“[11]
Besonders die Spannbreite zwischen der gemäßigten, der Freiburger Schule und der radikalsten, der Wiener Schule, ist sehr groß. Während die Wiener Schule auf den Minimalstaat abzielt, spricht die Freiburger Schule dem Markt etliche Zuständigkeitsbereich ab.[12] [13]
Auf die Unterschiede dieser beiden Schulen werde ich im weiteren Verlauf im Zusammenhang mit Hayeks Positionen noch eingehen. Der ausgeführten Diskrepanz bezüglich Hayeks Einordnung gilt es in dieser Arbeit auf den Grund zu gehen.
In seiner Biografie lassen sich Bezüge zu allen vier neoliberalen Schulen finden.[14]
Die Wiener und die Freiburger stechen dabei allerdings heraus und sind inhaltlich gut voneinander abgrenzbar, auch wenn es minimale Gemeinsamkeiten gibt.[15]
Aus biografischer Perspektive ist Hayek mit beiden Schulen stark verbunden, weswegen ich mich in dieser Arbeit auf diese beiden Strömungen begrenzen werde.[16]
Die Forschungsfrage lautet: Lässt Hayek sich der Wiener oder der Freiburger Schule politisch/ökonomisch zuordnen?
2. Stand der Forschung: Hayek, Anhänger der Wiener- oder der Freiburger Schule?
a) Hayeks Wiener Verbindung
Hayek wurde 1899 in Wien geboren.[17] Er studierte in seiner Heimatsstadt von 1918-1921 Rechts- und Staatswissenschaft.[18] Es zog ihn zunehmend hin zur Ökonomie, wobei sein Kontakt zu Ludwig von Mises, einem der Hauptvertreter der Wiener Schule, sicherlich eine wichtige Rolle spielte. Hayek war Mises in einer Wiener Sonderbehörde unterstellt und ließ sich von ihm einen Aufenthalt in den USA vermitteln.[19]
Nach Hayeks Rückkehr aus den Staaten nahm er 1924 an einem kleinen Privatseminar Mises teil.[20] Abgesehen von dem persönlichen Kontakt beeinflusste Mises Werk Die Gemeinwirtschaft (engl. Socialism) Hayek stark. Es klingt paradox, doch der liberale Friedrich August von Hayek fühlte sich bis Anfang der 1920er Jahre dem Sozialismus zugehörig.[21]
Die Gemeinwirtschaft (Socialism) brachte ihn laut eigener Aussage dazu, sich von sozialistischem Gedankengut zu lösen.
„When socialism first appeared in 1922, its impact was profound. It gradually but fundamentally altered the outlook of many of the young idealists returning to their university studies after [ the First ] World War. I know, for I was one oft them. [...] We were determined to build a better world, and it was the desire to reconstruct society that led many of us to the study of economics. Socialism promised to fulfil our hopes for a more rational, more just world. And then came this book. Our hopes were dashed. Socialism told us that we had been looking for this improvement in the wrong direction.“[22]
Mises steht wie kaum ein anderer Ökonom für die Wiener Schule. [23]
[...]
[1] Wolf, Artur: Hayek. In: Gabler Wirtschaftslexikon, Springer Gabler Verlag (Hrsg.), online im Internet: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/hayek.html, (abgerufen am 13.03.2016).
[2] Biebricher, Thomas: Neoliberalismus, zur Einführung, 2. Auflage, Hamburg 2015, S. 38.
[3] Hoppe, Hans-Hermann: Mythos Friedrich August von Hayek, Von einem “Radikalliberalen“ der sich als Sozialdemokrat entpuppt, In: Zeitloses (Mises Institut Deutschland) 2013, unter: http://www.misesde.org/?p=5014, (abgerufen am 06.03.2016).
[4] Schaal, Gary S.: Neoliberalismus. In: hg. Von Nohlen, Dieter / Grotz, Florian (Hrsg.): Kleines Lexikon der Politik, Bd. 1145 Schriftenreihe BpB, Bonn 2011, S. 391-392.
[5] Biebricher, Thomas: Neoliberalismus, zur Einführung, 2. Auflage, Hamburg 2015, S. 7.
[6] Butterwege, Christopher / Lösch, Bettina / Ptak, Ralf (Hrsg.) (2007): Kritik des Neoliberalismus, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 5.
[7] Gertenbach, Lars: Die Kultivierung des Marktes, Focault und die Gouvernementalität des Neoliberalismus, Berlin 2007, S. 5.
[8] Zit. aus: Ebenda., S. 5.
[9] Zit. aus: Ebenda, S. 66-67.
[10] Kolev, Stefan: Neoliberale Leitideen zum Staat. Die Rolle des Staates in der Wirtschaftspolitik im Werk von Walter Eucken, Friedrich August von Hayek, Ludwig von Mises und Wilhelm Röpke, Online Ressource, Universität Hamburg, 2011.
[11] Ebenda, S. 6.
[12] Reese-Schäfer, Walter: Politische Theorie der Gegenwart in achtzehn Modellen, 2.Auflage, München 2012, S. 171.
[13] Ptak, Ralf (2009): Neoliberalism in Germany. In: Mirowski, Phillip / Plehwe, Dieter (Hrsg.): The Road From Mont Pelerin, The Making of the Neoliberal Thought Collective, Cambridge: Harvard University Press, S. 99.
[14] Gertenbach, Lars: Die Kultivierung des Marktes, Focault und die Gouvernementalität des Neoliberalismus, Berlin 2007, 67.
[15] Wohlgemuth, Michael (2013): German neo-liberalism and ist relevance for Austrian economics.. In: Review of Austrian Economics, 26 (2), S. 105-108.
[16] Ebenda, S. 66-68.
[17] Klausinger, Hansjörg: Die Größten Ökonomen: Friedrich A. von Hayek, München 2013, S. 125.
[18] Ebenda.
[19] Gertenbach, Lars: Die Kultivierung des Marktes, Focault und die Gouvernementalität des Neoliberalismus, Berlin 2007, S. 68.
[20] Ebenda.
[21] Hayek, Friedrich August von: Fortunes of Liberalism, Essays on Austrian Economics and the Ideal of Freedom, In: Buchreihe: Collected Works of F.A. Hayek Volume IV, London 1992, S. 136.
[22] Zit. aus: Ebenda.
[23] Gertenbach, Lars: Die Kultivierung des Marktes, Focault und die Gouvernementalität des Neoliberalismus, Berlin 2007, S. 47.
- Arbeit zitieren
- Nils Rieckmann (Autor:in), 2016, Die politische und ökonomische Einordnung von Friedrich August von Hayek, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/372554
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